Medizin studieren?

Hallo Leute!!
Ich denke das mein Wunsch nicht realistisch ist aber ich wollte euch trotz dem mal fragen. Ich bin 24 Jahre und ehemaliger Hauptschüler. Aber wegen Krankheit musste ich die Schule schmeißen und habe somit GAR KEINEN Schulabschluss. Und Jetzt meine Frage: Kann man unter meine Bedingungen Arzt werden?

Lieben Dank in Voraus

Wieso ist der Wunsch nicht realistisch? Machbar ist es, wenn es auch sehr viel Disziplin und Durchhaltevermögen bedeutet.

Das Abitur kann man an der Abendschule oder anderen Schulen nachmachen. War jemand berufstätig, dann geht das auch ohne Hauptschulabschluss, Dauer dann rund 3,5 Jahre. Genauer kann man das hier ermitteln: http://www.abi-nachholen.de/laufbahn-abitur.php

Medizin ist begehrtes Numerus-Clausus-Fach, die Noten müssen dann richtig gut sein. Besonders gute Noten in Naturwissenschaften helfen an einigen Unis.

Das Studium selbst ist sehr anspruchsvoll. Du solltest dich vor so einem Vorhaben gut prüfen, ob du dafür geeignet bist. Dafür wäre das Abi bereits ein erster Test.

Wenn du mehr aus deiner jetzigen Situation machen willst, würde ich das Abi in jedem Fall machen. Das schadet dir mit Sicherheit nicht. Dann kannst du immer noch sehen, ob es für ein Medizinstudium reicht.

Als ein mögliches Vorbild: Ich habe eine Freundin, die in den 80ern als Übersiedlerin nach Deutschland kam. Schwanger mit einem Schulbabschluss, der hier nicht anerkannt wurde. Der Mann damals frisch gebackener Akademiker, bekam hier an der Uni direkt einen guten Job. Sie hat die zwei Kinder aus dem Gröbsten raus und bis zum Schuleintritt gebracht und mit 26 angefangen. Es war hart, besonders als Mutter, aber inzwischen ist sie eine wirklich gute Kinderärztin.

Mit 50 etwa wärste fertig
Moin

Ich bin 24 Jahre und
ehemaliger Hauptschüler.

Okay, ich war auch 24 Jahre alt, als ich begann, Medizin zu studieren. Der numerus ckausus und die Wartezeit halt. Aber da du keinen Schuilabschluss hast, musst du dir das zeitlich eher folgendermaßen vorstellen (ich versuche jetzt mal realistische Durchschnittszeiten zu addieren):
5 JaHRE bis Zum Abitur, dann 7 Jahre Medizinstudium, dann nocheinmal 7 Jahre bis zum Facharzt, das sind 19 Jahre. Rechne mal lieber ein Jahr für Imponderabilien noch dazu, dann brauchst du 20 Jahre - OHNE die numerus-clausus-Wartezeit! Mit der numerus-clausus-Wartezeit musst du nochmal, je nach Durchschnitt, 5-6 Jahre dazu rechnen, du bist also spielend bei einem Duchschnitt von 26 Jahren, ehe du dich dann als Facharzt niederlassen kannst - das ist die realistische Variante. Dann wärst du also 50 Jahre alt und kannst noch gut 10 Jahre arbeiten. Aber der Aufwand? Jetzt schau dir aber doch nochmal die Berechnungen und Vorschläge der Anderen hier an :wink:
Gruß,
Branden

Wieso du auf 5 Jahre bis zum Abi kommst, erklärst du?
Durchschnittstudium liegt bei knapp 13 Semestern
Ab dann kann man bereits als Arzt tätig sein, nicht jeder strebt die niedergelassen Praxis an.
Facharztausbildung für einen Großteil der Gebiete 60 Monate = 5 Jahre (dazu gehören beide Fachärzte der Psychotherapie), manche 6 Jahre, wenige weniger und noch weniger noch mehr.

Ich komm da auf 15 Jahre + x. Wobei, wie gesagt, tätiger Arzt, auch mit ordentlichem Einkommen, ist man bereits früher, könnte hier mit 36/37 der Fall sein.

Wieso du auf 5 Jahre bis zum Abi kommst, erklärst du?

Hallo,

ich denke, die 5 Jahre sind gar nicht so unrealistisch. Der Fragensteller hat derzeit gar kein Schulabschluss. Und wenn ich mich nicht vertue braucht man einen qualifizierten Realschulabschluss. Also müsste er den erst mal nachholen, oder nicht?

Gruß Tina

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Den qualifizierten Realschulabschluss braucht es nicht. Deshalb sind es ja auch 3.5 Jahre und nicht 3. Dafür hatte ich einen Link gesetzt, da braucht man dann nicht zu spekulieren.

Der Vollständigkeit halber dann noch die Bestätigung, dass die 7 Jahre Facharzt um 40% zu hoch geschossen sind: http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=1.128.129

Moin

Der Vollständigkeit halber dann noch die Bestätigung, dass die
7 Jahre Facharzt um 40% zu hoch geschossen sind:
http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=1.128.129

Formal ja. Realistisch betrachtet sind es dann doch meist eher 7, insbesondere bei den operativen Fächern, und das sind ja nicht wenige. Ehe man den Katalog volloperiert hat, braucht es schnell mal 7 Jahre.
Natürlich habe ich insgesamt ja eine realistische bis leicht pessimistische Zeit beschrieben - was würde es dem Kandidaten bringen, wenn man ihm ein Wolkenkuckucksheim ausmalt und er dann nach 10 Jahren schon frustriert und entnervt das Handtuch wirft? Also lieber deutlich machen, dass es bei seinem bisherigen Abschluss noch eines recht langen und harten Weges bedarf.
Es ist eben nicht ganz so wie bei Sascha Hehn in der Schwarzwaldklinik.
Gruß,
Branden

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braucht es schnell mal 7 Jahre.

Vo denen, die ich so um mich herum habe, hat keiner 7 Jahre gebraucht, es sei denn, wir reden von Spezialisierung. Außerdem hast du einige Grundannahmen gestellt, die man nicht einfach so unterstellen kann. Nicht jeder will Chirurg werden, nicht jeder will sich in eigener Praxis niederlassen, viele möchten einfach als Arzt praktizieren und sehen es bereits als erste Erfüllung ihres Berufswunsches an, wenn sie genau dieses tun können. Das kann man schon, bevor beziehungsweise während man Facharzt wird. Selbst wenn man noch Puffer drauf legt, kann hier jemand noch über 25 Jahre seinem Berufswunsch nachgehen.

Also lieber deutlich machen, dass es bei seinem
bisherigen Abschluss noch eines recht langen und harten Weges
bedarf.

Nichts anderes habe ich getan.

Es ist eben nicht ganz so wie bei Sascha Hehn in der
Schwarzwaldklinik.

Von Arztserien als Weiterbildungsmedium halte ich nur eingeschränkt etwas. Aber war es nicht Frau Christa Brinkmann, die das Medizinstudium auf dem zweiten Bildungsweg gemacht hat?

Hi nochmal

Von Arztserien als Weiterbildungsmedium halte ich nur
eingeschränkt etwas.

Ich auch, ohne Frage. Die einzige, die mir bisher wirklich gefiel, war „In treatment - der Therapeut“ mit Gabriel Byrne als Dr.Paul Weston.

Aber war es nicht Frau Christa Brinkmann,
die das Medizinstudium auf dem zweiten Bildungsweg gemacht
hat?

Mag sein. Ich will ja auch nicht allzu pessimistisch wirken, zumal ich ja selber erst mit 24 angefangen habe, Medizin zu studieren. Meinen Facharzt für Psychotherapeutische Medizin hatte ich dann letztlich im Alter von 48 Jahren. Im Rückblick bin ich zwar zufrieden, finde es aber arg verzögert. Na, vielleicht nur mein Problem.
Gruß,
Branden

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Hi,

ich bin auch eher auf der pessimistischen Seite. Natürlich geht es in der Theorie schnell. Du willst es aber in der Praxis durchführen.

Jetzt weiß ich nicht, in welchem Bundesland du lebst, und wieviel Berufspraxis du hast und ob du überhaupt einen Beruf erlernt hast. Gehen wir mal davon aus, du hast einen gelernt und lange genug darin gearbeitet. Dann dauert es in Bayern 2 Jahre Vollzeit (ca. 36 Stunden pro Woche Unterricht) um das allgemeine Abitur nachzuholen - inklusive Erwerb der Kenntnisse in einer zweiten Fremdsprache. Wer wie Du fast 10 Jahre aus der Schule raus ist, findet es in der Regel sehr schwer, wieder die Schulbank zu drücken. Du bist vermutlich schon wesentlich erwachsener als Deine Mitschüler, auch wenn sie nicht wesentlich jünger sind, weil Du viel länger aus der Schule raus bist.
Auch das Lernen will wieder gelernt sein. Auch das ist erfahrungsgemäß eine Herausforderung - und du brauchst einen Schnitt von 1,xx, um sofort einen Studienplatz zzu bekommen. Aber Du darfst ja wiederholen - so werden aus den theoretisch 2 praktisch schnell 4 Jahre.

Wenn Du erst Deinen REalschulabschluss nachholen musst, kommt noch zeit hinzu - wie lange das dauert, weiß ich nicht.

Zur Dauer des Studiums selbst wurde ja schon einiges gesagt. Die Regelstudienzeiten, die man da so findet, sind immer überraschend kurz. Die REgel ist aber in der PRaxis die Ausnahme: BEgabte Studenten, die nicht nebenher arbeiten müssen, schaffen das vielleicht. Normal gute Studenten, oder solche, die nebenher arbeiten müssen, brauchen länger. Meine Regelstudienzeit war 9 Semester, gebraucht habe ich 13 (jeweils inkl. Examenssemester), mit meiner jetzigen Erfahrung denke ich mir, 11 hätten auch gereicht - aber eben nicht 9.

Nun musst Du Dir überlegen, dass wir hier alle bei unseren Überlegungen davon ausgehen, dass Du in Vollzeit lernst / studierst. Du wirst selbst bei optimistischen Schätzungen Mitte 30 sein, wenn Du die Facharztausbildung beginnst. Möchtest du dann noch ohne festes Einkommen sein? Möchtest Du Dich dann immer noch auf dem Weg zum Job befinden?

Aber: wie auch immer Deine Entscheidung hinsichtlich des MEdizinstudiums ausfällt - mach deinen Schulabschluss nach, und beginne ruhig den Weg hin zum Medizinstudium. Das mindeste, was es Dir bringt, sind besserbezahlte Jobs, größere Sicherheit - und nicht zuletzt ziert so ein bisschen Bildung jeden Menschen :smile:

Halte Dir aber Alternativen offen für den Fall, dass Du erkennst, dass Du nicht der Überflieger bist, der du sein musst, umso einen großen Sprung in so kurzer Zeit hinzulegen.

Viel Erfolg, wie auch immer Deine Entscheidung aussieht.

die Franzi

Hallo,

mal ne andere Frage: Hast du eine abgeschlossene Berufsausbildung?

Wenn ja, ist vll der Weg über Meister bzw. Fachwirt angenehmer. Denn immerhin bleibst du im Fach. Ich weiß zwar nicht, ob Medizin Ausnahmen hat, aber generell dürfte man mit einem Meister (evtl. bundeslandabhängig) an einer Universität studieren dürfen.

Gruß, Leebo