Michael von Brücks versuchter Brückenschlag

Hi.

Der Münchner Religionswissenschaftler Michael von Brück, ein guter Bekannter des Dalai Lama, macht sich schon lange für eine Annäherung zwischen den Religionen, insbesondere zwischen dem Christentum (dem er hauptsächlich anhängt) und dem Buddhismus, stark. Er sieht zwar die Unterschiede, vermeint auch aber Parallelen zu erkennen, die einen konstruktiven Dialog ermöglichen könnten sowie gegenseitiges Lernen. Meine Frage: gilt hier die schöne Weisheit, dass gutgemeint das Gegenteil von gut ist, oder könnte mehr dahinter stecken?

Als wichtigsten Unterschied stellt er heraus: „Während das Christentum auf einer in der Heiligen Schrift verbürgten Offenbarung beruht, mahnt der Buddha, dass jeder für sich selbst durch rationale Prüfung und transrationale Bewusstseinserfahrung (…) zur Wahrheit finden muss.“ (Denn wir sind Menschen voller Hoffnung, 11). Dies vorausgesetzt, „müsste das Christentum als autoritäre Gesetzesreligion bezeichnet werden, während der Buddhismus als unfassender Humanismus erschiene, der das Gute im Menschen durch Erziehung fördern möchte.“ (ebd., 12)

Dann aber relativiert v. Brück: „… das Christentum fordert zwar den Gehorsam des Menschen gegenüber Gott, aber nicht, ohne zuvor das Vertrauen in die bedingungslose Liebe und Gegenwart Gottes ermöglicht zu haben: Weil Gott in seine gnadenhafte Zuwendung ständig eine neue Wirklichkeit schafft, kann der Mensch nun auch lieben, nicht weil er zwanghaft ein Gesetz erfüllt, sondern wei er sich real in einem neuen Zusammenhang der Gemeinschaft mit Christus erfährt, weil Christus „in ihm“ lebt und wirkt, wie Paulus sagt.“ (ebd., 12)

Ich will hier nur die Formulierung „bedingungslose Liebe Gottes“ herausheben. Ist das, im christlichen Kontext, wirklich so? Stellt die göttliche Liebe nicht doch Bedingungen?

Weiter: „Ich behaupte, dass alle großen Religionen dieser Welt (…) ähnliche Vorstellungen von Liebe haben, ebenso dasselbe Ziel, durch spirituelle Praxis zum Wohl der Menschheit beizutragen.“ (ebd., 116)

Wie sieht es aus mit der Liebe des biblischen Jesus? Hier ein Zitat aus

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„Jesus spricht öfters von der „Gehenna“ des „unauslöschlichen Feuers“ [Vgl. Mt 5,22. 29; 13, 42. 50; Mk 9,43–48], die für jene bestimmt ist, die bis zum Ende ihres Lebens sich weigern, zu glauben und sich zu bekehren, und wohin zugleich Seele und Leib ins Verderben geraten können [Vgl. Mt 10,28]. Jesus kündigt in ernsten Worten an, daß er „seine Engel aussenden“ wird, die „alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und … in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt“ (Mt 13,41–42), und daß er das Verdammungsurteil sprechen wird: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!“ (Mt 25,41).“

Nun denn. Ist von einer solchen Position aus ein Schritt der Verständigung möglich in Richtung des buddhistischen karuna-Begriffs? Ich melde leise Zweifel an.

Nochmals: ist hier gutgemeint das Gegenteil von gut oder hat von Brücks Zielsetzung einen substantiellen Sinn, über das Gutgemeinte hinaus?

Gruß

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