schön langsam werde ich hier zum anwalt der bauern.
lieber wolfgang,
SO stimmt es nicht. gestern habe ich mir einmal bewusst die fleischpreise im supermarkt angesehen. da wurde kein steak, kein tafelspitz günstiger angeboten als vor der bse-krise, und das trotz der stark gesunkenen einkaufspreise. wer kassiert nun den „mehrwert"?
die kuh lässt sich nicht beim schwanz aufzäumen. bauern sind heute in einem system eingespannt, das ihre gewinnmargen kontinuierlich sinken lässt (die subventionen lassen sie nur nicht verhungern!), und so versuch(t)en sie, durch produktionssteigerungen kostengünstigere „stückpreise" zu erzielen. das wiederum führt zum überangebot und zur abhängigkeit von einkaufsketten. diese bestimmen den einkaufspreis - nicht die bauern den verkaufspreis.
Diese abhängigkeit findest du nicht nur im lebensmittelhandel. eine zulieferfirma für VW wird genauso „erpresst", das teil so billig wie möglich zu produzieren. in beiden fällen, beim bauern und beim zulieferer fehlt die möglichkeit, eigene vermarktungsschienen aufzubauen, die den konsumenten direkt bedienen könnten. Der marketingaufwand, eine stoss-stange zur selbstmontage für den neuen pkw zu verkaufen, ist genauso zum scheitern verurteilt wie ein versuch, das steak direkt an den konsumenten zu verkaufen. (natürlich gibt es ein paar ausnahmen, die jedoch bestimmen keinen markt).
es gibt genug versuche, fleisch als „marke“ aufzubauen, sie alle scheitern aber mehr oder weniger an der diffusen vorstellung des begriffes „fleisch“ - und dass man mit keinem drangehängten mascherl beweisen kann, ob der inhalt auch verspricht was ausgesagt wird. fleisch ist NATÜRLICHEN qualitäts- und geschmacks-variationen (durch boden, luft, art der fütterung usw.) unterworfen - im gegensatz zum cola, da wird auf rein chemischer basis gewirtschaftet, und der konsument WEISS, was in der flasche drinnen ist)
das angebot verknappen? kleinere stückzahlen mit besserer qualität? klar, das wäre die lösung für die bauern, aber wer fängt damit an? Und wovon sollen sie leben, solange die überproduktionen den markt beherrschen? (das wird noch jahre dauern!) Und hörst du nicht jetzt schon den aufschrei der konsumenten, wenn das fleisch „nur" doppelt so viel wie heute kostet? Und hörst du nicht jetzt schon die politiker, die sich vor die mikrophone stellen und den konsumenten ihr billiges steak versprechen, weil das ein paar stimmen bringt?
vielleicht könnte man den konsumenten endlich einmal klar machen, dass gerade fleisch für lockangebote missbraucht wird, um bei anderen, nicht lebensnotwendigen produkten (schokolade usw.) satte gewinne einstreichen zu können.
Um es nochmals kurz zu sagen: der bauer ist das ärmste schwein in dieser kette. Ein konsument kauft „günstig", weil er für das auto, die urlaubsreise auch noch geld braucht. Der supermarkt verzichtet auf keinen fall auf die (auch sehr niedrigen) gewinnspannen, die transporteure, schlachthöfe, viehhändler brauchen ebenfalls ihre gewinne, denn sonst bricht die kette zusammen.
Das, was am ende übrig bleibt, bekommt der bauer …
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