Wie soll ich mich verhalten?

Hallo Leute,

ich schreibe hier im Eltern/Kinder-Brett, obwohl meine Frage eines meiner erwachsenen Kinder betrifft. ich bin aber sicher, ihr könnt mir helfen:

Vor einer Woche ist ein Arbeitskollege und guter väterlicher Freund meines 20jährigen Sohnes durch Suizid völlig überraschend aus dem Leben geschieden. Mein Sohn trauert als ob ein Elternteil verstorben wäre. Ich habe ihn so noch nie erlebt. Jeder Versuch mit ihm zu sprechen wird abgelehnt.

Dieser Sohn ist das einzige Kind, das noch bei uns zu Hause lebt.

Nun hat eines meiner anderen Kinder gestern (kurz nach der Beerdigung) eine mehr als unbedachte Äußerung getan. Er fragte meinen Sohn, warum XY dies denn gemacht habe. Als mein Sohn meinte, man wisse es nicht, er habe keinen Abschiedsbrief hinterlassen, meinte sein Bruder, dies sei doch schon ein feiges Verhalten der Ehefrau und dem Kind gegenüber.

Daraufhin ist der trauernde Sohn völlig ausgerastet und erstmals zusammengebrochen. Er verlangt nun von uns, seinem Bruder das Haus zu verbieten, ansonsten würde er ausziehen.

Ich habe mir dem Sohn, der diese unbedachte Äußerung getan hat gesprochen und ihn gebeten, sich zu entschuldigen. Dieser meinte daraufhin, er habe sofort gemerkt, dass er da etwas falsch gemacht habe, wollte die Sache (er)klären, es sei aber nicht mehr zu reden gewesen.

Natürlich werde ich keinem meiner Kinder das Haus verbiete, möchte natürlich aber auch nicht, das smein jüngstes Kind im Unfrieden auszieht.

Gesprächsversuche werden abgeblockt. Es wird uns gesagt, wir würden seine Meinung kennen. „Er“ oder „ich“

Was soll ich tun?

Danke
S

Hallo, Susanne,

Dein bei euch lebender Sohn trauert zur Zeit intensiv. Deshalb reagiert er auf Kommentare wie den seines Bruders sehr empfindlich und ist nun verletzt. Vielleicht laßt ihr ihn erst einmal für eine Zeit in Ruhe. Sein Bruder sollte versuchen, den Kontakt zu ihm meiden. Wenn einige Zeit vergangen ist, ändert sich die Situation vielleicht „von selbst“ und Dein bei euch lebender Sohn kommt auf euch zu. Dann solltet ihr für ihn da sein. Vielleicht ändert er dann auch seine Meinung über seinen Bruder, ohne daß der Zwischenfall währenddessen besprochen worden ist.

Grüße,

Oliver Walter

Hallo Olliver Walter,

der „trauernde Sohn“ ging kurz nach diesem Vorfall zur Arbeit und wird morgen Vormittag nach Hause kommen. Ich möchte ihn dann zunächst ausschlafen lassen.

Ich würde mir ihm gerne wie folgt umgehen: Ich möchte ihm sagen, dass ich es sehr bedauern würde, wenn er geht. Dass selbst dann, wenn er dies tut er jederzeit herzlich willkommen ist, ich mir aber von ihm nicht vorschreiben lasse, wen ich in meinem Haus empfangen werde oder nicht.

Meinst du, ich kann dies tun. Es ist nicht meine Art, Probleme einfach nicht anzusprechen und tot zu schweigen.

S.

Ich habe mir dem Sohn, der diese unbedachte Äußerung getan hat
gesprochen und ihn gebeten, sich zu entschuldigen. Dieser
meinte daraufhin, er habe sofort gemerkt, dass er da etwas
falsch gemacht habe, wollte die Sache (er)klären, es sei aber
nicht mehr zu reden gewesen.

ich möchte dazu nur eines bemerken: die o. g. äußerung war keineswegs unbedacht, sondern richtig. es dürfte auch keinen grund geben, dass der sohn sich entschuldigen muss. ich habe an einer kollegin erlebt, wie fürtcherlich so ein suizid ohne abschiedsbrief, ohne erklärung ist. das ist durch nichts zu rechtfertigen. der sohn hat recht und sollte seine meinung sagen dürfen. das muss auch der andere sohn akzeptieren, so weh es auch immer tun mag.

VIEL GLÜCK!!!

ich möchte dazu nur eines bemerken: die o. g. äußerung war
keineswegs unbedacht, sondern richtig. es dürfte auch keinen
grund geben, dass der sohn sich entschuldigen muss. …

Grundsätzlich nicht so verkehrt. Ich meine aber, dass man nicht immer alles sagen muss, was einem in den Sinn kommt. Er hat noch ein ganzes Leben Zeit, dies zu tun. Er muss dies nicht unbedingt am Tag de Besetzung machen.

Deshalb habe ich ihn gebeten sich zu entschuldigen.

S.

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Hallo, Susanne,

Meinst du, ich kann dies tun.

wenn Du es für richtig hältst: Es ist Deine Entscheidung.

Es ist nicht meine Art, Probleme
einfach nicht anzusprechen und tot zu schweigen.

Manchmal ist es günstiger, einige Zeit zu warten, bevor man etwas anspricht. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich denke, die Zeit wird kommen. Nur wird es vielleicht noch etwas dauern, weil Dein trauernder Sohn im Moment zu sehr belastet ist und das höchstwahrscheinlich nicht verstehen wird, was Du ihm berechtigterweise sagen möchtest.

Grüße,

Oliver Walter

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Hallo Susanne,

Deine/Eure Situation ist nicht leicht, sicherlich.

Ich würde mir ihm gerne wie folgt umgehen: Ich möchte ihm
sagen, dass ich es sehr bedauern würde, wenn er geht. Dass
selbst dann, wenn er dies tut er jederzeit herzlich willkommen
ist

so weit empfinde ich das als völlig in Ordnung und ich denke, er müsste das auch aktzeptieren. Zumindest sollte ihm klar werden, dass ihr ihn liebt.

ich mir aber von ihm nicht vorschreiben lasse, wen ich in
meinem Haus empfangen werde oder nicht.

DAS solltest/könntest du vielleicht etwas anders formulieren. Mich stört das Wort „vorschreiben“. Ich denke nicht, dass er dir was vorschreiben will. Er versucht - vielleicht mit dem einzigen ihm bekannten Mittel - sich in den Mittelpunkt eurer „Versorgung“ zu bringen. Er möchte Eure Aufmerksamkeit, aber nur bis dahin, wo er es Euch erlaubt. Einerseits zu REcht, weil es ihm schlecht geht. Andererseits zu Unrecht, weil ich meine mit 20 müsste man auch gelernt haben, dass Menschen unterschiedlich mit Problemen - auch mit Trauer oder einem solchen Unglücksfall - umgehen. Sein Bruder hat halt eine andere Art, an die Sache heran zu gehen.

„Recht“ kann ich der Aussage des Sohnes mit der Aussage es sei feige, ohne Abschiedsbrief aus dem Leben zu scheiden, nicht geben. Es ist aber seine Meinung, und die sollte man akzeptieren. Wenn er sich entschuldigen möchte, warum schreibt er seinem Bruder nicht einen Brief? In dem er ihm vielleicht seine Haltung zu „der Tat“ erklärt. ER hält es halt für feige, aber letztlich kann er auch die Hintergründe nicht nachvollziehen.

Ich habe selbst unter einem Selbstmord ohne jegliche Erklärung, Abschied, gelitten (Vater meiner Tochter). Damals habe ich mit einem Psychologen darüber gesprochen, der mir als Erklärung gab: Er war schwer depressiv. Er wollte einfach nicht mehr leben. Da gab es keine Gedanken an die, die bleiben und damit weiterleben müssen. Da gab es keine Vernunft, die ihm sagte, ich muss mich verabschieden, erklären, warum ich das tu. Dazu war er viel zu „besessen“ und überzeugt davon sterben zu wollen.

Von da an konnte ich das zwar etwas besser verstehen, es hat trotzdem nicht über die Trauer hinweg geholfen. Im Gegenteil. Aber irgendwann hat sich die Trauer in Wut verwandelt. Auch nicht leichter, DAMIT umzugehen… für meinen Teil kann ich sagen, nach vielen Jahren denk ich nicht mehr SO viel drüber nach. Aber selbst heute hab ich jedes Mal einen Kloß im Hals, wenn ich von jemand anderem über einen Selbstmord höre. Ich will nicht sagen, dass ich Verachtung dafür empfinde, aber ich find es sehr egoistisch. Aber wer krank ist, ist wohl auch egoistisch.

Deinen trauernden Sohn würde ich im Moment in Ruhe lassen, so weit das geht. Ihn aber mit dem Alltäglichen auf jeden Fall weiterhin konfrontieren und auch fordern. Er wird vielleicht irgendwann von selber auf euch zugehen.

Alles Gute
Demenzia

Meinst du, ich kann dies tun. Es ist nicht meine Art, Probleme
einfach nicht anzusprechen und tot zu schweigen.

S.

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Hi Susanne,

in solchen Situationen meinen die meisten Menschen, man müsse einem so Durchdrehenden etwas sagen. Gibt es nicht vielmehr etwas zu fragen?

Nun, klar, daß du ihm deutlich machst, daß du auf seine Forderung nicht eingehen kannst, ist selbstverständlich, wenn du dich dazu entschieden hast.

Aber ich habe den Eindruck, daß niemand von euch durchschaut, warum er ob dieser Bemerkung derartig heftig ausgerastet ist.
Hast du nicht das Gefühl, daß er jemanden haben sollte, der ihn danach fragt?

Wenn er das mal zur Sprache bringen kann, wäre es nicht ausgeschlossen, daß er sich wieder fängt. Zumindest, wenn ihm klar wird (durch aussprechen), daß der Bruder ja das für ihn Wesentliche gar nicht wissen konnte.

Gruß Metapher

Hallo Susanne,

Ich würde mir ihm gerne wie folgt umgehen: Ich möchte ihm
sagen, dass ich es sehr bedauern würde, wenn er geht. Dass
selbst dann, wenn er dies tut er jederzeit herzlich willkommen
ist, ich mir aber von ihm nicht vorschreiben lasse, wen ich in
meinem Haus empfangen werde oder nicht.

Meinst du, ich kann dies tun. Es ist nicht meine Art, Probleme
einfach nicht anzusprechen und tot zu schweigen.

dies fände ich im Moment wirklich grundverkehrt. Du würdest ihn damit in eine unnötige Entscheidungssituation drängen. Er hat dann nur noch die Wahl zu gehen oder sich bzw. seinen toten Freund zu verraten (weil er, um zu bleiben, etwas „offiziell“ akzeptieren müßte, was er derzeit nicht kann - die Beleidigung oder was die Bemerkung seines Bruders für ihn auch immer war).
Sinnvoller ist es imho, ihm wirklich etwas Zeit zu lassen und derzeit selbst nichts tun, was eine Entscheidung erzwingt. Erzwingt er sie selbst, kannst Du das nicht verhindern, aber Du solltest das nicht forcieren. Du würdest sein Spiel - wer ist für mich und meinen Freund und wer ist gegen uns (was auch durchaus Ausdruck seiner Trauer sein kann) - aktiv aufnehmen und mitspielen.
Wie Oliver Walter richtig bemerkt: aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Euer Sohn befindet sich offensichtlich in einer emotionalen Ausnahmesituation, da kann nicht unbedingt klares Denken erwarten und kann auch mal über das eine oder andere hinwegsehen. Mit etwas Abstand löst sich das Problem evtl. wirklich von selbst. Zumindest hat er aber etwas Zeit sich zu fangen um das Problem weniger emotional zu besprechen.

Nebenbei finde ich die Formulierung „ich lasse mir nicht vorschreiben wen ich in meinem Haus empfange“ auch ausgesprochen fragwürdig. Ist Dein Sohn in Deinem Haus denn nur geduldeter Gast? Ist es denn nicht auch sein Zuhause?
Du hast natürlich jedes Recht ihm klarzumachen, daß nicht er die Entscheidung trifft, wer das Haus betreten darf und wer nicht. Aber der Satz oben erinnert mich in fataler Weise an das früher beliebte „solange Du die Füße unter meinen Tisch streckst…“. Und zumindest ein Mitspracherecht bez. seines Zuhauses steht ihm imho zu.

Gruß Stefan

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eine Frage noch
Ist der traunernde Sohn dieser hier?
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

ja

Hallo!
Kleine Gegenfrage: Was wäre, wenn ein Abschiedsbrief vorhanden gewesen wäre, was würde das ändern?
Ist kein Brief vorhanden, glaubt man, ein Brief würde alles erklären.
Ich bin aus eigener Erfahrung (Vater verübte Suizid, als ich 16 war)
für mich persönlich zu der Überzeugung gekommen, daß man sich dann das ganze Leben über Vorwürfe machen würde, die im Abschiedsbrief als entscheidende Ursachen/Auslöser für die nachfolgende Katastrophe nicht bemerkt/erkannt und Lösungen für die Probleme gesucht und gefunden zu haben, die den Angehörigen zum Suizid trieben.
Diese Antwort ist leider keine in Bezug auf die Ursprungsfrage, da kann ich leider keinen Lösungsansatz vorschlagen.
MfG und alles, alles Gute. M.P.

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Liebe Demenzia,

Aber wer krank ist, ist wohl auch
egoistisch.

Aber ist es nicht auch egoistisch, jemandem seinen Wunsch zu sterben vorzuwerfen, nur weil man selbst diesen Menschen nicht verlieren will?

Grübelnde Adlergrüße

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Was soll ich tun?

Musst du was tun?
Es handelt sich um einen Streit unter Geschwistern - offensichtlich ist eine bei dir lebender Sohnemann es gewöhnt dass Mama sehr vieles für Ihn regelt, sonst käme er wohl gar nicht auf die Idee dass DU eine solch absurde Entscheidung zu treffen hättest.

Ich würde an deiner Stelle gar nicht mehr auf das Thema eingehen.

Wenn es für Ihn völlig untragbar wäre dass du alle deine Söhne gleichermassen magst und er von sich aus weiter fordert Hausverbot für den anderen, würde ich ihm sagen, dass du dich nicht für eines deier Kinder entscheiden würdest und dass allen hier die Türe offen steht. Wenn er meint deswegen ausziehen zu müssen, soll er es tun. Auch für Ihn steht deine Tür immer offen.

Gruss Ivo

Meinst du, ich kann dies tun.

handele intuitiv. höre auf dein gefühl. das ist immer richtig.

dass du dich

nicht für eines deier Kinder entscheiden würdest und dass
allen hier die Türe offen steht.

Das hab ich ihm schon genau so gesagt.
Ich denke ich werde es tatsächlich so handhaben die Sache ZUNÄCHST totzuschweigen.

Mein Mann hat - ohne dass er hier vom www und die Antworten auf meine Frage wusste - den anderen Sohn heute morgen gebeten, einige Wochen Ruhe einkehren zu lassen. Das konnte dieser akzeptieren.

DANKE für alle eure Antworten.

S.

hallo susanne,

als ehemals nachgiebige besorgte mutter, die diesbezgl. viel falsch gemacht (und heute viiiiel strenger und konsequenter sein würde!), kann ich dir nur raten:
verbitte dir ENTSCHIEDEN, von deinem sohn vor solche entscheidungen gestellt zu werden.
und führe keine diskussionen mehr darüber. auch und gerade nicht darüber, wer sich bei wem unter welchen umständen zu entschuldigen hätte. dein 20-jähriger ist alt genug, um seine konflikte selbst auszutragen, und nicht mehr hinter muttern deckung zu nehmen.

daß deine situation jetzt schwierig ist, weiß ich nur zu gut. aber du kannst dich jetzt nicht „richtig“ verhalten, d.h. es WIRD unfrieden geben. du kannst es nicht verhindern, und solltest es auch nicht, denn das müssen deine kinder lernen: solche konflikte selbst zu lösen.

die trauer glaube ich deinem sohn. aber auch die muß er selbst bewältigen. er ist ja nicht allein dabei, denn er weiß, wo er trost finden könnte. das rechtfertigt aber nicht derartige erpressungen.

wenn er wirklich jetzt nach einem streit auszieht - ja herrgottnochmal, dann ist es eben so. vielleicht wird er eine zeit brauchen, vielleicht sogar eine lange zeit, um zu begreifen, daß es ihm nicht anstand, von dir solche entscheidungen zu fordern. vielleicht muß er dazu erst mal richtig erwachsen werden. ABER: das ist seine entwicklung. du kannst sie ihm nicht abnehmen!

ich wünsche dir ein dickes fell und ein gesundes maß an egoismus (beides brauchst du jetzt!)

herzliche grüße
ann

Klar!
Hallo Anja,

Aber ist es nicht auch egoistisch, jemandem seinen Wunsch zu
sterben vorzuwerfen, nur weil man selbst diesen Menschen nicht
verlieren will?

sicher! Dieses REcht, sein Leben selbst zu beenden hat jeder, das kann ihm auch nieman nehmen. Aber es mutet eben für alle „Überlebenden“ eigentümlich an. Ich konnte mich nie recht entscheiden, ob ich einfach nur sauer auf ihn war (hat nie über seine Probleme gesprochen, ich hätte das niemals vermutet…) oder was eigentlich.

Ich für meinen Teil habe damals beschlossen, mein Leben nicht aus irgendeinem Affekt (was weiß ich, so was wie Trennung oder Jobverlust oder sonst was) heraus zu beenden. Wenn es irgendwie geht, würde ich versuchen, allles mögliche zu versuchen, damit mein Leben wieder lebenswert wird. Aber das ist „leicht“ gesagt… ob man das wirklich tut, wenn’s einem richtig, richtig mies geht: keine Ahnung!

LG
Demenzia

*auch mit einklink*
Suizid ist für die Hinterbliebenen immer eine heikle Sache,
weil sich so viele Emotionen vermischen.

Trauer, dass derjenige nicht mehr da is
Enttäuschung, dass derjenige nicht „genug Vertrauen“ hatte mit einem zu sprechen
Schuld, dass man meint es hätte sehen zu müssen und entsprechend hätte helfen/ eingreifen können
und eine heiden Wut, auf die Person, auf sich (und seine Gefühle),
auf alle anderen…
weswegen man sich zusätzlich schlecht fühlt, weil der „Ehrenkodex“ es nicht zulässt „schlecht“ über die Toten zu denken/ sprechen.

Eine geradezu explosive Mischung.
Wenn wir die Wut nicht gegen die Person richten können,
richten wir sie gerne gegen andere Personen oder Dinge.
(Treten z.b. im Flur gegen den Mülleimer, nachdem der Chef uns zusammen gestaucht hat, oder schnautzen „grundlos“ einen Mitarbeiter
von der Seite an)
Da wird der Bruder (oder jmd. anderes)gern mal zum „Boxsack“ .
Und wahrscheinlich hätte eine „viel kleinere“ Aussage zu derselben Reaktion geführt.
Das tolle an einer Familie ist, dass sie, wenn sie denn funktioniert, solche Dinge auffangen und diese Angriffe i.d.R. aushalten kann.
Gebt ihm etwas Zeit, lasst ihn, sofern es sich im Rahmen hält, wütend sein, unterstützt Euch gegenseitig, da nicht gegen Feuern zu wollen.
Wenn sich die Lage etwas beruhigt hat, Du das Gefühl hast, Du kannst ihn ansprechen, ohne gleich Gegenwehr zu bekommen, oder er von selbst kommt sprich mit ihm genau darüber. Er DARF wütend auf diesen Freund sein, wenn ihm dann nicht von allein ein Licht aufgeht, kannst Du ihn auch auf den Streit mit seinem Bruder ansprechen.

Sprich darüber auch mit Deinem zweiten Sohn und evtl. den restlichen Ersatz-Opfern, die bei Dir so herumrennen. Ich weiß nicht, wie oft besagter Bruder bei Euch einkehrt, aber vielleicht findet ihr zusammen einen Weg, wie die beiden sich ein bißchen aus dem Weg gehen können, um die Emotionen nicht unnötig hoch kochen zu lassen. z.B. statt 4 mal die Woche nur 2 mal die Woche zusammen Kaffee trinken- dein Sohn muß ja nicht mit dran teilnehmen. Aber auf keinen Fall ganz drauf verzichten- das würde die Wut Deines Sohnes bestätigen…
In ein paar Tagen wird sich die Lage anzunehmenderweise etwas beruhigt haben.

Solang sich das alles im Rahmen hält, seine Wut und Euer Verständnis…
Sollte er wider erwarten unerträglich ausufern, kann man ihn dann aber auch aufn Topf setzen und ihm sagen, dass die Veständnis-Grenze überschritten ist- allerdings den aktuellen Konflikt dabei raushalten- marke du bist wütend, du darfst wütend sein, aber wir stecken auch nicht alles weg.
Ihr könnt ihn als Familie unterstützen, aber ihr müsst noch lange nicht alles aushalten. Mit ein bißchen Fingerspitzengefühl und Zusammenhalt unter den restlichen Familienmitgliedern, geh ich aber davon aus, dass ihr die Situation auch ohne Eskalation meistert und sich Dein Sohn in zwei drei Wochen von sich aus „durch die Blume“ entschuldigt.

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Hallo Susanne!
Du hast ja schon sehr gute Antworten bekommen, denen scheint mir nicht viel hinzuzufügen zu sein.
Ich möchte nur eine Anregung aus einer ganz anderen Ecke geben.
An der Äusserung des anderen Sohnes ist ja etwas dran. Aber, wie Du schreibst, es war nicht wirklich der richtige Zeitpunkt, so etwas zu sagen.
DAss Dein trauernder Sohn aber so dermaßen stark darauf reagiert, könnte das nicht heissen, dass er- wenn dem so wäre, zu Recht, meine ich- hinter all dem Schmerz unheimlich wütend auf den Toten ist, eben weil er sich einbfach aus dem Staub gemacht hat, obwohl da Menschen ihn lieben? Zum Beispiel Dein Sohn.
Nun darf man da kaum wütend sein, so könnte es sich zumindest erstmal anfühlen, dann mag man das auch nicht hören.
Ist vielleicht seine Wut auf den Bruder eine ohnmächtige Wut auf den Toten, die sich hier ihr Ventil sucht?

Weiterhin fällt mir auf, dass der Tote ein väterlicher Freund war, wie Du sagst.
Väterliche Freunde können leicht Gefühle auslösen, die der Vater , vielleicht in der früheren Kindheit auch schon ausgelöst hat, das dürfte allerdings überwiegend auf der unbewussten Ebene geschehen.
In etwas so, wie jeder Partner, drückt er die richtigen „Knöpfe“, Gefühle auslösen kann, Schmerz reaktivieren kann, der zu früheren Partnern gehört, oder sogar in die Kindheit.
Metapher hat das andere posting verlinkt, die Kindheitssituation in der Arztpraxis.
Könnte es einen Zusammenhang geben, könnte es sich um ein Verlassenheitsgefühl handeln, das ( im subjektiven Erleben) an ein früheres Gefühl anknüpft?

Das alles soll als Anregung gedacht sein, da mal hinzuspüren, ein (hoffentlich) vorsichtiges Angebot, das Du überprüfen kannst, wenn Du magst.

Ich wünsche Deinem Sohn, dass er zur richtigen Zeit die richtigen Menschen findet, mit denen er über seine Gefühle reden kann, wenn er kann und will. Das müssen ja nicht unbedingt die Eltern sein.
Alles Gute für Euch!
Anja