Was sind ICM- Dateien unter ...SYSTEM\COLOR?

Hallo Wissende,

rein zufällig stieß ich im Unterverzeichnis C:\Windows\System\Color von Win95b Dateien mit der
Endung ICM. Irgendwie muss ich wohl auch dussligerweise einen Doppelklick auf eine dieser Dateien gelegt haben. Die Dateien werden zwar aufgeführt, aber es steht nirgends, dass eine Anwendung unmittelbar damit verknüpft ist (es startet auch nichts).
Trotzdem: Was habe ich u.U. damit bewirkt bzw. wozu sind diese Dateien überhaupt gut? Muss irgendwas mit der Farbgebung zu tun haben, aber was?

Gruß

Hermann

Trotzdem: Was habe ich u.U. damit bewirkt bzw. wozu sind diese
Dateien überhaupt gut? Muss irgendwas mit der Farbgebung zu
tun haben, aber was?

Hallo Hermann,

vorweg zur Beruhigung: „bewirkt“ hast Du mit dem Doppelklick gar nichts, da ICM-Files keine ausführbaren Dateien sind.

ICM-Dateien sind die Windows-Versionen der sogenannten ICC-Profile. Dies sind - in einem Satz - Dateien, die die farbspezifischen Eigenschaften eines Gerätes oder (Ausgabe-)Prozesses (z.B. Druckprozess) definieren.

ICC bedeutet International Color Consortium und ist eine Kooperation von Unternehmen, deren Absicht es 1993 war, einen international gültigen Standard für das sogenannte Color Management zu entwickeln und zu etablieren. (http://www.color.org)

Color Management wird eingesetzt im Bereich der Farb-, Druck- und Medienindustrie. Da Farbe bei jedem Menschen eine höchst subjektive Empfindung ist, will man sie mit Hilfe des Farbmanagements „vorhersehbar“ und „kommunizierbar“ machen. Dies geschieht durch exakte mathematische Beschreibung und die Definion von allgemein anerkannten Toleranzen, deren Einhaltung messtechnisch überprüfbar ist.

ICM-/ICC-Profile werden mit Hilfe spektralphotometrischer Messungen und Auswertungen generiert. Es gibt allgemeingültige Profile, die z.B. einen Prozess beschreiben (Offsetdruck, Tiefdruck), und es gibt speziell angepasste Profile, die exakt die Farbeigenschaften eines einzelnes Gerätes beschreiben (ein einzelner Scanner, Digitalkamera, Monitor, Drucker…).

Die Dateien auf Deinem Rechner gehören zu den allgemeingültigen Profilen. Sie werden bei der Installation vom Betriebssystem, von Treibern bzw. von farbrelevanten Applikationen (z.B. Graphikprogramme) vom Hersteller mitgeliefert. Eventuell ist auch ein Profil dabei, welches Deinen Monitortyp (also die Modellreihe xyz der Firma xy) beschreibt. Für die Erstellung eines individuelle ICC-Profiles benötigt man spezielle Messgeräte und Software. Dann ist es z.B. möglich, ein spezielle Profil zu erstellen, welches die Farbcharakteristik des eigenen Monitors zum Zeitpunkt X wiedergibt. Gleiches gilt für Scanner und Drucker, sofern sie „colormanagement-tauglich“ sind.

ICM-/ICC-Profile werden dem System i.d.R. über Systemprogramme und geeignete Treiber zur Verfügung gestellt, also dort eingetragen. Zusätzlich müssen sie in den Optionseinstellungen der verwendeten Software (Bildbearbeitung, Graphik, Layout) aktiviert sein.

Zum Thema Color Management gibt es meterweise (hochwissenschaftliche) Literatur. Sie ist meistens dazu geeignet, den geneigten Leser noch während des Studiums in den Wahnsinn zu treiben… :wink:

Gruss,
Andreas

Hallo Andreas,

also vorab muss ich doch erst einmal loswerden, dass ich selten eine solch fundierte Antwort gelesen habe! Ich habe den Eindruck, dass Du jemand bist, der vom Fach ist. Meinen besten Dank also erst einmal!

Trotzdem: Was habe ich u.U. damit bewirkt bzw. wozu sind diese
Dateien überhaupt gut? Muss irgendwas mit der Farbgebung zu
tun haben, aber was?

Hallo Hermann,

vorweg zur Beruhigung: „bewirkt“ hast Du mit dem Doppelklick
gar nichts, da ICM-Files keine ausführbaren Dateien sind.

Das ist wirklich beruhigend!

ICM-/ICC-Profile werden mit Hilfe spektralphotometrischer
Messungen und Auswertungen generiert. Es gibt allgemeingültige
Profile, die z.B. einen Prozess beschreiben (Offsetdruck,
Tiefdruck), und es gibt speziell angepasste Profile, die exakt
die Farbeigenschaften eines einzelnes Gerätes beschreiben (ein
einzelner Scanner, Digitalkamera, Monitor, Drucker…).

Ich dachte, die Grafiksteuerung für den Monitor macht ausschließlich die Grafikkarte- anscheinend nicht!

Die Dateien auf Deinem Rechner gehören zu den
allgemeingültigen Profilen. Sie werden bei der Installation
vom Betriebssystem, von Treibern bzw. von farbrelevanten
Applikationen (z.B. Graphikprogramme) vom Hersteller
mitgeliefert. Eventuell ist auch ein Profil dabei, welches
Deinen Monitortyp (also die Modellreihe xyz der Firma xy)
beschreibt.

Also ich kann nur meinen Drucker so einigermaßen identifizieren. Das ist nämlich ein HP Deskjet, und die ICM- Datei heißt Hpdesk.icm. Aber mein Monitor und auch alles das, wovon Du schreibst, kann ich nicht identifizieren. Die meisten ICM- Dateien in diesem Verzeichnis fangen mit MNB oder MNP an. Hinter diesen drei Buchstaben steht eine Zahlen- und Buchstabenkombination, die- für mich zumindest- nicht aussagekräftig ist.

ICM-/ICC-Profile werden dem System i.d.R. über Systemprogramme
und geeignete Treiber zur Verfügung gestellt, also dort
eingetragen.

Also ist es besser, die Finger von diesen Dateien zu lassen?

Zum Thema Color Management gibt es meterweise
(hochwissenschaftliche) Literatur. Sie ist meistens dazu
geeignet, den geneigten Leser noch während des Studiums in den
Wahnsinn zu treiben… :wink:

Dann hast Du wohl Informatik studiert, wie ich mal vermute. Also besten Dank nochmal für Dein aussagekräftiges und nettes Posting. Ich gebe Dir für diese Antwort auf jeden Fall gleich erst einmal einen Punkt.

Viele Grüße

Hermann

Hallo Hermann,

vielleicht noch einige Anmerkungen zu Deinen Fragen, weniger konkrete Antworten.

Farbmanagement (und damit die sinnvolle Verwendung von ICM-/ICC-Dateien) findet in zwei Bereichen seine Anwendung:

  1. In der professionellen Medienindustrie (Graphik, Design, Druckvorstufe, Druck), sowie Farben- und Lackindustrie.
  2. Bei wirklich ambitionierten Amateuren, die ihren PC zur Bildverarbeitung einsetzen, und dabei Wert auf hohe Bildqualität legen, bevor sie ihre Bilder drucken, im Internet publizieren, etc.

Alle anderen - aber das ist meine Meinung - können sich den Aufwand sparen, sich mit Color Management zu belasten, es sei denn, sie entdecken zwei neues Hobbies für sich, nämlich die Beschäftigung mit der Farbenlehre und der Mathematik. - Dann hat man nach einer längeren Theoriephase gute Voraussetzungen, dem Wesen des Color Managements „auf die Spur“ zu kommen :wink:

Für einen ersten Eindruck zum Thema Farbe habe ich einen sehr empfehlenswerten Link, der hier bei w-w-w schon mehrfach gepostet wurde und eine wirklich gute Einführung ist: http://www.seilnacht.tuttlingen.com/farbe.htm
Er macht gewissermassen Appetit auf mehr…

Zu Deiner besonderen „Rechner-Situation“ kann ich mich leider nur folgendes sagen: Möglicherweise verbessert die Verwendung der Datei Hpdesk.icm die Druckqualität auf Deinem Drucker.
Du kannst ja mal ausprobieren, ob Du sie in den Einstellungen für Deinen Drucker irgendwo eintragen kannst (Stichwort: Eigenschaften des Druckers). Beurteilst Du das Druckergebnis danach als besser, war es richtig - ansonsten machst Du die Änderung eben rückgängig.

Noch ein Beispiel dafür, wodurch die Wahrnehmung von Farbe beeinflusst wird: Betrachte das gleiche Bild (= die gleiche Datei) auf zwei verschiedenen Monitoren, die nebeneinander stehen. Du wirst garantiert einen optischen Unterschied feststellen! - Die Ursache liegt im Wesentlichen in den unterschiedlichen Kathodenstrahlröhren, den unterschiedlichen Phosphorteilchen auf der Mattscheibe, die durch Bestrahlung der Kathodenstrahlröhre das farbige Bild erzeugen und dem Lebensalter dieser Komponenten. Hier versucht man mit Hilfe des Farbmanagement, die hardware- und altersbedingten Unterschiede der eingesetzten Monitore auszugleichen. Eben dies geschieht durch Einsatz von zuvor erstellten, angepassten ICC-Profilen.

Dieses Beispiel ist übertragbar auf andere Geräte und Prozesse mit ihren spezifischen Bedingungen. Die Absicht ist immer, Farbe unter unterschiedlichen Voraussetzungen gleich aussehen zu lassen. - Unter Produktionsbedingungen ist dieses Ziel nur mit hohem Zeit- und Kostenaufwand näherungsweise zu erreichen.

Noch ein letztes, sehr anschauliches Beispiel: Druck ein buntes Bild (möglichst viele Farben einschliesslich Weiss, Grau und Schwarz) auf Deinem Drucker aus. Schau Dir dann das gleiche Bild auf dem Monitor an. - Solltest Du einen Unterschied erkennen (und Du wirst einen Unterschied erkennen und zwar einen grossen!) heisst die Lösung des Dilemmas Color Management.

Was im privaten Bereich eine ärgerliche Erscheinung ist, stellt sich im professionellen Druckbereich als eines der grössten Probleme zwischen Auftraggeber, Agentur, Druckvorstufe und Druckerei dar. Da ich - Du vermutest schon richtig - in diesem Feld tätig bin, ist es eben auch mein Problem… :wink:

Gruss,
Andreas

1 Like

Hallo Andreas,

vielleicht noch einige Anmerkungen zu Deinen Fragen, weniger
konkrete Antworten.

Ja wunderbar, bin noch am verarbeiten, ist immer interessant, was Du schreibst, vielen Dank! Wenn’s Dir Spaß macht: Kannst ruhig noch mehr zum Besten geben, ich schätze, auch andere werden Deine Schreibe zu schätzen wissen. Aber wie gesagt: Nur wenn’s Spaß macht :wink:.

http://www.seilnacht.tuttlingen.com/farbe.htm

Ich habe mir den Baum natürlich gespeichert, um offline zu lesen. Hier nur gerade eine Anmerkung zu Goethes und Schopenhauers Farbenlehre, die auf dem Link, den Du empfohlen hast, dargestellt werden. Goethe ist ja gemeinhin als großer Dichter bekannt und berechtigterweise auch in die Geschichte eingegangen. Sein größtes „Elend“ war allerdings, dass seine Farbenlehre, weswegen er eigens nach Italien reiste (freilich wohl nicht nur deswegen :wink:), nie anerkannt wurde. Schopenhauer- da bin ich sowas wie ein Hobbyexperte, hat es Goethe gleich nachgemacht und auch eine Farbenlehre verfasst, aber mit dem gleichen Erfolg. Goethes Farbenlehre ist u.a. auch nur deswegen veröffentlicht worden, weil’s eben von Goethe war, die Buchhändler der damaligen Zeit versprachen sich nicht viel davon…

Er macht gewissermassen Appetit auf mehr…

Scheint mir fast so zu sein. Ich bin normalerweise überhaupt kein Grafikfreak. Ich kann weder zeichnen noch malen, meine Talente liegen eher im Schreiben und in der Musik. Ich habe zwar eine Corelversion auf dem Rechner und auch das Photo Impact habe ich installiert, aber ich mache nicht viel damit; das einzige, was interessant ist, das sind die animierten Gifs für die Homepage, an der ich gerade baue. Alles andere überlasse ich meiner Freundin, die hat das entsprechende Talent dazu :wink:.

Noch ein Beispiel dafür, wodurch die Wahrnehmung von Farbe
beeinflusst wird: Betrachte das gleiche Bild (= die gleiche
Datei) auf zwei verschiedenen Monitoren, die nebeneinander
stehen. Du wirst garantiert einen optischen Unterschied
feststellen!

Teufel auch, da ist tatsächlich was dran! Mir fällt gerade auf, dass ich vom grafischen Gesichtspunkt doch nicht so ganz unbedarft durch die Gegend renne, immerhin fotografiere ich ganz gerne und habe mir kürzlich eine digitale Kamera zugelegt. Problem wird wahrscheinlich sein, dass ein u.U. neu anzuschaffender Monitor die Bilder entweder vieeel besser oder- eher wohl meine Befürchtung- ganz hundsmiserabel darstellt. Kann man dem also mit diesen ICM- Dateien irgendwie beikommen und wenn ja: Wie? Ich nehme mal an, ich müsste das ICM- Monitorprofil irgendwie herausfinden und es dann in das COLOR- Unterverzeichnis kopieren; aber ich schätze, ich sehe das vieeel zu einfach, oder?

Noch ein letztes, sehr anschauliches Beispiel: Druck ein
buntes Bild

Fällt alles flach bei mir, habe einen asbachuralten SW- Drucker :smile:

Gruß

Hermann