Taufe - ja oder nein?

Hallo, liebe www-ler!

Ich weiß, dass diese Frage aus Glaubensgründen nicht einfach zu beantworten ist, jedoch würden mich trotzdem ein paar Meinungen aus eurer Mitte interessieren - einfach so als Diskussionsgrundlage.

Ich habe zwei Kinder, 6 und 9 Jahre alt, die beide nicht getauft sind, da mein Ex-Mann und ich aus der katholischen Kirchen ausgetreten sind, bevor die Kinder zur Welt kamen. Wir haben uns damals entschlossen, die Kinder nicht taufen zu lassen, da wir beide als Kinder unglücklich darüber waren, dass uns einfach ein Glaube aufgezwängt worden war und wir von den Eltern aus regelmäßig zur Kirche gehen mussten (während zumindest meine Eltern sonntags lieber im Bett blieben). Jedenfalls wollten wir eben, dass unsere Kinder später einmal selbst entscheiden könnten, ob sie getauft werden wollen und wenn ja, ob katholisch oder evangelisch.

Soweit hatten wir bis jetzt auch kein Problem damit. Beide Kinder gingen in einen katholischen Kindergarten und waren - obwohl nicht getauft - keine Ausnahme, da wir in einer Großstadt wohnten. Nun leben aber die Kinder seit über einem Jahr bei meinem Ex-Mann und dessen katholischen Eltern in einer kleinen stock-katholischen Gemeinde.

Nun möchte mein Ex-Mann unsere Kinder - zumindest evangelisch - taufen lassen, was auch von seiner Mutter unterstützt, wenn nicht sogar angetriggert - wird, mit der Begründung, die Kinder würden in ihrem Schul- und Freundeskreis ausgegrenzt. Meine Ex-Schwiegermutter bezeichnet meine Kinder als Heidenkinder, weshalb meine Kleinen nun von sich aus den Wunsch äußern, getauft zu werden.

Nun meine Fragen an euch:
Soll man dem Drang der äußeren Einflüsse nachgeben und die Kinder nur deshalb taufen lassen, damit sie nicht mehr ausgegrenzt und als Heidenkinder beschimpft werden?
Sollte eine Taufe nicht aus Glaubensgründen vollzogen werden? Aber gerade das verstehen Kinder diesen Alters doch noch nicht!
Entsteht meinen Kindern ein Nachteil (verspottet durch Freunde, etc.), wenn ich mein Einverständnis zur Taufe nicht gebe.
Und: Kann mein Ex-Mann die Kinder auch ohne mein Einverständnis taufen lassen??

Über ein paar Ratschläge und Denkanstöße von euch würde ich mich sehr freuen.

Gruß
Anna

Hallo Anna,

ich selbst habe zwar keine Kinder, aber ich war mal eins :wink:.

Ich bin katholisch getauft und bin in einer kleinen, überwiegend evangelischen Gemeinde aufgewachsen. Alle meine Freunde waren evangelisch. Da habe ich mich auch ein bischen als Außenseiter gefühlt.
Ich wäre lieber evangelisch gewesen, aber hauptsächlich, weil alle meine Freunde das waren. Natürlich ist das kein „guter“ Grund - aber als Kind möchte man dazugehören, sich anpassen und so sein wie die anderen - jedenfalls so, wie die, mit denen man viel zu tun hat. Von den Eltern „aufgedrückter“ Non-Konformismus kann da sehr anstrengend und demütigend sein. Ihr hattet ja die Kinder nicht als Baby taufen lassen, damit sie es wenn sie älter sind selbst entscheiden können - nun, jetzt ist es soweit. Wenn sie jetzt - als schulmündige Personen - den Wunsch äußern, getauft zu werden, solltet ihr das respektieren. Ich würde sie dann auch die Konfession selbst wählen lassen.

Meine Freundin hat ihre Kinder in genau dem selben Alter taufen lassen - das wollten die auch selbst. Sie haben ja vorher eine Art „Vorbereitungsunterricht“ und im Zuge dessen können sie ja immernoch sehen, ob sie das wirklich wollen oder nicht.

Der dumme Spruch („Heidenkinder“) von der Schwiegermutter ist wirklich haarsträubend - aber man muß mit der Familie aufwachsen, in die man hineingeboren wird - das ist wohl Schicksal. Dazu gehört halt auch die verbappt-religiöse Oma.

Auf jeden Fall kommt der „Trigger“ zu so einer Entscheidung immer von außen. Sei es die Oma, hänslende Freunde, der Wunsch dazuzugehören oder was auch immer - wenn in der Umgebung Deiner Kinder niemand getauft wäre, würden sie wahrscheinlich nicht auf die Idee kommen. Aber ich weiß, daß es als Kind wirklich schlimm sein kann, immer gegen den Strom schwimmen zu müssen, weil die Eltern sagen „was die Anderen machen interessiert uns nicht“. Kinder interessiert es eben doch.

Nun gut
soviel von mir
Viele Grüße
Tania

Liebe Anna

ich komme auch aus Bayern und bin wegen der Familientradition getauft worden.
Allerdings waren ein grossteil meiner Freundinnen nicht getauft, somit auch
heidenkinder. Mich hat das nie gestört und von den anderen Kindern und
Jugendlichen sind sie nie anders behandelt worde als ich, sie wurden nicht
ausgegrenzt.
Allerding leider in der Schule von den Lehrern, den anderen Eltern, usw. schon.
So sehr teilweise das die getauften Kinder die „Heiden“ nicht besuchen durften,
und in der Schule wars auch recht schlimm bei den Religionsleerern.
Allerdings hab ich für meine Begriffe festgestellt, das all diese Nichtgetauften
Kinder viel weiter waren als ir, viel offener, mehr wussten, und einfach cool
waren. Und viel viel Selbsbewusster. Sie waren immer die Cliquen-Anführer.

Ich glaube nicht, das dein Mann die Kinder einfach ohne dein Einverständnis
taufen lassen darf, ausser er hat das alleinige Sorgerecht.
Ich würde es wirklich deinen Kindern überlassen, uund wenn sie sich jetzt taufen
lassen wollen, damit sie nicht ausgeschlossen werden, würde ich es zulassen, es
gibt ja für Kinder kaum etwas schlimmeres als ausgeschlossen zu werden.das könnte
schon zu grösseren seelischen Problemem führen, zu grössren auf alle Fälle als
getauft zu werden.
werden sie in nächster Zukunft immer in diesem Katholiken-dorf leben? Gerade
bayerische Dörfer sind ja weltmeister im ausgrenzen und sich das Maul zerreißen.
Kenn ich noch aus meinem eigenen Dorf.

Hoffe du findest den richtigen Weg

LG

Julia

Hallo Anna,

Tja, schwierige Frage. Vielleicht erst mal ein wenig zu meinem Background, damit vielleicht einiges klarer wird, was ich sage:
Ich bin zur Hälfte syrischer Abstammung, habe also ein wenig Erfahrung damit ein Außenseiter zu sein. Meine Eltern würde ich als unreligiös bzw. agnostisch bezeichnen. Ich selbst bin Agnostiker mit atheistischen Tendenzen. Dazu kommt bei mir eine starke Ablehnung kirchlicher Organisationen, soweit Sie eine missionarische Tendenz haben. Dies liegt daran, dass ich in meiner Kindheit extrem vielen Missionierungsversuchen ausgesetzt war (seitens meiner Verwandten - von beiden Seiten - und seitens der Schule).
So, jetzt weißt Du, was Du von meiner sicherlich ideologisch gefärbten Meinung zu halten hast. Die stellt sich folgendermaßenb dar:
Rede mit den Kindern. Mach ihnen klar, dass Religion eine ernste Angelegenheit ist und dass sie sich nicht der „Allgemeinheit“ unterordnen müssen (zumindest mit dem 9-jährigen Kind wirst Du solche Gespräche führen können). Schildere ihnen auch Deinen Standpunkt, der ja glaube ich eher zur Nicht-Taufe hingeht. Wenn sie dann immer noch der Meinung sind, sie würden gerne getauft werden und Du den Eindruck hast, dass dies wirklich Ihre eigene Meinung ist, dann lass sie das tun.
Hast Du aber den Eindruck, dass sie extremem Druck ausgesetzt sind und sich bei Deinem Ex-Mann nicht frei entfalten dürfen, so würde ich mir über eine Neuordnung der Erziehungsverhältnisse Gedanken machen (sofern das in Deiner Situation möglich ist). Eine Großmutter, die die eigenen Enkel als „Heidenkinder“ bezeichnet dürfte ein gefundenes Fressen für die entscheidenden Beamten sein.

Grüße,

Anwar

Taufe, Segnung und Glaubensfragen
Hallo Anna,

mein Freund und ich sind Christen, gehen regelmäßig zur Kirche, aber mein Sohn (7 Monate alt) wird nicht getauft.
Joshua wird im Dezember in unserer evangelischen Gemeinde gesegnet. Für - oder gegen - eine Taufe soll er sich irgendwann einmal selbst entscheiden.

Wußtest Du, daß die Säuglings- bzw. Kindertaufe erst im Mittelalter überhaupt eingeführt wurde? Die urchristliche Gemeinde kannte nur die Erwachsenentaufe, in der ein mündiger Mensch sich bewußt zum Weg mit Christus entschied. Die Taufe ist eines der Sakramtente in sowohl der katholischen als auch der evangelischen Kirche, sie bedeutet einen unauflöslichen Bund, in dem Gott ja sagt zu dem Täufling, und der Täufling ja sagt zu Gott.

Im Mittelalter führte Karl der Große die Säuglingstaufe als Politikum ein, die Kirche unterstützte ihn, indem sie propagierte, daß nicht-getaufte Kinder nicht erlöst werden könnten, wenn sie sterben. Das ist natürlich Humbug.

In unserer Kirche bietet der Pfarrer den Eltern an, ihr Kind segnen zu lassen. Dabei wird das Kind zu Gott gebracht und in die Gemeinde aufgenommen, es wird sozusagen die eine Hälfte des Bundes erfüllt: Gott nimmt das Kind an und segnet es. Die andere Hälfte des Bundes, das Ja-Sagen des Kindes zu Gott, wird das Kind - und wird hoffentlich unser Sohn auch irgendwann - selbständig entscheiden und bewußt zu seiner Taufe gehen, um den Bund zu vollenden.

So viel zum Hintergrund.

Ihr habt Euch gegen die Taufe entschieden, weil Ihr beide nicht gläubig seid. Ein Kind taufen zu lassen heißt auch, zu versprechen, es im Glauben zu erziehen. Eure Entscheidung gegen eine Taufe war vor diesem Hintergrund gut und richtig.
Die Kinder jetzt „der Leute wegen“ taufen zu lassen, ist nichts weiter als Bigotterie. Sie sind doch nun schon fast in dem Alter, wo sie selbst entscheiden können. Wartet das doch ab.

Und irgendwelchen Kritikern aus der Nachbarschaft sagt einfach, die Kinder sollen sich selbst entscheiden, ob und wann sie getauft werden möchten, und was dagegen einzuwenden wäre? Das Argument würde mich interessieren. :wink:

Liebe Grüße,
Nike

Hallo Anna,

Das nicht-aufzwingen-wollen hat sich als Unwahrheit herausgestellt, weil Ihr Eueren Kindern nun eben das nicht-Getauftsein aufgezwungen habt. Da Ihr die Kinder aus praktischen Erwägungen heraus nicht habt taufen lassen und nicht aufgrund überzeugten Heidentums, ist mir nicht einsichtig, warum Du Probleme mit einer aus praktischen Erwägungen heraus vollzogenen Entscheidung für den Kircheneintritt Deiner Kinder hast.

Soziale Anpassung ist kein schöner Grund für den Eintritt in eine Religion, aber ein ausreichender. Welche Vorteile allerdings der Beitritt zur evangelischen Konfession zwecks sozialer Anpassung in einer „stockkatholischen“ Gemeinde haben könnte, ist mir unklar.

Mit herzlichem Gruß,

Wolfgang Berger

Hallo Wolfgang,

Welche Vorteile
allerdings der Beitritt zur evangelischen Konfession zwecks
sozialer Anpassung in einer „stockkatholischen“ Gemeinde haben
könnte, ist mir unklar.

Meine Ex-Schwiegermutter war früher evangelisch, bevor sie für ihre Heirat konvertierte, ebenso konvertiert vom katholischen zum evangelischen Glauben ist der Bruder meines Ex-Gatten. Mein Mann selbst kann die Auffassungen der katholischen Kirche nicht vertreten, wohl aber die etwas liberaleren der evangelischen. Ich glaube, daher vertritt er auch die Meinung: Besser evangelisch als ein Heidenkind.

Gruß
Anna

Hallo Anna

Möchte mich den Worten von Nike im wesentlichen anschliessen.
Damit Du, Dein Mann und auch Dein älteres Kind und eventuell auch die Schwiegereltern die Argumente mal hören (man braucht Infos um sich zu entscheiden) schlage ich Dir vor, einen Infoabend über die Taufe bei einer christlichen Gemeinde zu besuchen. Die meisten christlichen Freikirchen führen solche Infos kostenlos durch, erkundigt Euch und hört Euch das mal an. Vielleicht seid Ihr dann sogar gleicher Meinung und wenn nicht, habt Ihr zumindest genug Informationen einen Entscheid zu fällen und dazu genug Begründungen wieso ihr Euch so entschieden habt.

Gruss
Beat

Hallo Anna,

ich bin in Hamburg geboren und aufgewachsen. Mein Vater (kathl.) kam aus dem Rheinland meine Mutter (evgl.) von hier. Meine Schwester und ich sind beide katholisch getauft worden und besuchen auch die ersten 6 Jahre eine katholische Schule (so mit jedem Freitag Vormittag in die Kirche und so). Geschadet hat es uns beiden nicht obwohl wir heute unsere eigenen Ansichten haben und nicht mehr in die Katholische Kirche gehen.

Meine Freude waren alle evangelisch und hatten mit ca. 14 Konfirmation hingegen wir es ja mit fünf sechs hatten. Was will ich sagen, meine Freunde gingen in der Zeit alle gemeinsam zum Unterricht, bekamen zur Konfirmation so um die 2000 Mark und mehr, konnten sich danach eine Mofa leisten und ich stand irgendwie dumm da.

Zu derzeit habe ich mich ein bisschen geärgert, dass meine Eltern sich anders entschieden hatten, heute habe ich es zwar überwunden aber obwohl mittlerweile aus der Kirche ausgetreten haben wir unseren Sohn mit einem Jahr taufen lassen… richtig, natürlich evangelisch und überwiegend der Mofa wegen.

Austreten ist heute nichts schlimmes mehr und somit kann man eine Richtung, einen Weg vorgeben. Bei deinem Artikel hatte ich aber eher das Gefühl das es eventuell auch an der Scheidung liegen könnte (so ganz nach dem Motto jetzt machen wir etwas was Mama nicht gefallen wird.) Ich denke deine Kinder sind alt genug aber bitte seit ehrlich zu Ihnen und redet nicht nur über Gott und Glauben sondern auch über Mofas.

:wink:

Viele Grüsse aus Hamburg
MeToo

Hallo Wolfgang,

zunächst einmal möchte ich Dich bitten die Begriffe „Heidentum“ und „Heide(n)“ nicht mehr zu verwenden, da sie eindeutig abwertend sind. Hier ein Auszug aus http://de.wikipedia.org/wiki/Heidnisch:

Mag ja sein, dass Du (oder andere) meinen Einwand jetzt wieder als blödsinnige Political Correctness interpretieren, andererseits bezeichne ich die katholische Kirche aber auch nicht mit diversen Schmähnamen, was ich durchaus könnte.

Nu zu Deinem Beitrag: Wie Nike schon gesagt hat, ist die kindliche Taufe einer von vielen Bräuchen, die sich irgendwann in die katholische Kirche „eingeschlichen“ haben (viele andere christliche Kirchen lehnen diese übrigens ab). Viel wichtiger ist aber, das eine Taufe jederzeit nachholbar ist, während eine „Lossagung“ von der Taufe eigentlich nicht vorgesehen ist. Hier sind also zwei ganz und gar nicht äquivalente Entscheidungen betroffen, von denen eine jederzeit abzuändern ist (die „Nicht-Taufe“). Die Taufung aufzuschieben ist daher *keine* Entscheidung gegen das Christentum.

Grüße,

Anwar

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Hallo Anna,

wenn die Wohngemeinde tatsächlich stockkatholisch ist, wenn also z.B. keine evangelische Kirche in der Ortschaft steht, dann ist die Frage ob bekenntnislos oder evangelisch unter dem Aspekt der sozialen Eingliederung unwichtig, denn beides bedeutet „wir sind anders“. Die evangelische Taufe und Minderheitenrolle der Kinder als Kompromiss zwischen den katholischen Großeltern („wenigstens irgendwie christlich“) und dem atheistischen Vater („nicht so schlimm wie katholisch“) gefällt mir persönlich nicht, weil wirklich evangelisch ja außer den Kindern nur ein Onkel ist, dem Vater somit die Rolle eines aktiven Vertreters der evangelischen Konfession zufallen würde.

Wenn die Großeltern maßgeblich an der Erziehung beteiligt sind, dann bräuchte sich der Vater mit den katholischen Kindern nicht so zu verbiegen. Er kann die Zeremonien kommen und gehen lassen und braucht z.B. auch nicht aktiv für Zölibat und Papsttum agitieren. Taufvorbereitung, Taufpaten finden, Kommunionsgruppen, Erstkommunion usw. wären dann Aufgabe der Großeltern.

Den Atheismus könnte der Vater womöglich besser vertreten, aber sehr weit scheint es da mit dem Engagement auch nicht her zu sein, wenn er schon einer evangelischen Taufe zugestimmt hat. Ein aufrechtes Häufchen standhafter Atheisten innerhalb einer religiösen Familie, das hört sich nach Streß an. Glaubst Du, daß diese Lösung zur größten Nähe zwischen Dir und den Kindern führt?

Du könntest eine Zustimmung zur katholischen Taufe davon abhängig machen, daß Du zwar große Feste respektierst und beteiligt wirst, aber einen terminlichen Genehmigungsvorbehalt für sonstige kirchliche Aktivitäten bekommst, damit nicht z.B. der Ministrantendienstplan Eure etwaige Besuchsregelung durchkreuzt, und damit Du sagen kannst „diesen Sonntag keine Kirche!“.

Mit herzlichem Gruß,

Wolfgang Berger

Heidnisch und so
Hallo Anwar,

nun mach mal halblang, die finsteren Zeiten von Zwangsbekehrung usw. sind schon eine Zeitlang vorbei, und manche Leute bezeichnen sich stolz als Heiden.

Deine theoretischen Überlegungen zur Taufe wären im Religionsbrett besser am Platze. Du hast insofern Recht, daß ein Aufschieben der Taufe noch keine Entscheidung gegen das Christentum ist, weil sie für ein gesundes Baby oder Kindergartenkind wenig Unterschied macht. Beim Schulkind ist das aber bereits anders.

Mit herzlichem Gruß,

Wolfgang Berger

Hallo Anna, wir haben uns gerade entschlossen, unsere Tochter (5 Monate alt) taufen zu lassen. Wir sind evangelisch, waren aber seit Jahren nicht mehr im Gottesdienst.

Trotzdem habe ich in Erinnerung, dass Erfahrungen wie der „Konfis“-Unterricht und die Konfirmation positiv waren, auch wenn wir nicht so bierernst dabei waren.

Die Ausgrenzung nicht getaufter Kinder, wenn es sie noch gibt, ist ja ein hübsches Beispiel für die Toleranz der selbst ernannten „echten“ Christen. Diese Bigotterie ist wirklich zum Kotzen. Ich glaube aber, dass über die Kirche viele Werte transportiert werden, die heute wichtig sind: Toleranz und Nächstenliebe sind, ungeachtet einer Kirchenzugehörigkeit, hohe Werte.

Wegen der Meinung anderer würde ich meine Tochter nicht taufen lassen. Da habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die Leute sowieso irgendetwas denken: Will man nett sein, finden sie es schleimig, benimmt man sich mal daneben, finden sie es cool. Das ist doch so wenig kalkulierbar, da messe ich mich doch lieber am eigenen Maßstab bzw. dem Maßstab meiner Lieben.

Positiv ist doch auch, dass die Frage: „Taufe oder nicht?“ nicht existenziell ist; immerhin können sich deine Kinder, wenn sie volljährig sind, auch selbst entscheiden.

Viele Grüße, J.

Hallo Anna

Meine Ex-Schwiegermutter bezeichnet meine Kinder als
Heidenkinder, weshalb meine Kleinen nun von sich aus den
Wunsch äußern, getauft zu werden.

Ich frage mich warum du so etwas duldest! Das ist Psychoterror auf höchstem Niveu. Was hat diese Frau sonst noch für Erziehungsmethoden?? Fehlt ja nur noch dass sie Deinen Kindern mit dem Höllenfeuer droht wenn sie nicht folgen (:frowning:(
„Heidenkinder“ - da geht mir echt das Messer in der Tasche auf!! Und wer bist Du dann? Die „Heidenkindermutter“? Mann o mann - Zustände wie in den 50er Jahren.
Hau mal auf den Tisch und mach diesem Unsinn ein Ende!

Nun meine Fragen an euch:
Soll man dem Drang der äußeren Einflüsse nachgeben und die
Kinder nur deshalb taufen lassen, damit sie nicht mehr
ausgegrenzt und als Heidenkinder beschimpft werden?

Ich würde vorschlagen dass Du die Ursachen aus der Welt schaffts und nicht einen faulen Kompromiss eingehst.

Sollte eine Taufe nicht aus Glaubensgründen vollzogen werden?

Allerdings, das sehe ich auch so. Eine Bequemlichkeitstaufe ist Heuchelei.

Entsteht meinen Kindern ein Nachteil (verspottet durch
Freunde, etc.), wenn ich mein Einverständnis zur Taufe nicht
gebe.

Nur wenn Du es zulässt.

Viele Grüße - Sue

Hi Anna!
Hi Gemeinde!
Vorab: Ich habe die andere Postings noch nicht gelesen
Du wünscht Dir unsere Meinungen. Hier meine.
Erst aber ein paar Fakten:

  • Wie aus meiner ViKa ersichtlich bin ich Spanierin. Mein Sohn, ebenfalls.
  • Weder meine Familie noch ich (alle leben in Spanien, die nicht mehr so konservativ ist, wie zu Franco’s Zeiten) sind religiös oder gläubig.
  • In Spanien, damals, als ich geboren wurde, mußte man katholisch getauft werden. Jetzt nicht mehr.
  • Dort, im Gegensatz zu Deutschland, kann man nicht aus der Kirche tretten (auch jetzt nicht). Somit bin ich in meiner Heimat katholisch. Hier bin ich schon lange aus der Kirche ausgetretten.
  • In Oktober 2001 kam mein Sohn zur Welt. Ich bin alleinerziehend.

In einem eigens berufenen „Familienrat“ in Spanien, kamen wir zu dem Entschluß, daß David getauft wird. Er ist getauft.

Ob er als Jugendliche/Erwachsener zur Kirche gehen will oder nicht, wird ihm jederzeit frei stehen: Wenn er möchte, darf er; wenn nicht, dann muß er auch nicht. Ich glaube ihm stehen überhaupt keine Nachteile, als getaufter Mensch.

Für mich/uns ist die Taufe praktisch nur ein Feier. Bei uns in Spanien gibt es die sog. „2. Kommunion“, wo 13-14 Jährigen zum Ausdruck bringen, daß sie weiter in das Glauben der katholischen Kirche bleiben wollen, wenn sie das feiern. Erst dann entscheiden sie selbst was sie wollen. Davor ist hauptsächlich eine Entscheidung der Eltern. Und wenn aus der Entscheidung gegen der Taufe, David in irgendeine Form Nachteile bekommen würde (Schule, Freunde, Vereine,…), dann glaube mir, Anna, wäre für mich absolut kein Thema in zu taufen. Was wir ja gemacht haben.

Manche werden jetzt wohl sagen, daß dies ein Nachgeben auf äußere Einflüsse ist. Vielleicht. Aber für mich ist das Wohlergehen meines Sohnes vorrängig und ich werde immer alles in meiner Macht stehende tun um dies zu fördern. Wenn jemand das „Nachgeben auf äußere Einflüsse“ nennen wollen, sei gegönnt.

Ich glaube ein Nachteil für deinen Kindern ergibt sich nicht aus Deinen Weigerung sie taufen zu lassen, aber evtl fühlen sie sich selbst deshalb ausgegrenzt (sie gehen ja eh in einem katholischen Kindergarten und somit werden die meisten Freunden auch getauft worden sein!) und DAS könnte evtl. zum Nachteil für sie werden.

Ah! Und bzgl. die Frage ob Dein Mann sie ohne Dein Einverständnis taufen lassen kann, nein. Er darf es nicht. Ich gehe aber davon aus, daß Dein Ex und Du das gemeinsame Sorgerecht habt.

Ich hoffe ich habe dir ein paar Denkanstöße gegeben!

Alles Gute und schönen Gruß
Helena *die keine Sekunde bedauert hat, David getauft zu haben, obwohl sie überhaupt nicht gläubig ist*

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Firmung mit 6?
Hallo MeToo!

Bei uns wird in der Katholischen Kirche „üblicherweise“ als Baby getauft, mit ca. 7-8 ist dann Erstkommunion und mit 14-16 Firmung, wo ich dann ~10000 Schilling (726 Euros) gekriegt hab. Damals hieß es, mit der Firmung entscheidet sich der junge Mensch erstmals aktiv, der Kirche anzugehören. Dass es die meisten des Geldes wegen getan haben, ist aber auch klar…
Seltsam. Ich dachte, dass das zumindest im deutschsprachigen Raum überall so wäre. Wenn du mit 6 oder 7 Firmung hattest, wann bist du dann das erste Mal zur Kommunion gegangen?

*nichtganzversteh*
Igel

Huhu!

Seltsam. Ich dachte, dass das zumindest im deutschsprachigen
Raum überall so wäre.

Also, ich kenne es nur so, dass die Erstkommunion im Alter von ca. 9 - 10 Jahren stattfindet.
Firmung dann so mit 14. Aber das macht von denen, die ich kenne, kaum noch jemand. Keine Ahnung, ob das üblich ist.

Wenn du mit 6 oder 7 Firmung hattest,
wann bist du dann das erste Mal zur Kommunion gegangen?

Ich schätze, da verzerren die Erinnerungen *g*

Bye, Vanessa

Hallo Vanessa!

Also, ich kenne es nur so, dass die Erstkommunion im Alter von
ca. 9 - 10 Jahren stattfindet.
Firmung dann so mit 14.

So genau hab ich das mit dem Alter auch nicht gemeint, ich hab bloß immer gedacht, dass man eben als (Volksschul)Kind irgendwann mal Erstkommunion hat und als Teenie dann Firmung…

Aber das macht von denen, die ich
kenne, kaum noch jemand. Keine Ahnung, ob das üblich ist.

Bei meiner Firmung waren einige Hundert Firmlinge. War nur stressig, keine schöne Feier. Es durften nur Firmlinge und Paten in die Kirche, keine Angehörigen, weil die nicht alle Platz gehabt hätten.
Aus dieser Erfahrung (und auch durch die ähnlich verlaufenden Firmungs-Feiern meiner Geschwister) - ach ja - und weil ich in meiner Firmgruppe fast meine ganze Volksschulklasse wieder getroffen hab, hab ich geschlossen, dass sich doch verdammt viele junge Leute firmen lassen, auch wenn’s nicht unbedingt wegen der Religion ist.
Damals hab ich’s ernst gemeint. Mittlerweile weiß ich nicht mehr so recht…

LiGrü
Igel

Also an das genaue Alter kann ich mich nicht mehr erinnern (da müsste ich glatt Mutti fragen) aber wenn ich mir die Fotos so anschaue und nicht total daneben liege dann hatte ich die Erstkommunion in der zweiten Klasse und das müsste dann so mit 7 gewesen sein. Ob das nun zu früh oder zu spät ist weiss ich nicht, kann aber daran liegen das ich auf einer katholischen Schule war (so richtig mit Nonnen und Priestern als Lehrer)

Viele Grüsse aus Hamburg
MeToo

Hallo Nike,

mein Freund und ich sind Christen, gehen regelmäßig zur
Kirche, aber mein Sohn (7 Monate alt) wird nicht getauft.
Joshua wird im Dezember in unserer evangelischen Gemeinde
gesegnet. Für - oder gegen - eine Taufe soll er sich
irgendwann einmal selbst entscheiden.

Habe mich nochmal eingeloggt, als ich das hier gelesen habe.
Wie seid Ihr auf Segnung gekommen? Hattet Ihr Probleme, dass in „eurer“ Gemeinde durchzusetzen?-- Achnee, der Pfarrer bietet das an, das ist schön. Hat er auch Rückhalt im Presbyterium?

Zum „Irgendwann“-Taufen: Wir fänden es schön, wenn unsere Tochter sich etwa im Konfi-Alter (oder spätestens wenn sie 18 Ist) entscheidet.
Die Segnung von J. war sehr schön (sie war schon 3 1/2J., das hing auch mit dem längeren Entscheidungsprozess in unserer Gemeinde zusammen).
Die Segnung und spätere Taufe im "Erwachsenen"alter würde ich jedem empfehlen, ans Herz legen sozusagen, auch aus eigener Erfahrung.

Findet Eure Segnung in einem regulären Gottesdienst statt? Oder bei dem samstäglichen Taufgottesdienst? Das ist nämlich bei uns so: die Taufen finden nicht im normalen GD statt, sondern sind ausgegliedert (so ein Quatsch, weil es odch ein teil des GD sein sollte und ist!). Grund: angeblich sind es immer so viele Taufen, dass es für einen normalen GD sonst zu lange würde…(für die alten leute, für die Täuflinge…?) Nun gut.

Und wo ich schon dabei bin: es ist bestimmt schwieriger in Annas Situation, den Kindern den Rückhalt zu geben: ihr seid von uns (Eltern) angenommen, wie Ihr seid, auch wenn die anderen (Kinder) oder Nachbarn Euch als Heiden beschimpfen oder deswegen hänseln o.ä. Es gibt noch andere Sachen (Klamotten, Musikstile, Aussehen…) weswegen Kinder von anderen geschnitten werden können. Da muss man dann da sein und Rückhalt bieten. In Annas Situation evtl. schwierig, wenn die Kinder bei den Grosseltern aufwachsen (was mir nicht klar ist, ich glaube eher, die ganze Sache geht von der Grossmutter aus; macht sie sich Sorgen um ihren Ruf im Dorf…?)

Ich würde nicht wegen Getratsche im Dorf oder wegen der Meinung andere (Kinder) mein Kind taufen lassen. - dafür finden sich dann wieder ein paar (!) Kinder (vielleicht auch nur eins), dass es gut/spannend/interessant findet, mit einem nichtgetauften Kind zusammenzusein, oder weil es eben Roland Kaiser hört und nicht den Mainstream, oder…

Viele Grüsse,
K_K