Viel Spaß …
Hallo.
ich habe eine Ausbildung als Vermögensberater bei der :[Vermögensberatung]
angefangen. Mein Ziel ist es bis ende des Jahres mich
Selbstständig zumachen.
So - Verzeihung - doof wäre ich auch fast mal gewesen. Jedenfalls kenne ich die „Vermögensberater“-Firma noch aus ihren Anfangszeiten.
Worin besteht Deine Tätigkeit im Moment? Du sitzest mit Deinem „Betreuer“ irgendwo und saugst Dir Adressen bzw. Telefonnummern von Leuten aus den Fingern, die Du kennst. Dann wird telefoniert, natürlich mit „Betreuung“, auf dass möglichst viele Termine herumkommen. „Wenn Sie viel Geld hätten, würde Ihnen das gefallen? Wenn Sie jeden Monat 5000 € verjuxen könnten, wäre das gut?“ … usw. Vor Ort dann wird nach einem standardisierten Leitfaden der Kunde bearbeitet - vor allem wird auf die Unabhängigkeit des „Beraters“ hingewiesen, der ÜBERALL nur die besten und preiswertesten Produkte hat … soll ich raten? Versicherungen von der AM, Immobilienfondsanteile von iii, Badenia-Bausparverträge? Und wenn Dein „Berater“ das Geschäft drauf hat, leiert er Deinen Bekannten tatsächlich ein paar Abschlüsse aus der Kippe - Unfallversicherung, Rechtsschutzversicherung, Kleinst-Bausparvertrag sind immer drin, bringen aber noch nicht mal die Rinde um das nicht vorhandene butterlose Butterbrot [weil ja Dein „Betreuer“ und dem sein „Betreuer“ und … alle viel mehr verdienen als Du]. Geld steckt, wenn überhaupt, in ausgeklügelten Baufinanzierungen drin (mit dicken Bausparverträgen, Hypotheken, Kapitalleben und wasweißich noch für Schmodder).
Und Du glaubst, dass Du irgendwem in Deinem Bekanntenkreis eine Baufinanzierung aufdrücken kannst? Nach einem halben bzw. einem Jahr „Ausbildung“? Wobei die Ausbildung in erster Linie in telefonischer Fallenstellerei besteht? Noch besser - Du glaubst tatsächlich, dass die Konstruktionen, die Du da zusammenbosselst, stabiler sind als ein Kartenhaus aus Luftpostpapier?
Die logische und allgemeine Folge ist, dass Dein „Betreuer“ Dich eines unschönen Tages fallen lässt wie eine heiße Kartoffel, spätestens dann, wenn aus Dir auch mit dem hydraulischen Schraubstock keine Adressen mehr zu quetschen sind. Dann wachen auch die ersten eurer qualifiziert beratenen Kunden auf und wollen sich ganz persönlich bei Dir bedanken. Magst Du Wohnortwechsel? Wechselst Du gern den Freundeskreis?
Noch ein Rechenbeispiel zum Schluss. Gesetzt den Fall, Du schaffst es, all Deinen ehemaligen Klassenkameraden (die ja inzwischen u.U. schon eigene Kohle verdienen) je einen 10000 € - Bausparer anzuhängen. Das macht bei 30 Leuten eine Abschlussgebühr von 3000 €. Davon nimmt sich die Bausparkasse ein Scheibchen und jeder, der in der Pyramide über Dir hockt (also Gott, die Welt und jedermanns Hund), tut das Gleiche. Seien wir großzügig und machen so, als käme die Hälfte des Betrages tatsächlich bei Dir an - Du bekommst also 1500 €. Dafür hast Du 30 Leute besabbelt und besucht (Wohlgemerkt, ich gehe von einer 100%igen Erfolgsquote aus!). Wie lange brauchst Du, nur um 30 Leute aufzusuchen und je einen Formularkrieg zu führen? Wieviel Sprit verjuckelst Du dafür?
Es spielt übrigens keine Konferenz; selbst wenn Du das Zehnfache des obigen Abschlussbetrages pro Kunde erzielst - es wird sich nicht rechnen. Irgendwann stößest Du auf Leute, die entweder schon einem Deiner Kollegen in die Krallen gelaufen sind (dann kannst Du froh sein, wenn Du unbeschimpft und -rasiert wieder wegkommst) und hast keine Adressen mehr.
Ja, natürlich, ich vergaß : bis dahin hast Du ja schon 50 Untervertreter angeworben und lebst von deren Leistung.
Das alles sind natürlich, zumal Du weder die Schule noch eine Lehre noch sonst irgendwas vernünftig abgeschlossen hast, die allerbesten Voraussetzungen, um für den Rest Deines Lebens in Saus und Braus (unter Brücken braust es fast immer!) leben zu können. Achte nur darauf, dass Du nicht verweichlichst, und deck Dich ab März nicht mehr mit den dicken Illustrierten zu.
Bundeswehr? Wird Dich mit Deinen hervorragenden Kenntnissen vielleicht nehmen, aber kaum auf Dauer beschäftigen. Fremdenlegion könnte noch gehen - da befinden sich bestimmt schon ganz, ganz viele erfolgreiche „Vermögensberater“ …
Gruß Eillicht zu Vensre
Team: Unternehmensname gelöscht