Schnaps: Kult?

Hallo,
zu meiner Überraschung hat sich bei seinem letztem Besuch sogar mein Bekannter Michael zum Konsum von Schnaps bekannt. Versufft so langsam mein soziales Umfeld oder ist es in letzter Zeit trendy, Hochprozentiges zu konsumieren - natürlich mit dem angemessenen itellektuellen Background?
Lothar

Hallo Lothar,

differenzier das doch mal ein bisschen: welche Art „Schnaps“ und welche Menge z.B… Es ist nämlich ein Riesenunterschied, ob man nach einem gepflegten Essen einen lecker Grappa trinkt oder ob man sich mit einer Flasche Billigkorn die Rübe wegknallt…

Grüße
Susanne (über den intellektuellen Hintergrund des Schnapses grübelnd %-))

Hallo,
zu meiner Überraschung hat sich bei seinem letztem Besuch
sogar mein Bekannter Michael zum Konsum von Schnaps bekannt.

So ein Schnäpsken nach einem guten Essne (Hi Susanne) ist schon was gutes, oder ein(!) leckerer Whisky einfach mal so.

natürlich mit dem angemessenen itellektuellen Background?

Dämon Alkohol :wink:

Es kommt wohl immer auf die Menge an. Ein Bier (was hochprozentiges) ist sicher unkritisch, wenn sich die Menge dramatisch steigert, sicher nicht mehr.

Zumal haben einige Studien wohl ergeben, daß maßvolles Alkoholtrinken die Gefahr eines Herzinfarktes verringert.
Na denn Prost

Gandalf

Hallo Susanne,
Was ich meine, ist Folgendes. Hat es wohl in der letzten Zeit einen Trend dahin gehend gegeben, dass in solchen Schichten Hochprozentiges getrunken wird, wo dies sonst nicht üblich war (weil es proletarisch, gesundheitsschädlich etc, ist).
Ob das Zeug, was da so gesüffelt wird, wirklich sein Geld wert ist, möchte ich mal dahin gestellt lassen. Wenn ein Himbeergeist z.B. plötzlich zum feinen Eifeler Obstbrand aus Wildhimbeeren mutiert, ist m.E. in erster Linie Marketing und sagt was über den Preis, nicht aber über die Qualität aus.
Ein weiterer Aspekt des zeitgenössischen Schnapskonsums ist, warum in einer zunehmend Fitness- und Gesundheits orientierten Gesellschaft solche Kontrapunkte auftauchen bzw. gesetzt werden. Das Zigarre rauchen ist so ein Beispiel. Schwarzenegger, dessen Kapital sicherlich nicht sein Hirn, sondern sein Körper ist, qualmt dicke Zigarren und verhält sich somit kontraproduktiv zu diesem Kapital. Trotzdem gilt es wieder (!) als cool, in bestimmten Schichten Zigarre zu rauchen. Meine Frage ist halt, um zum Anfang zurück zu kehren: gehört das Schnaps trinken inzwischen auch zu diesen „coolen“ Dingen, die man sich einfach „gönnt“ oder wie?
In diesem Sinne Prost (mit einem Riesling-Hefebrand von der Mosel…, höchst aromatisch!)
Lothar

Die Dosis macht das Gift
Hallo Lothar,

wenn Du so willst: ja & nein *lach*

Der mehr oder minder schwere Alkoholiker, der sich irgendwelchen möglichst billigen Korn oder was auch immer reinpumpt (Hauptsache hochprozentig) unterscheidet sich im Konsum nur graduell vom gepflegten Trinker, der einen Port Ellen zu 300 Taler/Flasche goutiert.

In einigen Kreisen gilt es als schick und sehr salonfähig, einen edlen Grappa von einem lausigen Trester, einen hochwertigen (und sehr teuren) schottischen Highland-Malt von einem Jim Beam unterscheiden zu können.

Auf den Verkostungen & Weinproben sieht man denn auch Leute, die wenige Schlucke der teuren Whiskys (die im übrigen eine Offenbarung sind), langsam und lange genießen, während andere nur so reinschütten und hackenstramm wegtorkeln.

Es ist wie bei den Zigarren - ich kann eine Julio Romero an einem Abend rauchen oder ich kann mir 80 Zigaretten/Tag reinpfeifen.

Der Abgrund zwischen Gourmet & Gourmand ist eben sehr schmal…

Prost!
Diana

Lässigkeit

Meine Frage ist halt, um zum Anfang zurück zu kehren:
gehört das Schnaps trinken inzwischen auch zu diesen „coolen“
Dingen, die man sich einfach „gönnt“ oder wie?

Hallo Lothar,

nochmal ich *g*…Antwort: Ja! Absolut ja! Warum? Weil der Genuß einer guten Zigarre, eines guten Weins etc. eine bestimmte Atmosphäre voraussetzt (und zugleich schafft).

Zu beidem sollte man Zeit & Muße haben - viel Zeit, viel Muße…wer kann sich das heute noch leisten?

Heute wie im 18. Jahrhundert waren teure (Kaffee zählte z.B. damals mit dazu) Genußmittel ein Privileg derjenigen, die Geld & Zeit ihr eigen nannten. Also nichts für Workaholics, mehr Zeitvertreib des klassischen Adels als des arbeitssamen & puritanischen Bürgertums.

Edle Brände, edle Zigarren stehen immer noch für den Conaisseur, der nicht arbeiten muß, sondern seine Zeit dem Studium edler Genüsse widmen kann (auch wenn das oft von Prominenten weniger praktiziert als demonstriert wird).

Grüße
Diana (Whisky & Zigarrenliebhaberin)

Hi Lothar,

ich denke, es wurde immer hochprozentiger Alkohol getrunken. Im Moment kommen manche Spezialitäten in Mode (Grappa, Single Malt Whisky). Aber es gibt schon riesige Geschmacksunterschiede, manches Gebrannte schmeckt halt wie Heißkleber und bei manchem merkt man wirklich fein, aus welcher Frucht der Brand gemacht ist.

Manches ist sicherlich auch Marketing, wenn eine neue Marke lanciert wird und mit „edel“ in Verbindung gebracht wird. Da wird eine Marke zum Synonym für ein Produkt gebracht (ich sage als Beispiel Grappa Julia, wobei ich persönlich Zweifel habe, ob der so gut ist)

Ist halt, als ob man Jack Daniels mit Laphroig vergleicht… wobei ersterer eindeutig der Heißkleber-Variante zuzuordnen ist :wink:

Bei einigen Dingen muß man einfach mal nachrechnen, was etwas kosten muß, um eine anständige Qualität zu bekommen.

Wendy

Ob das Zeug, was da so gesüffelt wird, wirklich sein Geld wert
ist, möchte ich mal dahin gestellt lassen. Wenn ein
Himbeergeist z.B. plötzlich zum feinen Eifeler Obstbrand aus
Wildhimbeeren mutiert, ist m.E. in erster Linie Marketing und
sagt was über den Preis, nicht aber über die Qualität aus.

Was Du hier nennst, kenne ich zwar nicht. Aber wenn es sauber
deklariert ist, muss es was Edleres sein: Ordinärer Himbeergeist
Wird mit Himbeeren nur aromatisiert – ein Brand aus
Wildhimbeeren dagegen ist direkt aus den Früchten gebrannt und
eine Rarität. Und wilde haben dazu noch wesentlich mehr Aroma als
solche aus der Zucht.
Ich persönlich habe immer schon (bevor das zungenschnalzende
Probesüffeln mit Kennerblick in gewissen Kreisen Mode wurde)
gerne in Maßen ein wirklich gutes Tröpfchen getrunken (vor allem
im Bereich Obstbrände und Malts). Und ich würde zu gern mal mit
der oben beschriebenen Mischpoche einen Blindtest veranstalten
:wink:)
Prost! (sitze gerade im 29 Grad warmen Büro bei selbst
aufgesprudeltem Leitungswasser, das in München allerdings
Super-Qualität hat)

Bolo (EFK der HFD)

Hallo Lothar,
Bei uns im Ösiland ist das zur Zeit der „savoir-vivre“ (bewußt unter Anführungszeichen) Trend. Nachdem sich alle in den letzten Jahren zu den ultimativen Wein-Conaisseuren entwickelt haben, musste jetzt endlich etwas Neues gefunden werden. Sorry für den Zynismus, ich trinke auch gerne guten Wein oder auch mal einen sortenreinen, guten Schnaps, aber dieses überkanditelte Getue von Leuten, von denen die meisten nicht mal den Knoblauch aus einem Knoblauchragout rausschmecken, kann ich nicht ab.
Aber jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Das gute an diesem Trend ist, dass man, wenn man wirklich mal Gusto auf einen stärkeren Tropfen hat, meist auch wirklich was Gutes bekommt.

Versufft so langsam mein soziales Umfeld oder ist es in
letzter Zeit trendy, Hochprozentiges zu konsumieren -
natürlich mit dem angemessenen itellektuellen Background?

Ich würd sagen: Beides! Durch die Tarnung der „Kennerschaft“ läßt sich’s angenehm und angesehen süffeln.

Liebe Grüße *hicks*
Birgit