hi,
ich habe mein abitur in der tasche. nach langem kopfzerbrechen
habe ich mich nun entschieden, etwas in richtung chemie zu
studieren.
Warum?
Aufgrund des eigenen Interesses oder den möglichen Zukunftsaussichten?
Ich würde für solch eine Entscheidung in mich gehen und mal überlegen, welche Tätigkeit, Hobby, Interessensgebiet mich wirklich „fesselt“. Dabei sollte man durchaus auch den Mut haben, ein Studium zu verfolgen, dass per se erst mal „brotlos“ aussieht, sofern es den eigenen Interessen nahe liegt.
Im gleichen Zusammenhang würde ich ernsthaft prüfen, ob es überhaupt ein Studium sein muss. Ich kenne viele, die nach dem Abitur eine Ausbildung angefangen haben und die (fehlende) Uni-Zeit nicht vermissen.
Universität bedeutet heutzutage in den meisten Fächern eben keine universale Ausbildung mehr, sondern eine recht spezialisierte Auseinandersetzung mit der jeweiligen Materie. Das kann soweit führen, dass man sich eingeengt fühlt, bzw. nach dem Studium das Thema einem „aus dem Halse hängt“.
Als Entscheidungshilfe:
Für das Studium der Chemie sollte man folgendes mitbringen:
- Interesse und gute Chemiekenntnisse (muss nicht unbedingt LK-Niveau sein - das Schulwissen bringt ohnehin maximal für das erste Semester was - die Kenntnisse sollten aber so gut sein, dass man selbst einschätzen kann, ob das Thema einem gut liegt.)
- Gute Mathematik- und Physikkenntnisse
- Gute Englischkenntnisse
- Fähigkeit zum analytischen Denken
- Praktische Fähigkeiten (keine zwei „linken Hände“)
- Gute Fähigkeiten zum selbstständigen Arbeiten und zur Selbstorganisation
- Fähigkeiten zum kreativen Denken
- Teamfähigkeit
aber mir stellen sich immer noch fragen:
- was für ein studiengang? allgemein chemie, oder besser
biochemie, lebensmittelchemie, wirtschaftschemie…
Well, das ist schwierig zu entscheiden, wenn man Dich nicht kennt. Ein „besser“ oder „schlechter“ gibt es hier nicht. Es sei denn man legt Kriterien an wie „mit welchem Studium verdiene ich am Ende die meiste Kohle“.
Ich habe übrigens keine genaue Vorstellung was man im Studiengang Wirtschaftschemie lernt.
Ich persönlich habe z.B. Biochemie studiert, weil mich vor allem die biologischen Aspekte der Chemie interessiert haben. Allerdings ist man in vielen Unis auch so flexibel, dass man z.B. Biologie studieren kann und sich dann im Bereich Molekularbiologie spezialisiert, oder z.B. ein klassisches Chemie-Studium beginnt und dann später Zusatzwissen im Bereich Biotechnologie aufbaut.
(wirtschaft ist mir wichtig, da ich der meinung bin, dass man
so bessere chancen hat aufzusteigen - fragt sich nur ob ich es
lieber als nebenfach nehmen soll, was gibt es da für
möglickeiten??.
Für BWL (o.ä.) gibt es auch die Möglichkeit, dieses als Neben- oder z.B. Fernstudium durchzuziehen. Haben ein paar meiner Freunde gemacht. Ob es wirklich in der Karriere hilft, kann ich nicht beantworten. Evtl. öffnet es einem bestimmte Türen, die sonst verschlossen wären.
Grundsätzlich habe ich jedoch die Erfahrung gemacht, dass man in der Wirtschaft eher Spezialisten einstellt, die auf dem gesuchten Gebiet herausragend sind, als Generalisten, die überall mitreden können, aber nirgendwo überragend sind.
Anders sieht das möglicherweise bei „Beratungsberufen“ etc. aus. Dort ist ein breites Grundlagenwissen, dass man an den jeweiligen Fall anpassen kann vorteilhaft. McKinsey und Co. würden also solche Allrounder eher einstellen, als den „Fachidioten“.
bei wi-ch habe ich sorgen dass ich am ende
irgendwas zwischen bwl und chemie bin, aber nichts wirklich)
IMHO je nach späterem Job eine durchaus berechtigte Sorge.
- wo bewerben? (wohne in bw, mir wär am liebsten konstanz,
karlsruhe, ulm, freiburg) - welche uni hat da den besten ruf?
Auf den Ruf sollte man nur wenig geben. Ja es gibt Uni-Rankings und Exzellenz-Universitäten. Wichtiger sollte aber sein, dass man sich eine Universität sucht, die gut ausgestattet ist, in der man aber vor allem nicht in der Anonymität verschwindet.
Gerade im Grundstudium ist daher eine kleinere Universität einem Massenbetrieb vorzuziehen.
Wenn Du ganz genau weißt, was Du später machen willst, kannst Du natürlich auch die Uni suchen, die auf dem Gebiet führend ist (siehe Publikationen etc.) und Dich intensiv dort von Anfang an an den entsprechenden Professor bzw. dessen Arbeitsgruppe hängen. (Ich kenne ein paar die das Machiavelli-artig verfolgt haben.) Ist aber eine Typfrage.
Ich würde - wie gesagt - eine kleine Uni, die in dem entsprechenden Bereich ganz gut ausgestattet ist wählen und mich dann im Hauptstudium verstärkt nach einer Uni umsehen, die speziell in meinem Interessensgebiet gute Forschung zeigt. Oder, wenn ich z.B. in die „Wirtschaft“ wollte, eine Uni/Arbeitsgruppe, die über entsprechende Kontakte und Zusammenarbeit verfügt.
- 90% der absolventen promovieren, ist eine promotion
notwendig? lohnt es sich?
Kommt darauf an, was Du später machen willst. Allerdings ist es im Chemie-Bereich wirklich so, dass man ohne Promotion beinahe schon (negativ) auffällt. Außerdem kann das Erreichen bestimmter Führungspositionen schwieriger ohne Dr. sein.
Vor allem aber ist die Promotion die erste richtige Möglichkeit einmal vergleichsweise frei auf dem Interessensgebiet zu forschen und eine gute Vika (weil Individualisierungsmöglichkeit) für den zukünftigen Lebensweg aufzubauen.
- mit was für einem verdienst kann ich als dr. rechnen?
Das kann man nicht beantworten, weil es primär auf den Beruf ankommt. In der Regel werden aber Personen mit Dr. etwas besser bezahlt als Personen ohne Titel.
- last but not least: was für jobchancen habe ich (schwer zu
sagen, ich weiß^^)? gibt es mehr absolventen als stellen?
Umso besser Du im Studium bist, umso leichter ist die Jobsuche. Im Grunde ganz einfach.
Wenn Du mit 1,0 und Prädikat Dein Diplom machst und darüber hinaus einen „summa cum laude“ Doktortitel. Weiterhin Auslandserfahrung mitbringst, ein interessantes Thema behandelt hast, diverse Stipendien und evtl. Preise bekommen hast und deine „Soft“-Skills nichts gegenteiliges nahe legen, werden Dir in jedem Job die Türen offen stehen. Egal wie viele Mitbewerber Du hast.
Man sollte allerdings bedenken, dass man i.d.R. in dem Studium gut ist, dass einen bis zum Schluss interessiert und Spaß macht.
mein plan bis jetzt ist, dass ich grundstudium chemie mache -
also bachelor. danach beim masterstudium kann ich mich
vertiefen (lebensmittelchemie wär mir da am liebsten) und dann
promovieren (wenn auch ungern, da es nochmal 3 jahre dauert,
Nun, bei manchen dauert es auch bis zu 5 Jahre…
aber wenns dazugehört…)
ach ja, und ich bin 17 (2 jahre früher abi gemacht). deswegen
wäre ich mit 25 doktor wenn alles gut läuft, denke das ist
noch nicht zu alt (bzw. die 3 jahre promotion kann ich mir
zeitlich leisten).
Ich würde mich von dem Jugendwahn, der immer wieder proklamiert wird, nicht ins Bockshorn jagen lassen. Wichtiger ist der Nachweis, dass Du auch die für den jeweiligen Beruf wichtige Reife und Erfahrungen gesammelt hast. Ein 25jähriger Doktor in der Lebensmittelchemie, der außer seiner Heim-Uni nie was von der Welt gesehen hat, wird (bei einem klugen Personalchef) gegen einen 30jährigen Doktor mit Auslandserfahrung und betriebsnaher praktischer Erfahrung kaum eine Chance haben.
Wenn Du aber wirklich schnell studieren willst (wie sieht es eigentlich mit Bundewehr/Zivildienst aus?), dann würde ich z.B. an einer Eliteuni in England (Oxford, Cambridge, King’s College London) studieren und dann meinen Doktor in Deutschland machen (hier ist dieser meist kürzer, als im Ausland). Danach vielleicht noch ein kurzer Post-Doc im Ausland und einer „Überflieger“-Karriere steht nichts mehr im Wege.
Allerdings vergibt man sich bei diesem Weg einen Teil der allgemeineren Ausbildung, die man in Deutschland (zumindest an manchen Universitäten) noch erhalten kann, da z.B. das Studium in England sehr viel „verschulter“ ist. (Und man setzt sich einem Stress aus, den auch nicht jeder so einfach wegsteckt).
Gruß,
Sax