Recht auf Schulwechsel im Realschulsystem

Bildung & Beruf Schule
#1

Hallo liebe Forumsmitglieder,

hiermit wende ich mich verzweifelt an euch mit der Bitte um kompetenten Rat.
Unser Sohn besucht die 9. Klasse einer Realschule und ist nun erstmals sitzen geblieben. Er befindet sich im „Dauerkriegszustand“ mit seinen Lehrern, was sich auf seinen Leistungsstand und mittlerweile leider seit 2,3 Monaten auch auf sein Sozialverhalten ausgewirkt hat. Ohne sein Fehlverhalten zu entschuldigen - wir haben zahlreiche Gespräche mit ihm geführt und alles Mögliche probiert - muss auch gesagt werden, dass die Unterstützung der Schule dürftig war. Dies alles aber gipfelt nun darin, dass uns 10 Tage vor Schuljahresende nahegelegt wurde ein Hauptschulabgangszeugnis zu nehmen und mit ihm eine Lehrstelle zu suchen. (für 2010 wohlgemerkt!)
Unsere Absicht war schon vor diesem Gespräch, den Wechsel auf eine andere Realschule Plus mit deutlich besserem Ruf vor zu nehmen.
Der nächste Tiefschlag aber: der Rektor dieser Schule hat heute im Telefonat einen Wechsel verweigert. Sinngemäß: „Er kann ja an der bisherigen Schule wiederholen. Wenn ihm diese Schule dass nicht erfolgreich zutraut, warum sollte er es dann bei uns schaffen usw.“ Wir sind am Boden zerstört und fragen um Rat/rechtl. versierte Auskunft.

  1. Müssen wir eine Ablehnung klaglos hinnehmen, oder gibt es einen Rechtsanspruch auf Schulwechsel?
  2. Haben wir Anspruch auf Notenanhebung, falls wir tatsächlich das „HS-Zeugnis“ nehmen?
  3. Falls wir dann (was wohl realistisch ist) keine Lehrstelle finden. Muss ihn dann eine Berufsfachschule in der BF1 aufnehmen (er ist 15 1/2 - und es besteht ja wohl Schulpflicht)

Bitte helft uns. Vielen Dank!!!

PS Es gab trotz Faulheit und Einträgen im Klassenbuch nie einen schriftl. Tadel nach Hause. Er hatte auch noch nie mehr als 3,4 Fehltage im Halbjahr.

#2

Liebes Forumsmitglied,
in bin Konrektor an einer Werkrealschule in BaWü. Ich weiß nicht, in welchem Bundesland Ihr Sohn auf die Realschule geht.

zu1. Es gibt eine Schulpflicht, aber keinen Rechtsanspruch auf eine besondere Schule. Sie können aber versuchen, am besten mit einem persönl. Besuch, eine RS zu finden, die Ihren Sohn probeweise aufnimmt.

zu2. Einen Anspruch auf Notenanhebung beim Übergang auf eine HS gibt es nicht.

zu3. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, hat Ihr Sohn kein Versetzungszeugnis von Klasse 9, dh. auch keinen HS-Abschluss. Evtl. finden SIe eine HS/WRS, es gibt auch gute, die ihn aufnimmt, wo er einen Abschluss machen kann. Evtl. ist das in Ihrem Bundesland auch in einer Berufsfachschule möglich. Bitte dort direkt nachfragen.

Ich hoffe ich konnte Ihnen etwas weiterhelfen.

Freundliche Grüße! Und viel Erfolg!
R.M.

#3

Lieber R.M. Zunächst einmal vielen Dank für kompetetenten Rat und Hilfestellung. In einer Hinsicht haben Sie mich falsch verstanden - ich mich vielleicht falsch ausgedrückt. Den HS-Abschluss hätte er theoret. erreicht. Die aktuelle Schule will ihn ja gerade mit diesem Abschluss Richtung Ausbildungststellensuche „wegloben“. Ich bin berufl. Sozialversicherungsfachangestellter der AOK im Außendienst und dabei gehört zu meinen Tätigkeitsschwerpunkten die Bewerberberatung/Bewerbertraining. Ich helfe also Jugendlichen bei der Ausbildungsstellensuche und wei0 deshalb um die Perspektiven, jetzt noch einen Ausbildungsplatz zu suchen!
Unser Sohn will eigentlich an seiner Schule bleiben - was aber eventuell mit der Angst vor Neuerungen zu tun hat. Wir wiederum haben Angst, dass die - sicher auch nicht unerhbelich durch sein Lern- und zuletzt auch Sozialverhalten selbst verschuldete - Ablehnung aber so groß ist, dass er auf keinen „grünen Zweig“ mehr kommt. Er selbst ist derzeit so voller Gift, dass es sehr schwer ist ihn richtig zu erreichen. Gespräche mit externen, neutralen Ratgebern (darunter auch zwei Lehrer, die zu meinem Freundes/Bekanntenkreis gehören) führen zu unterschiedlichen Ratschlägen mit dem Kernpunkt: Lass ihn dort, wo er ist - arbeite mit ihm daran, dass er sich durchkämpft" oder auch: "ein echter Neuanfang ist wahrscheinlich nur in einem veränderten umfeld möglich.

#4

Sie haben Recht, ich habe übersehen, dass er eine Versetzung in die 10 Kl. hat, und damit den HS-Abschluss besitzt.
Ein Leitsatz kann sein: Was hilft dem Sch. am besten?
Wir arbeiten bei uns folgendermaßen: Wir bieten dem Sch. einen Vertrag mit Rechten und Pflichten und eine Probezeit im neuen Schuljahr an.
Manchmal kann aber auch ein „Tapetenwechsel“ Anlass für neue Motivation sein.
Ich habe gerade das Buch gelesen „Unser allerbestes Jahr“ von David Gilmour - in dem Bestseller-Roman geht es um einen Vater, dessen Sohn nicht mehr zur Schule gehen möchte …
Ich wünsche Ihnen eine glückliche Hand bei Ihren Entscheidungen!
Freundliche Grüße!
R.M.

#5

Hallo lieber R.M.

Vielen Dank - auch für die Buchempfehlung. Wir haben mittlerweile eine (hoofentlich richtitige) Entscheidung getroffen. Unser Sohn wird auf seiner Schule bleiben. Dies war sein Wunsch - wobei wir ihm die Möglichkeit gegeben haben uns zu erläutern, wie er dort seine weitere Zeit besser und erfolgreicher gestalten kann. Er hat dabei dann aus eigenem Antrieb Einsicht gezeigt - wir wollen hoffen, dass dies keine Lippenbekenntnisse sind - und wir werden ihn aktiv bei allem unterstützen, was ihm in dieser Hinsicht weiter helfen kann.

#6

Hallo Verzweifelte,

Das Hauptschulabgangszeugnis würde ich auf jedenfall mit aller Kraft
versuchen abzulehnen, zumal auch Realschüler in der Hauptschule einen
Prüfung ablegen können und so zumindest den Hauptschulabschluß zu haben,
jedoch kann es durchaus sein, dass diese Termine schon vorbei sind.

Ich würde mich auf jeden Fall auf dem Schulamt erkundigen, denn ich glaube
nicht, dass die Ablehnung eines Schulwechsel so einfach ist. Also auf
jedenfall mit dem Schulamt in Verbindung setzten und nicht klein reden
lassen - ich habe schon bei anderen Eltern gesehen was sie erreicht haben,
wenn man da auch energisch genug ist.
Nach dem euer Sohn ja sowieso im Kriegszustand mit den Lehrer seiner
jetzigen Schule ist, hätte es ja keinen Sinn das Jahr dort zu wiederholen.

Dann ist da auch die Frage - wie war euer Sohn (Noten) bevor er sich
entschieden hat in den Krieg zuziehen? Haben sich seine Noten sehr
verschlechtert, wirkt er zu Haus viel intelligenter als das was seine Noten
zeigen, dann würde ich auch einen IQ-Test durchführen lassen.

Ich wünsche euch viel Glück und Kraft.

Gruß Brigitte