Hi,
hast du denn auch inhaltlich etwas vorzubringen? Weil immer nur stereotyp auf Geschichte von vor 20+ Jahren zu verweisen ist halt auf die Dauer zu dünn.
Für mich sind die Linken im Augenblick genauso viel oder wenig wählbar wie auch jede andere Partei.
CDU/CSU: Fühlst du dich nicht von Parteien für dumm verkauft, die in der aktuellen wirtschaftlichen Situation Steuersenkungen versprechen? Von einer Bundeskanzlerin, die vor allem durch Nicht-Festlegungen glänzt, zugleich aber wieder Leiterin der Geschicke des Landes sein will. Von der Aushöhlung der Bürgerrechte durch Schäuble oder die untauglichen Aktionen von der Leyens zur Internet-Zensur. Von der Nicht-Beantwortung der Frage, womit man die Konjunkturprogramme eigentlich bezahlen will oder dass Bundeswehrsoldaten in Afghanistan sterben obwohl 80% der Bevölkerung gegen diesen Einsatz sind und nicht verstehen, inwiefern das unserer Verteidigung dient (oder verstehst du es? Dann erkläre mir bitte, wieso am Hindukusch unsere Freiheit verteidigt wird).
FDP: Fühlst du dich nicht von einer Partei für dumm verkauft, die in der aktuellen wirtschaftlichen Situation Steuersenkungen verspricht? Die weiter mit den neoliberalen Thesen unterwegs ist, wegen denen die Welt zuletzt nur knapp am Chaos vorbeigerauscht ist und die nicht verstanden hat, dass wir etwas ändern müssen? Dass es auf den Finanzmärkten so nicht weiter gehen kann. Oder die vielleicht nur Lobbypolitik macht, der Spruch von der „Partei der Besserverdienenden“ eines FDP-Politikers ist unvergessen.
SPD: Fühlst du dich nicht von Parteien für dumm verkauft, die seit 11 Jahren in Regierungsverantwortung ist und massiven Sozialabbau betrieben hat, 6 Wochen vor der Wahl aber plötzlich den „Deutschlandplan“ aus dem Hut zaubert und JETZT anscheinend gerade die Lösung gefunden hat, wie man Vollbeschäftigung erreichen kann? Freilich auf diverse Jahre im Voraus berechnet. Als ob wir nicht spätestens durch 9/11 und die Finanzkrise gelernt hätten, wie rasant und sich das Weltgeschehen komplett verändern kann, wie wir plötzlich vor Phänomenen stehen, an die man 2 Monate vorher im Leben nicht gedacht hätte… Wo der Spitzenkandidat maßgeblich an der Schaffung der Agenda-Politik beteiligt war und wo das eigene Wählerklientel gar nicht mehr wirklich vertreten wird.
Grüne: Ja, was wollen die eigentlich? Regulierung der Finanzmärkte will ja jeder, etwas für die Umwelt tun auch… und sonst?
Vieles von dem, was die Linken gefordert haben, wurde nach Beginn der Finanzkrise schnell auch von anderen Parteien übernommen. In der Linken sind nicht nur DDR-Politbüro-Opas, sondern auch enttäuschte ex-SPDler, die über die WASG zu den Linken kamen.
Hier immer noch auf den alten Geschichten von vor mehr als 20 Jahren herumzureiten anstatt sich inhaltlich auseinander zu setzen, erscheint mir inzwischen ziemlich borniert. Dass man sich auch mit der Vergangenheit befasst und dabei klar das Unrechtsregime der DDR, die Rolle der SED und mancher Personen, die noch auf der Bildfläche sind, anspricht, ist absolut OK.
Es geht jetzt aber auch um die Zukunft und die Frage, wohin diese Gesellschaft künftig steuert. Und da steht die Linke durchaus für Positionen und Menschen, deren Anliegen von anderen Parteien kaum noch bis gar nicht vertreten werden.
Natürlich reden die Linken auch viel Stuss und manches ist utopischer Unsinn. Das machen alle anderen Parteien aber durchaus nicht besser.
So gesehen eine Partei, die ihren Sinn und ihre Funktion hat, und die nicht besser oder schlechter als alle anderen auch ist.
Dieses Die-Linken-nicht-als-Partei-ernst-nehmen-sondern-immer-mit-der-DDR-in-einen-Topf-werfen bringt keinen vorwärts und der FDP wirft man auch nicht permanent unsachlich die Guidomobil-Spaß-Kampagne vor. Es sollte schon um die Inhalte gehen und nicht darum, Fehler der Vergangenheit als Argument gegen politische Ziele in der Zukunft zu setzen. Sonst brauchen wir keine Partei mehr ernst nehmen, sie haben alle ihre Leichen im Keller.
Gerade im Osten hat die Linke interessanterweise starken Zulauf. Wenn es so wäre, dass man diese Partei nur als Nachfolger des DDR-Unrechts sähe, wäre es sicher nicht so. Vielmehr begreifen viele Leute dort die Linke als einzige Vertreterin ihrer Interessen. Und das sollte jedem zu denken geben. Wieso schaffen es die etablierten Parteien nicht mehr, die Bedürfnisse der Menschen zu vertreten?
Anstatt auf die Linken zu schimpfen, sollten die anderen dann lieber mal in Klausur gehen und überlegen, was bei ihnen schief gelaufen ist und läuft. Oder wie man unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in einer Zeit ausrichtet, in der immer mehr Menschen politikverdrossen sind und Angst vor der Zukunft haben, anstatt immer nur mit der DDR-Leier zu kommen.
Gruß,
MecFleih