Latein - Vorzeitigkeit/Gleichzeitigkeit

Aaaalso ich schreibe am 09.03(morgen) meine Latein Klausur. Eigentlich habe ich keine große
Schwierigkeiten. Ich weiß, dass das Infinitiv Präsens ist wenn es Gleichzeitig ist und das Infinitiv im Perfekt wenn es Vorzeitig ist. Muss ich die Verben dann auch dementsprechend übersetzten?

Ein Beispiel: Procas virum nefarium, Amulium, voluptate imperii fratrem regno privare e patria expellere scivit. (Gleichzeitig)
-&gt:stuck_out_tongue_winking_eye:rocas hat gewusst, dass Amulius, der verbrecherische Mann, wegen Vergnügen des Reiches seinen Bruder die Herrschaft beraubte und ihn aus der Heimat verbannte.

Mir ist nicht klar, warum die Verben, die im lateinischen im Präsens stehen dann in der Übersetzung im Präteritum sind…
Bei der Vorzeitigkeit genau das selbe. Obwohl die Verben im Perfekt sind, sind sie in der Übersetzung dann im Plusquamperfekt…

Ein Beispiel: Audivimus lupam miseros, parvos, pulchros pueros, filios Martis, servavisse et aluisse.
-> Wir haben gehört, dass die Wölfin die armen, kleinen und schönen Jungen, die Söhne des Mars’, ernährt hatte und gerettet hatte.

Wäre lieb, wenn es mir jemand erklären könnte, warum es so ist:smile:
LG

Hallo,

Schwierigkeiten. Ich weiß, dass das Infinitiv Präsens ist wenn
es Gleichzeitig ist und das Infinitiv im Perfekt wenn es
Vorzeitig ist. Muss ich die Verben dann auch dementsprechend
übersetzten?

Ein Beispiel: Procas virum nefarium, Amulium, voluptate
imperii fratrem regno privare e patria expellere scivit.
(Gleichzeitig)
-&gt:stuck_out_tongue_winking_eye:rocas hat gewusst, dass Amulius, der verbrecherische Mann,
wegen Vergnügen des Reiches seinen Bruder die Herrschaft
beraubte und ihn aus der Heimat verbannte.

Die Gleich- und Vorzeitigkeit, die ausgedrückt wird, steht relativ zu der Zeitformen des Satzes, in den sie eingebettet ist. Der obenstehenden Satz mit Procas steht generell im Perfectum (scivit), es wird etwas über die Vergangenheit ausgesagt. Die eingebetteten Phrasen mit privare und expellere stehen im Infinitivus praesens, weil sie zum Handlungszeitpunkt der Gegenwart entsprachen: "Procas wusste: ‚Amulius beraubt und verbannt seinen Bruder.‘ — das geschieht wohl gleichzeitig mit der Rahmenhandlung scivit. Er wusste es, während es passierter

Ein Beispiel: Audivimus lupam miseros, parvos, pulchros
pueros, filios Martis, servavisse et aluisse.
-> Wir haben gehört, dass die Wölfin die armen, kleinen und
schönen Jungen, die Söhne des Mars’, ernährt hatte und
gerettet hatte.

Hier ist die Rahmenhandlung audivimus, die auch im Perfectum steht. Die abhängigen Verben darin sind servavisse und aluisse, die wörtlich bedeuten „gerettet haben“ und „ernährt haben“. Die drücken aus, das etwas schon passiert ist und die Handlungen geschahen noch VOR der Haupthandlung des Hörens.
Also z.B. „Gestern haben wir gehört, dass vor über 2000 Jahren ein Wolf Romulus und Remus ernährt hatte.“, die Haupthandlung ist vergangen und die eingebettete Handlung liegt noch viel weiter zurück, war also damals schon vergangen.

Im Deutschen haben wir dafür das Plusquamperfekt, das ausdrückt, dass eine Handlung schon vor einer anderen vergangenen Handlung vergangen war. Wir hörten (gestern), das (früher) Romulus und Remus gerettet wurden und so weiter.
Das wäre im Lateinischen vielleicht auch möglich, dort gibt’s das Plusquamperfectum ja auch. Aber viele Nebensätze werden ja mit dem AcI gebildet, der ja ein Infintivus braucht, und das kann dann Vorzeitigkeit ausdrücken.

Da wir im Deutschen kein Tempusunterscheidung bei den Infinitiven haben, müssen wir das mit dem Plusquamperfekt ausdrücken. So erklärt sich die unterschiedliche Übersetzung.

Hoffe, ich hab deine Frage auch richtig verstanden. ^^
Viel Glück morgen!

  • André

Hallo André, ich bedanke mich ertmal im Voraus, da du so schnell auf meine Frage geantwortest hast :smile:
Aaaaalso wenn ich es richtig verstanden habe, zieht sich die Zeit immer um eine Stufe zurück in die Vergangenheit.
Also:
Präsens - Präteritum
Präteritum - Perfekt
und Perfekt - Plusquamperfekt?

Ist das so korrekt?

Hi!
Was du hier mit „zieht sich die Zeit zurück“ meinst, verstehe ich nicht. Meinst du beim Übersetzen ins Deutsche?
Egal, ich fange als Ergänzung zu Andre nochmal bei deinem ersten Posting an:
Ich glaube, du verwechselst Infinitive (Verben ohne Personalendung, Tempus etc.) und Verben mit Personalendung (finite Verben). Das liegt an der doofen Bezeichnung „Infinitiv Präsens“. Erkläre es dir so: Infinitive können keine „Zeit“ (Tempus) ausdrücken, sondern nur ein ZeitVERHÄLTNIS zu einem Prädikat, entweder Gleichzeitigkeit, Vorzeitigkeit oder Nachzeitigkeit. Benenne den Inf. „Präsens“ einfach um in Inf. der Gleichzeitigkeit, den Inf. „Perfekt“ in Inf. der VZ.
So, nun zum Beispiel:
Procas virum nefarium, Amulium, voluptate imperii fratrem regno privare e patria expellere scivit. (Gleichzeitig)
Hier ist kein Verb „im Präsens“ - siehe oben. Das Prädikat scivit (das einzige finite Verb) steht im Perfekt, was meist mit dt. Präteritum übersetzt wird. privare + expellere geben nur GZ an. Im Deutschen muss man aus dem AcI einen Nebensatz mit dass machen. Ein solcher Satz braucht ein Prädikat, das heißt, man macht aus den Infinitiven im Dt. finite Verbformen mit Tempus und Personalendung usw. Die lat. Inf. drücken hier Gleichzeitigkeit zu scivit (übersetzt mit Präteritum) aus. Welches Tempus ist im Dt. gleichzeitig zu Präteritum? Richtig, Präteritum.
„Bei der Vorzeitigkeit genau das selbe. Obwohl die Verben im Perfekt sind, sind sie in der Übersetzung dann im Plusquamperfekt…“ Hier das selbe Spiel nochmal, nur mit VZ.
Ganz schön schwierig, das möglichst einfach zu formulieren.
Gruß