Hallo Martin,
Ein interessantes Thema. Ich persönlich mag
Rachmaninoff, Tschaikowski und Sibelius wirklich sehr gerne,
aber ich glaube, diese Art von Traurigkeit geht mehr in
Richtung Sentimentalität, Schwermut, Oberflächlichkeit.
(Boshafter Ausdruck, der der Musik natürlich in keiner Weise
gerecht wird!)
Mit der Sentimentalität ist es so eine Sache, denn sie ist eines jener Attribute, die in der Regel sehr im Empfinden des Rezipienten liegen und weniger eine Eigenschaft der Sache selbst sind. Ob ein Stück wie „Die Toteninsel“ oder der „Valse finale“ als sentimental empfunden werden, ist eine Frage der Hörgewohnheiten - sowohl der eigenen als auch der heutigen musikalischen „Sozialisierung“ (ich mag z.B. klare Stimmen und Stimmführungen in guten Popballaden und verabscheue pseudoergriffenes Soulgesäusel und unendliche Verschönschnörkelungen - ganz subjektiv). Du liegst ohne Frage richtig, wenn Du Tschaikowskys Werke mit diesen Stichworten zusammenbringst - es gibt durchaus manche scheußliche Viertelstunden bei ihm -, aber ich möchte mich hüten, offenkundigere Sentimentalität, als man sie heute zu hören gewohnt ist, zu schnell als oberflächlich zu bezeichnen. Besonders z.B. bei Grieg und Dvorak wäre das m.E. eine sehr falsche Ausdeutung ihrer „schlichten Größe“ (denke an das „Largo“ aus der Sinfonie „Aus der Neuen Welt“!).
…mich - wie sonst nichts in
gleicher Weise - die langsamen Sätze aus Beethovens erster
A-Dur Violinsonate (op. 14 Nr. 2?) sowie aus Mozarts KK KV
488. Was meinst Du?
Dazu kann ich leider wenig sagen, weil ich zwar Klassikfan & -sammler bin, jedoch mit Absoluter Musik meist sehr wenig bis gar nichts anfangen kann. Mozart geht partout nicht an mich (was durchaus an mir liegt, nicht an „Wolfi“…), von Beethoven schätze ich vornehmlich die Orchesterouvertüren & zwei, drei der Sinfonien.
Auch mit der Violine als Primärinstrument habe ich so meine Probleme - mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Sibelius’ Konzert für Violine & Orchester d-moll, op. 47.
An der Violine kann man wohl überhaupt besonders gut sehen, wie schnell Sentiment in Sentimentalität umschlägt - nicht umsonst ist es DAS Instrument der komischen Tragik…
Best Wishes,
hendrik