Vor-und Nachlast

Ich bräuchte eine Beschreibung / Erläuterung der medizinischen/physiologischen Begriffe
„Nachlast“ und „Vorlast“

Vor-und Nachlast
Hallo

Vor- und Nachlast sind Begriffe aus dem Herz-Kreislauf-System.
Ich weiß ja nicht, welche Vorbildung Du hast, deshalb skizziere ich mal kurz den Körperkreislauf:
Das Blut wird von der rechten Herzkammer über die Aorta in den Körperkreislauf gepumpt, gelangt über die Venen in den linken Vorhof (auch eine Kammer des Herzes), wird von dort in die linke Herzkammer „gesaugt“ und von der linken Herzkammer in den Lungenkreislauf gepumpt. Dort gibt das Blut Kohlendioxid ab und nimmt Sauerstoff auf. Danach kommt es in den rechten Vorhof und von dort in die rechte Herzkammer.
Als Nachlast wird der Widerstand bezeichnet, gegen den das Herz das Blut in den Körperkreislauf pumpen muß. Dieser Widerstand kommt durch den Blutdruck in der Aorta zustande und dadurch, daß eine Menge Blut durch relativ enge Gefäße gedrückt werden muß.
Die Vorlast ist der Druck, den das Blut, das aus den Venen kommt, auf das linke Herz ausübt. Warum das eine Last ist und für wen habe ich allerdings auch noch nicht begriffen. Vielleicht meldet sich ja noch ein schlauerer Mensch und erklärt es uns.
Ich hoffe, das konnte Dir ein wenig weiterhelfen, auch wenn es nicht so toll und ausführlich erklärt ist.

Alles Liebe,
die Katz

Hallo, die Katz!

Ich muß Dich leider berichtigen: Es ist genau umgekehrt. Die linke Kammer pumpt gegen die Nachlast das Blut in die Aorta und das rechte Herz pumpt die Vorlast in die Lunge.
Der venöse Pool bildet somit die Vorlast, die "weggeschafft"werden muß, der Druck des Blutes in der Aorta, gegen den die linke Kammer anpumpen muß, um die Bikuspidalklappe aufzusprengen, die Nachlast.
Eine Last ist es deswegen, da auch Blut, wie jede Flüssigkeit ein spezifisches Gewicht besitzt und somit (je mehr Blut vorhanden) Arbeit für das Herz darstellt, da dieses ja gegen einen Widerstand arbeiten muß.

Liebe Grüße, Peter

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Ups, nochmal anders:

Das rechte und das linke Herz muss man in diesem Fall als in Serie geschaltete Pumpen betrachten, und jeder dieser Pumpen entspricht eine Vor- und eine Nachlast. (Wenn man es ganz genau nimmt, kann man diese Begriffe auch auf die beiden Vorhöfe anwenden, also insg. 4 Vor- und 4 Nachlasten!).
Die Vorlast des rechten Herzen entspricht der Vordehnung der Kammermuskulatur durch die in der Erschlaffungsphase stattgefundene Füllung der Herzkammer (venöser Rückstrom + Vorhofkontraktion). Die Nachlast läßt sich durch den Druck in der Pulmonalarterie charakterisieren. (tatsächlich entspricht die Nachlast der Wandspannung in der Kammer während der Kontraktion, welche auch von Kammerradius und Wanddicke abhängt)
Für die linke Herzkammer besteht die Vorlast in der Vordehnung der Muskulatur durch das Blut aus den Pulmonalvenen + Kontraktion des linken Vorhofs. Die Nachlast hängt (unter o.g. Einschränkung) mit dem Blutdruck in der Aorta zusammen.
Eine Last ist die Vorlast deswegen, weil sie die Kraft aufbringt, die den Muskel vor-dehnt.

Gruss, Dennis

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Vor-und Nachlast
Hallo Peter!

Ich muß Dich leider berichtigen: Es ist
genau umgekehrt. Die linke Kammer pumpt
gegen die Nachlast das Blut in die Aorta
und das rechte Herz pumpt die Vorlast in
die Lunge.

Sorry, das konnte ich mir noch nie merken. Habe zwar extra nachgeguckt, aber es dabei wohl schon wieder verwechselt.

Der venöse Pool bildet somit die Vorlast,
die "weggeschafft"werden muß,
Eine Last ist es deswegen, da auch Blut,
wie jede Flüssigkeit ein spezifisches
Gewicht besitzt und somit (je mehr Blut
vorhanden) Arbeit für das Herz darstellt,
da dieses ja gegen einen Widerstand
arbeiten muß.

Was ich nicht verstehe ist, warum die Vorlast eine Belastung für das Herz ist. In den Büchern steht ja, daß das Herz durch die Vordehnung der Kammermuskulatur effektiver arbeiten kann. Aber warum wird dann bei Herzinsuffizienz versucht, auch die Vorlast mit Medikamenten zu senken? Ist die Kammerwand dabei schon überdehnt?

Tschüß,
die Katz

Nicht das Herz wird entlastet…
Hi Katz,

Was ich nicht verstehe ist, warum die
Vorlast eine Belastung für das Herz ist.
In den Büchern steht ja, daß das Herz
durch die Vordehnung der Kammermuskulatur
effektiver arbeiten kann.

Das ist der Frank-Starling-Mechanismus.

Aber warum wird
dann bei Herzinsuffizienz versucht, auch
die Vorlast mit Medikamenten zu senken?
Ist die Kammerwand dabei schon überdehnt?

  1. eine Herzinsuffizienz wird zu Beginn durch verschiedene Mechanismen kompensiert, u.a. Kontraktilitätssteigerung durch Sympathikusaktivität und Erhöhung des zirkulierenden Blutvolumens und damit eben Ausnutzung des Frank-Starling-Mechanismus. Durch die Veränderungen des Herzmuskels (z.B durch übermäßiges Wachstum = Hypertrophie)ist der Kurvenverlauf jedoch flacher, und ausser funktioniert dieser Mechanismus nicht endlos - ab einem bestimmten Punkt läßt sich durch Vorlasterhöhung keine Auswurfsteigerung mehr erzielen. Dann kommt es zur Dekompensation.

  2. Beim Versagen einer Pumpe in einem geschlossenen Kreislauf gibt es zwei Probleme: die nachgeschalteten Bereiche erhalten kein/zuwenig Flüssigkeit, in den Bereichen vor der Pumpe staut sich die Flüssigkeit. Beim Herzen spricht man auch vom „Vorwärts-“ und „Rückwärtsversagen“. Beide machen unterschiedliche Symptome, bei Linksinsuffizienz z.B. ersteres schnelle Erschöpfbarkeit und Leistungsverlust, evtl. sogar Ohnmachtsanfälle o.ä., letzteres Atemnot u.a.m.
    Wenn keine ursächliche Therapie möglich ist, muß man die Symptome bekämpfen. Vorlastsenker wirken gegen die durch das Rückwärtsversagen, also die Stauung, verursachten Symptome. Nachlastsenker (z.B. ACE-Hemmer) senken die herzarbeit, und kontrakitilitätssteigernde Mittel wie z.B. Digitalis steigern die Herzkraft.

Die hohe Vorlast bei der Herzinsuffizienz ist also nicht so sehr eine Belastung für das Herz, sondern durch den Rückstau eine Belastung für vorgeschaltete Organe.

(Genau genommen braucht das Herz ja auch eine zumindest leicht erhöhte Vorlast, um die durch den Frank-Starling-Mechanismus verfügbare Leistungssteigerung auszuschöpfen. Die Patienten bewegen sich also auf dem schmalen Grat zwischen zuviel und zuwenig Vorlast).

Ich hoffe, das war jetzt erhellend für Dich. Wenn Du noch Nachfragen hast, melde Dich.

Gruß, Dennis