Religionsphänomenologie

Hallo Leute,

durch den Thread von sober komme ich auf die Frage, ob Religionsphänomenologie
(nach Husserl & weiteren) nicht Teil der Religionswissenschaft ist.

Wiki nennt sie einen „Ansatz“ der Religionswissenschaft.
http://de.wikipedia.org/wiki/Religionsphänomenologie

Freue mich auf weitere Hinweise.

Gruss
Mike

Ok, den noch, dann klinke ich mich aus :wink:

Jein. Die Religionsphänomenologie wird zwar immer noch unter den Religionswissenschaftlichen Zugangsweisen angeführt und muß auch mitbesprochen werden.
Unabhänig davon, das ich die einschlägigen Autoren auch gerne mit Gewinn lese, und sie interessante Ansätze für eine interkulturelle Theologie bildet, haben sich die Methoden eigentlich überlebt, da für viele die
wichtigste Vorraussetzung „religiöse musikalität“ (Otto) o.ä. ist.
In anderen Fällen vermischen sich die durch die Methode vorgegebenen Religiösen Implikaionen die Religionsgeschichtlichen Fakten zu einer Privattheologie, die im prominentesten Falle - Mircea Eliade -
die Nähe zur anderen Ideologie, auch nach der Abschwörung- in diesem Falle dem Rumänischen Faschismus kaum verbergen kann. ( die Schärfe hier, gebe ich zu, ist meine persönliche Ansicht, in abgeschwächterer Form wird man das aber auch wo anders finden).
Nichtsdestoweniger sind die Phänomenologen auch gerade für die Religionswissenschaftliche Entwicklung sehr wichtig, bzw sogenannte Klassiker, weil sie sich an und gegen sie zum heutigen entwickelt hat.

Wenn ich mich aber Recht erinnere, versucht sich die Uni Frankfurt an einer neuen Benutzung der Phänomenologie, allerdings glaube ich, ist das auch hier im letzten Sinne einem Religionsdialog geschuldet.

herzliche Grüße, sober

ach ja, und selbstverständlich auch von meiner Seite:
nix für Ungut :wink:

Hi

Nochmal zur Bestätigung:

Die Religionsphänomenologie hat sich auf dem Weg zur Modernen Religionswissenschaft gebildet und spielte lange auch eine Rolle für sie.

Da sie aber starke Schwächen aufweißt (wie z.B. „Du fühlst das nicht, du darfst nicht mitspielen“ oder Nicht-O-Ton Otto: „Da ist eine heilige Grunderfahrung, mit der ich Gott meine, ich nenne ihn nur anders“, oder: „ich setz jetzt mal generell die existenz einer Seele voraus und tue so als wäre Seele überall das gleiche und universell verständlich“) ist sie heute Teil der Wissenschaftsgeschichte aber nicht der Methodik.

Es gibt Unis in Deutschland wo man sie noch benutzt, aber für gewöhnlich fällt die Phänomenologie raus, da man sie eigentlich nur ernsthaft betreiben kann, wenn man einer monotheistischen Kultur angehört. Die Polytheisten oder Gottlosen Religionen werden in den Klassikern der Religionsphänomenologie im Theorieteil nämlich ausgelassen. Dies liegt auch daran, dass zu jener Zeit noch der Religionsdarwinismus beliebt war (heißt: Aus dem Animismus haben sich die „primitiven“ Religionen entwickelt und sie haben „noch nicht“ den Status des Monotheismus (der ergo das tollste und beste sei) erreicht.)

Fazit:
Es ist Teil der Wissenschaftsgeschichte und man kann die RP als Unterkategorie der Religionswissenschaft betrachten (wie Religionspsychologie, -soziologie, -geschichte etc.) was auch oft passiert - aber aktiv ausgeübt wird sie nur noch selten.

lg
Kate

Danke den Antwortenden
@sober:
Wie „dünn“ die Religionswissenschaft in ihrem Kern ist, das ist spannend; es wird wohl zu Fragen führen, etwa inwiefern man ohne Gott an Gott denken kann oder inwiefern der Begriff Religionswissenschaft subjektiv bleiben darf/muss. Die Diskussion erfordert auch, dass wir den „Vorhof“ aufräumen und fragen, was im weiteren Sinn dazugehört;

@Kate:
danke für den Hinweis. Bezüglich der Religionssoziologie reibe ich mir die Augen, wenn diese nicht zur Religionswissenschaft gehören soll, aber einem Theologen soll dies recht sein. Ich frage dann aber, warum der Inhalt dieser engen ReWi nicht gegen Null tendiert

Hi

Du hast mich falsch verstanden, natürlich gehört die Religionssoziologie zur Religionswissenschaft, es ist eine Unterdiziplin dieser. Es ist nur strittig ob man Religionsphänomenologie quasi ganz „rausschmeißen“ möchte und in die Geschichte der Religionswissenschaft verbannt, oder ob man sie als Unterdiziplin der Religionswissenschaft an sich unterordnet.

lg
Kate

Du schriebst lediglich bloss nur

Unterkategorie

Verstehe Dich also richtig, wenn Du sagst „Unterkategorie, welche nach heute verbreitetem Universitätskatalog im Vergleich zur Phänomenologie Husserls (u. a.) unmittelbarer zur Religionswissenschaft gehört“ bzw. „im Unterschied zur Phänomenologie Husserls (u. a.) unmittelbar Religionswissenschaft ist“.

Gruss
Mike

Hi

Keine Ahnung, warum du deinen Satz unnötig verlängerst, wenn in diesem themenbezogenen Thread der Begriff Religionsphänomenologie ausreicht, da wir beide wissen, wovon wir reden.

Du hast dich vorhin geäußert, dass du nicht verstehst warum Religionssoziologie nicht zur Religionswissenschaft gehören solle.

Ich habe aber geschrieben, dass Religionssoziologie zur Religionswissenschaft gehört - im Rahmen einer Aufzählung von Unterkategorien (hier gleichzusetzen mit Unterdisziplinen) der Religionswissenschaft.

Ferner habe ich festgestellt, dass es momentan zwei Ansichten gibt:
a) Religionsphänomenologie ist eine Unterdisziplin der Religionswissenschaft
b) Religionsphänomenologie entstand auf dem Weg zur Religionswissenschaft, ist jetzt aber veraltet und sollte abgeschafft werden.

lg
Kate

Es kommt nun darauf an, was du als „dünn“ bezeichnet. Eine „Fülle“ von Erkenntnis, die dich überschwemmt, kannst du nicht erwarten. Insoweit, ja, die ReWi ist „dünn“. Die Physik in diesem Sinne übrigens auch, wenn sie nicht a la Hawkins aufgepeppt wird. Hier ist sicher anzunüpfen, dass es wenige medienwirksame Religionswissenschaftler gibt, und die öffentlichen Diskussionen von Theologen ect bestimmt werden, aller Wahrscheinlichkeit aus genau diesem Grunde, weil anderes eben mehr interessiert.

Was du weiteraufführst, verstehe ich nicht ganz.
Ob Gott ohne Gott zu denken ist, geht eher in Richtung Gottesbeweise. Da man aber eben nicht über Gott redet oder nachdenkt, ist es für die ReWi egal. Ob der Anspruch der Objektivität einer Wissenschaft generell gegeben ist, ist nun eine ganz andere Frage, es von vorneherein aber aufzugeben ist Unsinn, im vergleich zu den Eurozentristischen Theorien des 19Jh ist aber schon eine ganze Menge geschehen, auf diesem Weg geht es eben weiter, siehe rausschmiss der Phänomenologie.
Die ReWi ist, was nicht vergessen werden darf, eine junge Wissenschaft und ist noch dabei, eine geeignete Methode zu finden, sollte es keine geben, wird man sich schon selber abschaffen, sich im vorneherein
aber gegen die eigene Überzeugung theologisch vereinnahmen zu lassen wäre doch mehr als bescheurt, eben weil es am Ende eben doch immer Themenbereiche oder einzelne Arbeiten gibt, die dann eben wieder diesen Kriterien der Wissenschaftlichkeit entsprechen, und nicht von glaubensgeleiteten „wissenschaften“ entdeckt worden wäre.
Ich kann an dieser Vorgehensweise kein Problem finden, außer dass da wenig für die Seele drinne ist. Aber - für den Seelenfrieden ist schließlich der eigene Glaube oder Unglaube zuständig.
grüße sober

schon klar, danke
Hallo Kate,

jaja, das habe ich jetzt verstanden. Es war lediglich ein sprachliches Problem wegen des Wortes „Unterkategorie“. Eine Unterkategorie der Säugetiere sind z. B. Hunde, es gibt aber viele andere Säuger. Dagegen sind die säugenden Landtiere für mich bereits nicht mehr Unterkategorie sondern Kategorie, Säuger, die grösser als 10 cm werden können aber nicht nur eine Kategorie sondern ein Zweig, ja sogar für viele der Hauptzweig und keine „Unterkategorie“. Da ich aber glaube, verstanden zu haben, was Du meinst, ist es genug.

Gruss
Mike