Radiostörungen unter Freileitungen

Hallo liebe Wissende,

ich wende mich mal mit ein Paar Beobachtungen an Euch, für die ich keine einfache Erklärung finden kann. Seit einer Weile höre ich in meinem Autoradio meist einen Mittelwellensender und stelle folgendes fest, wenn ich unter Freileitungen (Hochspannungsleitungen) durchfahre:

Beobachtung 1) Meist wird der Sender kurz durch ein Rauschen überlagert. Das passiert vor allem tagsüber.

Beobachtung 2) Die Störung tritt immer an einer bestimmten Stelle der Straße auf, nicht direkt unter dem Leiterseil sonder in einem bestimmtem Abstand kurz davor und manchmal zusätzlich danach.

Beobachtung 3) Manchmal ist die Störung kein kurzes Rauschen, sondern plötzlich ist sehr deutlich ganz ein anderer weit entfernter Sender zu hören, wenn ich unter der Freileitung durchfahre. Das passiert vor allem nachts.

Eigene Erkärungsansätze

Ad 1) Eigentlich sollte ja von den Freileitungen nur 50 Hz Netzbrummen ausgehen, mein MW-Radio ist aber auf ca. 600 Khz eingestellt. Wo kommen also die HF-Anteile her? Koronaentladungen an den Leiterseilen?

Ad 2) Keine Ahnung, wenn es Koronaentladungen sind müsste es doch immer am stärksten direkt unter den Leitern sein (?)

Ad 3) Hier spekuliere ich über eine „Antennenwirkung“ der Freileitung. Mir ist aber unklar, warum ich das immer nur nachts beobachte. Hängt vielleicht mit Ionosphärischen Phänomenen (MW-Ausbreitung) zusammen?

Ich bin gespannt auf Eure Erklärungsversuche

Viele Grüße,

Steffen

Hallo Steffen,

Eigene Erkärungsansätze

Ad 1) Eigentlich sollte ja von den Freileitungen nur 50 Hz
Netzbrummen ausgehen, mein MW-Radio ist aber auf ca. 600 Khz
eingestellt. Wo kommen also die HF-Anteile her?
Koronaentladungen an den Leiterseilen?

Die Leitung wirkt als Abschirmung (Faradayscher Käfig).
Radiowellen, breiten sich mit zunehmender Frequenz wie Licht aus (Licht gehört ja auch zu den elektomagnetischen Wellen).
Die Hochspannungs-Leitung erzeugt einen Funk-Schatten.
Beim Licht ist der Schatten auch nur direkt darunter wenn die Sonne (Sender) senkrecht steht. Dein Radio-Sender ist aber sicher nicht direkt über der Leitung, also muss der Funkschatten auch dahinter oder davor liegen.
Als weiterer Effekt kann durch Reflektion und Überlagerung der Wellen dazu führen, dass du mehr als einen Funk-Schatten hast.

Ad 2) Keine Ahnung, wenn es Koronaentladungen sind müsste es
doch immer am stärksten direkt unter den Leitern sein (?)

Koronaentladungen knistern mehr im Radio, als das sie ruschen.

Ad 3) Hier spekuliere ich über eine „Antennenwirkung“ der
Freileitung. Mir ist aber unklar, warum ich das immer nur
nachts beobachte. Hängt vielleicht mit Ionosphärischen
Phänomenen (MW-Ausbreitung) zusammen?

Ganz genau !!!
Wir hatten in den 70er Jahren ein Problem mit Radio Beromünster und einem arabischen Sender. Tagsüber bester empfang und Nachts zwei unterschiedliche Programme gleichzeitig !! Dem Araber wurde dann eine andere Frequenz zugeteilt.
Tagsüber wird die Ionisphäre durch die Sonne gestört und funktioniert deshalb nicht so gut als „Spiegel“, Nachts ist das dann anders.
Auf Kurzwelle, wegen der niedrigeren Frequenzen, ist der Effekt übrigens noch viel stärker zu bemerken.
Funkamateure nutzen das aus und können Nachts dann manchmal sogar Verbindungen mit Stationen auf der anderen Seite der Erde herstellen.

Die Ionisphäre ist allerdings nicht ein starrer Spiegel (ist ja eine Luftschicht) sondern eher wie die Oberfläche eines Sees. Wenn du nun die Seeoberfläche als Spiegel für den Strahl deiner Taschenlampe verwendest, wird der Lichtstrahl mit jeder Welle umherwandern. Beim Radioempfang über die Ionisphäre, also bei weit entfernten Sendern, merkt man dies auch, nur wird dieser Effekt dann als Fading bezeichnet.

MfG Peter(TOO)

Hallo Steffen,

ich wende mich mal mit ein Paar Beobachtungen an Euch, für die
ich keine einfache Erklärung finden kann. Seit einer Weile
höre ich in meinem Autoradio meist einen Mittelwellensender

Das gibts’s tatsächlich noch :wink:

und stelle folgendes fest, wenn ich unter Freileitungen
(Hochspannungsleitungen) durchfahre:

Beobachtung 1) Meist wird der Sender kurz durch ein Rauschen
überlagert. Das passiert vor allem tagsüber.

Beobachtung 2) Die Störung tritt immer an einer bestimmten
Stelle der Straße auf, nicht direkt unter dem Leiterseil
sonder in einem bestimmtem Abstand kurz davor und manchmal
zusätzlich danach.

Beobachtung 3) Manchmal ist die Störung kein kurzes Rauschen,
sondern plötzlich ist sehr deutlich ganz ein anderer weit
entfernter Sender zu hören, wenn ich unter der Freileitung
durchfahre. Das passiert vor allem nachts.

Eigene Erkärungsansätze

Ad 1) Eigentlich sollte ja von den Freileitungen nur 50 Hz
Netzbrummen ausgehen, mein MW-Radio ist aber auf ca. 600 Khz
eingestellt.

Eben, deshalb hörst Du auch kei 50-Hz-Brummen.

Wo kommen also die HF-Anteile her?

So eine Freileitung ist ein ausgezeichnetes Medium zur Übertragung solcher Frequenzen. Wo immer im Bereich der Leitung solche Frequenzen abgestrahlt werden, werden sie von der Leitung eingesammelt und entlang der Trasse verteilt. Das gilt nicht nur für Störungen, die z.T. im Leitungsnetz selbst entstehen sondern auch für weit entfernte Radiosender.

Koronaentladungen an den Leiterseilen?

Sicher auch, wobei die aber eine hörbare 100-Hz-Modulation haben sollten.

Ad 2) Keine Ahnung, wenn es Koronaentladungen sind müsste es
doch immer am stärksten direkt unter den Leitern sein (?)

Nein, die Störungen sind dann am stärksten, wenn der Radiosender am schwächsten reinkommt und die automatische HF-Verstärkungsregelung des Radios die Eingangsempfindlichkeit maximiert. Da sich der direkt empfangene Sender und der über das Leiterseil eingekoppelte Anteil in beliebiger Phasenlage überlagern können, kann es zur Abschwächung oder Auslöschung kommen, wenn beide gleich stark und gegenphasig im Radio ankommen. Es wäre reiner Zufall, wenn das genau unter dem Seil passiert.

Ad 3) Hier spekuliere ich über eine „Antennenwirkung“ der
Freileitung. Mir ist aber unklar, warum ich das immer nur
nachts beobachte. Hängt vielleicht mit Ionosphärischen
Phänomenen (MW-Ausbreitung) zusammen?

Genau, im MW- und KW-Bereich kommt es nachts häufig zu Überreichweiten.

Jörg

Hallo liebe Wissende,

ich wende mich mal mit ein Paar Beobachtungen an Euch, für die
ich keine einfache Erklärung finden kann. Seit einer Weile
höre ich in meinem Autoradio meist einen Mittelwellensender
und stelle folgendes fest, wenn ich unter Freileitungen
(Hochspannungsleitungen) durchfahre:

Beobachtung 3) Manchmal ist die Störung kein kurzes Rauschen,
sondern plötzlich ist sehr deutlich ganz ein anderer weit
entfernter Sender zu hören, wenn ich unter der Freileitung
durchfahre. Das passiert vor allem nachts.

Eigene Erkärungsansätze
Die Tatsache dass das nachgts passiert, hängt mit den

ausbreitungsarten von Radiowelen zu tun, viele werden von der
Ionosphäre reflektiert ( z.B. KW) und sind nur so auf weite Strecvken
empfangbar Da die Ionosphäre ein Teil der Athmosphäre ist, sind ihre
eigenschaften von der Sonne abhängig. Es ist übrigens auch möglich
das sie zusammenbricht und man nichts mehr empfangen kann
(Möbeldellinger-Effekt oder so)

Vielen Dank für Eure schnellen Antworten!

Grüße, Steffen

Hallo Peter (TOO),
damit sich die Leute über diese Phänomene bei Google schlau machen können, sollten sie nicht nach dem Begriff „Ion i sphäre“ suchen, sondern nach „Ion o sphäre“.
MfG
Schuf

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