Nachtrag bzw. ergänzende Anmerkungen:
Spezielle Kürzvorrichtungen von Tapeten mit Cuttermessern sind tatsächlich keine Erfindung der Neuzeit.
Wie Niels beschrieb, müssen die Klingen immer scharf sein.
Nun fragen wir uns:
Wie erkennen wir eine nicht nur scharfe, sondern eine AUSREICHEND SCHARFE Klinge?
Garnicht, denn das zeigt sich leider meist erst im Verlauf der Arbeiten.
Praxisnahes Szenario:
Man steht oben auf der Leiter, hat eigentlich an dem Tag nicht mehr die innere Muße bzw. Lust, nach dem frustrierenden Abkratzen der Alttapete auch noch die freigelegten Wände zu tapezieren.
Nun steigt man also die Stufenleiter wieder hoch, auf dem linken Arm die gefaltete und gut eingeweichte Tapete haltend, während die andere Hand tastend die Verhinderung des Absturzes eben von der Leiter übernimmt, es zumindest versucht.
Freihändig auf dem oberen Treppenpodest stehend wird die sensibel-weiche Tapetenbahn entfaltet. Sie tut es mehr oder weniger freiwillig, sanftes Schütteln birgt immer die Gefahr des unfreiwilligen Eigenlebens (sie zerreißt).
Nun gehen wir vom besten Erfolg aus: die Tapte hängt, punktuell und gut ausgerichtet doch noch nicht angerieben und entlastet zumindest den langsam erlahmenden linken Arm.
Nach dem blasenfreien Auftrag meldet sich langsam der linke oder rechte Oberschenkel mit brennendem Schmerz, da wir bereits an anderer Stelle in diesem Raum nicht nur mehrfach die Leiter hoch- und runterliefen, sondern auch auf der Stelle in akrobatischer Position verharrten. Zwecks Kürzen der oberen Tapeten-Überlänge.
Das Lineal, oben im Winkel der Decke angelegt, merkt man nun vielleicht, wie einem der frische Leim langsam und kalt den einen oder anderen Arm langsam hinunter läuft. Vielleicht geschieht dies auch an beiden Armen, wenn sich denn das Glück dieser Erde gegen einen richtete.
Egal! Man ignoriert es angesichts des nahen (oder unberechtigt vermuteten) Erfolges.
Mit angehaltenem Atem wird die scharfe Klinge rechts geführt, während die linke Hand verkrampft das Lineal fest anhält, die Oberschenkelmuskeln erneut ihren Grenzbereich der Belastung ankündigen und das Mittelohr, respektive das Gleichgewichtsorgan signalisiert, dass man sich der Körper dort oben auf der Leiter ebenfalls fast im indifferenten Gleichgewichtszustand befindet. Also kurz vor dem Absturz!
Nun schnippelt man weiter, die Tapete wurde nicht vollends durchtrennt, man zieht nochmals nach und erkennt verzweifelt, dass rechtsseitig noch weitere 20cm Abschnitt notwendig wären, während der Arm das Ende seiner Dehnmöglichkeiten signalisiert. Da fehlt also noch etwas.
Einbeinig und den sicheren Absturz vor Augen wird die letzte Tapetenstrecke geschnitten.
Und nun erst merkt man: Hach, die Cutterklinge ist nicht mehr scharf!
Für einen sauberen Schnitt durch den eigenen Finger langte es zwar immer noch, doch nicht mehr für die (wie schrieb Niels:smile: labberige Tapete!
Angesichts dieser nun wirklich praxisnahen Ausgangssituation stellt sich für uns die Gretchenfrage:
Rest der Tapete anpappen und mit den leimverschmierten Fingern erst einmal die Super-Klinge gegen eine scharfe auswechseln, oder ignorieren und weitermachen?!
Liebe Freunde, wer bereits einmal mit leimverschmierten Fingern den Versuch unternahm, feinmotorisch weiter zu arbeiten (Klingenwechsel), der hat Verständnis für den schicksalsgegebenen Verlauf:
Man zieht die Klinge (einbeinig und in schwindelnder Höhe auf der Leiter) mit letzter Kraft und Puste nach rechts, glaubt sich des Erfolges sicher, wird jedoch aufgrund der nicht vollständigen Trennung des Tapetenabschnitts getäuscht und reißt sich die fertige Wandbahn, die bereits leicht antrocknete, streifenförmig in Fetzen.
Die Älteren unter uns kennen das Strichmännchen aus der bekannten Zigrarettenwerbung aus den 60-er Jahren.
Das zum Thema: „Problemloser Abschnitt von angefeuchteten Wandtapeten“
Es grüßt humorvoll: - Klaus -