Hallo,
Die Sichtweisen kann ich rundherum nicht bestätigen,
jedenfalls nicht in dieser generellen Form.
Gut, es ist vielleicht etwas pauschal formuliert. Mir geht es auch nicht darum alle Eventualitäten zu beleuchten. Mir geht es vielmehr darum aufzuzeigen, dass es für den beruflichen Werdegang gewisse Spielregeln gibt und das es wichtig ist, diese zu kennen. Wer sich nicht an die Spielregeln hält, geht Risiken ein. Ich habe nichts gegen Risiken, nur sollte man Risiken bewußt eingehen und nicht aus blanker Naivität oder Einfallslosigkeit Handeln. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, aber man sollte sich bei einem Zweitstudium darüber im Klaren sein, dass die ein Ausnahmewerdegang ist. Allein nach dem Motto „Bildung ist immer gut“ kann man so einen Weg nicht beurteilen.
Das eigentliche Problem ist aber: Zuerst geht der junge Mensch 12-13 Jahre in die Schule und dann noch einmal 10 Jahre als Studierender an die Universität. Mit knapp 30 findet der erste Kontakt mit dem „echten Leben“ statt. Dann erst - im kalten Wasser - zeigt sich, ob der Betreffende auch Schwimmen kann.
Abgesehen davon,
daß der Werdegang stets in besonderer Weise von der
Persönlichkeit und vielerlei Prägungen abhängig ist,
Ein Daueraufenthalt an der Uni ist leider ebenfalls eine Prägung. 10 Jahre Uni aus Studentenperspektive prägen meiner Ansicht nach sehr, leider nicht zum Besten (Das ist jetzt meine persönliche Meinung, andere können das anders sehen).
gibt es
in allen Bereichen den Bedarf nach Menschen, die
interdisziplinär denken und arbeiten.
Vieles davon kann man sich aber in aufbaustudiengängen oder „Training on the job“ aneignen.
Die Kombinationen sind
dabei beliebig bunt. Ein paar Beispiele: Ein promovierter
Mediziner, der zusätzlich Diplom-Kaufmann ist, also ein volles
wirtschaftswissenschaftliches Studium hinter sich hat.
Oder
die Kombination von Ingenieur- und Rechtswissenschaften.
Etwa so wie ein gewisser Freiherr?
… Ganz
zu schweigen von qualifizierten gewerblichen Ausbildungen mit
einem beinahe beliebigen Studium. Denke etwa an die
Kombination von Werkzeugmacher und Medizinstudium.
Das sind auch keine zwei grundständige Studiengänge. Genau um diese darum geht es mir.
mit
5 Jahre jüngeren Bewerbern zu konkurrieren.
Es ging mehr weniger um das Alter, als das Alter in Kombination mit 10 Jahre Studentendasein.
Diese Konkurrenz
wird es kaum geben, denn ein breit ausgebildeter Mensch mit
mehreren Abschlüssen ist für andere Aufgaben befähigt als der
Fachidiot, der einer von vielen ist.
Hier könnten wir streiten, aber lassen wir das. Persönlich bin ich der Ansicht, dass eine Fortbildung (Aufbaustudium, MBA, Promotion) sinnvoller ist, als ein Neustart. Hier kann man einfach unterschiedlicher Ansicht sein, es gibt gute Argumente für Deine, als auch für meine Sichtweise.
…mit 25 mit dem Studium fertig, sondern ein paar
Jahre später, hat aber das volle Programm eines Ing.- oder
Med-Studiums hinter sich.
Mensch Wolfgang, mir ging es weder um die vorherige betriebliche Ausbildung (das ist kein Studium), noch um die Kombination Medizin + XY, die ich selbst als sinnvoll bezeichnet habe.
Du sprichst schon von einem Unterschied, ob jemand 25 oder 29
Jahre alt ist. Du Liebe Zeit! Nimm es mir bitte nicht übel,
aber das ist die Sichtweise von Teenies, in deren Augen ein 5
Jahre älterer Mensch hornalt ist.
Doch, es ist ein Unterschied, ob ein Mensch 5 oder 10 Jahre im Hörsaal war.
Außerdem ist es ein Irrtum, zu glauben, ein Mensch könne nur
Anfang 20 studieren, weil „es sich später nicht mehr lohnt“.
Warum soll ein Mensch nach einem Studium in jungen Jahren
nicht auch noch mit 50 ein weiteres Studium absolvieren? Weil
es sich nicht mehr lohnt? Quatsch!
Ächz, weshalb antwortest Du mir auf Dinge, die ich nicht geschrieben habe. Nocheinmal: Ich halte es nicht für sinnvoll zwei grundständige Studiengänge hintereinander zu schalten, da der Betreffende dabei zu alt wird ohne Praxiserfahrung zu sammeln. Mit Praxis meine ich: Raus aus dem warmen Hörsaal und weg von den Assistenten und der Betreuung und weg vom Übungsblätter-machen.
…Aber der Bedarf ist vorhanden und es gibt kaum Wettbewerber.
Dass es einen großen Bedarf an Leuten mit 10 Jahren Studium ohne Berufspraxis oder Promotion wage ich zu bezweifeln. Wettbewerber gibt es mehr als Du denkst. Ich kenne sogar einen Taxifahrer mit Doppeldiplom, eine Hausfrau mit Biologie-Diplom und Gesangsausbildung, eine Französisch-Lehrerin mit Jura-Staatsexamen, eine Physikerin mit Klavierausbildung und Halbtagsjob usw. Ich kenne auch mehrere Mediziner, die auch ein Physikdiplom haben.
Es gibt zahlreiche Beispiele, ich kann aber nur in den wenigsten Fällen erkennen (Medizin+Physik), dass es die Betreffenden beruflich weitergebracht hätte. Ob es eine persönliche Bereicherung ist oder nicht, darum geht es mir nicht. Das muß jeder selbst entscheiden.
Mir ist es wichtig, dass die Entscheidung: „Zweitstudium oder nicht“ keinesfalls voreilig getroffen werden sollte, da es gewichtige Nachteile gibt, die einem Noch-Erststudenten mangels Berufspraxis vielleicht gar nicht bewußt sind.
Grüße
R.