Moin!
auch ich habe ein dreigliedriges Schulsystem erfolgreich
absolviert. Das hält mich aber nicht davon ab, die Schwächen
dieses Systems zu erkennen.
Ich bin auch weit davon entfernt ein Gesamtschulmodell, wie es
etwa die USA hat, zu favorisieren, da bliebe ich lieber beim
Status Quo. Meiner Meinung nach kann auch ein dreigliedriges
Schulsystem bestehen bleiben, aber stärker
binnendifferenziert.
Du wehrst dich gegen Gleichmacherei, da bin ich ganz bei dir.
In unserem Dreigliedrigen System wird nach der einmaligen
Selektion aber kaum mehr differenziert. Alle Gymnasiasten
sollen das gleiche leisten. Das ist auch eine Form von
Gleichmacherei, die mit Zentralabitur, eingeschränkten
Wahlmöglichkeiten und vor allem der Leistungsverdichtung im
sogenannten G8 zum tödlichen Kocktail für so manches begabte
Kind wird, dass nur gerade nicht dem favorisierten
Leistungsidealprofil entspricht.
Das ist wieder ein anderes Thema. Individuelle Förderung von Hochbegabten ist auch im Rahmen des Gymnasiums möglich.
Zudem git es mehrere Zweige im Gymnasium, was eine gewisse Differenzierung erlaubt.
In Gesamtschulen wird dagegen gar keine Gleichmacherei
betrieben. Da wird nach Leistung individuell differenziert.
Das das oft nicht gut gemacht wird, sehe ich auch (es gib auch
schlechte Gymnasien), das ändert aber nichts daran, dass
Gesamtschulen vom Prinzip her gerade nicht gleichmacherisch
sind.
Die Gleichmacherei in der gesamtschule liegt m.E. bei dem Einpendeln auf einem niedrigen bis maximal mittleren Niveau. Alle Kinder in die Dorfschule, Eliten gibt es nicht.
(Übrigens ein gewisses Paradox bei Dir, auf der einen Seite
die kurzen Ausbildungszeiten in den USA zu loben, aber dabei
auszublenden, dass die dort ein Gesamtschulsystem haben, das
allerdings über das Einkommen der Eltern differenziert wird)
Lies mal meine Artikel oben.
Ich trete nciht für die US-Gesamtschule auf niedrigem Niveau (High School) ein, sondern für allgemein kurze Ausbildungszeiten, welche in den USA realisierbar sind.
Was dort gut ist: es gibt extrem gute Colleges und Universitäten, wo dann das in der High School Versäumte aufgeholt wird.
Man bekennt sich zur elite.
Das müssen wir noch lernen.
Vielleicht kann hier auch ein Blick nach Frankreich helfen, wenn der aktuell politisch korrekte USA-Hass einem den Blick verstellt.
Dort werden ebenfalls ganz klar Eliten gefördert. In einem 3-gliedrigen Schulsystem.
Wir können es uns nicht erlauben Ressourcen zu verschwenden,
indem wir Kinder vom Abitur abhalten, die es schaffen könnten,
und genau das macht unser selektives System. Im
Internationalen Vergleich haben wir zu wenig Abiturienten und
zuwenige Hochschulabsolventen. Nicht umsonst hat Bayern die
geringste Abiturientenquote in D. und füllt seine Unis mit
Absolventen aus anderen Bundesländern auf.
Andererseits bringt es nichts, wenn alle Abitur machen.
Klar ist, dass hier sehr viel an den Eltern hängt.
Das ist ein Problem, da die Deutschen eben zu einem großen Teil Leistungsverweigerer sind, die die Notwendigkeit von Bildung nicht verstanden haben. Somit sind diese Leute auch nicht in der Lage, ihren Kindern die nötige Richtung und Motivation mitzugeben.
Der Staat kann das aber nur bedingt leisten.
Die hochgelobte „Durchlässigkeit“ ändert daran im Grundsatz
nichts. Das ist ein Sicherungssystem mit Verlusten und
Verzögerungen. (Hast nicht du den Schnellen Schuldurchlauf der
Amerikaner gelobt?) Ich arbeite auch in einer Fachoberschule,
wo Leute die vom Gymnasium nicht genommen wurden nach einer
Berufsausbildung ihr Fachabi und mit noch einem Jahr an einer
Berufsoberschule das Abi machen. Die können dann auch
studieren - meistens sind sie dann mitte Zwanzig. Schön das es
das gibt, aber wäre es nicht auch in deinem Sinne, wenn die
mit mitte Zwanzig das Studium beenden würden, anstatt es erst
zu beginnen?
Klar.
s.o.
Ich kann auch nicht für jedes Detail des deutschen
Bildungsflickenteppichs sprechen, aber das die bayrischen
Gymnasien absolut die besten sind, ziehe ich (aus schon
genannten Gründen) stark in Zweifel. Und was hier in NS, auch
daran orientiert, vom Zaun gebrochen wurde, grenzt an
Wahnsinn.
Ich kann lediglich von meinen erfahrungen berichten. Und da waren die bayerischen abiturienten eben mit Abstand die besten im Studium.
Ich bin da voller hilflosem Zorn, weil meine Tochter nächstes
Jahr die Grundschule verlässt und dann in dieses
unkontrollierte Experiment gesteckt wird. Sie ist sehr gut in
der Schule, aber trotzdem habe ich tatsächlich schon mit dem
Gedanken gespielt das Land deswegen zu verlassen. Da stehen
aber dann doch zuviele Gründe dagegen und so müssen es die
Kinder ausbaden.
Wenigstens muss sie nicht in die Gesamtschule.
Gruß,
M.