Mittelalter, wann war es denn?

hallo wissende,

im zusammenhang mit der frage über die frauensituation taucht bei mir die frage auf:
von wann bis wann war das mittelalter?
soviel ich weiß, war es im 16.jh doch vorbei, oder?

strubbel
d:open_mouth:)

Hi Strubbel
Das Mittelalter beginnt gemäß „Common sense“ Definition mit dem Untergang Westroms und der Gründung des Frankenreiches (so kanpp vor 500) und Endet mit der Reise von Columbus nach Amerika 1492-93…

Also Mittelalter 500 bis 1500… wobei das den Zeitgenossen sicherlich nicht so ganz klar war…

Grüssle
Mike

Hallo !

Mittelalter, Abkürzung MA., lateinisch media aetas, media antiquitas, media tempora, medium aevum, von den Humanisten geprägter, endgültig erst im 17. Jahrhundert eingebürgerter Begriff für den Zeitraum zwischen Altertum und Neuzeit. – Anfang und Ende des Mittelalters werden unterschiedlich angesetzt: z. B. vom Beginn der Völkerwanderung (um 375), vom Untergang des Weströmischen Reichs (476) oder von der Zeit Karls des Großen (um 800) bis zur Erfindung des Buchdrucks (etwa 1450), zum Fall Konstantinopels (1453), zur Entdeckung Amerikas (1492) oder zur Reformation (1517). Doch bleibt allen diesen Periodisierungen gegenüber zu bedenken, dass das Alte erst allmählich abstirbt und das Neue nicht mit einem Schlag da ist, man also mit längeren Übergangszeiten zu rechnen hat. Innerhalb des aus rein praktischen Gründen auf ca. 500–1500 festgesetzten Zeitraums vollzog sich die für das Mittelalter wesensbestimmende Verschmelzung von Germanentum, Christentum und dem Erbe der Antike.
Als mächtige Idee wirkte sich der Gedanke der Einheit des christlichen Abendlands aus, der politisch wirksam wurde in der Italienpolitik der deutschen Kaiser, seit dem Investiturstreit aber auch in dem Anspruch des Papstes, in seiner Person diese Einheit darzustellen. Daraus folgten die schweren Kämpfe zwischen Papst und Kaiser, d. h. zwischen der höchsten geistlichen und der höchsten weltlichen Macht, durch die schließlich beider Stellung schwer erschüttert wurde. – Tief greifende Wandlungen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Struktur bestimmten weiterhin das Bild des Mittelalters: von der Adels- und Grundherrschaft im Frühmittelalter (ca. 6.–9. Jahrhundert) über das aufblühende Rittertum und Lehnswesen im Hochmittelalter (10.–13. Jahrhundert) bis zum erstarkenden Bürgertum im Spätmittelalter (13.–15. Jahrhundert), was sich im Aufstieg der Städte und im Entstehen der Geldwirtschaft widerspiegelte. Wenn das Mittelalter dennoch das Bild einer durchaus eigenständigen Epoche bietet, so trug dazu in erster Linie die Kirche bei.
Der Versuch, den Begriff Mittelalter auch auf die mittlere Geschichtsperiode anderer Kulturkreise anzuwenden, z. B. das griechische Mittelalter, das japanische Mittelalter, ist sehr umstritten.

(Bertelsmann).

Gruß Max

Hallo Strubbel,

ich glaube, daraus wird ein langer thread: Es gibt zich verschiedene Kriterien, wenn man Anfang und Ende des MA datieren will.

Beginn: Grosso modo ab drittem Jahrhundert (Krise des römischen Imperiums, Völkerwanderung). Als greifbare Daten im vierten Jahrhundert bieten sich die ersten wichtigen politischen Erfolge des Christentums an, welches wesentlich bestimmend war für die gesamte Epoche: 311/13 „Konstantinische Wende“; 380/81: Theodosius erklärt das Christentum zur Staatsreligion.

Ende: Der Begriff Mittelalter ist von den Humanisten (ab Ende 15. Jahrhundert) geprägt. Renaissance = „Wiedergeburt der Antike“ löst das MA ab. Verbreitet sind zur Datierung: 1492 Columbus in Amerika; Luthers Thesenanschlag 1517; Bauernaufstand 1525; 1494/95: Italienfeldzug des frz. Königs Karl VIII; 1472: Leonardo da Vinci in die Malergilde aufgenommen… Wenn man die Renaissance als „das Mittelalter beendend“ betrachten will, landet man rund hundert Jahre früher - soviel ich weiß, haben sich derartige Vorschläge nicht durchgesetzt.

Das sechzehnte Jahrhundert, von dem Du sprichst, ist viel stärker von Renaissance als von mittelalterlichen Dingen geprägt. Sicher gab es ganz unterschiedliche Dinge gleichzeitig. Zwischen Padua und Burgos dürften um 1550 Welten gelegen haben…

Schöne Grüße

MM

FAQ im ‚Mittelalter‘-Brett
FAQ:330

Gruß
W.

Hallo!!

Eine eindeutige zeitliche Begrenzung des MA ist nicht ohne weiteres möglich.

Im Untrricht gebe ich den Schülern 2 verschiedene Möglichkeiten an:

  1. Das Mittelalter wird begrenzt durch den Untergang des Weströmischen Reiches und des
    Oströmischen Reiches/ Byzantinisches Reich.
  2. Eine andere zeitliche Begrenzung wäre die von ca.500 ( Chlodwig) bis 1492
    ( Entdeckung Amerkas).

Die Schüler favorisieren die zweite Variante.

Gruß Holger

Hallo Holger!

Die Schüler favorisieren die zweite Variante.

Warum?

Vielen Dank

Die Aussage bezieht sich auf Schüler der Sek II, d.h. sie besitzen schon gewisse historische Vorkenntnisse.

Eine genaue Antwort kann ich nicht geben, aber ich vermute, dass es mit dem zu behandelnden Stoff zusammenhängt.

Der Untergang des Byzantinischen Reichs wird nur kurz " angeschnitten",
die Entdeckung der " Neuen Welt" dagegen hat ein größeres Stundenvolumen.

Gruß Holger

Hallo Strubbel
Ich hab mal gehört, dass das MA mit dem Aufkommen der kleinen römischen Kupfermünzen (geringer Wert) um ca 200 AD od 300 AD seinen Ursprung nahm. Schien mir einleuchtend: Am Golde (oder Silber oder Kupfer…) will sagen am Gelde hängt doch alles - ach wir Armen! Freundlichen Gruss aus der Schweiz ( aber nicht von den Gnomen von Zürich, sondern von einer Grossmutter aus dem Bernbiet!) Susette

Es gibt sogar neuere Forschungstendenzen, die für ein „langes Mittelalter“ plädieren und die Neuzeit erst nach den bürgerlichen Revolution, also Ende des 18. Jahrhunderts beginnen lassen. Dafür spricht, dass sich die Lebensumstände der breiten Masse der europäischen Bevölkerung bis ins 19. Jahrhundert kaum verändert haben und erst die Industrielle Revolution den Umschwung brachte.
Ich persönlich finde, ein definitives Merkmal der Neuzeit ist die religiöse Radikalisierung: die Inquisition, die Hexenverfolgung und der Puritanismus.

Hallo strubbel,

auf welchen Erdteil, welches Land, welches Volk … bezieht sich die Frage?

Grüsse aus Lüneburg
Heiner Gierling