Servus Jerome,
da Dein Warum ein ziemlich weit gefasstes Warum ist, außer den eigentlich schon erschöpfenden Auskünften von Petz noch ein paar Splitterchen:
Die Grundsteuer ist im Kern zusammen mit der Kopfsteuer die älteste Steuer überhaupt. In D findet sie ihren Kern in der feudalen Verfassung des Mittelalters, als es grundsätzlich kein Eigentum an Grund und Boden gab außer (zunächst) den beim König als einzigen Grundherren liegenden Eigentumsrechten. In der ganzen „Lehenspyramide“ bis runter zum leibeigenen Bauern gab es bloß Nutzungsrechte an Grund und Boden. Die Grundsteuer als „Grundzins“ ist bereits eine für feudale Verhältnisse sehr moderne Form der Gegenleistung für das Lehen, ursprünglich standen dafür Dinge wie Kriegs-, Gespann- und andere Frondienste, außerdem Gefälle wie das Besthaupt (= das beste Stück Vieh im Stall, auch das beste Gewand im Schrank) im Fall von Tod und anderen bedeutenden Anlässen im Leben eines Bauern. – Das heutige erbliche Eigentumsrecht an Grund und Boden ist eines der ältesten Elemente moderner, bürgerlicher Eigentumsverfassung; das mag der Hintergrund sein, dass der Grundzins so lang überdauern konnte, obwohl die anderen Feudallasten allesamt mittlerweile abgelöst sind.
Fast: Das Brennrecht als ein in die Moderne hinübergeratenes Privileg ist noch zinspflichtig, und das Schankrecht in vielen Kommunen ebenfalls. Während z.B. Mühlen-, Brücken-, Wäge- und Fährrechte heute keine Diskussion mehr wert sind. Ich habe noch als Schüler in ländlichen Bahnhöfen die grauen Kesselwagen der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein stehen sehen, in denen die natural in Gestalt von Schnaps entrichteten Gefälle der Abfindungsbrenner (deren Vorrecht, nicht in Geld zu zinsen) gesammelt und Richtung 4711 transportiert wurden.
Neben Grundzins und Akzisen gibts als übriggebliebene Feudallast noch einige anderen. Die Gewerbesteuer ist eigentlich ein Zunftbeitrag - daher auch der legendäre 18(1) EStG, der Notare, Ärzte, Henker und andere unehrlichen Berufe von der Zunftfähigkeit ausschließt.
Bleiben als nahe Verwandte der Akzisen noch die Zölle, die einzig und allein dadurch legitimiert sind, dass es wesentlich einfacher ist, einen Schlagbaum aufzustellen und von jedem Gefährt mit Salz, Wein, Häuten, Leinen oder anderen bedeutenden Handelswaren das jeweilige Schutzgeld zu kassieren, als ein bürgerliches Steuersystem aufzuziehen.
Wenn wir jetzt diesen Rundumschlag auf die Hundesteuer anwenden, scheint sogar diese eine Art Sinn zu geben…
Und auf kurz oder lang werden auch die Ertragssteuern - Kernstück der bürgerlich-republikanischen Konzeption vom solidarischen Gemeinwesen, zu dem jeder nach Maßgabe seiner Leistungsfähigkeit beiträgt - zur historischen Rumpelkammer gehören: Schließlich sind sie nicht allokationsneutral, ergo böse.
Kurz: Wenn man will, kann man für jede Steuer eine Legitimation finden. Aber im Einzelfall wird nicht viel dran vorbeiführen, sie ebent als historische Tatsache aufzufassen, wie die legendäre Schaumweinsteuer und den Solidaritätszuschlag.
Schöne Grüße
MM