Nerven verlieren

Hallo,
ich habe mal eine Frage: Jeder kennt das, man verliert die Nerven,etwas geht einem auf die Nerven oder jemand macht einen verrückt.
Nun die Frage: was ist das eigentlich?Gibt es für eine biologische,physiolog. oder psychologische Erklärung für diese Phänomen.
Werden bestimmte Hormone ausgeschüttet etc.
Wer-weiss-was?
Gruß
dr.mos

Hallo!

Ich denke, daß dieses „Nerven verlieren“ den Gipfel von Hilflosigkeit darstellt!

Wenn das Gefühl- sich nicht mehr zu helfen zu wissen- übermächtig wird-- dann verliert man „die Nerven“.

Schönes klassisches Beispiel ist ja, wenn Kinder das bei den Eltern „herausholen“- und es in der absoluten Eskalation dann zB zum Schlagen kommt!

Oder- der sonst so beherrschte Mensch- der dann die Fassung verliert und anfängt rumzuschreien oder körperlich wird!

Man verliert dabei die Kontrolle…und sowas kommt ja nur vor, wenn tief in einem drin Gefühle diesen Teil anfangen zu übernehmen!

Hilflosigkeit hat mit Angst zu tun- wehrlos sich fühlen…angegriffen- ausgeliefert-- und vermutlich kommen da ganz alte Muster hoch-- bei denen dann ein „Angriff“- der sogar dann gegen sich selber gerichtet sein kann- als einziger Ausweg gefunden wird.

Menschen reagieren da sicher unterschiedlich…der eine wird passiv- beginnt vielleicht das Weinen…der andere wird aggressiv ( im Tierreich finden wir ja beides…Fluchttiere oder die Angstbeisser)

Hormonell- dürfte in dem Zusammenhang das an Hormonen schön viel da sein, welches für Angst und Fluchtverhalten zuständig ist-- Adrenalin ??

Kitty

Hallo,
danke für deinen Artikel
ich hab da auch einen schönen Artikel gefunden http://www.ksta.de/html/artikel/1211320912462.shtml der symptome und ursachen etwas ordnet.
was für mich interessant wäre zu wissen, was in dem moment " des Ausbruchs"in unserem gehirn abgeht.welche Regionen auf einmal megaaktiv werden .Welche Hormone auf einmal gas geben-und warum.
Ist der wutausbruch ein signal angestauten adrenalins?warum wurde soviel davon gebildet.kann man wut kontrollieren-wenn ja wie?
danke für weiter postings

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was für mich interessant wäre zu wissen, was in dem moment "
des Ausbruchs"in unserem gehirn abgeht.welche Regionen auf
einmal megaaktiv werden .Welche Hormone auf einmal gas
geben-und warum.
Ist der wutausbruch ein signal angestauten adrenalins?warum
wurde soviel davon gebildet.kann man wut kontrollieren-wenn ja
wie?
danke für weiter postings

Wo genau es „abgeht“, kann ich Dir leider nicht sagen-- aber wenn wir meiner Theorie von Angst als Auslöser ausgehen wollen- muss das ja in den evolutionstechnisch ältesten Hirnregionen stattfinden-- Stammhirn??

Welche Hormone- kann ich da nicht genau sagen…aber Adrenalin wird sicher ne Rolle spielen…
Warum die Gas geben?? Weil sich der Körper in einer Stress-Situation befindet…und reagiert…wenn Du über die Strasse gehst und ein AUto kommt schnell angefahren, ist es genauso und die Angst- der Stress überfahren zu werden…lässt dich dann ja auch ohne zu denken schnell losrennen :wink:…umsonst gibt es diese Schutzmechanismen ja nicht :wink:

ob man wut kontrollieren kann?
Wir kontrollieren unsere Gefühle ständig- egal welche- und dazu gehört auch Wut!!

Sicher ist diese Wut nur bis zu einem bestimmten Punkt kontrollierbar!
Und je schwächer der Gegenüber- desto schneller wird diese wohl "rausgelassen " werden…man wird schneller die Hand bei einem Kind erheben als bei einem 2m Mann :wink:

Wer zu Wutausbrüchen- Nerven-verlieren neigt- sollte sich halt klar machen, was da gerade abgeht und warum!
Ich habe ne Arbeitskollegin, die auch ihre „Aussetzer“ bekommt, wenn sie 2 Sachen gleichzeitig macht und noch was dazu gefragt wird!
Wo andere dann ruhig antworten-- oder wenigstens ruhig sagen " das stört mich gerade- frag mich später bitte noch mal"-- kommen von ihr dann schnell beleidigende Worte.

In so einem Fall wäre es gut, wenn sie sich klarmacht DAS sie sich überlastet fühlt…zuviel für sie in dem Moment…und statt sich so herb zu wehren-- einfach REDET…denn man würde das ja nachvollziehen und verstehen können!

Als Eltern- kann man so eine Situation schon gut im Ansatz erkennen …und sich STrategien ausdenken, wie man am besten reagiert!
Das kann man auch mithilfe von Elterngesprächen machen- sich austauschen ( viele haben ähnliche Erfahrungen)…oder man sucht ne Auszeit, verlässt das Zimmer…schickt das Kind erst mal ins Zimmer…altersbedingt halt- was dann helfen kann!

Letztlich geht es nur darum herauszufinden, worüber man sich im genauen so aufregt!
Wenn man das aufdecken kann- kann man die Situation auch entschärfen…

Bei Menschen, die als jähzornig gelten…also schnell „ausrasten“ ist es leider so- daß die Umwelt diesen Teil übernimmt…man den anderen bloss nicht reizen will…- um den Schaden nicht gross werden zu lassen…

Sicher wirds da aber noch viele andere Theorien oder Ideen zu geben…das ist halt meine dazu :wink:

Kitty

Hallo!

Wo genau es „abgeht“, kann ich Dir leider nicht sagen-- aber
wenn wir meiner Theorie von Angst als Auslöser ausgehen
wollen- muss das ja in den evolutionstechnisch ältesten
Hirnregionen stattfinden-- Stammhirn??

Was ist ein Stammhirn?

Fragt sich
Patrick

Nerven verlieren geht nicht
hi,

psychologisch gesehen, heisst „die nerven verlieren“, ein gefühl überstark auszudrücken. so gesehen verliert man nicht die nerven (wie auch, ebensowenig gibt es den sprichwörtlichen nervenzusammenbruch!?) sondern die kontrolle über ein gefühl.

patienten stelle ich gerne die frage: „wie ist denn das, wenn sie genervt sind?“ um herauszufinden, um welches leitende gefühl es sich handelt.

die top 3: sehr oft ist es wut. gefolgt von verzweiflung und hilflosigkeit.

Hallo,
die Kontrolle über ein Gefühl verlieren,das klingt mächtig.stellt sich die frage,warum verlieren wir kontrolle über etwas,was in dem sinn nicht greifbar ist.
ich kenne jemand der neigt zu extremen gefühlausbrüchen und dort wurde ein sehr hoher hormnonspiegel von einem bestimmten hormon(k.A)festgestellt.
ist es so einfach?-das unsere gefühle nur ein mix aus hormonen ist, die unkontrolliert durch unseren körper fliesen und dann im gehirn bestimmte reize auslösen, die uns zu bestimmten handlungen verführen?
wer-weiss-was?
gruß

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Hallo!

Wo genau es „abgeht“, kann ich Dir leider nicht sagen-- aber
wenn wir meiner Theorie von Angst als Auslöser ausgehen
wollen- muss das ja in den evolutionstechnisch ältesten
Hirnregionen stattfinden-- Stammhirn??

Was ist ein Stammhirn?

Ich nehme an damit war der Hirnstamm gemeint.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hirnstamm

Fragt sich
Patrick

Antwortet
Stahlkopf :smile:

Hallo Dr.mo

ist es so einfach?-das unsere gefühle nur ein mix aus hormonen
ist, die unkontrolliert durch unseren körper fliesen und dann
im gehirn bestimmte reize auslösen, die uns zu bestimmten
handlungen verführen?

nein, so einfach ist es nicht. Weder sind die Gefühle ein Mix aus Hormonen noch sind sie unkontrollierbar.

Stell Dir vor, es gibt im menschlichen Hirn zwei Systeme für die Verarbeitung von Reizen, damit ein Mensch in seiner Umwelt agieren kann.

Das eine ist sehr alt und schon bei vielen Tieren vorhanden, ich nenne es mal das „emotionale Hirn“. Es arbeitet mit einigen wenigen Basis-Gefühlen, die sich im Laufe der Evolution als zweckmäßig herausgestellt haben. Diese Gefühle entstehen auf bestimmte Reize hin, und setzen Handlungsprogramme in Gang. Ein Beispiel: etwas stört mich in dem, was ich gerade tun möchte --> ich werde ärgerlich oder wütend --> ich räume diesen Störfaktor mit einer raschen Handlung aus dem Wege --> als Resultat kann ich meine vorherige Tätigkeit weiterführen. Oder: etwas bedroht mich --> ich bekomme Angst --> das resultierende Handlungsprogramm ist z. B. eine Flucht --> nun bin ich außerhalb der Reichweite der Gefahr.

Für Menschen (auch schon für manche höheren Tiere) ist die Welt, in der sie leben, komplizierter geworden, das emotionale Hirn reicht nicht mehr aus. Daher haben sie im Lauf der Evolution ein zweites System entwickelt, bei dem die Reizverarbeitung durch Denken stattfindet (im folgenden „Denk-Hirn“).

Beide „Hirne“ arbeiten zusammen, und es gibt viele Nervenverbindungen zwischen beiden Systemen, die in beiden Richtungen verlaufen. Emotionen können so die Kontrolle übernehmen, wenn z. B. rasches Handeln in gefährlichen Situationen notwendig ist, und das „Denk-Hirn“ kann emotionale Bedürfnisse, die es als störend beurteilt, hintanstellen.

Es gibt in in „emotionalen Hirn“ eine Art Datenbank für verschiedene Ereignisse, die dort mit bestimmten Gefühlen verknüpft werden: wenn ein Ereignis eintritt, das in ähnlicher Form dort bereits gespeichert ist, entsteht das zugehörige Gefühl, z. B. Angst. Was in dieser Datenbank landet, hängt vom Verlauf des bisherigen Lebens ab, und wenn es blöd hergeht, kann auch eine im Grunde harmlose Situation mit Angst gekoppelt sein, weil es irgendwann ein ähnliches, aber bedrohliches Ereignis stattgefunden hat. Sehr grob gesagt, führt eine Verhaltenstherapie zu einer Art Gewöhnung an die Situation. Dabei entstehen im Gehirn Nervenverbindungen, die das Auftreten der Angst hemmen. Die Datenbank selbst bleibt davon unberührt (sie heißt Amygdala) und ihr Inhalt wird nie gelöscht. Das ganze Vorgehen der Therapie könnte man als eine Art Patch, ein „Work-Around“ verstehen.

Ich schätze die Verhaltenstherapie nicht übermäßig, sie eignet sich aber gut zum Erklären solcher Zusammenhänge. Jede Form der Psychotherapie, die etwas bewirkt, und überhaupt jeder Lernvorgang muß zu (im Prinzip nachweisbaren) Veränderungen in der Hirnstruktur führen, zur Ausbildung von hemmenden oder erregenden Nervenverbindungen - die Plastizität des Gehirns.

Um den Bogen zu Deinem Bekannten zu spannen: es ist nicht so, daß die unkontrolliert auftretendem Gefühlsausbrüche unabänderlich und schicksalshaft sind, „weil ein bestimmtes Hormon einen zu hohen Spiegel hat“. Grundsätzlich besteht nach dem oben Gesagten die Möglichkeit, mit den überbordenden Emotionen umgehen zu lernen, anstatt sich selbst davon überschwemmen zu lernen und andere mit zu überschwemmen.

Das so etwas nicht leicht ist, oft als subjektiv unmöglich empfunden wird und ebenfalls oft einer Hilfe bedarf, wissen wir eh alle.

Grüße,

I.

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Hallo,
danke für die schöne Erklärung :smile:.
Gruß

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