Hallo Matthias.
Wann immer sich der abzulesende Wert rasch ändert, ist die analoge Anzeige der digitalen weit überlegen, weil die analoge nicht gelesen werden muss, sondern sich erheblich schneller und als „Bild“ erkennen lässt und - im Falle eines sich ändernden Anzeigewerts - der Zeiger einer analogen Anzeige die numerische, abstrakte Bewegung des Anzeigewerts in eine reale, mechanische, unserer Wahrnehmung leicht zugängliche Bewegung umsetzt!
Eine digitale Anzeige kann einen sich rasch ändernden Wert prinzipiell nicht in Echtzeit anzeigen, wenn er für das menschliche Auge ablesbar sein soll: die Zahlen würden zu einer „8“ verschwimmen. Daraus folgt, dass die Digitalanzeige zugunsten der Ablesbarkeit einerseits dem tatsächlichen Wert stets hinterherhinkt und andererseits die Veränderung des Anzeigwerts über die Zeit in mehr oder minder grobe Einzelwerte zerhackt, was mit einem u. U. erheblichen Informationsverlust einhergeht.
Beispiel Tachometer: Du beschleunigst ein schnelles Auto mit Vollgas von 0 auf 100 und machst dann sofort eine Vollbremsung zum Stillstand. Würde der Digitaltacho die sich rasch verändernde Geschwindigkeit in Echtzeit darstellen, könntest Du allenfalls die Zehnerstelle erkennen, die Einerstelle aber verschmölze zu einer flimmernden 8. Also ist der Digitaltacho so ausgelegt, dass er die 0 km/h anzeigt, ein Päuschen einlegt, 7 km/h anzeigt, ein Päuschen einlegt (damit Du die 7 ablesen kannst), 22 km/h anzeigt und so weiter. Wenn der Tacho 93 km/h anzeigt und Du voll in die Eisen steigst, springt die Anzeige vielleicht noch auf 100 km/h, obwohl sich Deine Geschwindigkeit schon wieder verringert, oder er zeigt das abfallende Tempo an und Du erfährst nie, dass Du schneller als 93 km/h unterwegs warst.
Auf einem Analogtacho kannst Du jederzeit sowohl die genaue Geschwindigkeit, als auch die Anstiegs- bzw. Abfallrate (Beschleunigung und Verzögerung) mühelos ablesen (in Michael Bauers gutem Beitrag steht das schon).
Wenn Du Dich an eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 70 hälst, springt der Digitaltacho vielleicht zwischen der 69 und der 70 hin und her, was einem Wechsel zwischen zwei völlig verschiedenen „Bildern“ entspricht, obwohl der Anzeigewert sich nur geringfügig ändert. Ein Analogtacho zeigt währenddessen stets das fast identische Bild.
Beispiel Aussteuerungsanzeige (etwa an einem Audioverstärker): Du kennst sicher die im Takt der Musik hüpfenden Zeiger. Stelle Dir diese Anzeige in digitaler Darstellung vor: Du würdest vom Anstieg und Abfall des Anzeigewerts nichts erkennen können; die Ziffern würden entweder zu einem unlesbaren Geflimmer verschwimmen oder scheinbar irgendwelche zufälligen Zahlenwerte anzeigen, die z. B. die selbst die Periodizität eines simplen Sinustons nicht erahnen lassen würden.
Eine Digitalanzeige hat Vorteile, wenn sich der Anzeigewert nur relativ langsam ändert. Auch ist ein Wert leichter mit hoher Genauigkeit ablesbar bzw. kann direkt von der Anzeige abgeschrieben werden, weil er bereits in schriftlicher Form angezeigt wird und nicht erst z. B. aus den Strichen einer analogen Skala „herausgeschätzt“ werden muss.
Gruß,
Zeh_14