Hallo Feray,
nach dem Lesen deines Artikels kam bei mir sogleich riesengroß die Frage auf:
WELCHE GRÜNDE GIBT ES FÜR DICH DAFÜR, MIT IHM ZUSAMMENZUBLEIBEN?
Du hast bei der Beschreibung eurer Ehe keinen einzigen für dich positiven Aspekt aufgezählt. Der einzige Grund dafür, dass du weiterhin mit ihm verheiratet bist, scheint zu sein, dass deine Umgebung auf dich einredet, dir den moralischen Zeigefinger vorhält und dich als Rabenmutter darstellt, falls du es wagen solltest, deinen Mann zu verlassen.
Mal ehrlich: Wer muss diese Erniedrigungen ertragen? Deine Bekannten/Verwandten/Freunde etc.? Oder du? Wer hat das Recht, eine Entscheidung über dein Leben zu fällen, außer du selbst? Ist es für dich wichtiger, dass deine Umgebung dich als „brave Ehefrau“ und „gute Mutter“ sieht, als dass du ein glückliches und selbstbestimmtes Leben führst?
Und wie du vom Sex schreibst… *augenroll* Ich habe zuerst gar nicht verstanden, was du mit dem Punkt meintest. Jedenfalls, auch wenn du es nicht so nennen magst: Sex gegen den Willen eines der Beteiligten ist Vergewaltigung. Wenn du seine Nähe nicht magst, kann und darf dich niemand dazu zwingen, ihn zu küssen, mit ihm in einem Bett zu schlafen und sonstwas zu tun. Noch mal: Es ist dein Leben und du weißt am besten, was dir gut tut und was du brauchst. Dazu gehört auch, ob dir seine Nähe gut tut oder nicht. Wenn nicht, und das resultiert aus deinem Posting, warum solltest du dich ihr dann aussetzen? Und, das kommt hinzu: Warum solltest du es stillschweigend akzeptieren müssen, dass er andere Frauen belästigt, während er dich auf Schritt und Tritt kontrolliert?
Nun zu den Kindern: Ist dein Mann ein guter Vater? Ist er ein gutes Vorbild für die Kinder? Kümmert er sich viel um sie?
Zumindest das mit dem Vorbild wage ich zu bezweifeln. Was sollen die Kinder von jemandem lernen, der seine vermeintliche Stärke daraus bezieht, dass er andere niedermacht? Dass sie sich genauso verhalten sollten?
Sollte er jedoch insgesamt ein guter Vater sein: Hey, wenn du dich von ihm trennst, heißt es doch nicht, dass eure Kinder keinen Vater haben! Es gibt so viele Scheidungskinder, die bei einem Elternteil leben, aber sehr engen Kontakt zu dem anderen Elternteil haben! Die Kinder könnten die Wochenende bei ihm verbringen, mit ihm in den Urlaub fahren, die Ferien über bei ihm wohnen etc. Durch eine Scheidung verlieren die Kinder doch nicht ihren Vater!
Das Gegenszenario wäre: Ihr bleibt zusammen. Die Kinder, die sehr sensibel sind, merken, dass du leidest. Sie merken, wie dein Mann dich ständig niedermacht. Sie merken, wie vergiftet und lieblos das Klima in eurer Ehe ist. Glaubst du wirklich, sie werden sich in einer solchen „Familie“ wohlfühlen? Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen!
Versteh mich nicht falsch: Ich möchte dich nicht zu überstürzten Aktionen anstacheln. Eine Trennung ist für alle Beteiligten ein gewichtiger Schritt. Falls du dir ein glückliches Leben mit deinem Mann vorstellen kannst, könntest du versuchen, ihn zu einer Eheberatung mitzunehmen, vielleicht könntet ihr eine Familientherapie machen. Aber, ganz ehrlich, nach allem, was du über ihn geschrieben hast, liegt das weder in deinem Interesse (du empfindest doch nichts für ihn! oder vielleicht doch, aber Abneigung statt Zuneigung!) noch im Interesse der Kinder und es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass er sich darauf überhaupt einlässt.
Da du schreibst, dass du andauernd von ihm kontrolliert wirst, stelle ich mir die weitere Vorgehensweise schwierig vor. Egal, was du tust (falls du dich überhaupt dafür entscheidest, den jetzigen Zustand zu ändern), du wirst dafür Hilfe von außen brauchen. Wenn du ihm eine Familientherapie vorschlägst und er nicht darauf eingeht, wird ihm sofort klar, dass du auf eine Trennung hinauswillst und er wird dich noch mehr kontrollieren. Ich würde sagen, du brauchst nicht ein Internetforum, denn wir können dir kaum etwas Konkretes raten, sondern Menschen, die sich mit Situationen wie deiner gut auskennen.
Wie geht man vor bei einer Trennung? Wie sagst du es ihm? Wohin ziehst du um (oder wie bringst du ihn dazu, auszuziehen)? Wie wird das Ganze finanziell geregelt sein? Wie läuft die Scheidung rechtlich ab? Wie kannst du die Betreuung von zwei Kleinkindern ohne seine Hilfe bewerkstelligen? Viele Fragen. Kompetente Ansprechpartner, die dir zuhören, die sich mit Situationen wie deiner auskennen und die dir konkrete Hilfe bieten können, findest du hier:
http://www.bv-bff.de/vor_ort/?m=Hilfsangebote
Schau dich ruhig auf der Seite um. Wie gesagt, es gibt anonyme und kostenlose Hotlines, aber auch persönliche Beratungsstellen. Dort hört dir jemand zu, kann dir, wenn du das möchtest, konkrete Tipps geben und, falls nötig, auch handfeste Hilfe bieten. Sollte es bei euch z.B. krachen und eine friedliche und „normale“ Trennung nicht möglich sein, obwohl du dir eine wünschst, gibt es spezielle Nothilfe-Einrichtungen, die Frauenhäuser. Aber vielleicht bin ich nur zu schwarzmalerisch und ihr werdet doch auch ohne Trennung zusammen glücklich.
Nur: Dafür muss sich auf jeden Fall etwas ändern! Tu den ersten Schritt!
Viel Mut dabei wünscht
Anja