Hallo,
beginnen würde ich ein solches Referat mit der Begriffsdefinition. Gib bei Google ein „christlicher Fundamentalismus“ ( auch die „…“ mit eingeben ) dann bekommst Du schon eine Menge raus . Leider habe ich keine Zeit alle zu lesen - aber das schaffst Du bestimmt. Gut gefallen hat mir - jedenfalls auf den ersten Blick :
http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/texte/bi…
Hilfreich auch der Suchbegriff Fundamentalismus " z.B.:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fundamentalismus
und dann noch :
http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=a….
Ein Auszug aus Letzterem:
"II. Fundamentalismus
Definition, Entstehungsgeschichte und Abgrenzung
Unmittelbar verwoben mit dem Modernisierungsprozeß und den daraus resultierenden anomischen Tendenzen ist das Phänomen des religiösen Fundamentalismus. Würde man allein das in westlichen Medien eruierte Bild des Fundamentalismus als alleinigen Maßstab heranziehen, käme man auf den Gedanken, „religiöser Fundamentalismus“ sei gleichbedeutend mit „islamischer militanter Fundamentalismus“. Dieses Vorurteil ist falsch. Der Medienkonsument wäre überrascht, wenn man ihn über die Hintergründe des inzwischen inflationär verwandten Begriffes aufklären würde. Das Phänomen ist zweifelsohne viel älter als der Begriff selbst. Es ist eigentlich allen Weltreligionen immanent und tritt bei bestimmten historisch-gesellschaftlichen Konstellationen auf. Es setzt aber auf jeden Fall eine Gesellschaft mit modernen Ansätzen (z.B. säkular, pluralistisch, demokratisch, wissenschaftlich-technisch…) voraus, vor deren Folie sich fundamentalistische Tendenzen entfalten können.
Im späten 19.Jh entsteht die Bezeichnung zuerst in der protestantischen Bewegung Nordamerikas, und zwar nicht als Pejorativ (vgl. „Protestant“ im 16. Jh.), sondern als Selbstbenennung. Radikale (vgl. lat. „radix“ . „die Wurzel“) Protestanten wollten so ihrem wortwörtlichen Verständnis der Heiligen Schrift Ausdruck verleihen, indem sie sich durch ihre Berufung auf das undiskutierbare „Fundament“ der Bibel gegen gewisse Modernismustendenzen in Theologie und Gesellschaft abzugrenzen versuchten: In den USA entbrannte die Auseinandersetzung über den Modernisierungsprozeß bereits im letzten Jahrhundert besonders scharf. Dabei wandte sich eine evangelikale Bewegung, welche anfangs nicht unbedingt antimodernistisch agierte, gegen eine Verwässerung des Evangeliums durch kritisch-historische Exegesen der Heiligen Schrift. Das historische Ereignis ist aber das Aufkommen des Darwinismus und anderer wissenschaftlicher Meinungen (vgl. auch den „Basaltstreit“ seit dem 18.Jh.), welche unvereinbar mit dem Schöpfungsbericht des Alten Testamentes waren, -vorausgesetzt, man will die Bibel wörtlich verstehen. Aus der evangelikalen Bewegung, welche ihre entfernten Wurzeln, mindestens aber Parallelen in der Reformationsbewegung des 15. Und 16. Jh. hat, sind neben christlichem Studentenbund und YMCA/CVJM, auch fundamentalistische Strömungen hervorgegangen. Wie auch bei anderen gesellschaftlichen Ereignissen, muß man auch hier zwischen Grund und Anlaß unterscheiden. Die Wurzeln fundamentalistischer Tendenzen liegen einerseits in den Religionen selbst (s.u.), andererseits sind sie im Modernisierungsprozeß angelegt, den Fundamentalisten ja bekämpfen:
Besonders für den christlich-abendländischen Kulturkreis sind, neben der darwinischen Lehre („Evolutionismus“), zwei weitere geistige Paradigmenwechsel seit dem Mittelalter zu erkennen, die stellvertretend für andere, u.U. auch für den ganzen Modernisierungsprozeß stehen können: Die „kopernikanische Wende“ und Freuds Psychoanalyse: In Hinsicht auf ein relativ einheitliches transzendentes Welt- und Menschenbild des Mittelalters, in dem der Mensch die „Krone der Schöpfung“ darstellte, ist man versucht, von den „drei Erniedrigungen des neuzeitlichen Menschen“ sprechen:
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Die Erde dreht sich nicht um die Sonne. Somit steht der Mensch nicht mehr im Zentrum des Universums.
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Der Mensch steht als ein nackter Affenähnlicher am Ende einer Jahrmillionen währenden Evolutionskette. Gott hat die Welt also nicht in sechs Schöpfungstagen vollendet, wie es die Genesis verheißt.
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Der Mensch ist als triebgesteuertes Wesen dem Tierreich näher als Gott.
Man sollte auch bedenken, daß diese modernen Erkenntnisse nicht nur eine Entwürdigung des menschlichen Seins bedeuten, sondern auch gleichzeitig eine Fülle von weiteren Fragen, Ungewißheiten, Brüchen und Verunsicherungen mit sich bringen. Auf einmal klafft ein riesiges seelisches Loch (bemerkenswert : gerade die seelischen Bedürfnisse können offensichtlich nicht durch moderne Antworten befriedigt werden. Moderne Produkte wie etwa die Psychologie haben einen anderen Anspruch als den der Sinnstiftung,- nämlich über empirische Methoden Wahrheit, Erkenntnis herzustellen. Politische Ideologien versuchen diese Lücke tatsächlich zu füllen. Nicht nur ihr klägliches Scheitern entlarvt ihre Illegitimität in dieser Funktion: Sowohl ihr pseudowissenschaftlicher als auch ihr pseudoreligiöser Charakter hat sie in ihrer ganzen Unmenschlichkeit als allzu menschlich herausgestellt).
Fundamentalisten sind Antimodernisten. Sie versuchen, den Modernisierungsprozeß aufzuhalten und rückgängig zu machen . Sie sind grundsätzlich konservativ. Sie dürfen aber keinesfalls mit anderen radikalen oder offensiven Bewegungen und Gruppen verwechselt werden, schon gar nicht mit dem politischen Konservatismus. Wir wollen uns hier also nur dem religiösen Fundamentalismus zuwenden. Viele andere Bewegungen mögen sich noch so extremistisch gebärden, ihnen fehlen meist die typischen Merkmale fundamentalistischer Gruppen:
Feministen und Feministinnen fehlt, natürlich neben der religiösen Zielsetzung, das schriftliche Fundament, die orthodox interpretierbare Offenbarung. Auch den großen säkularen und totalitären Massenbewegungen des 20.Jhs (Kommunismus/Sozialismus und Nationalsozialismus) fehlten die religiösen Zielsetzungen, obwohl sie diesen Mangel in der „Orthopraxie“ durch pseudoreligiöses Gehabe zu kompensieren suchten. Dem Nationalsozialismus fehlten zudem noch die verschriftlichten ideologischen Grundlagen, welche sich als „Fundament“ hätten verkaufen lassen können. Beide waren allerdings auch antimodern und hatten charismatische Führerfiguren in ihren Reihen aufzuweisen, was sie dem „echten“ Fundamentalismus durchaus ähnlich machte. Der Kommunismus besaß mit dem „Marxismus-Leninismus“ zudem pseudowissenschaftliche Grundlagen, welche auch dogmatisiert wurden. Es wurde auch der Versuch gemacht, einige moderne Ausdifferenzierungen rückgängig zu machen ( vgl. den Versuch, eine „deutsche Physik“ oder eine „sowjetische Biologie“ zu etablieren), was aber scheitern mußte, wollte man sich weiterhin auf dem Pfad der seriösen Wissenschaft bewegen. Auch das Scheitern beider Systeme beweist, daß eine Rücknahme der Moderne auf Dauer und unter Zwang nicht möglich ist. Auch war es eine Zeitlang Mode, die deutsche grün-alternative Bewegung in „Fundis“ und „Realos“ zu unterteilen. Die einen standen dabei für Kompromißlosigkeit, die anderen für größere Realitätsnähe. In unserem Zusammenhang ist aber auch diese rein politische Bewegung vollkommen uninteressant.
Auch besonders konservative Personen oder Institutionen werden mitunter des „Fundamentalismus“ bezichtigt, z.B. der Papst oder auch gleich die ganze römisch-katholische Kirche und mit ihr eine Milliarde Gläubige. Diese vorschnelle Etikettierung verrät natürlich mehr über den Betrachter denn über die vielgeschmähte Kirche. Weder Papst Johannes Paul II. noch die „Institution Volkskirche“, egal, ob römisch-katholischen, evangelisch-lutherischen, griechisch-orthodoxen, anglikanischen oder reformierten Bekenntnisses sind fundamentalistisch, solange sich die Träger der Glaubensgemeinschaften für die verschiedenen Interpretationsansätze der Heiligen Schrift zugänglich zeigen. Sie sind allenfalls als wertkonservativ („orthodox“) zu bezeichnen. Dabei steht die historisch-kritische Methode zur Exegese im Gegensatz zum wortwörtlichen Textverständnis der Fundamentalisten, welche im wesentlichen ganz auf eine Auslegung der Heiligen Schrift verzichten, denn sie gehen von einer direkten Verbalinspiration des Schreibers aus: Gott hat sich geoffenbart und den Text selbst wörtlich eingegeben. Die historische Genese eines Textes oder gar einer Textsammlung (AT/NT) wird geleugnet. Im Verlaufe der beinahe zweitausend Jahre alten Kirchengeschichte mag es sicherlich einzelne „fundamentalistische“ Ansätze und Vertreter gegeben haben (im vormodernen Gesellschaftszustand kann sich das dann nur auf ein wortwörtliches Textverständnis beschränken), aber der Papst und die ganze römisch-katholische Kirche steht in einer Lehrtradition, d.h. er ist Interpret. Im übrigen ist jeder Papst zuerst um die una sancta …"
Du siehst also, mit Geduld und Spucke …
Ich hoffe nun hast Du wenigastens einen Anfang.
Viel Spaß, viel Ausdauer und gutes gelingen wünscht
Katinka