Ist die Ausbilung zum Physiotherapeuten wirklich so schwer?

Liebe/r Physiotherapeut/in,

ich interessiere mich für die Berufe Masseur oder Physiotherapeut. Mein Ziel ist es Heilpraktiker zu werden, doch das erfordert jede Menge Vorkenntnisse und man kann die Prüfung erst mit 25 ablegen. Ich bin erst 19. Deshalb wurde mir empfohlen einen dieser beiden Berufe zu lernen und dann die Heilpraktikerausb. dranzuhängen.
Kleine Info ich hab Realschulabschluss (Durschn. ca. 2,0)

Meine Frage/n:

Ist die Ausbildung zum Physiotherapeuten wirklich so schwer?
Bzw. ist die Ausbildung zum Masseur und med. Bademeister viel anders oder „leichter“?

Was würdest du mir raten?

Ich wäre sehr froh von Dir zu hören!=)

Liebe Grüße

fiat500

Hallo Fiat,

welche Ausbildung hast Du denn im Moment?

Die Ausbildungen des Masseurs und des Physiotherapeuten kannst Du nicht so einfch miteinander vergleichen. Die Ausbildung zum Masseur dauert 1 - 1 1/2 Jahre, die zum Physiotherapeuten 3 Jahre. Anatomie und Physiologioe sind sicher gleich bzw. ähnlich, die Pathologie in allen Bereichen (z.B. Orthopädie, Chirurgie, Gynäkologie, Innere Medizin, Kinderheilkunde) ist nur für den Physiotherapeuten wichtig, und er muss dafür SEHR VIEL Stoff lernen und das Staatsexamen am Ende der Ausbildung ist verdammt hart.
Der Masseur muss Muskeln kennen und massiert die später. Der Physiotherapeut muss nicht nur alle Muskeln, Knochen, Nerven kennen sondern alle physiologischen Vorgänge im Körper und vor allem alle Krankheiten - und auch noch wie sie physiotherapeutisch / krankengymnastisch zu behandeln sind. Später im Berufsleben bekommt der Physio nur die Diagnose gesagt und muss dann wissen, was das ist und was er zu tun hat.
Die Ausbildung ist Lernen, Lernen, Lernen, nach dem Examen heißt es weiter Lernen, Lernen, Erfahrungen sammeln.

Wenn Du das geschafft hast, weißt Du so viel, dass Du leicht den Heilpraktiker machen kannst. Wenn Du dann noch willst…!

Da Du mit dem Beruf des Masseurs heute nicht mehr viel anfangen kannst, wollen die meisten Masseure anschließend die Ausbildung zum Physiotherapeuten „aufbauen“.

Sonst noch Fragen???

Gruß Angie

Hallo Fiat500,

die Ausbildung zum Physiotherapeuten ist wirklich schwer. Es tut mir leid, Dir da nichts anderes sagen zu können. Aber ich kann Dir auch sagen, daß es machbar ist, sonst gäbe es ja keine Physiotherapeuten. Wichtig für diese Ausbildung ist, daß Du Dich selbst zum lernen motivieren kannst und Du von Anfang an in Deinen Aufzeichnungen absolut strukturiert und gewissenhaft vorgehst und nicht das Schludern im Ausbildungsalltag beginnst. Das bereust Du am Ende, wenn es auf die Prüfungen zugeht, ganz bitter.

Die beste Motivation für diesen Beruf ist die liebe für die Menschen und die liebe zur Medizin. Wenn Dein Wissensdurst in diesem Gebiet großgenug ist, findest Du die Ausbildung so über alle Maßen spannend, daß Du einfach auch Lust hast, etwas zu lernen. Klar gibt es auch Fächer, die nicht so spannend sind und die man am liebsten weglassen würde …

Wenn Dein Ziel ist, die Ausbildung zum Heilpraktiker zu machen, dann empfehle ich Dir persönlich ausschließlich die Ausbildung zum Physiotherapeuten. Ganz einfach deshalb, weil Du hier das größtmögliche medizinische Wissen mitnehmen kannst. Und zwar deutlich mehr als als Masseur oder med. Bademeister. Diese Berufe werden, so fürchte ich früher oder später aussterben und heute schon gibt es keine reinen Massagepraxen mehr, so wie es diese noch vor 20 Jahren gegeben hat. Außerdem kannst Du das Wissen aus der Physiotherapie später auch Deinen Patienten zu Gute kommen lassen und selbst „Hand“ anlegen, wenn sie z.B. Gelenkbeschwerden haben, nicht alles läßt sich ausschließlich mit „Globuli“ heilen.

Wenn Du noch mehr Fragen hast, immer her damit. Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen.

VG
Grumbelfine

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort=)
Da du Astrologie sudierst wirst du ja auch was von Energien, Austrahlung und eben Esoterik wissen…

Ich war nämlich bei ner Heilpraktikerin (u.a. auch Heilerin, Kinesologin), da ich einfach nicht wusste welchen Beruf ich machen soll.
Mein Momentaner, kaufm im einzelhandel, gefällt mir nicht so sehr.

Ich habe einfach schon immer einen Drang zum Arbeiten mit Menschen. Zum Helfen, denn das gibt einem so unglaublich viel.
Als ich dann bei der Dame war, wusste die schon in den ersten Minuten unseres Gesprächs: „Heilpraktiker für Psychotherapie od. Heilpraktiker, auf jeden Fall“. Muss ich wohl ausgestrahlt haben?!=)

Wobei ich das selber nicht wusste und mich damit auch noch nicht beschäftigt habe. Völliges Neuland für mich.

Was hältst du davon?

Was waren deine Beweggründe für diesen Beruf, bzw. welche Interessen sollte man haben?

Lg

Fiat500

Hallo Fiat500,

es gab eine Kombination von Gründen, warum ich mich für diesen Beruf entschieden habe. Erstens wollte ich möglichst selbstständig arbeiten können und auch selber Entscheidungen treffen können, ich wollte nicht alles „vorgekaut“ bekommen. Ich wollte mit Menschen arbeiten und ich wollte die Möglichkeit haben, wenn ich eine Familie gründe auch Teilzeit arbeiten zu können, was in diesem Beruf überhaupt kein Problem ist. Außerdem hat mich Zeit meines Lebens die Medizin interessiert.

Das Interesse am Körper des Menschen und wie er funktioniert sollte auf jeden Fall vorhanden sein, denn darum wird sich in der Physiotherapie und später auch beim Heilpraktiker alles drehen. Du solltest gut auf Menschen zugehen können und auch mal ein Gespräch beginnen können. Allzu schüchterne Menschen haben es hier sehr schwer. Eine gewisse Sprachbegabung muß auch vorhanden sein. Du solltest in der Lage sein, Sachverhalte und Zusammenhänge schriftlich wieder zu geben, da Du auch immer wieder Therapieberichte verfassen mußt. Zudem haben alle Knochen, Muskeln und Krankheiten lateinische Namen, die Du lernen mußt. Und das aller wichtigste in diesem Beruf, Du mußt gut auswendig lernen können. Wenn Du Abitur hast, dann kannst Du das was Du dafür lernen mußtest mal zwei oder drei rechnen, dann hast Du ungefähr den Level für die Physiotherapie erreicht. Zudem steht Dir am Ende der Ausbildung ein 4 - 6 wöchiges Examen ins Haus. In dem Du viele praktische, mündliche und schriftliche Prüfungen absolvieren mußt. Eine gewisse psychische Stabilität muß also auch vorhanden sein.

Ob der Beruf des Heilpraktikers bzw. Physiotherapie etwas für Dich ist, kann ich nicht beurteilen, da ich Dich nicht kenne. Aber frag doch mal, ob Du ein Praktikum bei einer Physiopraxis machen kannst. An den Schulen geht das meines Wissens nicht. Und frag doch auch mal Deine Eltern und Freunde, ob sie sich Dich in diesem Beruf vorstellen können.

Letztlich mußt Du zu 100% dahinter stehen, sonst schaffst Du es nicht. Eine Freundin von mir, wußte anfangs auch nicht, was sie machen wollte. Sie hat sich verschiedene Beruf mittels Praktika angeschaut und dann entschieden. Schau Dir Bürojobs an, geh in handwerkliche Berufe, mach beispielsweise ein Praktikum auch in einem Krankenhaus, Deine Ausbildung als Physio wird praktisch an einem Krankenhaus stattfinden. Dort bekommst Du also auch schon mal eine gute Vorstellung davon, was Dich erwartet. Und dann weißt Du, ob Du lieber Im Büro sitzt oder was handwerkliches machen möchtest oder mit und am Menschen arbeiten möchtest. Wenn Du das weißt, dann kannst Du Dich in der entsprechenden Gruppe weiter orientieren und Deinen Beruf finden. Nimm Dir eher Zeit ein bißchen Zeit dafür und mach keine Schnellschüsse. Wie Du sicher weißt, mußt Du die Ausbildung zum Heilpraktiker selbst zahlen und in der Physiotherapie in der Regel auch, es sei denn, Du hast das unverschämte Glück an eine schulgeldfreie Schule zu kommen. Während der Ausbildung bekommst Du keinen Lohn !!! Das ist ganz wichtig zu wissen und auch hinterher verdienst Du absolut keine Reichtümer. In der Physiotherapie ist es schwierig Vollzeitstellen zu finden. In der Regel nur 400 Euro Jobs, bei denen Du dann anfangen kannst Dich langsam auf mehr Stunden hochzuarbeiten. Bei einer Vollzeitstelle bekommst Du in der Regel nicht mehr als 1.200 Euro netto und das ändert sich auch nicht wesentlich, wenn Du älter wirst. Außerdem werden von Dir eine Menge Fortbildungen nach der Ausbildung erwartet. Mit der Ausbildung hast Du sozusagen nur die „Grundausbildung“ in der Tasche. Und dann geht es erst richtig los. Fobi’s sind sehr teuer und viele Arbeitgeber, erwarten Fortbildungen sind aber nicht bereit, obwohl sie davon finanziell profitieren, sich an den Fortbildungskosten zu beteiligen.

So ich hoffe, ich konnte Dir weiter helfen.

Gruß Grumbelfine

hallo flat
wenn du spass dran hast- mach es
so schwierig wie es ist, soviel spass machts auch!
den heilpraktiker kannst du locker direkt nach abschluss machen, dann hast du das wissen frisch drauf, aber als PT weisst du einfach mehr und kannst erstmal mehr
liebe Kollegen,Eure antworten hier waren echt klasse!!!

viel erfolg ich drück die daumen,
lG Anja

Die Antworten meiner „Vorredner“ sind wirklich viel wert. Mir persönlich fehlt nur eine winzige Anmerkung. Die Ausbildung ist nicht wirklich schwer! Es ist nur verdammt viel! Bis auf wenige Ausnahmen sind die Inhalte leicht zu verstehen. Du musst sie nur alle behalten können.
Um Deinen Heilpraktiker zu machen, musst Du dann vor allem noch viele rechtliche Dinge lernen. Z. B. Welche Krankheiten meldepflichtig sind und wann Du einen Patienten nicht behandeln darfst, sondern erst mal zum Doc schicken musst etc. Wissen über den menschlichen Körper hast Du dann weitaus mehr als Du zum Bestehen der Heilpraktikerprüfung brauchst.

Viel Erfolg!
Oliver

Auch wenn es schon ein wenig her ist, würde ich gerne
das was Angie geschrieben hat aufgreifen. Der Masseur und medizinische Bademeister macht eine Ausbildung von 2 Jahren und ein anschließendes Praktikum von einem halben Jahr, damit er die staatliche Anerkennung erhält. In der Ausbildung werden genau wie beim Physiotherapeuten die Fächer Chirurgie/Orthopädie, Neurologie, Gynäkologie/Pädiatrie, innere Medizin und natürlich Anatomie und Physiologie unterrichtet. Wir müssen also nicht nur alle Muskeln (natürlich mit Ursprung und Ansatz) kennen, sondern die speziellen Abläufe im menschlichen Körper von der Zelle angefangen, über die Funktionen der einzelnen Organe und natürlich alle knöchernen Strukturen, Bänder usw, verschiedene Krankheitsbilder und wie wir diese behandeln kennen. Soweit zur Theorie. In der Praxis massieren wir auch nicht nur, sondern verabreichen Bäder, Güsse, Fangopackungen, arbeiten mit Strom und leiten Patienten bei der Bewegungstherapie an. Also eine ganze Menge mehr!

Guten Tag,

hallo ihr lieben ich habe leider nur den hauptschulabschluss nach klasse 10 möchte nächstes jahr mit der ausbildung zum masseur beginnen und dann die weiterbildung zur physiotherapeutin machen. habe bereits schon mal eine ausbildung angefangen zur zahnmedizinischen fachangestellten die ich auf grand meiner schwangerschaft unterbrechen musste. ich hoffe das sich einer von euch meldet denn ich wollte mal fragen ob von euch noch wer alle unterlagen von der ausbildung hat. liebe grüße christin