Hossa
Sorry für meine Ungenauigkeiten, ich musste gestern schnell weg, da hatte ich keine Zeit mehr, genauer zu schreiben. Daher lege ich hier nochmal etwas nach, in der Hoffnung, dass es dann klarer wird…
Danke! Etwas klarer ist es mir:smile:
\frac{dE}{dt}=\frac{\partial E}{\partial
x},\frac{dx}{dt}+\frac{\partial E}{\partial
y},\frac{dy}{dt}+\frac{\partial E}{\partial
z},\frac{dz}{dt}+\frac{\partial E}{\partial t}
aber was haben diese dx und dt zu bedeuten? was wo kommen die
her?
Die Differential-Nomenklatur (mit dem „d“) ist eine andere Schreibweise für die Ableitung. Nehmen wir als Beispiel die Funktion x=x(t) aus dem Beispiel. Ihre Ableitng nach t an der Stelle t0 lässt sich als Grenzwert des Differenzenquotienten ausdrücken:
x^\prime(t_0)=\lim_{t\to t_0}\frac{x(t)-x(t_0)}{t-t_0}
Anstatt die Subtraktionen im Zähler und Nenner hinzuschreiben, kann man auch die Delta-Schreibweise verwenden:
x^\prime(t_0)=\lim_{\Delta t\to 0}\frac{\Delta x}{\Delta t}\quad\mbox{mit}\quad\Delta x=x(t)-x(t_0);;;\Delta t=t-t_0
Wenn t nun auf t0 zuläuft, werden die Deltas immer kleiner. Bei infinitesimal kleinem Delta schreibt man ein kleines d. Man kann sagen, dass in dem „d“ der Grenzübergang von den Deltas steckt:
\frac{dx}{dt}=\lim_{\Delta t\to0}\frac{\Delta x}{\Delta t}
Die Ausdrücke mit dem kleinen d heißen Differentiale. Daher kommt auch der Name Differential-Quotient für den Grenzwert des Differenzen-Quotienten. Die Ableitung ist ein Bruch mit einem Zähler- und Nenner-Differential.
Das geschwungende d bei den partiellen Ableitng bedeutet übrigens das gleiche, jedoch nur auf eine Variable bezogen. Um in dem Beispiel mit der Energie E=E(x,y,z,t) zu bleiben, wäre z.B.
\frac{\partial E}{\partial x}=\lim_{\Delta x\to 0}\frac{E(x+\Delta x,y,z,t)}{\Delta x}
Diese Differential-Schreibweise ist äußerst praktisch, weil sich viele Ableitungsregeln dann in einfach Bruchrechnung verwandeln.
hmm…das mit der Jakobimatrix verwirrt mich, weil auch unser
Übungsleiter (zwar noch ein Mathestudent aber schon im 8.
Semester) gesagt hat, dass wenn es in einer Aufgabe heißt
„berechne das totale Differential“ und ich habe eine Funktion
f: R -> R^2, dann heißt dies dass ich die Jakobimatrix mit den
- partiellen Ableitungen hinschreiben soll!
Da hat dein Übunbsleiter dir nicht die ganze Wahrheit erzählt. Die Jacobi-Matrix enthält nur alle partiellen Ableitungen. Was zur totalen Ableitung noch fehlt ist die Rückführung auf eine einzige Veränderliche.
Aber mir fällt gerade noch eine Feinheit auf. Die totale Ableitung der Beispielfunktion E(x,y,z,t) ist, wie ich oben geschrieben habe:
\frac{dE}{dt}=\frac{\partial E}{\partial x},\frac{dx}{dt}+\frac{\partial E}{\partial y},\frac{dy}{dt}+\frac{\partial E}{\partial z},\frac{dz}{dt}+\frac{\partial E}{\partial t}
Wenn nicht klar ist, auf welche Basis-Variable die totale Ableitung bezogen werden soll, kann man zumindest das totale Differential hinschreiben. Dazu lässt man das Nenner-Differential (das ja die Basis-Variable beschreibt) einfach weg:
dE=\frac{\partial E}{\partial x},dx+\frac{\partial E}{\partial y},dy+\frac{\partial E}{\partial z},dz+\frac{\partial E}{\partial t},dt
Wenn du jetzt mal die Jacobi-Matrix J für die E-Funktion aufschreibst:
J=\left(\frac{\partial E}{\partial x},\frac{\partial E}{\partial y},\frac{\partial E}{\partial y},\frac{\partial E}{\partial t}\right)
stellst du fest, dass das totale Differential oben was anderes ist. Du musst die Jacobi-Matrix noch mit dem sog. Änderungsvektor multiplizieren (der aus den Differentialen der einzelnen Variablen besteht):
dE=J\cdot\left(\begin{array}{c}dx\dy\dz\dt\end{array}\right)=\left(\frac{\partial E}{\partial x},\frac{\partial E}{\partial y},\frac{\partial E}{\partial y},\frac{\partial E}{\partial t}\right)\cdot\left(\begin{array}{c}dx\dy\dz\dt\end{array}\right)
Wenn du das jetzt ausrechnest, kommt das totale Differential heraus. Also nochmal, um die Verwirrung zu beseitigen:
\mbox{totales Differential}=\mbox{Jacobi-Matrix}\cdot\mbox{Aenderungsvektor}
Dein Übungsleiter hat also Recht, wenn er euch den Tipp gibt, die Jacobi-Matrix zu berechnen und hinzuschreiben. Um aber auf Nummer sicher zu gehen, solltest du in der Klausur die Jacobi-Matrix mit dem Änderungsvektor multiplizieren. Denn andernfalls hast du nicht das totale Differential, sondern nur die Jacobi-Matrix hingeschrieben.
Und wenn man eine Funktion f: R->R hat, und man soll das
totale Differential berechnen muss man nur die 1. Ableitung
bilden!
Das ist teilweise richtig, weil Funktionen einer Veränderlichen nur total abgeleitet werden können. Allerdings ist es auch wieder nicht völlig richtig. Das ist schon rein sprachlich falsch. Die 1. Ableitung ist ein Differential quotient , also ein Bruch mit Zähler- und Nenner-Differential. Ein Differentialquotient bzw. eine 1. Ableitung kann also kein Differential sein! Zur Erinnerung: Eine totale Ableitung ist bereits auf eine Basis-Variable zurückgeführt, ein Differential noch nicht.
Bleiben wir als Beispiel bei der Ortskoordinate x=x(t). Die erste Ableitung ist der Differentialquotient:
x^\prime(t)=\frac{dx}{dt}
Das Differential der Funktion x ist also:
dx=x^\prime(t),dt
Jetzt bin ich total verwirrt, weil das wiederspricht sich ja alles
Ich hoffe, es ist jetzt klar geworden?
Viele Grüße
Hasenfuß