Aussprache Genie / genial?

Warum spricht man eigentlich Genie „Schenie“ aus (also mit Zischlaut am Anfang) und das abgeleitete genial mit g „genial“?

Hallo !
Komisch,spreche ich es etwa immer falsch aus ?
Bei mir ist am Anfang kein Zischlaut und es klingt auch nicht wie „Schenie“.

Ich sage zwar auch zum Chinesen er sein ein „Schinese“,aber zum Genie sage ich es anders.

Aber einen Unterschied zwischen „Genie“ und „genial“ fällt mit tatsächlich auch auf,dabei kommts wohl vom „Genius“ aus dem Lateinischen.

MfG
duck313

Offensichtlich hat sich Adjektiv im Sprachgebrauch stärker den deutschen Sprachregeln angeglichen.
Sehr von Interesse wäre hierbei auch, wie man es in Österreich ausspricht. Da gibt es ja auch Schiraffen.

Grüße,
Frhr. v. D.

Bei mir ist am Anfang kein Zischlaut und es klingt auch nicht
wie „Schenie“.

Ich sage zwar auch zum Chinesen er sein ein „Schinese“,aber
zum Genie sage ich es anders.

Im Deutschen kann man leider den stimmhaften Zischlaut schriftlich nicht darstellen, weil er eben in der deutschen Sprache eigentlich nicht vorkommt.

Grüße,
Frhr. v. D.

Hallo,

das „sch“ bei Genie ist aber etwas „weicher“ als unser deutsches „SCH“, d.h. die Zunge befindet sich, mit der Spitze leicht den Zahndamm berührend, etwa auf der Mittelposition zwischen „sch“ und „ch“. Der Konsonant ist stimmhaft.

Außerdem ist es imho sehr wahrscheinlich, dass das Wort „Genie“ erst übers Französische ins Deutsche gelangt ist, weil es dort nicht nur genau so geschrieben, sondern auch genau so ausgesprochen wird. Das erklärt eben auch den Zischlaut am Anfang.
Denkbar ist, dass das Wort über das Militärvokabular ins Deutsche gelangt ist. Als „Genie“ bezeichnete man damals (noch bis spät ins 19.Jh hinein) das, was man heute als „Pionier“ kennt. Ansonsten denke man nur mal an Bastion, Redoute, Glacis, Lunette, Kartusche, Füsilier, Bataillon, Brigade, Corps, Cernierung usw.

Hallo Erich,

ich habe einen Dozenten aus der Schweiz und er sagt „Schenie“ und „schenial“. Ob das in der Schweiz generell so ist oder ob er das aus dem französischen hat, das er fließend spricht, weiß ich leider nicht.

Viele Grüße,
BumbleBee

Hallo,

das „sch“ bei Genie ist aber etwas „weicher“ als unser
deutsches „SCH“, d.h. die Zunge befindet sich, mit der Spitze
leicht den Zahndamm berührend, etwa auf der Mittelposition
zwischen „sch“ und „ch“. Der Konsonant ist stimmhaft.

Die Zungenlage ist die gleiche wie beim „sch“, der Artikulationsort ist identisch, nur die Stimmhaftigkeit unterscheidet „sch“ und „zh“ (so schrieb ich’s mal). Die Zunge berührt dabei auch nicht den Zahndamm. Zum Nachschlagen in der IPA-Tabelle, der Laut schreibt sich als [ʒ], daher [ʒeˈniː].

Gruß,

  • André

Hallo BumbleBee

ich habe einen Dozenten aus der Schweiz und er sagt „Schenie“
und „schenial“. Ob das in der Schweiz generell so ist oder ob
er das aus dem französischen hat, das er fließend spricht,
weiß ich leider nicht.

Nein, das wird nicht generell so („schenial“) gesprochen, sondern mit derselben merkwürdigen ungleichen Aussprache.

Grüße
scalpello

Hallo,

Hier werden Sie geholfen:
hier in Wien sprechen wir von „Schenie“ und „genial“. Warum? Auch eines der großen Rätsel der Menschheit! (vielleicht das Hauptwort dem Französischen angenähert - wir haben auch das Lawuhr vom „lavoir“ und das Trottoah vom „trottoir“ etc., das Eigenschaftswort vielleicht eingemeindet in unser Deutsch???)

Es grüßt

Der Daimio

Hallo!

Warum spricht man eigentlich Genie „Schenie“ aus (also mit
Zischlaut am Anfang) und das abgeleitete genial mit g
„genial“?

Aus der Unterschiedlichkeit der Aussprache schließe ich, dass
Genie über das Französische zu uns gekommen ist*,
genial aber unmittelbar aus dem Lateinischen, wo es ein Adjektiv genialis,e gibt.
*wohl schon, wie weiter unten von jemand angegeben, aus der Vorstellung des Technischen, Erfinderischen. (Das war ja auch das Neue am Ideal der Sturm-und-Drang-Dichter: ein Originalgenie.)
Vielleicht hat man sogar - etymologisch falsch - ingenium/Begabung (und Ingenieur?) damit in Verbindung gebracht.
Beste Grüße!
H.

Hallo!

Aus der Unterschiedlichkeit der Aussprache schließe ich, dass
Genie über das Französische zu uns gekommen ist*,

genau so ist es, und zwar erst im 18. Jahrhundert (kulturelle Hegemonie Frankreichs in ganz Europa), wobei es die bislang übliche lateinische Form ‚Genius‘ (seit dem 16. Jahrhundert im Deutschen belegt) verdrängte.

genial aber unmittelbar aus dem Lateinischen, wo es ein
Adjektiv genialis,e gibt.

Auch dies ist richtig - wobei die ältere Form ‚genialisch‘ dies noch verdeutlicht.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

hallo

„schenial“ hört man aber auch recht häufig (von deutschsprachigen Schweizern) - wobei ich noch nie drauf geachtet habe, ob das eventuell von der Region abhängt oder vielleicht von der Herkunft.

Gruss, Sama