Heute kam einer des Wegs, den ich im Anflug einer Guten-Morgen-Laune grüßte, was sich flugs als äußerst fatal erwies.
Denn er nahm das zum Anlass, sich vor mir auszubreiten. Er sagte mir seinen Namen und er sei der Neffe von Prof. Dr. Kurt Biedenkopf [Der ehemalige Ministerpräsident Sachsens].
„Ahja, ist ja interessant“ murmelte ich und widmete mich dem Ausennanderdrallen der Träger meines blauen Semmelbeutels.
Nunja, er sei hier um seinen alten Freund, den Grafen zu besuchen. Ich hielt mit meiner Absicht im letzten Moment inne, ihn aufzuklären, dass wir, wennschon, ein Fürstentum und keine Grafschaft waren und die Nachfahrer derer von Schönburg seien jetzt Prinzen. Stattdessen betrachtete ich meinen blauen Semmelbeutel, dessen Griffe nun vollends geglättet durch meine von der Kälte langsam klammen Finger liefen und danach die vor mir befindliche Gestalt, welche gar in Lumpen aus dem Rotkreuzcontainer gehüllt schien. Die Physiognomie der Gestalt versprach keine allzugroßen Auffälligkeiten der Persönlichkeit, um es gnädig auszudrücken.
Naja, ihm gehöre, wie das Grundbuchamt gern auszukunften wisse, das Schloss in meiner Stadt, das der Nachbarstadt und überdies noch jenes in einer weiter entfernten Kreisstadt.
„So, ja, das ist ja ganz toll, jetzt muss ich aber weiter machen. Habe heute noch eine Menge Frondienste zu leisten. Adieu.“
Na Moment, entfuhr dem Männlein weiter. Schließlich sei man ständig hinter ihm her, auf dass er Bundeskanzler würde. Aber nach diesem Posten dürste ihm so überhaupt nicht.
Schließlich entwand ich mich galant aus dem verbalen Würdegriff dieser hochgeadelten und gefragten Person und verschwand hinter einer glücklicherweise sich hervortuenden Häuserecke.
Was ist das ? Schizophrenie ? Münchhausensyndrom ?
