Wo Material auf Schadstoffe prüfen lassen

Hallo zusammen!

Weiß jemand, wo ich Material eines Küchenproduktes zuverlässig und zu einem vernünftigen Preis-/Leistungsverhältnis prüfen lassen kann?
Hatte früher schon mal was über Google gefunden, aber mein googlen heuer bringt mich nicht weiter…

Viele Grüße,

Daniel

Hallo Daniel,

Weiß jemand, wo ich Material eines Küchenproduktes zuverlässig
und zu einem vernünftigen Preis-/Leistungsverhältnis prüfen
lassen kann?

wie lang ist ein Seil?

Was für ein Produkt?
Worauf prüfen lassen?
In welchen Konzentrationen?
Zerstörungsfrei?
Was ist ein vernünftiges Preis-/Leistungsverhältnis (absolutwerte in €)

so läßt sich nur sagen:
Ja, man kann - vielleicht!

Gandalf

Hallo Gandalf,

es handelt sich um einen Messerblock mit einer Kunststoff Beschichtung. Diese Beschichtung soll auf schädliche Inhaltstoffe überprüft werden.
Es gaht darum auszuschliessen, dass sich darin Chemikalien befinden, die in den vorhandenen Konzentrationen für den Menschen schädlich sind.
Die Messer berühren direkt die Kunststoff Beschichtung.

Hi,

versuch´s doch mal hier: http://www.isega.de/

Über die Preise kann ich leider nichts sagen.

Gruß,
Sabine

Hallo Daniel,

Hallo Daniel!

. . . tja, deine Frage ist so herzerfrischend naiv, das ich gar nicht weiss, wo ich anfangen soll . . .

Zunächst mal: ein Chemiker kann nur Sachen finden, die er explizit sucht. Es gibt (leider) keine BlackBox, wo man ein Stückchen reinschiebt, und an deren Ende ein Drucker steht, der alles auflistet. Man muss schon einen Verdacht äußern, den man überprüfen kann.
Und die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Wenn wir mal ein beliebiges Gerät aus Plastik nehmen, dann wären denkbare Kandidaten zur Überprüfung Weichmacher, Flammschutzhemmer, UV-Stabilisatoren, Monomere der Grundformulierung etc. Wohlgemerkt, das sind nicht vier Substanzen, sondern vier Gruppen von Substanzen, in denen es jeweils Dutzende bis tausende von möglichen Stoffen gibt.

Auf so einer Probe könnte ich monatelang drauf rumkochen, Analysen für eine halbe Million Euro durchführen und dennoch am Ende nur sagen: Das und das ist nicht drin. Aber niemand (niemand seriöses) kann dir jemals bestätigen, das es garantiert zu 120% unbedenklich ist - weil es immer noch Substanzen gibt, auf die man nicht getestet hat, an die man nicht gedacht hat, für die es noch gar keine Analysenmethoden gibt.

Als nächstes muss dir klar sein, das es "frei von . . . " nicht gibt. Die Null ist nur eine mathematische Abstraktion, in der Natur kommt sie nicht vor. So wie ich die Dicke eines Haares nicht mit einem Zollstock messen kann, so kann ich Bestandteile im Milliardenstel-Gramm-Bereich nicht mit einer Methode finden, die nur Millionstel-Gramm schafft. Und jede Methode ist irgendwo am Ende - und je genauer sie ist, desto teurer ist sie auch.
Ein Großteil der Lebensmittel- und anderer Skandale der letzten Jahrzehnte lag nicht daran, das jemand plötzlich was reingetan hätte. Es war immer schon da, nur hatte dann ein Wissenschaftler für seine Doktorarbeit die Analysenmethoden verfeinert, woraufhin man es dann erst finden konnte. Beispielsweise Acrylamid in Pommesfett.
Wenn dir jemand sagt, das dieser Stoff nicht drin sein, dann lügt er. Die korrekte Aussage ist immer: kleiner als … - und dann die untere Nachweisgrenze der Methode. So wie ein Haar dünner als ca. 1/2 mm ist - die untere Nachweisgrenze eines Zollstocks.

Damit kommen wir dann zur Definition von „unbedenklich“: Ist dir klar, das Salz (ja, ganz gewöhnliches Kochsalz, das du dir auf die Pommes streust) ein tödliches Gift ist?
So gut wie jede Substanz ist schädlich, die Dosis macht es. Und auch, wenn man alles versucht, diese schädliche Dosis einzugrenzen, so ist dies in Anbetracht der Vielzahl von Substanzen, die eingesetzt werden - und auch natürlich vokommen! - kaum zu schaffen. Und selbst die vorhandenen Grenzwerte sind mit Vorsicht zu betrachten, da man das ja schlecht an Menschen ausprobieren kann, und die Hochrechnung von Tierversuchen (die man ja auch nicht mehr will!) alles andere als unumstritten ist.

Hinzukommt, das man dabei auch nur die einzelnen Substanzen betrachten kann. Abschätzunge wie sie dieser Weichmacher zusammen mit dem Flammschutzhemmer in Kombination mit dem UV-Stabilisator und dann auch noch in verschiedenen Konzentrationen . . . ist in Anbetracht der Abermilliarden denkbarer Kombinationen völlig illusorisch.
Und selbst wenn man das könnte bliebe noch die Frage der Langzeittest, wie wirkt es sich auf deine Kinder oder Kindeskinder aus?
Man versucht wirklich alles, um die technisch unvermeidbaren Substanzen so harmlos wie möglich zuhalten, und von denen auch nur so wenig wie möglich zu verwenden, aber ein gewisses Restrisiko wird es immer geben. Klingt blöd, ist aber so - das Leben ist nun mal nicht ungefährlich.

Und jetzt zur rechtlichen Betrachtung:
Geräte, die in deiner Küche stehen, fallen in die Gruppe der „Lebensmittelbedarfsgegenstände“, die rechtlich geregelt sind und auch von der Überwachung kontrolliert werden. Natürlich gilt alles, was oben gesagt wurde, auch für die Methoden der Überwachung, aber die kennen ihre Pappenheimer. Du kannst dir relativ sicher sein, das das meiste, was in Deutschland so verkauft wird, relativ unbedenklich ist.
Wie gesagt, ein Restrisiko kann niemand ernsthaft ausschließen - und natürlich dürfte das Restrisiko bei chinesischer Ramschware nicht unerheblich höher sein als bei Markenware Made in Germany - auch wenn uns die Werbung etwas anderes glauben machen möchte, Qualität hat nun mal ihren Preis, und derartige Faktoren sind ein klares Qualitätsmerkmal.

Wie auch immer, wenn du dennoch wenigstens mal nach den Kosten derartiger Analysen fragen willst:
Die kompetentesten Ansprechpartner auf dem Migrationsgebiet sind die Kollegen des Instituts Dr. Nehring in Braunschweig und des Instituts Fresenius in Taunusstein.

Aber wenn du dir da wirklich Sorgen machst, kann ich dir nur dazu raten, den ganzen chinesischen Plastik-Krempel aus deiner Küche zu entfernen und durch Markenware zu ersetzen. Möglichst aus Edelstahl, das dürfte das Restrisiko einige Zehnerpotenzen niedriger liegen.
Dafür musst du zwar richtig tief in die Tasche langen, aber eine umfassende Analyse lässt sich realistisch betrachtet nur mit einem Sechser im Lotto bezahlen . . .

Tut mir leid, wenn ich jetzt bei dir und anderen interessierten Lesern ein paar Illusionen zerstört haben sollte, aber unsere Welt ist nun mal alles andere als einfach.

lg, mabuse

Das erinnert mich irgendwie an die Unendlichkeit des Universums…

Vielen Dank für Deine ausführliche Erläuterung. Jetzt habe ich es auch als Laie vollends verstanden. D.h. ich brauche erst die genaue Rezeptur des Stoffes, dann ist eine Analyse sinnvoll.

Nochmals vielen Dank!!

Schöne Grüße,

Daniel

Hallo Daniel,

D.h. ich brauche erst die genaue Rezeptur des Stoffes, dann ist eine Analyse sinnvoll.

Nö. Wenn du die Rezeptur wirklich bekommen solltest, dann weisst du doch schon, was drin ist - und kannst die Gefährlichkeit der Substanzen in einschlägigen Datenbanken abfragen.

Aber das ist nicht das Problem, denn nur die allerschlechtesten Hersteller werden wissentlich (also nach Rezeptur) gefährliche oder auch nur fragwürdige Substanzen verwenden.

Viel interessanter sind die Sachen, die nicht genannt werden, die „dummerweise“ reinrutschen.
Sei es, weil der Hersteller ein kleines Ferkelchen ist, das zwischen zwei verschiedenen Produkten seine Produktionsanlagen nicht ordentlich reinigt, wodurch Reste des ersten mit ins zweite Produkt rutschen können, oder weil er aufgrund des Kostendrucks Rohwaren von fragwürdiger Reinheit verwendet - und diese Kette kannst du jetzt die ganze Vorprodukte- Rohwaren-Lieferkette bis untenhin durchziehen.
Dabei noch gar nicht eingerechnet richtige Verbrecher, die hochwertige Rohwaren absichtlich mit minderwertiger Qualität strecken.

Nein, das ist einigermaßen aussichtslos.
Wenn’s nicht so böse klingen würde, würd ich jetzt sagen: Wir alle müssen eine gehörige Portion Gottvertrauen mitbringen . . . zumindest, wenn immer das billigste kaufen.

Ganz knallhart:
Die Abstimmung über die Qualität unserer Lebensmittel - und natürlch auch Küchenutensilien, Kleidungsstücke und anderer Gegenstände - findet jeden Tag an der Supermarktkasse statt. Solange „kluger Verbraucher“ nur ein Synonym für „Schnäppchenjäger“ ist, solange zwingen wir die Hersteller so billig wie irgendmöglich zu produzieren. Und damit sind Pfuschgeschichten nahezu unvermeidbar - egal ob es der eigentliche Hersteller weiß oder auch nicht.

lg, mabuse

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nunja…
Hallo!

Nö. Wenn du die Rezeptur wirklich bekommen solltest, dann
weisst du doch schon, was drin ist - und kannst die
Gefährlichkeit der Substanzen in einschlägigen Datenbanken
abfragen.

Aber das ist nicht das Problem, denn nur die
allerschlechtesten Hersteller werden wissentlich (also nach
Rezeptur) gefährliche oder auch nur fragwürdige Substanzen
verwenden.

Das finde ich von dir jetzt recht naiv. Vielleicht verwenden sie sie nicht extra, nehmen aber zB biligend in Kauf, dass der Zulieferer aus China das mit der Substanz xy nicht so ernst nimmt.
Spontan faellt mir gerade ein Artikel ein, den ich gestern gelesen habe. Dort wurde ueber aus Indien importierte Stahlteile geredet, in denen erhoehte Mengen radioaktives Kobalt enthalten ist. Dem Hersteller scheint es einfach zu teuer zu sein, seine Rohstoffe entsprechend zu ueberpruefen.
Ich stimme dir ja zu, dass es sich bei soetwas nicht um den Grossteil der Firmen handelt. Und doch kann man den verbleibenden Teil nicht einfach mit Vertrauen ausblenden.

Gruss
Paul

Spontan faellt mir gerade ein Artikel ein, den ich gestern
gelesen habe. Dort wurde ueber aus Indien importierte
Stahlteile geredet, in denen erhoehte Mengen radioaktives
Kobalt enthalten ist. Dem Hersteller scheint es einfach zu
teuer zu sein, seine Rohstoffe entsprechend zu ueberpruefen.
Ich stimme dir ja zu, dass es sich bei soetwas nicht um den
Grossteil der Firmen handelt. Und doch kann man den
verbleibenden Teil nicht einfach mit Vertrauen ausblenden.

Wie ich schon sagte - bis auf die allerschlechtesten Hersteller.
Und das müssen ja nicht notwendigerweise die sein, die du siehst.

Der Hersteller der Stahlteile dürfte daran herzhaft unschuldig sein - der kauft der Stahl schließlich nur und macht daraus die Teile - warum sollte der auch nur auf die Idee kommen, auf radioaktives Kobalt zu prüfen? Auf Aluminium- und Kupferkontamination, auf Kohlenstoffgehalt, aber auf Radioaktivität?

Es ist meist nicht so einfach, einen Verantwortlichen ausfindig zu machen, wenn der schwarze Peter die Lieferkette nach unten durchgereicht werden kann . . .

Natürlich könnte man sagen, der Hersteller, dessen Name draufsteht ist verantwortlich (ist er zunächst mal ja auch) - aber man kann nicht ernsthaft verlangen, das auf jeden Blödsinn geprüft wird. Meist kommt man ja noch nicht mal auf die abwegigen Ideen, die hinterher zum Skandal hochgepuscht werden - klar, hinterher ist man immer klüger . . .
Zumindest muss man dann damit rechnen, das sich der Preis für das Produkt vervielfacht.

lg, mabuse

Du hast mir eine Menge Arbeit erspart - eine umfassende und leicht verständliche Antwort, die mit Sternenregen und Beifall gelesen wurde.

Liebe Grüße
BeLa