Karikatur: ,Ostzone-Westzone: Die deutschen Siamesischen Zwillinge’’
Hallo liebe Geschichts-Spezialisten
Ich habe die geniale Aufgabe bekommen, die folgende Karikatur zu interpretieren. Ich fänd es suppi von Euch, wenn Ihr euch mal meine Interpretation durchlesen würdet und hilfsbereite Kritik äußern würdet. Ihr wärt mir eine echte Hilfe, es gibt nämlich Noten auf die Arbeiten. Der Link zur Karikatur: http://img208.imageshack.us/img208/5654/karikaturda9…
Und nun meine Interpretation:
Die Karikatur ,Ostzone-Westzone: Die deutschen Siamesischen Zwillinge’’ von Ernst Maria Lang wurde 1948 (Ort unbekannt) veröffentlicht und stellt im Zentrum zwei im Kinderstuhl sitzende Siamesische Zwillinge dar, die von mehreren Personen umgeben sind.
Um den linken Zwilling befinden sich drei Personen: direkt vor ihm ein älterer Mann mit einem Hut, auf dem die amerikanische Flagge (’‚Stars and Stripes‘’) abgebildet ist. Er hat einen freundlichen Gesichtsausdruck und grinst das vor ihm sitzende Kind an. Er hält eine Schüssel und einen Löffel in seinen Händen und füttert den Zwilling. Links von dem Amerikaner steht eine Frau, die ihren Arm um seine Schulter legt, auch lächelt und auch auf das Kind schaut. Sie trägt eine Mütze, auf der das Französische Abzeichen (aus der Französischen Revolution stammend(?)), somit steht sie für Frankreich. Der Mann links von ihr trägt einen Hut mit der britischen Flagge und ist auch recht beleibt. Dies lässt mich darauf schließen, dass es sch um den Briten Churchill handelt. Auch er sieht ziemlich zufrieden aus und schaut wohlwollend beim Füttern des linken Kindes zu. Das linke Kind sieht erstaunt, verwundert und überrascht auf den Suppenteller und den Löffel, da es die Augen weit aufgerissen hat und die Augenbrauen hochzieht. Seine Zipfelmütze ist nach oben aufgestellt. Beide Zwillinge sind nur mit ihren Gesäßen zusammengewachsen und sitzen Rücken zu Rücken in einem Hochstuhl mit integriertem ‚Nachttopf‘. Der rechte Zwilling sieht abgemagert aus aufgrund seiner eingefallenen Wangen. Er hat zwar auch ein Lätzchen um den Hals und will vermutlich auch gefüttert werden, wie sein Bruder. Stattdessen wird er von einem übergroßen, furchterregenden, gefährlichen aber auch mächtigen Mann an seinem Kinn berührt bzw. gestreichelt. Der kleine Junge sieht beängstigt, eingeschüchtert, zurückhaltend und ungläubig aus, da er von unten auf die ‚monsterähnliche’ Gestalt heraufsieht; sein Mund ist zwar nicht sichtbar, aber wahrscheinlich nach unten und leicht zusammengezogen. Die Mütze von ihm ist eingeknickt und die Spitze zeigt zum riesigen Mann. Dieser hat einen langen, großen Schnurrbart und sein Gesicht erinnert an das von Stalin. Seine Haare auf dem Kopf stehen spitzenartig ab, wie Hörner, was mich an einen Teufel erinnert, was wiederum seine böse, gefährliche Art zum Vorschein bringt.
Die drei Personen um das linke Kind lassen mich darauf schließen, dass der Zwilling Westdeutschland symbolisieren soll: Der Amerikaner füttert das Kind gern (aufgrund seines Lächelns), was man mit dem Marshall-Plan vergleichen kann, bei dem Amerika ganz Westeuropa wirtschaftlich wieder auf Vordermann brachte und auch Deutschland im westlichen Teil, z.B. mit Lebensmitteln (Carepakete), Rohstoffen, finanzieller Unterstützung (Kredite) und Waren, die importiert wurden. Frankreich unterstützt die USA in ihren Taten, aber auch Großbritannien hält ihnen den Rücken frei und beobachtet die Geschehnisse aus Distanz.
Im Gegenteil hierzu der Osten: Während die Westzonen gefördert und unterstützt wurden, hat die Ostzone nicht das gleiche erfahren können. Symbolisch gesehen stehen die Siamesischen Zwillinge für die zusammengewachsenen Deutschlandzonen. Sie gehören zusammen, sind jedoch getrennt und ganz unterschiedlich. Die beiden Zonen stellen eine Einheit dar, auch wenn sie sich individuell auf unterschiedliche Art entwickeln (was ein typisches Merkmal von Siamesischen Zwillingen ist.) Die Unzufriedenheit des rechten Zwillings zeichnet sich durch seine eingeknickte Mütze aus. Stalin, der auch repräsentativ für die Sowjetunion stehen könnte, spielt seine Freundlichkeit nur vor, indem er das Kinn des Kindes streichelt, wobei diese Geste das Kind ängstlich und traurig wirken lässt. Das Kind erwartet vermutlich, dass man es füttert, weil es ein Lätzchen um seinen Hals trägt, stattdessen lässt die Sowjetunion ihre Besatzungszone mehr oder weniger verhungern, lässt sie auf sich alleine angewiesen und erübrigt dafür nicht mehr als ein ’freundliches’ Streicheln und gut Zureden. Der rechte Junge scheint nichts Gutes von dem riesigen Mann zu erwarten und traut ihm nicht.
Die beiden Siamesischen Zwillinge sind unteilbar miteinander verbunden, werden aber von verschiedenen politischen, ausländischen Ideologien beeinflusst und somit auseinander, sogar zu zwei feindlichen Fronten gedriftet. Dadurch, dass sie zusammen ‚’gewachsen’’ sind, können sie auch nicht in verschiedene Richtungen gehen. Der eine muss sich immer nach dem anderen richten: Was für den einen ein Fortschritt ist, ist für den anderen ein Schritt zurück. Deutschlands beide Mächte werden als kleine Kinder dargestellt, die weder die Macht noch die Fähigkeit haben, selbst über ihr Schicksal frei zu entscheiden. Meiner Meinung nach ist eine selbstbestimmte, deutsche Zukunft laut Karikatur nicht zu erkennen.
Möglicherweise will der Karikaturist mit dem Nachttopf Kritik üben, weil Deutschland nach dem 2. Weltkrieg eigentlich eine Einheit bilden sollte, um gemeinsam wieder stark zu sein, jedoch das Gegenteil tut, indem sich zwei Fronten bilden, die nicht zueinander halten und sich nicht helfen. Folglich kommt nichts Gutes dabei heraus; in der Karikatur ein unangenehmes Produkt des Stoffwechsels.
Seht Ihr vielleicht etwas genauso wie ich oder würdet Ihr etwas anders interpretieren etc?
Schönen Abend, Mandy :]