Hai Matthias,
nimm’s mir bitte nicht übel, aber Dein Anschreiben liest sich so, als ob da jemand ziel- und planlos irgendwelche Schlagworte aneinander gereiht hat und das nun als Standardschreiben verschickt.
Die güldene Regel Nummer 1 bei Bewerbungen ist aber, ganz individuell auf die Firma und die Position einzugehen. Natürlich Du bist der gleiche und hast die gleichen Stärken und Schwächen, trotzdem wird man hier dieses und dort jenes Detail mehr herausstellen. So wirst Du bei der Bewerbung als Buchhalter erwähnen, dass Du in Deinem Verein Kassier bist, während Du das bei einer Bewerbung als Graphiker vielleicht eher nicht ins Anschreiben aufnimmst.
Aber der Reihe nach:
Du solltest eine Betreffzeile einführen:
Bewerbung als Bezeichnung aus der Anzeige
Ihre Anzeige im „Fröhlichen Tagblatt vom 35.05.07“
Sehr geehrter Herr XYZ,
gut, dass Du ihn mit Namen ansprichst!
mit großem Interesse habe ich in der Heilbronner Stimme vom
17.02.07 Ihre Stellenanzeige gelesen und bewerbe mich hiermit
um den ausgeschriebenen Arbeitsplatz in Ihrem Haus.
Das wird natürlich durch die Betreffzeile hinfällig. Und es ist oft klug den „ersten Satz“ erst als letztes zu schreiben Aber ob früh oder spät: schreiben musst ihn. Und da gibt es verschiedene kluge Varianten:
- Du hast Herrn xyz schon vorher angerufen und dankst im ersten Satz für das nette/informative Gespräch heute Vormittag
- in der Anzeige steht eine Frage „Reizen Sie Herausforderungen?“ oder „Sind Sie ein geborener Buchhalter?“ - dann kann Dein Anschreiben beginnen mit „Ja, Herausforderungen reizen mich“ oder so
- die Firma hat irgendeinen klugen Slogan „Nichts ist unmöglich - das finde ich auch! Darum bewerbe ich mich…“
- die sülzige Variante: „da es schon seit frühester Kindheit mein innigster Wunschtraum war, bei der Nummer 825 im Bereich der Webmaschinen zu arbeiten, bewerbe ich mich als…“ Finde ich persönlich aber immer doof.
Aufgrund meiner bisherigen Tätigkeiten kann ich Ihnen sicher
ein interessantes und qualifiziertes Profil anbieten.
Als da wären? Was haste denn bisher gemacht, was Dich für genau diese Ausbildungsstelle besonders qualifiziert. Ich bin ja sicher, dass Du diesen Satz aus einem der vielen schlauen Bewerbungsbücher abgeschrieben hast, ohne weiterzulesen Denn nun müsste es weitergehen mit „So habe ich … getan, und kann …“
Viel mehr interessiert den Personaler, warum Du Dir genau diesen Beruf rausgesucht hast. Also etwa „da ich schon seit 100 Jahren im Kleinposemuckler Kaninchenzüchterverein ehrenamtlich als Kassier bin, möchte ich gerne den Beruf des Buchhalters lernen“. Alternativ sind andere Hobbys oder Lieblingsfächer in der Schule Möglichkeiten.
Hier geht’s aber erstmal ums „fachliche“, also Hobbys, Interessen, Ferienjobs, Praktika, frühere Ausbildungen, Studium etc.
Ausserdem interessiert ihn, warum Du glaubst, in diesem Beruf gut zu sein und - falls Du schon andere Dinge früher abgebrochen hast - warum Du das diesmal durchziehen wirst.
Ich möchte motiviert und begeistert zu Ihrem
Unternehmenserfolg beitragen.
Möchten täten wir schon wollen aber dürfen haben wir uns nicht getraut oder wat? Jetzt ist die Zeit für Deine Persönlichkeit. Bist Du also motiviert, teamorientiert, zielstebig, pedantisch oder was auch immer? Wie passt das zu einem guten als-was-Du-Dich-bewirbst? Die Schnittmenge nimmste dann. Also als Beispiel: wenn Du pedatisch, kreativ und zielstrebig bist, dann lass die Kreativität bei einer Bewerbung zum Buchhalter weg
Deshalb bewerbe ich mich um die
feste Anstellung in Ihrem Hause, die ich sofort antreten kann.
Du erwähntest schon, dass Du Dich bewerben willst und wegen „sofort“: das würd ich weiter unten erwähnen.
Die dafür nötigen Qualifikationen bringe ich durch meine
Ausbildungen und bisherigen Tätigkeiten mit. Bitte prüfen Sie
das an Hand des beigefügten Eignungsprofils.
Na klasse! Jetzt machste dem armen Personaler auch noch zusätzliche Arbeit. Eigentlich sollte Dein Ziel das Gegentum sein: mach ihm wenig Arbeit. Das heisst: erwähne die - für diesen Job wesentlichen - Details aus dem „Eignungsprofil“.
A propos Eignungsprofil: was genau haste denn da gemacht?
Lassen Sie mich Ihnen meine Fähigkeit zur interdisziplinären,
flexiblen Arbeit und die Freude an den gestellten Aufgaben mit
hohem Engagement unter Beweis stellen.
Sorry, ich musste grinsen: oben alles Standard „suchen Sie sich die relevanten Informationen gefälligst selber zusammen“ und dann rühmst Du Dich „hohen Engagements“? Ich bin sicher, Du bist hoch engagiert, aber in diesem Anschreiben kommt das überhaupt nicht rüber, ich gewinne eher den gegenteiligen (und sicherlich falschen!) Eindruck…
Über ein persönliches Gespräch würde ich mich sehr freuen
Zum Konjunktiv schrieb ja schon ML was. Hier würde ich auch den Anfangstermin und Deine Gehaltsvorstellung (so relevant) erwähnen. Also „Da ich… könnte ich meine Tätigkeit sofort beginnen. Ich freue mich auf ein persönliches Gespräch.“
„Mit freundlichen Grüssen“ sollte dann auch nicht fehlen…
Wäre echt super wenn Ihr mir helfen könnt, da ich so langsam
an mir zweifel…
Nein! Nicht an DIR zweifeln! Höchstens an einigen Forumlierungen, aber an denen kann man ja arbeiten
Achja - zwei Sachen noch: So eine Bewerbung schreiben ist echt Aufwand. Da ist nix mit „schnell mal zwischendurch“, sondern das ist echt Arbeit Wenn Du magst, schreib nochmal eine Stellenanzeige hier rein, auf die Du Dich bewirbst und einen nach all diesen Anregungen umgestrickten Text. Dann gucken wir das nochmal an.
*wink*
Petzi