Warum so unterschiedliche Hotelbewertungen?

Moin,

z.Zt. plane ich einen Kurzurlaub „in der Sonne“ und beobachte dazu gerade das Angebot an Reisen und Hotels. Zu diesem Zweck lese ich auch diverse Hotelbewertungen von Gästen in einem bekannten Forum.
Lassen ich mal verbal undifferenzierte wie „totaler kack“ und „oberaffengeil“ weg :wink: , bleibt dennoch die ganze Bandbreite von wohl formulierten Beschreibungen wie „katastrophal, keinenfalls empfehlenswert“ bis „sehr guter Zustand, Personal war bemüht und Essen ok“.

Woher kommt das? Ist das wirklich tagesabhängig je nach dem ob grade die „gute“ oder die „schlechte“ Schicht Personal anwesend war? Gibt es sowohl saubere als auch verlotterte Zimmer und werden die per Zufall vergeben oder je nach dem jeweiligen Verhältnis Reiseveranstalter-Hotel?
Sind die Bewertungen bezahlt, also unbenannte (negativ-)Werbung? Wird sonst wie Einfluss auf die Autoren genommen?
Oder sind die Erwartungen der Urlauber einfach derart unterschiedlich? Das könnte ich zwar verstehen, aber suchen sich denn viele nicht ein Hotel den eigenen Bedürfnissen entsprechend aus und provozieren drum eine Negativerfahrung?

VG
J~

Hallo,

Lassen ich mal verbal undifferenzierte wie „totaler kack“ und „oberaffengeil“ weg :wink: , bleibt dennoch :die ganze Bandbreite von wohl formulierten Beschreibungen wie „katastrophal, keinenfalls ;empfehlenswert“ bis „sehr guter Zustand, Personal war bemüht und Essen ok“.

Nun, das Essen ist eine Sache für sich. 2 Kollegen und ich waren in Holtenau, 1 Tag bevor unsere Gäste gekommen und richteten unsere Schiffsküche ein. In der Nähe ist ein sehr gutes Restaurant und wir haben da gegessen(6 Personen). Jeweils 2 hatten dasselbe Menü 5 waren zufrieden und eine Person fand das Essen sowas von Sch…. Wir haben es nicht verstanden, aber es könnte sich um solche Person handeln, die dann so eine Bewertung abgibt! (Weiber) .

Woher kommt das? Ist das wirklich tagesabhängig je nach dem ob grade die „gute“ oder die :„schlechte“ Schicht Personal anwesend war? Gibt es sowohl saubere als auch verlotterte Zimmer :und werden die per Zufall vergeben oder je nach dem jeweiligen Verhältnis Reiseveranstalter-Hotel?

Wäre es so, gäbe es keine Bewertungen mehr.

Sind die Bewertungen bezahlt, also unbenannte (negativ-)Werbung? Wird sonst wie Einfluss auf die Autoren genommen?
Oder sind die Erwartungen der Urlauber einfach derart unterschiedlich?

JA! Ich kenne einen Mann der, egal wo er ist, alles Sch….
Selbst ein Originalprodukt, und ich habe es getestet und es war Super, war so schlecht im Original - Land als in Deutschland.
Kannst nichts machen!
Bezahlte Negative Bewertungen? Kann ich mir nicht vorstellen. Jedes Jahr gibt es ein Treffen. Nach der einführen der diskriminierend Raucher Verbote, schrieb ich im Gästebuch, das Negative und erhielt eine negative Antwort vom Webmaster. Der Artikel ist nie auf der Homepage veröffentlich worden: Soll sagen, wäre ich bezahlt gewesen, hätte es darin gestanden und ich hätte Kohle kassiert.
Soviel dazu.
Lass dich nicht von diesen Spinnern abschrecken. Mach Urlaub, und das Hoffen auf Geld bei einer Negativwertung, vergiss es!
Schönen Gruß
Claude

Hi!

Oder sind die Erwartungen der Urlauber einfach derart
unterschiedlich? Das könnte ich zwar verstehen, aber suchen
sich denn viele nicht ein Hotel den eigenen Bedürfnissen
entsprechend aus und provozieren drum eine Negativerfahrung?

Es sind weniger die „Erwartungen“, sondern viel mehr, was man gewohnt ist, will man auch beibehalten.
Gibt’s in der Türkei nicht das geliebte Schweinsschnitzel, ist der Urlaub gelaufen; gibt’s in Spanien keine 15 deutschsprachigen TV-Sender, ist das Hotel der größte Mist; gibt’s in Italien richtige Pasta, schmeckt’s trotzdem beim Italiener (der eigentlich Tunesier ist) um’s Eck besser …

Sehr, sehr viele informieren sich auch nicht über das Hotel, den Urlaubsort, die örtlichen Gegebenheiten; als Beispiel sei hier eine Hotelanlage in Kalabrien genannt, in der wir vor einigen Jahren urlaubten: dezente Animation, riesiges Areal mit allem Pipapo, hochwertige Zimmereinrichtungen, von der original-italienischen Pizza und Pasta über Fisch und eine unüberschaubare Salatbar bis hin zu Gegrilltem war das Essen vom Feinsten - aber die Anlage lag halt am A* der Welt, ohne (Miet-)auto war man aufgeschmissen, im August urlauben viele Italiener dort (was eigentlich für die Anlage spricht) und der hoteleigene Kiesstrand war durch einen ca. 200-400m Weg durch einen Pinienwald (je nach Wegwahl) entfernt.
Im Reiseführer hieß dies: „landesspezifische Küche“, „ruhige Anlage im abgeschiedener Umgebung“, „von Einheimischen bevorzugt“ und „5 Minuten zum hoteleigenen Strand (Kies) durch Pinienwald“ … und genau das waren die Punkte, weshalb auf div. Hotelbewertungsseiten diese Anlage richtiggehend verrissen wurde („immer derselbe Fraß“, „zuviele (sic!) italienische Gäste“, „ewig weit vom Strand entfernt“, „in der tiefsten Pampa“, etc.)

Sobald ich sehe, das es mehrere, defintiv unabhängige positive Bewertungen für ein Hotel, Pension, Appartment, etc. gibt, ist dies für mich ein Grund, mir das Hotel genauer als Destination anzusehen … wenn dann der Großteil trotzdem negativ bewertet wurde, weiß ich zumindest, warum dies geschah.
Und mit dieser Einstellulng bin ich die letzten Jahre sehr, sehr gut zurechtgekommen und wurde bisher absolut nicht enttäuscht.

Grüße,
Tomh

Hallo,

Woher kommt das? Ist das wirklich tagesabhängig je nach dem ob
grade die „gute“ oder die „schlechte“ Schicht Personal
anwesend war? Gibt es sowohl saubere als auch verlotterte
Zimmer und werden die per Zufall vergeben oder je nach dem
jeweiligen Verhältnis Reiseveranstalter-Hotel?

Die Gäste kommen mit ganz unterschiedlichen Erwartungshaltungen. Wenn ich verreise, möchte ich ein günstiges Hotel, in dem man sich trotzdem noch wohl fühlen kann. Das bedeutet aber auch, dass man keine Wunder erwarten kann. Etwas Schimmel in der Dusche stört mich nicht; das erwarte ich. Daher würde ich ein Hotel auch nicht negativ bewerten, weil sich in der Dusche in den Ecken etwas Schimmel angesetzt hat. … Jemand anders hat da eine ganz andere Meinung.

Den Gästen sind also ganz unterschiedliche Dinge wichtig.

Sind die Bewertungen bezahlt, also unbenannte
(negativ-)Werbung? Wird sonst wie Einfluss auf die Autoren
genommen?

Eher kann ich mir da schon vorstellen, dass positive Bewertungen bezahlt werden - und zwar nicht nur bei Hotels, sondern generell bei allem, was man bewerten kann, z.B. auch Elektrogeräte und Bücher. Wenn eine Bewertung einen zu professionellen Eindruck macht, lese ich sie oft gar nicht mehr.

Oder sind die Erwartungen der Urlauber einfach derart
unterschiedlich? Das könnte ich zwar verstehen, aber suchen
sich denn viele nicht ein Hotel den eigenen Bedürfnissen
entsprechend aus und provozieren drum eine Negativerfahrung?

Man weiß ja vorher noch nicht, was einen erwartet. Wenn jemand allerdings ein Hotel für 20 Euro pro Nacht bucht und dann erwartet, dass dort alles so perfekt ist wie in einem Fünf-Sterne-Hotel, der ist allerdings selber schuld. Unrealistische Erwartungen.

Schöne Grüße

Petra

Motivationen
Hi,

da stellt sich die Frage, warum jemand überhaupt eine negative Bewertung schreibt. Folgende Möglichkeiten sind mir aus der Branche bekannt:

  • man bekommt Geld für Antiwerbung vom Mitbewerber des Hotels
  • man möchte Geld vom Hotel für eine gute Bewertung oder
  • man möchte ein Upgrade im Hotel und bekommt es nicht („wenn ich kein Upgrade oder einen Nachlass bekomme, kriegen Sie eine miese Bewertung!“)
  • man ist mit sich, seiner Partnerin und/oder der Gesamtsituation unzufrieden
  • man möchte „auch mal denen eine auf den Sack hauen“ wobei „denen“ sehr flexibel ist
  • man hat tatsächlich einen Mangel im Hotel entdeckt der nicht behoben wurde
  • man hat das Preis- Leistungsverhältnis nicht richtig eingeschätzt und ist völlig schockiert darüber, dass das 20-Euro-Zimmer keinen Whirlpool und keine 50 qm Terrasse mit Meerblick hat

Gründe für eine positive Bewertung:

  • man hat das Upgrade bekommen mit dem man das Hotel zu erpresst hat
  • man bekommt Geld für Werbung vom Hotel
  • man ist rundum zufrieden

Du siehst, die Positivliste ist etwas kürzer :wink:

Vor einiger Zeit gab es mal einen Artikel in einer deutschen Reisezeitschrift, in dem der Schreiberling den Reisegästen riet, am ersten Tag ein, mit Seife gefülltes, Kondom unter dem Bett zu plazieren und dieses dann zu „entdecken“. Man könne dann trefflich einen Rabatt heraushandeln. So lange es solch eine Denke gibt, so lange werden die Bewertungen auch nicht objektiv sein.

Dazu kommt natürlich noch etwas, was man auch hier im Reisebrett feststellen kann. Wir sind alles Menschen die an das Thema Reisen emotional herangehen. Die Motivation, die Wünsche und Bedürfnisse des Einzelnen sind dabei völlig unterschiedlich. Vom Imagegewinn über Abenteuer, Selbstbestätigung, Sex, Ruhe und Entspannung, Bildung bis zu reinem Nichtstun ist da alles dabei.
In der täglichen Praxis erlebe ich immer wieder, dass diese unterschiedlichen Vorstellungen sich nicht einfach durch Google und Co. befriedigen lassen. Dazu wissen die Leute oft viel zu wenig über sich selbst und ihre Partner bescheid. Das führt dann zu Buchungen, die mitnichten mangelhaft in der Qualität sind. Sie sind aber mangelhaft in der Befriedigung der „soft Facts“. Und da man das nicht reklamieren kann, hackt man halt auf dem Hotel, dem Reiseveranstalter oder dem Vermittler rum.

Diese Begründungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

bye
Rolf

Moin,

also ich schreibe auch Bewertungen und werde nicht von den Hotels bezahlt.
Objektiv nach eigenen Erfahrungen, Tatsachen, wie ich sie sehe.
Aber das ist ja auch alles Ansichtsache und Geschmacksache.
Mancher muß im Ausland deutsches Essen haben, wir nicht. So ist jeder anders. Andere sind empfindlich, andere nicht. Ist ja auch eine Erwartungshaltung.
Ich gebe nicht so ganz viel auf (schlechtere) Bewertungen, sondern mache meine eigenen Erfahrungen.

Gruß Carmen

Hallo!

Im Prinzip wurde es schon geschrieben: es kommt auf den an, der schreibt.

Ich finde die Bewertungen eigentlich recht brauchbar, man kann sich erstens idR auf eine statistische Mehrheit verlassen. Zweitens ist es wichtig an Hand des Schreibstils zu ergründen, wie der Schreiber denkt und daraus die Schlüsse zu ziehen. Stilistisch ist das meistens schon gut erkennbar, wie ernst zu nehmen die Postings sind. Und dann auch noch der Zusammenhang. Also wenn z.B. jemand einen Aufstand macht, weil in einem indischen Hotelzimmer in der Nacht ein Gecko war, dann ist das nicht ernst zu nehmen.

Gruß
Tom

Moin auch,

ein Punkt der noch nicht angesprochen wurde: Die Anzahl der Sterne eines Hotels ist normalerweise nach landestypischer Einteilung, nicht nach deutscher. Ein Dreisternehotel in D ist im grünen Bereich, ein Dreisternehotel in Tunesien oder Ägypten nicht. Sie sind aber billig. Also werden sie gebucht und anschließend wird gemeckert, weil die Zimmereinrichtung veraltet und kaputt ist, die Zimmer nicht jeden Tag desinfiziert werden und die Küche internationale Gerichte (Eisbein!) nicht anbietet.
Geiz is geil, auch im Urlaub.

Ralph

Nicht nur bei Hotelbewertungen zeigt sich: Wer am wenigsten Ahnung hat, schreit am meisten rum. Das sieht man auch im Stammtischen, Kommentaren auf Websites, Bewertungen bei Amazon oder im iTunes Store…viele Leute sind einfach in ihrem geistigen Horizont eingeschränkt (oder haben eine sehr krude Denkweise), haben von nichts eine Ahnung, krakelen aber am lautesten. Da sollte man nicht so viel drauf geben. Vor allem Bewertungen mit nur einem Stern sind meist ein ziemlich guter Indikator dafür, dass der Bewertende keine Ahnung hat.

Mahlzeit Herr Tilde,

also ich habe im November auf den Kanaren ein Hotel besucht, dass ich vor Anreise von Berlin aus im Internet aufgrund einer eher positiven Bewertungslage (soll heißen, es gab durchaus negative Bewertungen, aber die wollte ich so nicht wahrhaben und fand auch das Negative für mich nicht so ausschlaggebend) gebucht.

Vier Sterne, rund 120,00 Euro die Nacht.

Die ersten drei Tage waren ok. Unerwartet sind wir allerdings nach 10 Tagen Aufenthalt auf einer anderen Insel dort wieder gelandet, weil unsere Ferienwohnung vom Sturm zerstört wurde und andere Hotels aufgrund von spanischen Ferien voll waren.

Wir konnten nun 10 Tage lang regelrecht Studien betreiben und das Geringste Übel war, dass man täglich beim Essen (früh, mittags, abends) an den „frischen“ Tellern unten die Soße vom Vortag kleben hatte und zwar umfangreich!

Hinzu kamen diverse andere Dinge, die für den Preis nicht akzeptabel sind. Dementsprechend habe ich dann auch meine Bewertung verfasst. Die Negativpunkte deutlich geäußert und das Positive ebenfalls. Für mich ist es allerdings positiv, dass der Pool eiskalt war (obwohl er als beheizt angekündigt wurde) - dafür war er immer leer (also ohne andere Gäste) und ich hatte ihn für mich allein. Für andere Gäste war das sicherlich ein großer Negativpunkt, die Wassertemperatur, und haben lieber 20,00 p.P. für den Spa-Bereich und damit den beheizten Innenpool bezahlt.

Soll heißen, das, was mich stört, ist für andere vielleicht überhaupt nicht erwähnenswert und umgekehrt genauso. Deswegen finde ich es auch nicht besonders hilfreich, wenn in Bewertungsportalen einfach nur steht „Essen war schlecht“. Aha. Sagt gar nix, außer, dass es DIESEM Gast nicht geschmeckt hat offenbar. Aussagekräftiger wäre da eher: kein landestypisches Essen, immer nur Nudeln mit Tomatensoße. Oder das Essen war eigentlich immer kalt. Oder das Essen war nie aureichend für die Anzahl der Gäste… etc.

Oder der Service war schlecht. Aha. Was war schlecht? Waren die Zimmer dreckig? Waren die Kellner unfreundlich? Hat man auf Fragen keine hilfreichen Antworten bekommen? Wurden Defekte Lampen nicht repariert? etc. blabla

Wenn ich mir die Mühe (!) einer Bewertung mache (und das tu ich eigentlich gern vor Ort, aber in diesem jüngsten Fall schien man sich so ganz und gar nicht dafür zu interessieren, ob die Anlage den Gästen gefällt oder nicht), dann eigentlich deswegen, damit VIELLEICHT auch die Betreiber sich das mal durchlesen und sich aus dem Schnitt der Bewertungen etwas ableiten (ICH als Betreiber würde so etwas durchaus tun, preiswerter kann ich ja gar nicht Qualitätskontrolle betreiben).

In diesem Fall scheint auch das nicht zu geschehen.

Der zweite Grund, warum ich mir die Mühe mache, ist, damit sich andere Leute, die etwas Bestimmtes für sich suchen, sich ein Bild machen und abwägen können, ob das das richtige Ziel für sie ist. Ok - aber das war ja nicht Deine Frage.

Beste Grüße
Aquilegia A.

Hi,

Du siehst, die Positivliste ist etwas kürzer :wink:

und was hat das zu bedeuten?
Die Liste ist doch nur deshalb kürzer, weil sie nicht vollständig ist.
Beispiel: Ein überaus harmonischer Urlaub mit der Partnerin und/oder 6 Richtige im Lotto können doch eine Hotel-Bewertung auch positiver ausfallen lassen, als sie ansonsten gewesen wäre.

So lange es solch eine Denke gibt, so lange werden die Bewertungen auch nicht
objektiv sein.

Können diese Bewertungen überhaupt objektiv sein oder sind sie nicht immer subjektiv?
Jemand der zu Hause jeden Tag mehrmals staubsaugt, wird doch wahrscheinlich die Sauberkeit im Hotel anders beurteilen, wie jemand, der dies nur alle 3 Monate tut.

Gruß
Pontius

1 Like

So sehe ich das auch. Es heißt ja, daß die, die zu Hause „den Kitt aus den Fenstern…“ am lautesten über das Essen meckern, welches aber sehr gut ist…

Hi,

es gibt diverse Untersuchungen zur Frage, wer seine Erfahrungen öfter transportiert. Daraus geht klar hervor dass der unzufriedene Kunde lauter, öfter und länger über seine negativen Erfahrungen berichtet als der zufriedene Kunde.

Das meinte ich mit der kürzeren Liste…

bye
Rolf

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Hallo,

und zum Glück kann man an der Wortwahl, der Rechtschreibung und der Formulierungskünste oft schon recht schnell die Proleten erkennen, die und deren Bewertungen man besser außen vor lässt.

Bevor ich mich auf die Bewertung anderer verlasse, versuche ich immer, mir ein Bild von diesen Leuten zu machen, (soweit das möglich ist), und mir zu überlegen, ob es sich hierbei um Leute mit einem mit mir vergleichbaren Verständnis der bewerteten Dinge handelt.

Wer drei mehr als saftige, wenig detaillierte Bewertungen abgegeben hat, fällt für mich gleich raus. Ebenso Leute, die Punkte als positiv/negativ bewertet haben, die ich grundsätzlich anders sehe (Beschwerden über Einheimische, fehlende deutsche Küche, …).

Gruß vom Wiz

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Hotelbewertungen
Hallo,

Woher kommt das?

das kommt daher, daß die Kritiken von den falschen Leuten geschrieben werden, nämlich von Menschen, die nicht wissen, wie so eine Kritik/eine Bewertung richtig funktioniert.

  1. Schritt: Formulierung der Anforderungen

  2. Schritt: Erfassung und Beschreibung der Situation

  3. Schritt: Bewertung

  4. Schritt: Formulierung der Anforderungen
    Dummerweise erfährt man darüber selten etwas. Wie schon richtig geschrieben wurde, lassen manche Schritt 1 schon aus und wundern sich dann, daß nicht formulierte Erwartungen nicht erfüllt wurden bzw. die eigenen Erwartungen gar nicht erst für sich selbst ermittelt wurden. In diesen Fällen wird dann entweder die Abweichung von der eigenen Erwartung thematisiert oder einfach nur herumgenöhlt bzw. gejubelt.

Ich erinnere mich noch gut an eine Kritik, die absolut euphorisch war: Hotel super (großzügige Anlage, riesiger Pool, Essen super (=reichhaltig, abwechslungsreich und lecker), Personal super (=liest jeden Wunsch von den Augen ab, nett, freundlich und hilfsbereit).

Komischerweise deckte sich das überhaupt nicht mit meinen eigenen Erfahrungen und auch nicht mit denen der anderen Gästen. Lösung des Rätsels: es handelte sich um ein Pärchen im Alter von 18 und 19 Jahren, das anscheinend im Zustand höchster Verliebtheit zum ersten mal allein eine Reise in den Süden unternommen hatte und sich in einer Welt von Luxus und Service versetzt wähnte, obwohl es nur in einer durchschnittlichen Bude mit gelangweiltem Personal (aber Kofferservice) und bestenfalls durchschnittlichem Essen gelandet war.

Genauso las ich mal eine Bewertung eines traumhaften Hotels, in dem ich selber dreimal gewesen bin, in der sich der Gast über „die schlechteste Pizza der Welt“ und „saure Früchte“ am Tisch beschwerte. Das Hotel befand sich in der Domikanischen Republik, wo man a) keine Pizza ißt und b) die Früchte innerhalb der Anlage direkt vom Baum pflückte (und nicht aus dem Joghurt pult).

  1. Schritt: Erfassung und Beschreibung
    Dieser Schritt wird augenscheinlich ungern zu Papier gebracht. Es wird gemeckert und gelobt, aber - wie von A.A. schon beschrieben - ohne zu sagen, warum man lobt bzw. kritisiert. Das macht die Wertung der Berichte dann schon einmal etwas schwierig.

Wird katastrophaler Service und Desinteresse am Gesundheitszustand der Gäste bemängelt, wertet man das erst einmal als eher schlecht. Kann man dann jedoch lesen, daß sich eine junge Mutter mit diesen Worten darüber beklagt, daß der Arzt, der auf eigene Rechnung und Initiative normalerweise einmal in der Woche im Hotel aufschlägt, nicht erschien, um das erkrankte Kind zu behandeln, kann man das wieder anders werten.

Aus diesem Grunde beschreibe ich in meinen Kritiken die vorgefundene Situation ausführlich und beschränke mich bei der Bewertung auf die dafür vorgesehenen Sterne oder Sonnen.

  1. Schritt: Bewertung
    Um vernünftig bewerten zu müssen, muß man wenigstens eine rudimentäre Werteskala haben. Das geht den meisten ab. Eine in sich konsistente Differenzierung über drei, vier oder fünf Stufen ist schwierig. Es gibt die Tendenz zur Mitte, die Marktforscher in die Verzweiflung treiben kann, aber meistens bei abstrakten Fragen auftritt - also wenn keine persönliche Betroffenheit besteht.

Bei persönlicher Betroffenheit weicht die Tendenz zur Mitte bei vielen Menschen einer Neigung zu Extremen. Wenn der Portier pennt und eine Kakerlake an der Wand hängt, führt das bei manchen Leuten dazu, daß anschließend alles zur Katastrophe und jedes Haar in der Suppe gefunden wird. Hat man gleichzeitig noch Streß mit dem Partner oder sich beklauen lassen, kann das 3 Sterne-Menü auch auf einem Goldteller serviert werden und die Gastronomie wird trotzdem als Zumutung beschrieben werden.

Ein Hotel mit schlechter Bewertung im Service und beim Essen wird bei der Lage kaum bessere Bewertung als durchschnittlich erhalten, selbst wenn es alleine an einem endlosen, einsamen Strand steht und sich in 50 Metern Entfernung Einkaufsgelegenheiten und kulturelle Highlights befinden.

Am Ende liegt es also an den Bewertern: unklare Erwartungen, die Unfähigkeit, persönliche Erlebnisse objektiv und sachlich zu bewerten, fehlende Vergleichsmöglichkeiten (oder Unwille, diese zu nutzen) und natürlich Probleme, Ursache und Wirkung bzw. die Verursacher von Sachverhalten richtig zu erkennen bzw. zuzuordnen.

Geschäftlich motivierte Bewertungen sind natürlich eine ganz andere Baustelle, deren Bedeutung ich nicht beurteilen kann.

Gruß
Christian

so unterschidlich wie die Gäste
Morgen!
Die Anforderungen sind eben auch extrem unterschiedlich und sollten genauer beschrieben sein. Haben ja andere hier schon zutreffend bemerkt.

Wollte nur noch ein Beispiel anführen: Wir haben im Laufe der Jahre festgestellt, dass wir uns auf den Campingplätzen, die beim ADAC nur sehr schlecht bewertet werden am wohlsten fühlen. :smile:

Ich möchte eine schöne grüne Wiese für unser Zelt, wenig Parzellen, saubere aber von mir aus einfache Waschgelegenheiten und Toiletten. Und das war’s. Alles andere brauchen wir nicht und möchten wir auch nicht mit bezahlen.

Unser Teneriffa-Hotel war auch recht unterschiedlich bewertet: Im Sommer muss dort eine Horde Basketball-Jugendlicher gewesen sein und in diesem Zeitraum waren die Bewertungen miserabel. Sonst ging’s. Da wir das Hotel als Startpunkt für tägliche Ausflüge genutzt haben, waren unsere Anforderungen natürlich andere als die von Leuten, die den ganzen Tag im Hotel sitzen.

Ohropax gehören in jedes Urlaubsgepäck! So spart man sich den Ärger über abendliches Animationsprogramm, polternde Nachbarn und morgens kläffende Hunde und 1000 krähende Hähne. Auch die schnarchenden Mitreisenden hat man so am Morgen auch noch lieb :smile:

Naja und was das Essen anbelangt: Kaum jemand weiß heute noch, wie gutes, landestypisches Essen zu definieren ist. Wer zuhause nur aus der Retorte kocht, dessen Ansprüche an frisch gekochtes Essen sind natürlich geringer.

Sind die Bewertungen bezahlt, also unbenannte
(negativ-)Werbung? Wird sonst wie Einfluss auf die Autoren
genommen?

Möglicherweise sind bei manchen Hotels ein paar gesteuerte Bewertungen dabei. Ich versuche auch, nach dem Urlaub Hotels zu bewerten, einfach um die Masse der Bewertungen zu erhöhen und solche Ausreißer statistisch unwichtiger zu machen.

Tripadvisor scheint mir ein insgesamt recht objektiver Querschnitt zu sein.

Oder sind die Erwartungen der Urlauber einfach derart
unterschiedlich? Das könnte ich zwar verstehen, aber suchen
sich denn viele nicht ein Hotel den eigenen Bedürfnissen
entsprechend aus und provozieren drum eine Negativerfahrung?

Nicht alle haben viel Urlaubserfahrung und kennen die Kriterien und Formulierungen in den Beschreibungen.

Grüße und viel Erfolg bei der Auswahl

kernig

Hallo!

Das ist zwar völlig richtig, aber ich finde das nun doch auch etwas übertrieben. Das Wesentlichste für mich bei einer Beschreibung oder Bewertung ist eigentlich, ob der Zustand dem entspricht, was beworben bzw. vereinbart wird.

Aber sicher, es ist dann eine Kunst zu differenzieren, welche Probleme in der eigenen Person und welche im Hotel ihre Grundlage haben, das können manche leider nicht.

Gruß
Tom