Wie kann man eine Doktorarbeit überprüfen lassen?

Guttenberg ist ein gutes Beispiel, das zeigt, wie „falsch“ Dr. Arbieten sein können. Wie kann ich die Dr. Arbeit einer Person überprüfen lassen, wenn ich einen Verdacht habe? Gibt es dafür inzwischen eine geeignete Software? Diese Software müsste Zugriff auf möglichst viele andere wissenschaftliche Quelltexte haben.
Wie geht man vor, wenn die Dr. Arbeit nicht elektronisch sondern nur auf Papier verfügbar ist.
Vielen Dank für die Antworten im Voraus.
Gruß

Hallo,

genau so, wie man jeden anderen Text auf Plagiate untersucht.

Ich kann Dir leider nur meine Tricks verraten:

Kenntnis der Materie und der dazugehörigen Literatur. Dann sind auch noch ein gutes Sprachgefühl und linguistische Kenntnisse von Nutzen, damit man Passagen erkennt, die irgendwie sprachlich von dem Rest des Textes sich unterscheiden. Das ist oft ein Hinweis auf eine fremde Textstelle. Aber halt nicht immer.

Ansonsten fragwürdige Passagen bei Suchmaschinen wie Google und vor allem: books.google.de eingeben. So dürfte man etwa 95% der verfügbaren Quellen abdecken. Also man hat eine recht hohe Chance, wortwörtlich übernommene Textpassagen, die nicht kenntlich gemacht wurden, als Plagiat zu überführen.

Es gibt auch eine Software, die das macht, aber die kostet ne Menge Geld.

Wenn du irgendwem ans Bein pinkeln willst, lies dir seine Arbeit ruhig persönlich durch :wink:

Gruß
Betasator

Ansonsten fragwürdige Passagen bei Suchmaschinen wie Google
und vor allem: books.google.de eingeben. So dürfte man etwa
95% der verfügbaren Quellen abdecken.

*prust*

Wenn du damit 1% der verwendeten Quellen abdecken kannst würde mich das schon überraschen. Nehmt nicht solche Pseudo-Dissertationen wie die von Guttenberg oder Frau Koch-Merin zum Maßstab (davon mal abgesehen dürfte scholar.google.de die bessere Adresse sein).

Die meisten Quellen einer Dissertation sind Artikel aus Fach-Magazinen. Diese Fachmagazine wollen damit Geld verdienen. Die Artikel sind also mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht kostenlos auffindbar. Zum größten Teil sind besagte Artikel nichtmal online verfügbar. Die, die es gibt sind großteils nur als .pdf vorhanden, bei welchem Suchmaschinen auch Pronleme bekommen dürften.

Die handvoll Artikel, die du bei google erwischt dürften die kaum helfen. Von den knapp 250 Quellen, die hinten an meiner Dissertation dranhängen, wirst du nicht einen Artikel auf diese Weise finden.

Das sich GTK und Koch-Merin praktisch nur auf öffentlich zugängliche Dokumente stützen konnten sagt in sich schon eine Menge über die Qualität ihrer Arbeit aus.

2 Like

Ohne reichlich Ahnung von der Materie dürftest du bei den meisten Dissertationen keine Chance haben.

Der Witz ist der: Eine solche Software bräuchte Vollzugriff auf einen Großteil der vorhandenen Literatur. Da gibt es nur eine Reihe von Problemen:

  1. Die Verlage wollen mit ihren Artikeln Geld verdienen. Die Online-Services sind daher kostenpflichtig und erfordern in der Regel ein Abonnement (mehrere 1000€ pro Jahr) oder dass man die Artikel einzeln kauft (je nach Qualität 5-50 €).

  2. Der größte Teil der vor 1980 publizierten Dokumente sind nicht oder nur als Scans online vorhanden.

  3. Der größte Teil der online verfügbaren Dokumente liegt als .pdf vor. Während heutzutage die meisten dieser pdf echten Text enthalten ist das bei den meisten von vor 2000 nicht der Fall. Eine Suche muss auch hier versagen.

Alles in allem kann man also sagen: Wenn es so eine Software gibt, dann muss sie an eine Universität und ihre Abbonements gebunden sein - und selbst in diesem Fall würde sie nur einen Bruchteil der infragekommenden Quellen überprüfen könnne.

Davon mal abgesehen würde so eine Software auch versagen bei:

  1. leicht abgewandelten Zitaten (nur ein kompletter Idiot schreibt wörtlich ab)

  2. inhaltlichen Plagiaten - und hier liegt der Haase im Pfeffer. Das eigetliche Problem ist nämlich wenn Autoren fremdes Wissen abschreiben ohne kenntlich zu machen, dass es sich um fremdes Wissen handelt. DAS ist das eigentliche Problem bei Plagiaten in Dissertationen - und da hilft auch keine Vergleichssoftware.

Aus diesen Gründen wäre eine solche Software für den allgemeinen Fall (also nicht speziell für einzelne Unis) teuer, unvollständig und letztlich nutzlos.

Die paar Klappspaten, die dusslig genug sind wirklich ganze Seiten wörtlich abzuschreiben sind den Aufwand nicht wert.

Ergänzung
Hab da noch ein bisserl drüber nachgedacht und festgestellt, dass es auch technisch kaum möglich sein dürfte. Mal hypothetisch angenommen, es gäbe so ein Programm und es hätte Zugriff auf alle Quellen.

Die reine Datenmenge dürfte jeden Rahmen sprengen und ein ernsthaftes technisches Problem darstellen.

Tja, und dann wäre da noch der Suchalgorythmus. Stell dir vor, du wölltest, dass das Programm ab sagen wir mal 7 hintereinanderfolgenden identischen Wörtern eine Rückmeldung gibt.

Eine Dissertation von 200 Seiten enthält so etwa 50000 Wörter. Das bedeutet 49993 mögliche Wortgruppen von unterschiedlichen aufeinanderfolgenden Worten. Ich glaube, herkömmliche Rechner sind damit überfordert, in akzeptabler Zeit, mehrere 10000 Dokumente auf besagte ~50000 Wortgruppen hin zu durchsuchen. Wobei ich zugeben muss, dass ich mir vorstellen kann, dass man die Suchalgorythmen ziemlich verfeinern kann. Allein was google in dieser Hinsicht leisten kann ist schon ziemlich beeindruckend.

Andererseits steckt dahinter ja auch kein ‚herkömmlicher‘ Rechner :smile:

So ein Programm dürfte also technisch nur mit Hilfe des Internets und einer lokalen entsprechend aufwändigen Rechnerarchitektur möglich sein. Wer weiss, vielleicht ist das ja eine Geschäftsidee…

Hi

Auch wenn du einen Punkt hast im Bezug auf die kostenpflichtigen Artikel, so unterschätzt du doch die Suchmaschine.

In der Tat hat Google absolut null Probleme mit pdf. Diese werden locker mitdurchsucht und meist als Direktlink angezeigt, so zugänglich.

Über Google Scholar findest du Einträge in Artikeln und Magazinen und genau wie bei google Books zeigt dir das Suchergebnis 1-2 Sätze an die das beinhalten sollen (aber eben nur sollen >.&gt:wink: was was du gesucht hast. Das heißt noch lange nicht, dass der Artikel auch zugänglich bzw. das Buch als Vorschau verfügbar ist.

lg
Kate

Moin,

Die meisten Quellen einer Dissertation sind Artikel aus
Fach-Magazinen. Diese Fachmagazine wollen damit Geld
verdienen.

richtig.
Und aus diesem Grund lassen viele Verlage ihre Zeitschriften im Volltext via Suchmaschinen (z.B. Google Scholar, Web of Science, Scopus) indexieren, zeigen dann aber nur das Abstract an, in der Hoffnung, daß vielleicht der Volltext gekauft wird.
So ist das zumindestens bei uns Chemikern.
Wenn man dann die Möglichkeit hat, per Bibliothek diese Artikel zu bestellen, kriegt man sie oft kostenfrei, oder zumindestens deutlich günstiger.

In Institutionen (Unis, größere Betriebe) haben wir Chemiker dann noch kostenpflichtige, sehr mächtige bibliographische Datenbanken (z.B. SciFinder) oder Faktendatenbanken (z.B. Reaxys) die auch viele Sachen finden.

Gandalf

Eben, darum gings mir ja. Ich hab ja nich behauptet, dass alles, was Google findet, kostenlos ist, sondern nur, dass Google ein ziemlich mächtiges Tool ist, wenn es darum geht Stichworte oder ganze Phrasen/Sätze in zig millionen Büchern, Zeitschriften und Websites zu finden. Das spart einem enorm viel Zeit beim Überprüfen von fragwürdigen Textpassagen.

Genau genommen sind sogar die meisten Inhalte bestenfalls unvollständig oder nur in der Snippet-Ansich auffindbar.

Vielen Dank für die vielen konstruktiven Kommentare.

zum Thema ältere Dokumente:
Die Scans könnte man mit Hilfe von ODBC Software in Text umwandeln.
Natürlich ist dies je mach Qualität der Vorlage mit Fehlern verbunden.

Die Verlage etc., die solche Dokumente nur gegen Geld rausrücken, sollten ein Interesse haben, dass Ihre Dokumente bei einer Suche
gefunden werden, daher sollten sie den Zugang für Suchmashinen ermöglichen.

Zum Thema Rechenkapazität:
Die eigentliche Suche muss natürlich auf einem leistungsfähigen Server laufen. Nur die Suchergebnisse werden an dem Anwender gesendet.

Zum Thema Inhalte-Klau:
das sehe ich aus so! Copy&amp:stuck_out_tongue_winking_eye:aste ohne Quellangabe ist eine dümmere Version des abgewandelten Abschreibens. Beides ist natürlich illegal.
Aber für diese Kontrolle gibt es doch die Profs und seine Helfer oder nicht?

Wenn ich nur den Namen eines Herrn Dr. kenne und sein Fachgebiet,
wo/wie kann ich eigentlich den Titel seiner Arbeit erfahren.
Kann ich diese Arbeit in der Deutschen Bibliothek Frankfurt einsehen?

Gruß

Moin,

Wenn ich nur den Namen eines Herrn Dr. kenne und sein
Fachgebiet,
wo/wie kann ich eigentlich den Titel seiner Arbeit erfahren.

bei der Deutschen Nationalbibliothek. Dort kannst Du auch sehen, wo der Herr promoviert hat.

Kann ich diese Arbeit in der Deutschen Bibliothek Frankfurt
einsehen?

Besser direkt an der Uni fragen, wo er seine Arbeit eingereicht hat.
Mittlerweile sind auch viele ältere Arbeiten digitalisiert worden.
Je nach Promotionsordnung müssen auch andere Unis mit Exemplaren der Arbeit versorgt werden, die können dann auch Einsicht geben.

Gandalf

Vielen Dank für die vielen konstruktiven Kommentare.

zum Thema ältere Dokumente:
Die Scans könnte man mit Hilfe von ODBC Software in Text
umwandeln.
Natürlich ist dies je mach Qualität der Vorlage mit Fehlern
verbunden.

Tatsächlich sind viele Verlage schon dabei das nachzuarbeiten. Es dauert allerdings lange und kostet recht viel Geld. Allzuweit ist man daher noch nicht.

Die Verlage etc., die solche Dokumente nur gegen Geld
rausrücken, sollten ein Interesse haben, dass Ihre Dokumente
bei einer Suche
gefunden werden, daher sollten sie den Zugang für Suchmashinen
ermöglichen.

Gefunden werden sie. Auf den einschlägigen Seiten, die man sehr gut über google scholar finden kann ist jeder Artikel zu finden. Als Text ist aber fast immer nur der abstract verfügbar und der bringt dir eher wenig.

Zum Thema Inhalte-Klau:
das sehe ich aus so! Copy&amp:stuck_out_tongue_winking_eye:aste ohne Quellangabe ist eine
dümmere Version des abgewandelten Abschreibens. Beides ist
natürlich illegal.
Aber für diese Kontrolle gibt es doch die Profs und seine
Helfer oder nicht?

Nein. Es ist nicht Aufgabe des Professors so eine Dissertation auf Fälschungen zu untersuchen. Das ganze Konzept der modernen wissenschaftlichen Arbeit fußt auf der sogenannten ‚akademischen Ehrlichkeit‘. Man geht von vorneherein erstmal davon aus, dass der Doktorand ehrlich ist.

Du musst auch bedenken: Im Normalfall hat der Professor den Doktoranden ja 3 Jahre lang begleitet, beraten und unterstützt. Er weiss also in der Regel schon vorher recht genau, was das Ergebnis der Forschungsarbeit ist und was in der Dissertation stehen wird. Insofern stellt sich in den meisten Fällen die Frage nach einem Abschreiben gar nicht.

1 Like

Super Tip !
Danke

Zuviel Langeweile? Oder warum kommt man auf die Idee andere Arbeiten kontrollieren zu müssen.
Neid ist der Menschheit schlimmste Tugend, würde mein Großvater sagen.