Landwirtschaft

Hallo alle,

ich hab noch so eine Frage, die ich mir grade auf einer Fahrt durchs elsässische Flachland gestellt habe. Leider weiss ich nicht, in welche Kategorie das gehört.

Also, ich habe überall auf den Feldern zum Teil enorm lange „Wände“ aus mit Maiskolben gefüllten Gitterbehältern gesehen und auch ein paar Fotos davon gemacht. Eins anbei, wenn’s klappt.

Wozu mögen die dienen? Es hat letzte Nacht schon wieder gefroren. Wozu ist dieser Mais noch gut?

Das wäre jetzt Kategorie Landwirtschaft gewesen, habe ich aber nicht gefunden. Andererseits scheint mir das eine französische Spezialität zu sein, denn in Deutschland habe ich das noch nicht gesehen.

Also Kategorie Frankreich? Oder Technik? Oder Ernährung?

Bin gespannt auf eine Antwort und bin

mit freundlichen Grüssen

Schreibman

Moin,

Dient teilweise zur Herstellung von Stärke (Maizena,Mondamin oder wie es auch noch genannt wird).
Besonders in Beinheim und Marckolsheim zu sehen oder angewendet.
Nicht zuletzt auch als Futterhaltung, wie Heu etc., auch ähnlich Silage genannt.
Gruß
Claude

Hi

Futter? Zur Silage kanns nicht werden, die muss luftdicht verpackt sein, damit der Siliereffekt einsetzt und das Zeug geht bei Kontakt mit Luft rapide kaputt :frowning: - und normales Heu verdirbt wenn es so dem Regenwetter ausgesetzt ist

Ok manche Landwirte kennen wirklich keine Gnade und verfüttern auch vergammeltes Heu :-x Widerkäuer überleben das meistens, aber gut geht anders :-/

Gruß h

Servus,

es macht dem vollständig ausgereiften und getrockneten Körnermais nichts aus, wenn es friert. Die schmalen, luftigen Speicher (keine Idee, wie sie heißen - eine typisch elsässer Bauform, müsste also über das Alemannische auch einen deutschen Begriff haben) ermöglichen mit einfachen Mitteln eine trockene Lagerung.

Schöne Grüße

MM

Hallo Schreibman,

vermutlich ist meine Überlegung etwas anders - bei uns tritt die „Lärmschutzmauerbau-itis“ sehr häufig auf.
Könnte es sich also um eine „landwirtschaftlich nutzbare Lärmschutzmaßnahme“ handeln?

Gruß

dafy

aber nicht nur. Siehe Stärkeumwandlung für Speisestärke.
Gruß

Hallo,

Ja, Futter - Körnermais wird für Geflügel, aber geschrotet oder gemahlen auch für Rindvieh und Schweine eingesetzt.

Als Nebenprodukt der „Nassmüllerei“ zur Gewinnung von Maisstärke fällt übrigens Maisgluten an, eine sehr eiweißreiche Komponente für Milchleistungsfutter und andere eiweißbetonten Futtermittel.

Schöne Grüße

MM

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Hallo Dafy,

Nein, es geht ganz schlicht um die Lagerung von Körnermais, der auf diese Weise luftig und trocken liegen kann und mit kurzen Transportwegen direkt ab Feld zur Stärkefabrik gebracht werden kann.

Diese Form der Lagerung von Mais hat vor fünfzig Jahren, als noch kein Mensch an Lärmschutzwände dachte, im vorderen Elsaß schon genauso ausgesehen.

Schöne Grüße

MM

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und womit füttert der Bauer sein Vieh?

Ach ja, es gibt ja so was wie Subventionen.

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Hallo Claude,

ganz sicher auch.

Fällt Dir eigentlich nach so langer Zeit „in der Fremde“ noch ein, wie diese „Maisstöcke“ im Elsaß heißen? Eigentlich müsste es dafür einen alemannischen Namen geben.

Schöne Grüße

MM

Hallo Claude,

das Futter geht teilweise eigenartige Wege. So wird für die Geflügelproduktion hoher Qualität „à l’ancienne“ im Elsaß teilweise Futter aus Mannheim eingesetzt, das unter anderem aus französischem Mais, deutschem Weizen, französischer Melasse und ungarischer Soja hergestellt wird.

Schöne Grüße

MM

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Komm mir doch bitte nicht mit so einen Scheiß. Was bitte gibts noch „nature“?
Und warum auch in MA? Schiet EU, mach unsere Cuisine aus élevage kaputt. MRD.
Gruß
Claude

Servus,

weil Mannheim durch seine Lage als Standort für Mühlen prädestiniert ist - hier das „Mühlenufer“ auf der Friesenheimer Insel - „Aurora“ aus der Hildebrandsmühle und „Goldpuder“ kennst Du sicherlich, dazwischen steht auch die „Deuka“, ein großer Mischfutterhersteller. Die frühere Muskatormühle, die sich auf (relativ) kleinere Mengen von hoher Qualität orientiert, ist allerdings ein kleines Stück weg und auf dem Extrabild darunter zu sehen.

http://www.mifuma.de/tl_files/mifuma/content/basis/werk_internet.jpg

Die „Mifuma“ ist übrigens unter anderem für „Label Rouge“-Geflügel zertifiziert und hat eine eigene Linie von Proteinfutter ohne gentechnisch veränderte Soja.

Gerade in dem Bereich „kleine Mengen - hohe Qualität“ sind die französischen Mischfutterhersteller nicht so sehr engagiert, die wollen richtig Kilotonnen machen und interessieren sich eher weniger für die besonderen Bedürfnisse einer Charolais-Mutterkuhherde mit Weidemast irgendwo im Bitscher Land.

Schöne Grüße

MM

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Bin doch kei Bauer :smile:

Diese Teile gibt es hier in Südbaden auch, wenn auch nicht mehr so häufig wie in meiner lange vergangenen Jugend. Wie sie auf Alemannisch heißen, weiß ich leider nicht; Mais als solcher heißt Welschkorn.

:paw_prints:

Hallo KKK,

ja, da haben sich die beiden Seiten des Rheins unterschiedlich entwickelt: Auf der elsässischen Seite sind mit Tereos-Syral und Roquette industrielle Abnehmer vorhanden, die den Mais zum Teil recht subtil weiterverarbeiten. Auf der badischen Seite gibt es kaum Abnehmer, eigentlich nur das Mischfutterwerk in Kehl. Die Biogas-Erzeuger verwerten die gesamte Pflanze, nicht nur Körner oder Kolben.

Andererseits wird auf der badischen Seite einiges an Saatmais angebaut - für diese recht arbeitsintensive Kultur ist der französische Mindestlohn zu hoch. Der Teil der Körnermaisernte, der in die Viehhaltung geht, findet auf der elsässer Seite eine bessere Verwertung wegen der höheren Qualität der dortigen Tierproduktion.

Auf der badischen Seite gibt es übrigens vereinzelt noch die Sorte „Badischer Landmais“, ein nicht hybridisierter Kulturmais, der nur noch angebaut wird, weil einige Taubenhalter darauf schwören.

Schöne Grüße

MM

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Für das arbeitsintensive händische Entfahnen des Saatmaises werden allhier gerne unter Umgehung diverser Arbeits- und Bezahlungsregelungen die Kinder sämtlicher Verwandter und Bekannter rekrutiert. Mein Tochterherz hat sich so ihre erste Teilnahme an einer Fan-Convention verdient.

:smile_cat:

Hallo Schreibman,

ich kenne das Prinzip der Maislagerung - trocken und luftig, Temperaturen unter Null machen nix aus - aus Ex-Jugoslawien. Meine Oma aus der Vojvodina und viele andere Bauern auch hatten so eine luftige Maislagerstätte, meist in unmittelbare Nähe über dem Schweinekoben. Ich frag demnächst meine Mutter, ob sowas einen speziellen Namen hat.

Liebe Grüsse,

Gabi

Hallo Aprilfisch,

wieder etwas dazugelernt!
Danke für die Info!

Gruß

dafy

Hallo,

Die Bauform erinnert an Gabionen: https://de.wikipedia.org/wiki/Gabione#Einsatz_und_Herstellung
In der Bauform ähnliche hözerne Trockenlager für Maiskolben findet man übrigens im Burgenland, in der pannonischen Tiefebene.

LG

Silberloewe99

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