Komplett regional ernähren?

hallöchen,

vor kurzem hatten wir eine interessante Diskussion, aufgrund des Berufes eines Freundes haben wir diskutiert, welche Wege Lebensmittel zurücklegen, bis sie dann in den Handel kommem. Also zb Nordseegarnelen, die zum Pulen nach Polen gehen, dann in Tschechien verarbeitet werden, und wieder nach Deutschland kommen. Lebensmittel, die über mehrere Kontinente transportiert werden.

Die Frage ist, ist es möglich, sich regional zu ernähren ? Also mit lbensmitteln, die aus einem Umkreis von max 200 km kommen? Und ist das aus Umweltschutzgründen besser ? Ich denke,das manche Lebensmittel wie Reis, Südfrüchte etc dann ja gestrichen wären. Wäre dann noch eine ausgewogene Kost möglich?

Oder reicht es schon, wirklich alles frisch und selbst zu kochen, und Lebensmittel, die einer langwierigen Aufbereitung entspringen, zu meiden ?

Wie stehen gerade Umweltschützer dazu? Und wer macht das sogar eventuell?

Lg

Brenna

Moin,

Die Frage ist, ist es möglich, sich regional zu ernähren ?

das war bis vor gar nicht so langer Zeit der Standard. Weite Transportwege von Nahrungsmittel für die große Masse der Bevölkerung ist ein recht neues Phänomen.

Und ist das aus Umweltschutzgründen besser ?

Es würde auf jeden Fall weniger Energie für den Transport verbraucht.

Wäre dann noch eine ausgewogene Kost
möglich?

Ausgewogen wahrscheinlich, aber auch deutlich eintöniger.
Viel Kartoffeln und Getreide, Obst und Gemüse saisonal, Fleisch wäre nicht das Problem.

Gandalf

Hallo Brenna,

Die Frage ist, ist es möglich, sich regional zu ernähren ?

Regionale Ernährung ist eigentlich die Norm seit es Leben auf der Erde gibt. Die ersten Einzeller hatten ja gar keine andere Wahl :wink:

Später haben sich dann Lebewesen entwickelt, welche dem Futter nachlaufen konnten.
Manche Tiere nehmen saisonale Wanderungen vor, wie z.B. Zugvögel, welche so deine 200km-Grenze überschreiten, und andere halten z.B. einen Winterschlaf.

Import/Export gibt es seit der Jungsteinzeit, damals wurde vor allem Salz gehandelt.

Noch vor einigen Jahrzehnten war die Küche halt saisonal, frische Erdbeeren gabs halt nur im Sommer.

Und dass die Kartoffeln 3x quer durch Europa gekarrt werden bis sie im Regal landen, gibt es eigentlich auch erst etwa seit es die EU gibt und die Zollschranken gefallen sind. Früher hätte sich so etwas einfach nicht gerechnet.

Heute wird halt einfach, „dank“ der Globalisierung, dort fabriziert, wo es gerade am günstigten ist. Die Transportkosten fallen dabei nicht ins Gewicht. Dadurch sind viele kleine regionale Produzenten „ausgestorben“.

Der Klimaschutz ist eigentlich ein globales Problem, was aber die Politik noch nicht wirklich überall erkannt hat.
Grundsätzlich belastet der Transport die Umwelt, wodurch lokale Produkte von der Umweltbilanz besser abschneiden. Desweiteren muss man aber auch die natürliche saisonale Verfügbarkeit auch noch dabei beachten. Man kann ja auch hier ganzjährig, in Treibhäusern, mit viel Energieaufwand fast alles erzeugen.

MfG Peter(TOO)

P.S. Was den Reis anbetrifft, der kommt gar nicht unbedingt von so weit her: http://de.wikipedia.org/wiki/Reis#Heutige_Anbaugebiete

Hallo Brenna

Wie stehen gerade Umweltschützer dazu? Und wer macht das sogar
eventuell?

Dazu gab’s vor einiger Zeit interessante Berechnungen, für Äpfel. Das Ergebnis war nicht so eindeutig wie vielleicht erwartet.

Die wirklich großen Strecken werden ja auf Schiffen zurückgelegt, wobei große Pötte pro Tonne Ladung sehr sparsam sind. Die Kurztransporte im Ursprungs- und Zielland dürften mit LWK erfolgen.

Wenn ein lokaler Anbieter seine Äpfel in einen Lieferwagen packt, oder gar per Trecker in die nächste Großstadt fährt, und dort ein paarhundert Kilo auf dem Markt verkauft, kann der Energieverbrauch pro Kilo Äpfel durchaus schlechter sein als bei Obst aus Chile.

Wenn du per PKW mal eben 10 km Umweg zum nächsten Biohof fährst, um 5 kg Äpfel zu kaufen, dürfte die Energiebilanz auch recht mau aussehen.

Leider steckt auch hier der Teufel im Detail, und einfaches Schwarz/Weiß kann man nicht anwenden.

Gruß, Zoelomat

Und wer macht das sogar
eventuell?

Hallo!

Ich habe eine ältere Arbeitskollegin,
die würde man so allgemein als Kräuterhexe bezeichnen,
die versorgt sich komplett selbst.
Die hat ein Eigenheim in einer abgelegenen Waldlichtung.
Sie kauft nur Zucker, Salz und Gewürze.
Baut also alles selbst an, hat Ziegen und Schafe,
sie macht eigenen Käse, bäckt Brot aus dem selbst angebautem Getreide, usw.
Unglaublich die Frau,
wie die das alles schafft, völlig allein,
und die arbeitet noch Vollzeit in Schichten.

Übrigens, bei meinen Großeltern früher im Osten, also nach dem 2. WK war das auch so üblich.
Mein Vater hat mir da viel davon erzählt:
Als Landwirt hat man keine Lebensmittelmarken bekommen,
man musste sich selbst versorgen.
Man bekam auch nur Salz und Zucker und ev. noch paar andere Kleinigkeiten.
Der Opa hat sogar Tabak selbst angebaut, damit er was zum rauchen hatte.
Ich habe noch das Fass zur Butterherstellung,
die Tonkrüge zum Sauerkrautmachen sind auch noch vorhanden,
Tee wurde mit Lindenblüten gekocht,
und das andere Landwirtschaftliche Equipment habe ich dann überwiegend selbst beseitigt.
Es gab da eine elektrische Dreschmaschine für das Getreide, Obstgarten, Kräuter + Blumengarten, Opas Schnapsbrennausrüstung hab ich auch noch gesehen,
bemerkenswert auch die Knochenquetsche, mit der übriggebliebene Tierknochen zerkleinert und als Hühnerfutter aufbereitet wurden.

Dann gab es da noch riesen Berge an Einkochgläsern, man musste ja irgendwie über den Winter kommen.
Im Keller war mal eine Räucherkammer für die selbstgemachte Wurst. Im kleinen Teich wurden Karpfen gezüchtet.
Es gab sogar ein Schmiedefeuer.

Also zusammengefasst, Selbstversorgung ist heute auch noch möglich,
aber mit verdammt viel Arbeit und Entbehrungen verbunden.
Meine Großeltern sind z.B. in ihrem Leben ein einziges Mal in den Urlaub gefahren!!!

Grüße, E !

Hallo,

Dann gab es da noch riesen Berge an Einkochgläsern, man musste
ja irgendwie über den Winter kommen.

Das ist ein nachdenkenswertes Beispiel. Ob das Einkochen zu Hause klimagünstiger ist als das, was es heute im Supermarkt gibt? Keine Ahnung. Beim Brotbacken genauso.

Cheers, Felix

TV-Tipp

… Und wer macht das sogar eventuell?

Am 30.3. gibt’s dazu 'ne Doku, 18:20 im WDR.

Einspruch: Eintönigkeit
Hi Gandalf!

Klar, der Winter ist ein Problem. Ich habe wirklich schon einige Wochen keinen grünen Salat mehr gekauft (Bis es keinen Endivien mehr gab) und mit Genuß den ersten aus regionalem (Gewächshaus-)anbau gegessen…

Aber eintönig muss das deshalb nicht sein. Häufig ist es eine Frage der Fantasie, der Besinnung auf „altes“ Gemüse und dessen Verfügbarkeit. Ich wollte neulich zum Beispiel Schwarzwurzeln kaufen und habe keine bekommen…
Teltower- oder Mairübchen, Pastinaken, rote Beete (da kann man mehr draus machen, als man annimmt), Chicore, usw… Kennt eben keiner mehr, die wurden ersetzt durch Auberginen und Zucchini und ähnliches Retortengemüse.

Grüße
kernig