Philosophie aber womit anfangen

Liebe/-r Experte/-in, ich hätte mal eine Frage zum Richtigen einstieg in die Philosopie. Ich interressiere mich für die Dinge wie was ist die Warheit, Recht, was ist richtig und falsch, warum denken wir wie wir denken usw. Meine Angst ist aber wenn ich jetzt etwas von Lese was mir sagt wie es sein kann. Dann könnte ich aber keinen Freiengedanken mehr zu diesem Thema finden, dass ich grade gelesen habe. Es wäre so als wenn man ein Bild nicht auf eine weiße Leinwand malt, sondern über ein halb fertiges Bild. Das möchte ich aber vermeiden. Was ich aber auch nicht möchte ist alle Gedanken von Plato bis Kant nochmal denken. So alt wird kein Mensch. Es ist wie mit dem Satz: Alle wussten es geht nicht, dann kamm eine der das nicht wusste der hat es dann gemacht. Wie kann man bei einem solchen Problem vorgehen? Hätten Sie einen Tip

mfg Sonic

Lieber Sonic,
die Frage ist berechtigt. Ganz bei Null anfangen ist unmöglich (da jeder eine Vorbildung) hat und auch nicht notwendig. Im Läufe der phil. Erkenntnisse kannst und wirst Du immer mal wieder einiges korrigieren und anpassen, wie die großen Vordenker auch. Ich empfehle, bei den „Alten“ anzufangen, da die Neuen sich immer wieder auf sie beziehen und teilweise auf Ihnen aufbauen. Glücklicherweise gibt es in der Philosophie wie etwa in der Mathematik vieles, was nach der „Entdeckung“ bleibt.
Vielleicht hilft Dir als Einstieg das Kapitel 4 von
http://archive.org/details/Dissertation.Der_Mensch_u…
LG
Rolf

Hallo sonic_229,

natürlich hast du schon zu einem gewissen Maße recht, wenn du Angst hast, dass dich die eine oder andere Schrift von einem Philosophen zu sehr beeinflussen könnte.
Jedoch solltest du dich nicht davon abschrecken lassen, sondern es als Hilfsmittel nehmen.

Nehmen wir mich mal als Beispiel: Nietzsche hat mich seit meiner Schulzeit geprägt, später im Studium auch weiterhin, jedoch habe ich es nie zugelassen, dass ich alle Gedanken übernehme und mir selber keine eigene Philosophie heranbilden kann. Zudem habe ich mich auch mit anderen Philosophen und Philosophien beschäftigt.

In der Philosophie geht es um das Denken, auch um bzw. über die Prozesse, die du angesprochen hast (Wahrheit, Recht etc.), aber genau auch darum nicht einfach einen Gedanken zu übernehmen, den wir toll finden, sondern ihn zu analysieren - zu verstehen und aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Die verschiedenen Blickwinkel entstehen dadurch, dass wir uns mit den verschiedensten Themen beschäftigen, also auch anderen philosophischen Gedanken, die genau entgegen dem ursprünglichen Gedanken, dem wir zugetan waren, gehen.

Genau aus diesem Grund solltest du dir keine Gedanken machen, dass dich eine Idee zu sehr in Beschlag nehmen könnte, denn schließlich übst du dich ja schon in Selbstreflexion, wodurch du dein eigenes Denken kritisch begutachtest und hinterfragst. Wenn du das so weiterhin betreibst, sollten dir keine philosophischen Gedanken im Wege stehen.

Zur Einführung in die Philosophie empfehle ich immer das Buch „Die philosophische Hintertreppe“ ist aber nicht jedermanns Geschmack :smile:

Viele Grüße

Hallo Sonic,

sobald du dich schon für Fragen nach Wahrheit, Recht, Falsch und Richtig und dem Denken an sich interessierst, ist der erste Schritt doch eigentlich schon getan. Eigentlich brauchst du keinen Einstieg mehr, sondern du bist schon mitten drin.

Es ist allerdings nicht so, dass es »die eine Wahrheit über alles« gibt. Wenn es diese Wahrheit gäbe, dann hätte sich diese eine Geisteshaltung schon lange durchgesetzt und endgültig; dann wäre der ganze riesige und widersprüchliche Wust von Antworten, sie sich in den Jahrtausenden angesammelt hat, seitdem der Mensch sich zum ersten Mal solche schweren Fragen stellte, längst vergessen und veraltet, und nur noch diese eine Antwort gültig, und zwar für alle Zeit und für alle Menschen gleichermaßen. Die Frage ist: will man sowas?

Es gibt genug Beispiele für Standpunkte und Weltbilder, die zu ihrer Zeit und zu ihren eigenen Bedingungen »richtig« schienen, neu und revolutionär wirkten und deshalb unbedingt durchzusetzen waren. Jedes mal hatte es erneut den Anschein, dass »da plötzlich jemand kam, der das Unmögliche in die Tat umsetzte, worüber sich alle vor ihm einig waren, dass es unmöglich war« (in diesem Sinn verstehe ich deinen Satz, kann aber auch sein, dass ich da danebenliege). Wie gesagt — da gibt es tausende Beispiele, und alle haben sich glücklicherweise sämtlich selbst überlebt oder unmöglich gemacht. Das Dumme für diese Weltbilder (und das Gute für die Menschheit) ist aber, dass einzelne Individuen sich solchen Bewegungen auch entziehen, entgegengesetzte Standpunkte einnehmen können, kurz — abwarten, beurteilen und vor allem auch: aus Erfahrung lernen.

So war das schon immer, und so soll es auch sein. Insofern kann ich auch nicht verstehen, dass du Angst davor hast, etwas zu lesen oder zu erfahren, was jemand anders schon vor dir gedacht hat. Schaden kann es dir eigentlich nie. Wo du schon mal denken kannst, sollte es kein großes Problem sein, von einem Gedanken auf einen anderen, und von dem aus auch noch auf einen dritten Gedanken zu kommen. Aber so richtig spannend wird es erst, wenn da noch Gedanken von anderen hinzukommen, die du miteinbeziehen, abwägen und vielleicht auch als völlig falsch bewerten kannst. Das bleibt ja letzten Endes deine eigene freie Entscheidung.

Und, wo wir davon sprechen — deine Vorstellung von der Entstehung eines Gemäldes ist eigentlich falsch für meine Begriffe. Bilder klatschen sich nicht von ganz alleine fertig auf eine weiße Leinwand. Vielmehr gibt es da erst einmal eine grobe Vorzeichnung (ein viertelfertiges Bild), darauf eine Grundierung (ein halbfertiges Bild), darauf kommen grobflächig die verschiedenen Farben (und erst jetzt sieht man, wie es einmal vielleicht aussehen kann) und erst ganz zum Schluss kommt die Feinarbeit, Nacharbeitung Ausbesserung und, nachdem so Schicht auf Schicht zusammengekommen ist, das endgültige Bild, das man als echtes Kunstwerk zu guter Letzt mit dem eigenen Namen signieren kann.

Kurz: Du verlierst keineswegs, wenn du dir einmal ansiehst, wie alte Maler ihre Bilder gemalt haben. Ohne diese Erfahrung (und natürlich auch ohne deren erkennbaren Fehler und Irrungen) wird deine weiße Leinwand auf ewig nichts weiter bleiben als eben eine weiße Leinwand.
Und um auf das eigentliche Thema der Philosophie zurückzukommen: dass du keine Lust hast, Plato bis Kant noch einmal durchzudenken, kann ich gut verstehen. Das will eigentlich niemand. Aber: die Ideen von Plato bis Kant einmal für sich selbst zu entdecken — dazu rate ich dir dringend, und auf dem Weg lauert noch die eine oder andere Anregung für dich, die du dein Leben nicht vergessen wirst.

Verspreche ich dir in die Hand. Viele liebe Grüße,
Virgil.

Hallo,

ja, so ähnlich ist es mir auch gegangen. Heute vergleiche ich es mit einer Urlaubsreise: Man schaut in einen Katalog und weiß nicht mehr wohin man fahren will. Der Unterschied ist: Bei der Philosphie muss/soll man sich einfach Zeit lassen und man wird in der Tat nicht fertig. Dies ist aber auch nicht der Sinn der Philosophie. Es hilft nur eins: Lesen, lesen, lesen und die Gelassenheit entwickeln, Gedanken reifen zu lassen. Gelassenheit, Geduld etc. ist schon ein philosphischer Ansatz. Eine Bitte: Die Gedanken schweifen lassen und einfach lesen. Mit der Zeit bilden sich Vorlieben heraus und man kommt automatisch zu seinem Thema und seinen Autoren. In der Ruhe liegt hier die Kraft. Der Geist braucht Zeit. Am Anfang auch viel Sekundärliteratur lesen, damit man einen einfacheren Einstieg hat. Viele machen den Fehler und kaufen sich die „Goldrandeditionen“ von Philosophen und die verstauben dann im Regal. Für den Anfang ist es wesentlich, dass man ein Gefühl für die pers. Interessen bekommt. Später kommt die Orignial-Literatur von ganz alleine hinzu.
Viele Grüße

Liebe/r Sonic,

die meisten philosophischen Schriften erheben gar nicht erst den Anspruch, dem Leser absolute Aussagen über unsere Welt und deren Beschaffenheit liefern zu können. Existenzielle Fragen stellten sich die Menschen vermutlich seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte… in der Folge ihres Fragens entwickelten die Menschen Konzeptionen und Modelle, um sich die Welt erklärbar zu machen. Mittels dieser Welterklärungsmodelle traten die Menschen untereinander in einen Dialog… und eben dieser Dialog lässt sich für uns immerhin seit Bestehen des Schriftentums bis heute nachvollziehen. Diese Philosophiegeschichte ist also nichts anderes als eine Geschichte des Dialogs unter Suchenden und Denkenden. Sonic, daher gebe ich Dir folgenden Rat: Verstehe den philosophischen Dialog nicht als ein Gespräch unter den großen Denkern der Menschheitsgeschichte, welchem Du nur als passiver Zuhörer beiwohnst! Fühle Dich selbst von Platon oder Hegel oder Schopenhauer (…) zum Dialog eingeladen! Hast Du nicht selbst schon einmal bemerkt, dass sich Dein Denken gerade erst im Gespräch mit anderen entfaltet und nach vorne bewegt? Und ist die Entfaltung des Denkens nicht gerade auch das was Du suchst? Wenn ja, dann trete in einen Dialog mit den Denkern und sei gespannt, wohin er Dich führt.

Zum Einstig würde ich Dir Platons Politeia empfehlen, da ich Platon als den signifikantesten philosophischen Ausgangspunkt unseres abendländischen Denkens bewerte. In der Politeia finden sich zudem viele Fragen angesprochen, mit denen sich auch die philosophischen Schriften der (über zweitausendjährigen) Folgezeit auseinandersetzen.

Auch den Vorschlag von TheReаlGnаrf, Dir anhand der „philosophischen Hintertreppe“ einen Überblick über einige große Denker der Philosophiegeschichte zu verschaffen, finde ich sehr gut.

Liebe Grüße und suche das Gespräch!

Pippilotta

Hallo Sonic,

jedweder Einstieg ist OK - es kommt darauf an, was man draus macht. Einen Gedanken eines Anderen lesen zwingt ja nicht zur Übernahme dessen.
Hilfreich bei der Auswahl von populärwissenschaftlicher Lektüre über Philosophie könnte eine Recherche bei amazon.de sein. Je nach Alter ist Sophies Welt recht ansprechend.

Grüße
Willmann

PS So wie Platon forderte, dass Philosophieschüler Mathematik studiert haben sollten, halte ich Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung und Grammatik für mindestens genau so wichtig (sonst wird der Leser vom Wesentlichen abgelenkt, oder der Sinn geht gänzlich verloren)

Man braucht eigentlich einen für Dich speziell-individuell* geeigneten philo-Wegweiser*, einer der Dich kennt,…Dann sollte er Dich -idealerweise* - auf dem Weg zu einer erkenntnisstandgemäßen Philosophie* begleiten. Philosophie heißt " Liebe zur Wahr*- und Weisheit* - Sie ist der kürzeste rationale* und emotionale* Weg zu gelingendem* Leben*!Die wichtigen/richtigen philosophischen* Lebens-Grundsätze*(Maximen*) kannst Du Dir leicht selbst erarbeiten, wenn Du Dir vonimmst + realisierst jeden Tag etwas neues dazu-zulernen*. So, jetzt tippste die * bei Google ein und immer wenn es eine Frage gibt, dannn klärste die ebenso. Gucke mal bei de.sci.philosophie rein, da kannst das Staunen lernen, was es alles für philosophiche Ansichten\* gibt - aber halte Dich zunächst mal vornehm zurück!,-)Außerdem gibt es natürlich auch gute Einführungsliteratur.die Volkshochschule,.... Auf gehts - Alles klarisimo?