Wie Denken menschen?

Ich hab von Philosophie keine Ahnung, aber ich hab da mal ne Frage. Gibt es eine Theorie ueber die „Denksprache“ des Menschen? Ich meine, gib es einen Formalismus? Ich denke, ich denke in Saetzen, die ich im Kopf sage und hoehre. Oder ich stelle mir, wen Dinge vorkommen, sie Bildlich vor. Wie denkt dann z.B. ein Tauber oder ein Blinder? Sind verschiedene Sprachen besser (effektiever) oder schlechter fuer bestimmte Gedankenprobleme? Haben Genies eine ander Gedankensprache als „normale“ Menschen, d.h. sprechen sie in ihrem Kopf mit anderer Grammatik, Woerter…
(Kann man das erlernen und das hilft einem dann bei Mathe? :smile:)

Danke fuer euere Antwort.
Markus

Hallo Markus

Menschen denken in BEGRIFFEN. Wenn man genau beantworten könnte, was ein Begriff ist, wäre die Philosophie z.T. überflüssig. Wie man zu Begriffen kommt, ob es Erkenntnis a priori (d.h. vor jeder sinnlichen Erfahrung )gibt, ist Kernbestandteil der Erkenntnistheorie und eigentlich das Herz der philosohischen Fragen. Man kann also diese Frage nicht beantworten, ohne die gesamte Philosophiegeschichte mit zu erwähnen. Das grundlegende Buch hier ist Kants „Kritik der reinen Vernunft“.
WÖRTER REPRÄSENTIEREN DIE BEGRIFFE. Inwieweit die Begriffe von der Existenz von Wörtern für anderer Begriffe in der selben Sprache abhängig sind, ist ebenfalls eine umstrittene Frage.
Als Drittes gibt es noch die Dinge in der realen Welt (das Ding an sich), auf die sich manche Begriffe beziehen. Daneben gibt es aber Begriffe ohne sinnliche Anschauung, die nur durch unsere Vernunft existieren.
Du siehst, es wird reichlich kompliziert.
Begriffe sind also Bewusstseinsinhalte, existieren im Kopf des Menschen. Es gibt mehrere Theorien darüber, wie sie in unserem Kopf strukturiert sind (Prototypensemantik, Merkmalsemantik, Netzwerktheorien u.a.). Auch die Frage, ob es eine angeborene Universalgrammatik gibt, d.h. ob Sprache prinzipiell schon angeboren ist und die Regeln nur konkretisiert werden müssen bei jeder einzelnen Sprache, ist umstritten.

Ich weiß, dass ich dir damit nicht viel helfen konnte. Nimm es als Ermutigung, dich doch mit Philosophie auseinanderzusetzen. Die Antworten auf solche Fragen sind nicht ohne Mühe und geistige Arbeit zu haben.
Gruß Steffen

Hallo,

die Frage WIE denkt ein Mensch ist schon mal falsch.
Er denkt indem er denkt.
Ich rede indem ich rede, ich schreibe indem ich schreibe.

Die richtige Frage wäre: WER denkt, WO findet das Denken statt, und WOVON ist das Denken abhängig?

Was ist die Ursache des Denkens, wer ist der Denkende, und wer ist der ÜBERPRÜFER des Denkens.

MfG,

Demetrius

Entschuldigung, lieber Demetrius
Hallo,

die Frage WIE denkt ein Mensch ist schon mal falsch.
Er denkt indem er denkt.
Ich rede indem ich rede, ich schreibe indem ich schreibe.
Die richtige Frage wäre: WER denkt, WO findet das Denken
statt, und WOVON ist das Denken abhängig?
Was ist die Ursache des Denkens, wer ist der Denkende, und wer
ist der ÜBERPRÜFER des Denkens.

das sind zwar auch wichtige und interessante Fragen, aber deshalb ist die Frage nach der Art und Weise des Denkens, eben nach dem „Wie“ nicht falsch.

Markus fragte ja sogar ausdrücklich nach einer Denk-Sprache, nach einem Formalismus, gar nach einer Grammatik. Diese Frage ist mit einer möglichen Beantwortung deiner Frage nicht erledigt
(zumindest nicht in jedem Fall).

Markus hat die - meiner Meinung nach - schon ganz gut beantwortet. Vielleicht hätte er das noch mit Literatur bzw. Links bereichern können - was ich hiermit versuche:

http://www.thur.de/philo/as139.htm
http://www.thur.de/philo/as22.htm
http://www.hgb-leipzig.de/theorie/farbe.htm
http://www2.rz.hu-berlin.de/visuelle/ralf/entwurf.htm
http://www.psychologin.ch/schneiderdeutsch/philosoph…

Diese Links sollen nur zum Denken über das Denken anregen.

Solltest du, lieber Markus, nach der (hoffentlich nicht allzu schweren) Lektüre weitere Fragen haben, melde dich doch nochmal (gerne auch per Mail). Ich suche dann nochmal ein bisschen spezifischer.

Herzliche Grüße an euch beide

Thomas Miller

2 Like

Hallo, Markus,
wenn ich das richtig beobachtet habe, dann kann das durchaus unterschiedliche Ausprägung haben. Ich denke meist in Sprache - d.h. wenn ich über Dinge nachdenke, formuliere ich in Gedanken Worte und Sätze eher als Gefühle und Bilder. Ich meine aber beobachtet zu haben, dass andere Menschen eher in Bildern denken, wieder andere in Gefühlen und Empfindungen, also eher nonverbal.
Das mag mit der jeweiligen Erziehung und dem sozialen Umfeld zusammenhängen, in dem man aufgewachsen ist.
In meiner Familie wurde schon immer viel gesprochen, Wünsche, Beobachtungen, Befindlichkeiten, Emotionen wurden an- und ausgesprochen, also verbalisiert. In anderen Familien ist die Kommunikation vielleicht mehr subverbal - man wertet die Blicke, die Berührung, die Körpersprache stärker. Ich glaube, dass dies auf die spätere Art des Denkens großen, wenn nicht entscheidenden Einfluß hat. - Nebenbei gesagt, in unserer auf das gesprochene und geschriebene Wort ausgerichteten Kultur auch auf die vermeintliche „Bildungsfähigkeit“. Ein Mensch, der eher nonverbal denkt wird - bei durchaus gleicher Intelligenz - oft als ungebildeter angesehen. Ihm bleibt dann aber die Möglichkeit, seinem Denken in der Kunst Ausdruck zu verleihen, um in der „Sprachgesellschaft“ wieder Anerkennung zu finden.
Gruß Eckard.

Zur Einführung
http://www.kontrastivlinguistik.de/Linguistik/Teilge…
http://www.kontrastivlinguistik.de/Linguistik/Teilge…
http://www.stefan.rabanus.com/seminare/semantik/
http://www.tu-harburg.de/rzt/rzt/it/sofie/node5.html

Diese Links sind gut für eine Einführung in deine Fragestellung.
Gruß Steffen

Hallo Thomas – und Alle,

im universellen Geist, IST schon jeder Gedanke und jede Vorstellung vorhanden.
Der Mensch nun, ist bildlich der Empfänger der Gedanken aus diesem universellen Geist.
Also der kleine Geist (Verstand) empfängt vom großen Geist (vollkommenes Wissen).

So wie die Radiowellen ständig ausgesandt werden - also vorhanden sind - ich aber den Empfänger einstellen muß, um eine bestimmte Frequenz zu empfangen.

Der menschliche Geist ist nun der Empfänger, und es kommt nun darauf an, welche Frequenz er eingestellt hat.
Beim unbewussten Menschen ist es so, dass sich der Empfänger SELBSTÄNDIG macht – was bedeutet, dass ein Chaos der Gedanken herrscht. Darum entsteht ein „Filter“, (Schutz) den sich der Mensch SELBST zulegt. Dieser Filter verhindert nun das Eindringen von unerwünschten Gedanken aus dem universellen Geist, macht den Menschen aber UNBEWUSST. Dieser Mensch WIRD gedacht.

Der bewusste Mensch stellt den Empfänger ein, indem er sich KONZENTRIERT. NUR durch die Konzentration lässt er bestimmte Gedanken absichtlich zu. Diese verarbeitet er wiederum, und macht sie zu seinen EIGENEN Gedanken – was man dann eine Erkenntnis nennt und was man SELBST denken nennt. Aus den gezielt herein gelassenen und kontrollierten Gedanken, entsteht durch SELBST (aus dem Selbst) denken eine Erkenntnis. Eine Erkenntnis bedeutet, die Summe von Eindrücken (Informationen) auf EINEN Nenner gebracht zu haben. Dadurch werden die Einzelinformationen überflüssig.
Durch dieses Selbst denken, macht der Mensch in diesen Filter (bildlich) Löcher, und lässt immer mehr Informationen herein. Er erhält mehr LICHT aus dem universellen Geist. Das Ganze nennt man Bewusstwerdung.

Der „Filter“ dient also nur dazu, den menschlichen Geist vor dem universellen Geist (Licht und Erkenntnis) zu SCHÜTZEN. Der menschliche Geist würde von dem universellen Geist ohne diesen Schutz GEBLENDET werden.
Dieser Filter muß also nach und nach abgebaut werden, damit das Licht des universellen Geistes in den menschlichen Geist vordringen kann – als Erkenntnis der Dinge wie sie sind. (s. Plato Höhlenbeispiel – wer sich befreit hat, und zum Licht gekommen ist…).

Alles Andere, ist nicht denken, sondern merken, auswendig lernen, Wissen abspeichern – mehr nicht.

Die Frage WIE gedacht wird, ist also nicht zu beantworten. :- ))))
Die Frage ist, ob ich aus dem Kopf denke (dann unterliege ich dem Filter), oder ob ich aus dem SELBST denke (dann öffne ich den Filter).

Also … WER denkt. :- )))

Mit freundlichen Grüßen

Demetrius

1 Like

Das hatte ich befürchtet
Hallo Demetrius,

aber das weißt du ja.

im universellen Geist, IST schon jeder Gedanke und jede
Vorstellung vorhanden. Der Mensch nun, ist bildlich der
Empfänger der Gedanken aus diesem universellen Geist.
Also der kleine Geist (Verstand) empfängt vom großen Geist
(vollkommenes Wissen).

Das ist leider nichts als (eine bestimmte Form von) Religion. Philosophie ist was anderes. Tut mir Leid.

So wie die Radiowellen ständig ausgesandt werden - also
vorhanden sind - ich aber den Empfänger einstellen muß, um
eine bestimmte Frequenz zu empfangen.

Induktive Metaphysik ist aber hypothetisch und stellt keineswegs Protokollsätze auf - wie du. (Der Rest wird dadurch IMHO natürlich auch obsolet.)

Plato Höhlenbeispiel – wer sich befreit hat, und zum Licht
gekommen ist…).

Wenn man Plato so interpretiert wie du, hat eigentlich jeder Recht, der sich irgendeine Form von Religion ausdenkt. Das hat Platon mit Sicherheit nicht gemeint.

Alles Andere, ist nicht denken, sondern merken, auswendig
lernen, Wissen abspeichern – mehr nicht.

Immerhin hat es etwas mit Wissen zu tun …

Die Frage WIE gedacht wird, ist also nicht zu beantworten.
:smile:)))

Wenn man deine Voraussetzungen mitmacht, dann hast du natürlich Recht, nein, dann musst du Recht haben. Aber das macht glücklicherweise nicht jeder. *zurücklächel*

Die Frage ist, ob ich aus dem Kopf denke (dann unterliege ich
dem Filter), oder ob ich aus dem SELBST denke (dann öffne ich
den Filter).

Ich hoffe nicht, dass du diese Diskussion erneut beginnen möchtest. Bitte nicht!

Also … WER denkt. :- )))

Tja, wenn das die Frage (gewesen) wäre …

Herzliche Grüße

Thomas Miller

1 Like

Hallo Thomas,

na gut, ich verzeihe Dir. :- )))))

War mir auch schon klar. Wir wissen ja längst, daß wir konträre Punkte einnehmen. :- )))

Über die Deutung des Höhlenbeispiels würden wir uns auch ewig „streiten“ :- )))

Wer recht hat … da müßten wir wohl Plato auferstehen lassen???

Machs gut,

Demetrius

1 Like

wie war das noch mit Hiob???

Was ich am meisten fürchtete, ist über mich gekommen (grins).

Demetrius

1 Like

Hallo Demetrius,

wie war das noch mit Hiob???
Was ich am meisten fürchtete, ist über mich gekommen (grins).

keine Angst: dieses „Monster“ spiele ich gern. :smile:

Herzliche Grüße

Thomas Miller

1 Like

hallo

eine theorie kann ich so schnell nicht liefern, dafür aber eine eigene beobachtung.

ich bin der meinung, menschen denken in begriffen. begriffe kommen vor der sprache und sind universal. daß dann, wenn wir denken, wörter in uns erklingen, hat damit zu tun, daß wir es gewohnt sind, begriffe mit sprache auszudrücken. dabei kommen die wörter immer in der sprache, die man grade am häufigsten spricht.

gruß!

Hallo Lehitraot,
Also ein taub Geborener denkt in einer Sprache - wie geht das ?
Begriffe kommen vor der Sprache, schreibst Du. Aber ein Begriff ist doch nur mittels Sprache auszudrücken. Bin überfordert! Dazu kommt noch, dass ein blind Geborener in Bildern denken können muss! Wie geht das bitte ?? Sein Gehirn hat weder Sprache noch Bilder je gehört, resp. gesehen.
bingespannt: engelhard

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

hallo engelhard,

Also ein taub Geborener denkt in einer Sprache - wie geht das
?

sprache als symbolsystem muß nicht aus worten und buchstaben bestehen. gebärdensprache ist auch eine sprache. oder musiknoten zum beispiel.

Aber ein
Begriff ist doch nur mittels Sprache auszudrücken.

im notfall geht es auch mit einem fingerzeig, einer handbewegung, einem geräusch, einer umschreibung. ich weiß noch wie ich in tschechien einkaufen war. ohne ein einziges wort gesagt zu haben, bekam ich alles, was ich wollte. mein gegenüber assoziierte meine gesten mit begriffen (essen - gabel - löffel - trinken - kleingeld - schuhband). begriffe sind uns gemeinsam, worte müssen es nicht sein. manchmal ist es aber umgekehrt. ein begriff kann auch fehlen, zum beispiel, wenn er in einer anderen kultur nicht existiert. dann muß man ihn umschreiben.

Dazu kommt noch, dass ein blind Geborener in
Bildern denken können muss! Wie geht das bitte ??

gar nicht. ein blinder versteht das wort bild nicht. bilder sind für ihn wie radiowellen für uns. was „fühlt“ ein radio, wenn es empfängt? wir wissen es nicht, weil uns das sinnesorgan fehlt. also denken blinde höchstwahrscheinlich in geräuschen, tasterlebnissen, worten usw.

(bin laie hier… gehört eigentlich schon in die psychologie…)

gruß!