Friseur montags geschlossen?

Hallo liebe Wissenden

Kennt jemand den historischen Sachverhalt für die im ländlichen Raum heutzutage noch weitverbreitete Tradition der Friseure, ihre Geschäfte Montags geschlossen zu haben? Perfekt wäre natürlich eine Quellenangabe

Liebe Grüße Michael

Hallo Michael,

ich kann Dir zwar keine schriftliche Quelle nennen, aber von meiner Mutter weiß ich, daß es für Frauen völlig normal war, einmal wöchentlich zum Friseur zu gehen. Schließlich gab es keine Haartrockner, die meisten Frisuren mußten eingelegt oder auf Röllchen gedreht werden usw. Wer zuhause die Haare wusch, konnte sie prinzipiell nur mit dem Handtuch trockenrubbeln und an der Luft bzw. im Winter am Ofen trocknen lassen. Die so entstandenen Haartrachten entsprachen aber nicht den damals geziemenden Gepflogenheiten der „modernen Frau“, sofern sie nicht vorgerückten Alters war und die Haare mit einem Knötchen am Hinterkopf trug.

Weil es nun aber Pflicht war, sonntags insbesondere zum Kirchgang adrett auszusehen, brummte es samstags in den Friseurläden. Die logische Konsequenz war, montags zu schließen, weil die Nachfrage dafür einfach zu gering war. Montags wurden dann die Handtücher gewaschen (was damals ein zeitraubender Aufwand war) und der Salon auf Vordermann gebracht.

Das hat sich zwar heute alles geändert, aber viele Friseure auf dem Land sind kleine Betriebe mit Chef(in) und einer weiteren Kraft. Eine Fünf-Tage-Woche ist für die werktätige Bevölkerung Usus, sodaß es immer noch üblich ist, zwei freie Tage am Stück auf Sonntag und Montag zu legen.

Gruß
mowei

Kleiner Zusatz

Weil es nun aber Pflicht war, sonntags insbesondere zum
Kirchgang adrett auszusehen, brummte es samstags in den
Friseurläden.

Und am Sonntag Vormittag auch, denn da gingen die Haarkünstler in die Wohnungen der Gutstituierten, um Frauen und Töchter zu frisieren und den Herrn zu rasieren.

Da sie also auch sonntags arbeiteten, hatten die Friseure montags frei; der Tag hieß dann auch Friseurssonntag.

Fritz

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Noch ein kleiner Zusatz

Da sie also auch sonntags arbeiteten, hatten die Friseure
montags frei; der Tag hieß dann auch Friseurssonntag.

und bei uns (=Schweiz) spricht man heute noch vom „Wirtesonntag“. Das muss jedoch nicht überall der Montag sein.
Erich

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Danke
Danke für die prompte Hilfe

Gruß Michael

Hallo !

Im Mittelalter durften auch die Bader nicht am Sonntag arbeiten. Und Samstags arbeitete sowieso jeder. Es gab bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts keine 5-Tagewoche.
Und daher gab es auch keine Veranlassung, den Badern den Montag freizugeben.
Der freie Montag kam erst mit dem Erscheinen der Gewerkschaften und der Einführung der 5-Tagewoche. Wäre es anders gewesen, wären die Friseure (!!) die Schrittmacher bei der Einführung der 5-Tagewoche gewesen. Dafür waren aber gerade sie denkbar ungeeignet. Hinter ihnen stand keine industrielle Macht. Hätten sie um etwas gestreikt, hätten sie einen Lacherfolg gehabt, mehr nicht.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war es üblich, sich Samstags die Haare schneiden zu lassen. Und somit hat man sich entschieden, den Montag freizumachen. Erstens, weil die Friseure damit auch in den Genuß der 5-Tagewoche kamen und zweitens sie ebenfalls zwei durchgehende Tage frei hatten.
Ausgenutzt wurde der Montag dann für private Hausbesuche, wie hier schon erwähnt.

mfgConrad