1 Kubikmeter Gas

Hallo

Mich würde mal interessieren, warum zumindest beim Erdgas die Menge sehr oft in Kubikmetern angegeben wird.
Wenn ich ein Gefäß mit einem Kubikmeter Vakuum habe und tue 1000 Moleküle Stickstoff rein, dann ist das doch ein Kubikmeter Gas obwohl praktisch leer, oder? Und wenn ich 100 Atü Preßluft reintue, dann ist das auch ein Kubikmeter Gas, bloß wiegt der dann etliche Zentner.
Bei Propangasflaschen rechnet man in Kilogramm, bei der Gasrechnung auch schon mal in Kilowattstunden, dem kann ich viel leichter geistig folgen.

Hans Ode

Hallo

Es gibt 2 Möglichkeiten das Gas in Kubikmeter anzugeben.

  1. Normkubikmeter:

Hm, sehr undurchsichtig.
Meine Gasuhr mißt also die Kubikmeter unter den örtlich tatsächlichen Bedingungen, und die Gasanstalt berechnet anhand etlicher Parameter daraus die Normkubikmeter, obwohl sie die Parameter gar nicht kennen kann, z.B. mit wieviel Druck und wieviel Temperatur das Gas meine Gasuhr im Jahresverlauf erreicht hat.
Kann man durchströmendes Gas nicht auch wiegen?
Der Verbraucher muß ja schon blind darauf vertrauen, daß das Gas nicht gepanscht ist.

Hans Ode

Guten Abend,

soll die in einem größeren Zeitraum entnommene Menge von Gas ermittelt werden, so ist eine Volumenmessung technisch besonders einfach. Das Wiegen der Gesamtmenge wie bei einer Propangasflasche ist nicht möglich.

Bei unterschiedlichem Druck und unterschiedlicher Temperatur ergibt sich ein unterschiedliches Massen/Volumenverhältnis. An Kleinverbraucher wird das Gas über einen Druckregler geliefert.
Diese befindet ich unmittelbar an der Messeinrichtung. Daher ist der Gasdruck nur vom äußeren Luftdruck abhängig. Dessen Jahresmittelwert ist abhängig von der Höhe der Abnahmestelle. Das wird bei der Abrechnung berücksichtigt.

Der Energieinhalt des Gases ist abhängig von der Temperatur.
Da Gas über im Erdreich verlaufende Rohrleitungen geliefert wird, ist die Temperatur des gelieferten Gases verhältnismäßig konstant. Der Jahresmittelwert der Temperatur wird ebenfalls bei der Abrechnung berücksichtigt.

Erdgas aus unterschiedlichen Quellen ist unterschiedlich zusammengesetzt und hat einen unterschiedlichen Brennwert.
Der Wechsel von einer Sorte zu einer anderen erfolgt in größeren Zeiträumen. Bei der Energieabrechnung werden diese Zeiträume berücksichtigt. Zumindes dieser Parameter würde bei einer Gewichtsmessung des Gases auch nicht erfasst.

Dass bei der "Energie"abrechnung die Einheit kWh verwendet wird ist vom Gesetzgeber so vorgeschrieben.

Bei jeder Messung ist Aufwand und Nutzen zu berücksichtigen. Da letztlich der Abnehmer auch die Kosten für den Messaufwand tragen muss, ist es nicht zweckmäßig eine zu hohe Messgenauigkeit zu fordern.

Theoretisch ist natürlich vorstellbar, dass die Gasmenge laufend in kleinen Portionen in einem Behälter gewogen wird. Aus technischen Gründen ist es aber kaum möglich, den Behälter in einem luftleeren Raum anzuordnen (Problem der Gaszuführung). Infolge des Auftriebs durch die verdrängte Luft muss deshalb bei der Gewichtsbestimmung der Einfluß von Umgebungstemperatur und Luftdruck berücksichtigt werden. Man hat also ganz ähnliche Probleme wie bei der Volumenmessung.

Schließlich möchte ich als ehemaliger Mitarbeiter in einem Energieversorgungsunternehmen Ihnen Herr Ode versichern, Sie können als „Verbraucher … schon blind darauf vertrauen, daß das Gas nicht gepanscht ist.“ Auch wenn die Medien manchmal einen anderen Eindruck vermitteln, bei der Energieversorgung sind keine Kriminellen am Werk. Und wenn sie der Gasrechnung „geistig“ nicht folgen können, machen Sie sich nicht daraus, dem ehemaligen Bundeskanzler Schmidt ging es auch nicht anders.

MfG

AGb

Mich würde mal interessieren, warum zumindest beim Erdgas die
Menge sehr oft in Kubikmetern angegeben wird.

Einfach weil die üblichen Gaszähler nur Volumen messen können. Eine Erfassung der Masse wäre um Grössenordnungen aufwendiger. Praktisch geht das nur, weil sich die Temperatur des Gases aus der Leitung relativ wenig ändert.

Gruss Reinhard

Herzlichen Dank, Graubart, für diese ausführlichen Informationen.

Ich hatte in der Tat noch nie den Eindruck, daß es in Deutschland gepantschtes Gas gab, das nicht gescheit brennt. In Rumänien z.B. schon.

In welcher Größenordnung ändert sich denn der Energiegehalt/Brennwert mit der Temperatur? D.h. wie weit sind wir davon entfernt, daß eine monatliche Ablesung sinnvoll würde?
Wie ist denn da so die Größenordnung pro Grad? Mein Gas ist bestimmt kälter als das auf der anderen Straßenseite, besonders im Winter.

Gruß

Hans Ode

Eigentlich hätte ich mir das selber denken, aber erst Graubart hat es mir gesagt, daß natürlich bei mir ein im Haus reduzierter und konstanter Gasdruck ist, und es darum nur noch auf die Temperatur ankommt, solange der Druckminderer funktioniert.
Im Gegensatz zum Luftdruck hat die Temperatur einen Jahresgang, der wohl dem des Leitungswassers ähnelt. Das sind schon so was über 10 Grad rauf und runter.
Das Gas ist demnach pro Brennwert im Sommer teurer als im Winter, aber um wieviel, um fast garnichts?

Das Gas ist demnach pro Brennwert im Sommer teurer als im
Winter, aber um wieviel, um fast garnichts?

kann man sicher ausrechnen, aber da die Gasbetreiber das so abrechnen kann es nicht viel sein, weil das meiste Gas im Winter verbraucht wird. Wäre der Unterschied deutlich, würden sie noch ein Thermometer einbauen, dass die Temp. mitprotokolliert oder direkt die Geschwindigkeit des Volumenmessgerätes reguliert

Moin,

Das Gas ist demnach pro Brennwert im Sommer teurer als im
Winter, aber um wieviel, um fast garnichts?

kann man sicher ausrechnen,

jepp. Mit dem Gesetz von Gay-Lussac
http://de.wikipedia.org/wiki/Gay-Lussac-Gesetz#Geset…

Grob gesagt, ändert sich das Volumen (bei isobarem Verhalten) pro Kelvin um ca. 1/273stel

Gandalf

Mich würde mal interessieren, warum zumindest beim Erdgas die
Menge sehr oft in Kubikmetern angegeben wird.

Einfach weil die üblichen Gaszähler nur Volumen messen können.
Eine Erfassung der Masse wäre um Grössenordnungen aufwendiger.
Praktisch geht das nur, weil sich die Temperatur des Gases aus
der Leitung relativ wenig ändert.

Das ist auch bei Flüssigkeiten so. Wenn man die Temperartur/Dichte konstant hält, könnte man die Scala auch auf die Masse des jeweiligen Stoffes eichen. Das ist einfach zu teuer bei geringem Nutzen für breite Anwendungen.
Bei Gasflaschen macht es Sinn, da der Fülldruck der Flasche und somit die Dichte immer gleich sind.
Wenn man kg tanken und den Verbrauch auf die Masse berechnen würde (da die Verbrennung auf Masse basiert), wäre der Diesel nicht mehr so sparsam.