H wie Hola.
hm, aber die Schüler müssen für diesen Mangel büßen, obwohl
viele dieser Kinder am wenigsten dafür können.
Irgendjemand muß immer büßen und erfahrungsgemäß trifft es immer die, die am wenigsten dafür können.
Das mag zynisch erscheinen, aber liebe nehme ich Eltern und Schulsystem in die Pflicht - übe also dort Kritik, wo man wirkliche Veränderungen schaffen kann, als daß ich den Kindern Freifahrtsscheine zur Verblödung in die Hand drücke und dieses verquere Bildungschaos von heute auf diese Weise auch noch unterstütze.
Es ist doch alles andere als ein Weltuntergang, wenn ein Kind einmal sitzenbleiben muß. Das hat sogar etwas äußerst Konstruktives in der Grundschule, denn dort müssen einfach entscheidende Grundlagen gelegt werden, bei denen es KEINE Lücken geben darf - schon gar nicht heute, wo rein konzeptionell bereits gewisse Bildungslücken in Kauf genommen werden.
Es ist vielleicht so, daß einige Schüler sich verweigern
(wobei die Gründe dafür auch gut geprüft werden sollten und
die Schuld dabei nicht häufig eben nicht bei den
Schülern liegt), aber die meisten haben schlicht Probleme, die
durch ein simples Wiederholen eines Jahrs nicht gelöst werden.
Das wäre neu - die meisten Sitzenbleiber bleiben sitzen, weil schlicht und ergreifend die eingeforderte Leistung nicht erbracht wurde.
Und wenn sich ein Schüler verweigert, sind wir wieder bei meiner Aussage weiter oben - dann hat vor allem die Elternschaft versagt, indem die Erziehung falsch gelaufen ist.
Die Fälle - die hier leider im Forum immer herzlich gern konstruiert werden - daß die bösen Lehrer alles in ihrer Macht Stehende tun um Terror in den Geist der Kinder zu tragen, sind eher seltene Phänomene.
Zweifelsohne gibts solche Lehrer, die es rundum nicht mehr merken und sich daneben benehmen; doch ein Kind hat prinzipiell kein Recht auf Verweigerung, Bocken oder sonst was, wenn es schlicht die Leistung nicht erbracht hat.
Im Gegenteil, durch partielle Unterforderung und Frustration,
trotz Bemühen gestraft zu werden, dürften die Leistungen kaum
besser werden.
Dazu nahm ich bereits in einem anderen Kommentar Stellung. Zweitens verweise ich auf das gerade Gesagte: Es liegt ein eklatanter Erziehungsmangel vor, wenn sich das Kind einbildet, so auf den Topf schlagen zu können, nur weil ihm etwas nicht paßt.
Auch das ist eine andere Facette dieser kranken Mentalität von heute: Anstatt dem Kind Beine zu machen (+ gleichzeitig zu unterstützen) und klare Grenzen aufzuzeigen in Sachen Pflichten und Relationen - das Kind ist nicht die Autorität in der Schule, im Gegenteil - wird alles Mögliche herumgekaspert und analysiert, warum das Kind in einer solchen Weise reagiert. Reden, reden, reden und fragwürdiges Verhalten in Schutz nehmen.
Das fruchtet dann ebenfalls in der Situation, die ich schon anmahnte: Wenn das Kind mitbekommt, daß es durch dieses trotzige Verhalten mit viel Aufmerksamkeit drumherum zum Erfolg kommt, wird es nicht das letzte Mal sein, daß es versucht, auf diese Weise seinen Kopf durchzusetzen.
Womit wir u.a. wieder bei der lächerlichen Problematik antiautoritärer Erziehung & Co. sind.
Sicherlich ist ein Kind dieses Alters kein 14jähriger oder 15jähriger, von dem man einfach verlangen kann, daß er sich unter Kontrolle hat und nicht ständig die große Klappe aufreißt - doch auch einem Zweitklässler sind bitte schön strikte Grenzen zu setzen, was das Verhalten angeht.
Dazu gehört auch, daß ich nicht auf Grund irgendwelcher angeblicher „Frustration“ oder „partieller Unterforderung“ den Kopf abschalte.
Zwei Anemrkungen dazu.
Einerseits zeigt diese Sichtweise wieder nur, daß es in Deutschland generell an einem leistungsfreundlichen und leistungsfordendem Klima fehlt. Die natürliche Reaktion eines Sitzenbleibers müßte es eher sein, sich zu sagen - und das auch zu zeigen - „Jetzt packe ich es erst recht und schreibe besonders gute Noten, um zu beweisen, daß ich es kann.“. Solch eine Stimmung und Haltung ist vor allem durch Lehrer motivierbar, erfordert aber auch eine entsprechende (autoritäre) Erziehung.
Andererseits zeigt diese Sichtweise ebenfalls nur, daß dem Lehrer viel zu wenig Eigenverantwortung zuwächst. Ein cleverer Lehre kann sehr wohl - im Gegensatz zur heutigen Einbildung vieler Leute - ein entsprechendes Leistungsgefälle auch innerhalb einer größeren Klasse ausgleichen beziehungsweise optimal bedienen, sofern er mit entsprechendem Verstand an die Sache herangeht; den Unterricht also so gestaltet, daß er stets Spielraum hat, starke Schüler auszulasten, sich der breiten Mitte anzunehmen und vor allem die Leistungsschwachen im Auge zu haben. Fakt ist: Das kann sehr gut funktionieren - gewußt wie.
Wieder bezugnehmend auf das Sitzenbleiben hieße das, daß der Lehrer eigentlich in der Lage sein sollte, auch einen Sitzenbleiber auszulasten.
Erstens weist der Sitzenbleiber sowieso Lücken auf, sonst wäre er nicht sitzengeblieben. Diese Lücken gilt aus aufzuarbeiten.
Zweitens weiß der Sitzenbleiber natürlich etwas mehr als die anderen. Hier gilt es einzuhaken und für konstruktive Beschäftigung zu sorgen, wenn die anderen dagegen das erste Mal mit dem Stoff konfrontiert sind.
Besonders günstig ist es von der Lehrerseite her dann auch immer, den Sitzenbleiber in die Pflicht zu nehmen und, übertrieben formuliert, zu benutzen.
Da er hier und da in Teilen einen Wissensvorsprung besitzt, eignet sich der Sitzenbleiber fein für Vorträge oder Tafelarbeit oder dergleichen. Man spannt ihn also als Zugpferd ein. Siehe erforderliches Leistungsklima.
MfG