Frage zu Arbeitszeugnis

Hallo

Ich habe ein „Zwischenarbeitszeugnis“ von meinem AG bekommen. Das ist soweit ich es überblicken kann ganz in Ordnung.
Aber man muß ja immer fürchterlich „zwischen den Zeilen lesen“.

Folgender Satz hört sich in meinen Augen „seltsam“ an:

„Er beherrscht seinen Arbeitsbereich selbstständig und sicher, hat oft neue Ideen und findet optimale Lösungen“.

Jemand meinte, das könnte heißen, das ich „oft neue Ideen habe“ weil ich Vorlaut bin und „optimale Lösungen“ findet, weil ich zu Faul bin es richtig zu machen… Stimmt das?

Vielen Dank

Gruß
Andreas

Wer will, kann sich gerne noch das ganze Zeugnis zu Gemüte führen, vielleicht fällt einem ja noch was auf:

_Herr Schmidt verfügt über umfassende Fachkenntnisse. Er beherrscht seinen Arbeitsbereich selbstständig und sicher, hat oft neue ideen und findet optimale Lösungen. Herr Schmidt überblickt schwierige Zusammenhänge und erkennt das Wesentliche. Zudem zeigt er stets Eigeninitiative und überzeugt durch seine große Leistungsbereitschaft. Herr Schmidt arbeitet stets zuverlässig sowie Gewissenhaft und ist auch starkem Arbeitsanfall jederzeit gewachsen.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Herr Schmidt die übertragenden Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit erfüllt. Das persönliche Verhalten ists stets einwandfrei, bei Vorgesetzten , Kollegen und Geschäftspartnern ist er geschätzt.

Dieses Zwischenzeugnis wird auf Wunsch von herr Schmidt erstellt. Wir bedanken uns bei ihm für seine bisher geleistete stets gute Arbeit und wünschen uns eine noch lange währende positive Zusammenarbeit._

Hallo Andreas,

das könnte sein, muss aber nicht. Sätze in Arbeitszeugnissen lassen sich nicht alleinstehend interpretieren.

viele Grüße
Felix

Hallo Anorak,

für mich bleiben anhand dieses „Zeugnisses“ viele Dinge ein großes Fragezeichen. Es ist kein Wort verloren über Deine Betriebszugehörigkeit - also seit wann Du dort arbeitest - noch was eigentlich Deine Aufgaben sind.

Als Eindruck erhalte ich von diesem Arbeitszeugnis eine zähneknirschende 2 in Schulnotenform. Du gehst zwar gerne neue Wege und diese auch oft erfolgreich - hast also Recht mit den Verbesserungsvorschlägen, die Du anbringst, vertrittst diese aber allzu offensiv.

Dementsprechend bist Du weniger ein Teamplayer als vielmehr jemand, der gerne das Sagen hat und sich nicht eingliedern möchte. Für die Aufgaben, die Du dann zwar durchaus gut erledigst, brauchst Du insgesamt jedoch etwas mehr Zeit als Deinem Arbeitgeber angemessen erscheint. Vielleicht auch wegen der Diskussionsphasen?

Auf der anderen Seite meckerst Du jedoch auch nicht, wenn Du deshalb ‚länger‘ bleiben musst. Du scheinst nicht der liebste Mitarbeiter zu sein im Unternehmen - weder der liebste Mitarbeiter Deines Chefs noch Deiner Mitkollegen.

Das wäre mein erster Eindruck, den ich versuchen würde in einem Bewerbungsgespräch, wenn es dazu kommen würde, zu verifizieren. Wahrscheinlich würde ich persönlich Dich jedoch gar nicht erst einladen.

Es ist ein sehr, sehr wohlwollendes Zeugnis Deines Chefs, glaube ich. Um eben den Frieden mit Dir zu wahren.

Wie gesagt - das ist nur mein Eindruck und ich kann völlig neben der Intention Deines Chefs liegen.

Grüße
Thorsten

Hallo,

das ist kein vollständiges zeugnis und demnach nicht bewertbar.
für mich ist völlig offen ob das wirklich besser als 3 ist.

Hallo

Die Sache mit der Betriebszugehörigkeit und den Aufgabenbereich habe ich weggelassen, da es in meinen Augen nur Fakten sind und nicht zur Bewertung gehören. Sie sind aber vorhanden.

Deine „Interpretation“ ist teilweise richtig. Das ich Recht habe mit den Verbesserungsvorschlägen liegt daran, das ich „direkt an der Arbeit“ bin und die „Vorgesetzten“ nicht so den Durchblick haben. Also mache ich Verbesserungsvorschläge und wäge mit den Vorgesetzten Vor- und Nachteile ab.

Der Faktor „Zeit“ stimmt aber nicht. Natürlich will jeder Chef das man „Noch schneller arbeitet“ am liebsten im Laufschritt und ohne Stehen zu bleiben. Fakt ist aber, das immer zwei Leute meine Arbeitsposition übernehmen müssen, wenn ich nicht da bin (Urlaub).

Das mit dem „liebsten Mitarbeiter“ ist jetzt Auslegesache. Es gibt bestimmt welche, die man „noch lieber hat“, aber ich denke eigentlich nicht, das man „mich nicht schätzt“.
Das trifft auch auf die Kollegen zu, mit denen ich gut auskomme und keine „Bösen Blicke“ ernte. Ist einfach so. Privat unternimmt man mal was oder hat Spaß miteinander. Man spürt das ja schon, ob man „dazu gehört“, oder ob man einem doch lieber aus dem Weg geht :smile:

Das „Problem“ ist, das das Zeugnis nicht von „meinem Arbeitgeber“ geschrieben wurde, sondern das wir eine Niederlassung sind. Das Zeugnis wird in der „Hauptzentrale“ geschrieben. Mir wurde gesagt, das man „bei uns“ wohl nur einen Bewertungsbogen ausfüllt aufgrund dem dann das Zeugnis „erstellt“ wird. Der Betriebsrat-Vorstand (seit 12 Jahren ein guter Kollege und Kumpel) hat dies persönlich überwacht.

Aber wenn es so „falsch verstanden“ werden kann, dann kann ich es ja gleich in den Müll werfen…

Vielen Dank für deine Aufklärung

Gruß
Andreas

Hallo,

Die Sache mit der Betriebszugehörigkeit und den
Aufgabenbereich habe ich weggelassen, da es in meinen Augen
nur Fakten sind und nicht zur Bewertung gehören.

und Du meinst, dass es bei diesem Zeugnisinhalt keinen Unterschied macht, ob jemand seit 6 Monaten als Lagerarbeiter oder 10 Jahren als Vertriebsleiter dort tätig ist?

Für das erste Beispiel, wäre das Zeugnis sehr gut, für das zweite eine Katastrophe.

Gruß

S.J.

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Wenn es denn so wichtig ist…

Dort steht halt, das ich seit 2000 in dem Betrieb als Teilzeitmitarbeiter in der Morgensortierung tätig war. Ich hatte folgende Aufgaben:
„Beladen unserer Paketfahrzeuge
Sortieren von Paketen
Scannen von Paketen“

Wobei letzteres eigentlich nicht wirklich zutrifft :smile:
Bzw. kommt das meistens nur zwischen Weihnachten und Neujahr auf mich zu…

So. ich hoffe, das ich nun alle wichtigen Angaben gemacht habe.

Gruß
Andreas

Hi Anorak,

ich bin Personalberaterin und kann Folgendes zu Deinem Problem sagen:

Natürlich gibt es „schrankweise“ Literatur, die den Zeugniscode versuchen zu entschlüsseln und viele hilfreiche Tipps und Hinweise geben, die dann aber in der Konsequenz immer mehr verwirren als alles andere.

In einem Zeugnis kann es jedem Arbeitgeber passieren, daß ein einzelner Satz ggf. negativ ausgelegt werden könnte. Man muss aber das Zeugnis immer in seinem Kontext sehen. Also alle Aussagen zusammengefasst. In Deinem konkreten Fall habe ich persönlich nicht den Eindruck, als wollte Dein Arbeitgeber Dir „einen mitgeben“.

Wichtig bei zweifelhaften Aussagen ist dann immer die Aussage, warum das Zwischenzeugnis erstellt wird, z. B. Abteilungswechsel oder Wunsch des Arbeitnehmers etc. Dann kann man ggf. offene Fragen besser einordnen.

Das, was ich hier lesen konnte ist ein gutes Zeugnis irgendwo zwischen Schulnoten zwei und drei. Es bescheinigt ein normales Arbeitgeber/Arbeitnehmer-Verhältnis mit guten und schlechten Zeiten. Wie es eben so ist.

Damit kann man sich problemlos bewerben. Alles gut!