Ich kenne natürlich nun nicht, wie Sie
leben, was Sie alles mit Ihren Hunden
unternehmen, wie diese in Ihre Familie
integriert sind, wie Ihr gesamtes Umfeld
aussieht und vor allem wie Ihre Hunde
(Rüden oder Hündinnen?) im Wesen und
Verhalten sind. Ich weiss nicht warum Sie
vier Hunde halten, ob Sie züchten, warum
diese im Garten sind, ob und mit was sie
beschäftigt werden oder ob sie nur als
Zwingerhunde gehalten werden.
Hallo lieber Herr Fichtlmeier,
bei uns sieht das folgendermassen aus.
Ich habe 3 Elchshund x Labradore (aus einem Wurf), 1 Rüden und seine 2 Schwestern. Alle Tiere sind aus einem No-Kill Tierheim gekommen, nachdem die „Züchterin“, die die Mutter hält, den gesamten Wurf von 7 Welpen als ungewollt abgegeben hat. Der 4. Hund ist ein Streuner-Rüde, den ich mit ca. 10 Monaten aufgenommen habe. Alle Tiere sind kastriert.
Mein Freund und ich sind beide berufstätig, die Tiere sind von 8 Uhr morgens bis 14 Uhr mittags alleine. Je „Tagesform“ suchen sich die Hunde aus, ob sie morgens nach draussen wollen oder ob sie drinbleiben wollen, wobei sich die unterschiedlichsten Konstellationen ergeben (z.B. beide Alphas draussen, die anderen beiden drinnen; Alpha Rüde und niedrige Hündin draussen, die anderen beiden drinnen). Wenn die Hunde drinnen bleiben, gehen sie in ihre Transportkisten (ich weiss nicht, wie die Dinger auf deutsch heissen), wo Wasser und Knabber-Spielzeug auf sie warten. Nachts schlafen die beiden untergeordneten Hunde in den Kisten, die Alphas dürfen frei auf dem Sofa schlafen. Sobald wir zu Hause sind, kommen alle Hunde ins Haus, respektive aus den Kisten heraus. Wir essen, dann essen die Hunde und ab geht’s nach draussen, im Sommer für ca. 2 Stunden an den Strand, um zu rennen und mit anderen Hunden zu spielen, im Winter gibt’s einen 1-stündigen Marsch an der Leine. Wer will, kann schwimmen gehen. 2x in der Woche wird nicht spazierengegangen, sondern am Fahrrad gelaufen, Samstag geht’s ab in die Berge und Sonntag ist intensivste Körperpflege und zuhause „gammeln“ angesagt, denn Sonttag ist Diät-Tag. 1x in der Woche geht’s zum Training mit dem Irischen Züchterclub, der Gehorsams-, Sozialisierungs etc. Klassen anbietet. Wenn wir autofahren (VS Bus) wird in den Transportkisten gereist. Die Rangordnung ist klar bestimmt und wird von uns Menschen unterstützt. Wir wohnen in einer Reihenhaussiedlung und im Garten darf gebuddelt werden, die Hunde haben einen Holz-„Spielplatz“ mit Gerätschaften zum durchkrabbeln, drüberspringen, drunterkriechen, sich verstecken, draufsitzen. Es gibt 2 grosse Hundehütten für schlechtes Wetter, die von den Hunden nicht benutzt werden. Sie spielen lieber im Matsch! Dürfen sie auch, wir haben keine Teppichböden, daher macht es nix aus, wenn sie sich in Modder-Monster verwandeln.
Es gäbe
hier noch eine ganze Menge Fragen, die
zuerst beantwortet werden müssten, um
Ihnen mit Rat zur Seite zu stehen.
Ein Elchhund ist auch nicht komplizierter
oder unkomplizierter als ein anderer
Hund.
Widerspruch - Ein Elchshund ist *anders* als andere Hunde. Wir haben zu Hause 20 Jahre lang diverseste Hunderassen gehalten. Elchshunde sind wesentlich subtiler - und immerhin sind sie so gezüchtet worden. Pingeligen und ungeduldigen Menschen wird ans Herz gelegt, sich *nicht* einen Elchshund anzuschaffen. Sie sind hochgradig intelligent, schnell gelangweilt und versuchen permanent, einen auszutricksen. Sie lernen schnell und wenden es zu „ihren Gunsten“ an. Ich empfehle mal, eine Charakterstudie zum Thema Elchshund zu lesen. … )
Hinweis: Der Champion Norwegische Elchshund 1999 hat 11 Stunden lang durch Bellen einen Elch am Platz gehalten … und das setzt schon ein überdurchschnittliches Mass an Willensstärke und Durchsetzungsvermögen voraus.
Wenn man sich mit dem
Kommunikations-verhalten des Hundes
auseinandersetzt, dann wird man viele
Verhaltensweisen mit anderen Augen sehen
lernen und neue Wege finden um z.B. auf
das Bellverhalten seines Hundes steuernd
einwirken zu können. Der Hund benutzt
Lautgebung als Mittel auf sich Aufmerksam
zu machen um dann über Gestik seine
Befindlichkeit zu vermitteln. Der Hund
muss bellen dürfen, es ist eines seiner
Kommunikationsmittel, die rassebedingt
mehr oder weniger ausgeprägt sind.(Der
Elchhund gehört normal nicht zu den
Hunden mit extrem lockeren Hals, weshalb
er auch nicht so häufig in Deutschland
jagdlich geführt wird.) Bei Ihren Hunden
hat sich möglicherweise durch
Haltungsbedingungen ein übermäßiges
Bellverhalten konditioniert.
Meine doggies dürfen von mir aus soviel bellen wie sie wollen. Unser Haus ist das einzige, an dem in den letzten 2.5 Jahren kein Einbruchsversuch unternommen worden ist. Seit sie dem Teenager-Alter entwachsen sind, wird auch weniger gebellt. Die „Haltungsbedingungen“ sehen aber auch nicht unbedingt freilaufende Katzen vor, die sich in der Astgabelung meiner 3 m hohen Yuccapalme im garten vor den Hunden räkeln und sie „striezeln“, oder? Sobald wir zu Hause sind, wird nicht gebellt, egal ob draussen ein Hund bellt oder die Türe schellt. Beim Klingeln wird anhaltend gegrummelt, es ist kein eigentliches Knurren.
Ich könnte Ihnen, wenn Sie in meiner Nähe
leben würden, mit grosser Sicherheit
soviel lernen, dass sich das
Bell-Problem von selbst lösen würde (ohne
Hilfsmittel), Voraussetzung wäre die
Bereitschaft Ihre Einstellung gegenüber
den Hunden zu verändern und eine andere
Art und Weise des Zusammenlebens
zuzulassen.
Wie gesagt, ich persönlich habe keine Schwierigkeiten mit dem Bellen, besonders dann nicht, wenn ständig Alarmanlagen losgehen, Züge hinter dem Haus fahren und ihre Sirenen lauten lassen, Flugzeuge über uns herfliegen - aber z.B. arbeitet mein Nachbar nachts und schläft tagsüber.
Tip: Beginnen Sie vielleicht zuerst
einmal das Wesen Hund mit anderen Augen
zu sehen und suchen Sie das Gespräch mit
Ihren Hunden auf hundlicher Ebene.
Viel Glück und liebe Grüße Anton
Fichtlmeier
Tue ich, seit über 20 Jahren. Wenn ich Leute, die „nette“ kleine Hunde haben und die ohne Leine durch die Gegend laufen und auf meine Hunde (in der Regel angeleint) zulaufen, die offentlich nicht an der Gesellschaft dieser „netten“ kleinen Hunde interessiert sind und dies durch ganz offensichtliches Droh-Verhalten kundtun, dann bitte ihre „netten“ kleinen Hunde an die Leine zu nehmen, dann heisst es: „Wollte doch nur mal Hallo sagen“. Dass dieser „nette“ kleine Hund aber ganz klar den Privatbereich meiner Hunde überschreitet, gar meinen Alphas frecht in die Augen starrt und *die* dann grantig reagieren, ist doch völlig klar. „Aggressor“ ist dann aber nicht der „nette“ kleine Hund (der für mich einfach keine Manieren hat), sondern mein Alpha, der sich laut und verärgert äussert, jedenfalls für den anderen Hundehalter. Für mich ist die Situation sonnenklar. Ich bin ein grosser Fan von Konrad Lorenz und viertelwegs überzeugter Leser von Turid Rugaad und denke schon, dass ich meine Hunde „lesen“ kann. Ich lerne täglich von ihnen, aber Bellen ist nun einmal eine Elkie-eigene Wesensart (so wie die Otterhunde), die bei Mit-Menschen nicht besonders gut ankommt.
Beispiel: Bei den letzten 3 Hundeshows hier in Dublin, bei denen hunderte von Hunden gleichzeitig in der Halle sind, ist es in der Elkie Ecke lauter als irgendwo sonst auf der Show. JEDESMAL. Es sind halt mitteilungsfreudige Hunde. Und wie gesagt: Uns Elkie-Halter stört’s nicht. Es stört nur andere. Das kann nicht an *mir* und meinen Haltungsbedingungen liegen … oder bellen die nur dann, wenn ich auftauche?
Vielleicht haben Sie ja Lust, mal Urlaub in Irland zu machen?
Bis dahin, herzliche Grüsse aus Dublin.
Slan, Bea