Ich weiß einfach nicht wozu ich Logarithmen brauche und wozu
ich Wurzeln ziehen beherrschen muss
Hallo,
Mathe ist ein Fach, welches Logik behandelt. Ganz konkret braucht man die Sachen, die man in Mathe lernt nur dann, wenn man was mit Naturwissenschaften macht. Dort werden logische Zusammenhänge durch mathematische Formeln beschrieben. So wir der Automechaniker mir dem Schraubenschlüssel, der Bäcker mit der Hefe und der Pianist mid dem Klavier umgehen können muss, so muss ein Naturwissenschaftler mit der Mathematik umgehen. Für ihn ist es nichts weiter als ein Werkzeug, dass beherrscht sein muss, um die tägliche Arbeit machen zu können.
Mathe in der Schule ist noch mehr! Es soll das logische Denken schulen und fördern. Dazu muß man nicht wissen, wozu man die konkreten Berechnungen braucht. Was gelernt werden soll, ist schlicht die Erkenntnis, dass es logische Zusammenhänge gibt, dass sie sich Beschreiben lasssen, dass man konkrete Dinge abstrahieren, verallgemeinern kann und so Regeln erkennt, die auf andere konkrete Situationen angewendet werden können. Man lernt, Konzepte zu verstehen. Das hilft (im besten Fall) einem „mündigen Bürger“ im alltäglichen Leben, die Welt zu verstehen, Regeln und Zusammenhänge zu erkennen. Menschen, die etwas von Mathe verstehen, fallen nicht auf „Schneeballsysteme“ herein. Sie bewerten Aussagen von Politikern zum Sinn und Unsinn von Kernkraft oder dem Wirtschaftswachstum anders, weil sie trainiert haben, die logischen Zusammenhänge zwischen Dingen zu erkennen, zu beschreiben und zu bewerten.
Das Problem in der Schule ist, dass Mathe selbst eben nie konkret irgend was hilft. Viele Sachen - wie der Logarithmus - sind konkret nur bei bestimmten Sachen anwendbar und dass sind meist Sachen, die im Alltagsleben nicht wirklich wichtig sind. Das abstrakte Prinzip jedoch, dass Werte eine bestimmte (funktionale) Beziehung zueinander haben können, ist das eigentlich Wichtige. Das soll anhand irgendwelcher Übungen eben erlernt werden.
Kleinkinder, die Sprechen lernen, haben eigentlich das selbe Problem wie du: Sie sollen eine Sprache lernen, ohne dass sie wüßten, wozu das alles gut sein soll. Sie üben das „sinnlose“ aneinanderreihen von Lauten, dann von Wörtern. Ergeänzen es um „sinnlose“ syntaktische Regeln usw. Konkret bringt ihnen das (erstmal!) überhaupt nix. Sie tun es einfach. Später aber hilft ihnen dieses an sich völlig „sinnlose“ Zeug, zu kommunizieren, also Aussagen zu verstehen und selbst Aussagen zu formulieren. Sie merken, dass „Sprache“ ein sehr, sehr gutes Werkzeug ist, um mit anderen Menschen zu interagieren. Hätten Kleinkinder schon dein kritisches Verständnis, würden sie den Sinn genau wie du in Mathe hinterfragen und keiner wäre in der Lage, ihnen das zu erklären (wie auch - die Kiddies können die Sprache ja noch nicht!). Die meisten würden dann nie sprechen lernen und ihr ganzes Leben lang nur mit mißgünstiger Verwunderung auf diese absonderlichen Kreaturen schauen, welche diese eigenartigen Laute verwenden, mit denen sie irgendetwas eigenartiges machen …
Also: Mach es einfach. Hinterfrag es nicht. Lass dein Gehirn einfach machen. Es wird davon profitieren - bewußt oder unbewußt. Vertraue darauf.
LG
Jochen