Hallo!
Kann Claude und Kate mit ihren Hinweisen nur zustimmen ! Natürlich kann man den Wunsch nach mehr Unabhängigkeit u.Freiheit usw.verstehen, u.manchmal gibt es auch wirklich Situationen in Familien,wo ein „Auseinander-Ziehen“ für alle Beteiligten die beste Lösung ist. Aber man darf auch nicht zu blauäugig u.optimistisch an die Sache herangehen…und vor allem seine voraussichtlichen Kosten nicht „niedrig-rechnen“! (Entschuldige mich vorab für die Textlänge…)
„Staatliche“ Leistungen (also z.B. im Sinne von Umzugskosten, Renovierung., Mietkaution, Miete/NK/,Möbel usw. von einem Amt bezahlt bekommen) fällt in deinem Fall weg.Dazu wäre eure Kommune nur im „Härtfall“ verpflichtet, wenn es für dich nachweislich (also z.B. durch psych./ärztl.Attest)wirklich unmöglich wäre, weiterhin zu Hause zu wohnen, weil du dort physischen oder psychischen Schaden nimmst und/oder in deiner Persönlichkeitsentwicklung geschädigt wirst usw. (z.B.durch andere Personen im Haushalt;Drogen- oder Medikamentenmissbrauch, körperliche oder seelische Gewalt, Verwahrlosung, Verweigerung von Nahrung, Kleidung, Heizung usw).
Das ist aber ja bei dir scheinbar nicht der Fall. D.h. alle Lebenshaltungskosten usw. müssten also von dir selbst bzw. deinen Eltern aufgebracht werden, und außer dem Kindergeld (u.vielleicht eventl. noch einem Wohngeldzuschuss? Keine Ahnung…) gibt’s da von „staatlicher“ Seite nix, sofern da keine Bafög-Leistungen usw. in Frage kommen (und da ist wäre dann auch noch die Rückzahlungsfrage zu klären).
Nach dem,was du schreibst, lebst du bei deiner Mutter, die ihrem „Unterhaltspflichts-Anteil“ für dich ja derzeit durch den gemeinsamen Haushalt u.deine Versorgung nachkommt. Du schreibst, dass dein (barunterhaltspflichtiger) Vater für dich z.Zt.monatlich 300 Euro Unterhalt zahlt. Wenn man nach deinem derzeitigen Alter und der „Düsseldorfer Tabelle“ geht, dürfte dein Vater somit also in der niedrigsten Einkommensgruppe der Tabelle liegen -u.daher wohl auch nicht noch „mehr“ Unterhalt als bisher aufbringen können. Soweit ich weiß (nach dem BGB §1612 usw.) „müssen“ deine Eltern dir als Minderjähriger keine eigene Wohnung finanzieren,wenn nicht wirklich schwerwiegende Gründe das erfordern (wobei in dem Fall z.B. mit dem Jugendamt eine Möglichkeit zu betreutem Wohnen o.s. gesucht werden könnte). Aber wenn sie deinen Wunsch grundsätzlich unterstützen, bleiben die Kosten bzw. der Unterhalt auch rein an ihnen hängen.
Ob die hier genannten 640 Euro Gesamtunterhaltsanspruch auch schon bereits für minderjährige Schüler gelten, das weiß ich nicht. Wenn ja, dann hat Jekyll dir das ja schon prima grundsätzlich vorgerechnet. Das Kindergeld und eventl. Bafög wäre dann als Leistungen „vorhanden“ bzw. noch zu beantragen (Bafög), und den Rest bis hin zu den 640 Euro gesamt würden deine Eltern (wenn sie deinen Auszug wollen u.unterstützen) dann als Unterhalt für dich zahlen müssen - sofern sie das nach ihrem eigenen Einkommen und Selbstbehalt überhaupt können, natürlich. Ob dein Vater dann weiterhin für volle 300 Euro „barunterhaltspflichtig“ ist,wenn deine Mutter IHREN „Unterhaltsanteil“ für dich NICHT mehr in einem gemeinsamen Haushalt zur Verfügung stellt …? Da dürfte vermutlich auch deine Mutter dann zu Barunterhalt an dich verpflichtet sein,wenn du eine eigene Wohnung nimmst. (KÖNNTE sie den aufbringen?) Da solltet ihr euch auf jeden Fall so oder so erstmal mit dem Jugendamt zusammensetzen und alle Möglichkeiten durchsprechen und auch durchrechnen ! -
Wie auch immer. Wenn es denn tatsächlich „640 Euro Gesamt- Unterhalts- bedarf“ schon für einen minderjährigen Schüler SIND, klingt 640 Euro für dich jetzt vermutlich zunächst nach unheimlich viel Geld , weil du noch Schülerin bist und kein Arbeitseinkommen hast und diese ganzen Lebenshaltungskosten auch noch nie bestreiten musstest. Aber davon eine Wohnung UND seinen Lebensunterhalt zu bestreiten… da kann ich Kate nur zustimmen: „Wenn du dein Abitur hast und arbeiten gehst, kannst du das immer noch tun …Vorher halte ich es nur für einen Weg , sein Leben noch komplizierter und schwerer zu machen und eventuell einen guten Abschluss aufs Spiel zu setzen!“ -Völlig richtig! Und das willst du dir nicht wirklich antun,hoffe ich.
Für dich als Minderjährige müsste die Wohnung eh durch deine Eltern (bzw. mit ihrem vertraglichen Einverständnis) angemietet werden. So ohne Weiteres findet man aber nicht unbedingt Vermieter,die Minderjährige als Mieter nehmen. Es sind auch etliche Kosten mit einem Aus-bzw.Umzug verbunden,die ihr auch selber tragen müsstet (Umzug/Transport,Renovierung,Mietkaution, komplette Wohnungs- einrichtung, Küche,Geräte, Waschmaschine usw.). „Möblierte“ Wohnungen sind gerade wegen der Möblierung meist teurer bzw. man muss da oft für die (Ab-)Nutzung/den Ersatz der Möbel sogar irgendwelche Klauseln unterschreiben. (Nur 200 Euro warm für eine möblierte Kleinwohnung?! Wo?? Ich glaube,ich ziehe zu euch um! )…)
Ein kompletter eigener Haushalt… Schau dich mal in eurer Wohnung um, was da so alles zum „normalen Alltag“ bei euch gehört- vom Staubsauger über Mülleimer zu Rollos,Mikrowelle,TV, Telefonapparat,Fön usw. Da kommt doch einiges an „Selbstverständlichkeiten“ zusammen, die du gewohnt bist u. für die eigene Wohnung erstmal anschaffen (UND dann auch auf engerem Raum unterbringen) müsstest. Wie ist das mit der eigenen Privathaftpflicht-bzw. Hausratversicherung? Im Moment bist du ja vermutlich noch familien-mitversichert; wenn du einen eigenen Haushalt führst mit eigenen Risiken,müsstest du das auch erst abklären (wie auch die Krankenversicherung).
Die Berechnung von Jekyll war schon sehr „optimistisch“ aufgestellt u.hat dabei den Strom noch nicht mal beinhaltet . Und selbst mit so einer „günstigen“ Berechnung dürftest du erkennen können , dass eine eigene Wohnung jetzt wirklich eher unrealistisch wäre -auf jeden Fall aber „sehr,sehr hart“ würde, wie bereits gesagt wurde…
es wird dir hinten und vorne nicht reichen ! Von dem bisschen Geld ALLES zu bestreiten… Strom, GEZ, Essen ,Trinken, Versicherungen, Kleidung, Schuhe, Hygiene- u. Putzartikel, Klamottenwäsche, Schuster, Apotheke, Schulsachen (Materialien,Kopiergeld, Hefte, Exkursionen usw.), Handwerker- u.Reparaturrechnungen, Haushaltsartikel (von Glühbirnen über Müllbeutel zu Staubsaugerbeuteln)…das sind alles Kosten, die du bisher vermutlich eher NICHT schon immer komplett alleine bestritten hast .
Und da ist dein „Privatleben“ ja noch nicht mal mit drin - was aber gerade in deinem Alter ja nun AUCH noch eine Rolle spielen dürfte. Du hättest kein Geld „übrig“ für völlig normale Sachen… um mal ausgehen zu können, ins Kino,Schwimmbad oder Cafe mit Freunden, zu Geburtstagen oder Parties was mitzubringen, Zeitschriften, CDs…geschweige denn für „Kultur“, Sport/Vereine/Mitgliedschaften (Beiträge, Ausrüstung, Veranstaltungen usw.), Konzerte, Feste, Reisen / Urlaub…-
Lasst euch doch erstmal gut beraten u. vielleicht auch als Familie „helfen“, was das Zusammenleben angeht, und informiert euch (z.B. beim Jugendamt) erstmal über die Alternativen. Und falls sich wirklich gar keine andere Möglichkeit als Auszug findet, dann rechnet das alles wirklich , auch längerfristig gesehen (!), erst realistisch durch - deine Eltern wissen ja nun auch, was das Leben so kostet u.können dir da vieles erklären.
„Zusammenleben“ als Familie ist sicherlich oft schwer.Aber „Freiheit“ zu genießen ,wenn man dafür ständig wirkliche existenzielle Sorgen hat und ständig nur noch ans Geld denken muss,das einem links und rechts fehlt …das ist bestimmt noch schwerer.
Dir alles Gute - LG