Wurzelspitzenresektion sinnlos? Besser Extraktion?

Guten Tag,
vor 7 Monaten hatte ich am 6er rechts oben eine Wurzelbehandlung (nach meinem Verständnis wurden also die Nerven des Zahnes entfernt, richtig?). Vor 3 Wochen nun entzündete sich die äußere Wurzel des Zahnes.
Frage 1: Was ist denn da jetzt entzündet? Nervenreste oder die Zahnwurzel als solche, also das große weiße Ding?

Momentan liegt eine Antibiotika-Drainage im Zahnfleisch, um die akute Entzündung rauszubekommen. Meine Zahnchirurgin rät mir, den Zahn zu ziehen. Auf meine Frage, ob man nicht eine Wurzelspitzenresektion machen könnte, antwortete sie, dass ein 6er oberer Backenzahn so verästelte Spitzen hätte, dass spätestens dann in 2 Jahren der Zahn sowieso gezogen werden müsste, weil die Probleme weitergingen.
Hat jemand von Euch:
a) Fachwissen, ob die Wurzelspitzenresektionen an 6ern wirklich so eine kurze Überlebensdauer haben?
b) eigene Erfahrungen mit wurzelspitzenresektionierten Oberkieferbackenzähnen?
Außerdem kann ich mir folgendes nicht so ganz vorstellen: Schaut man sich Bilder von 6er Backenzähnen an, dann sieht man 3 große Wurzeln. Was ist denn daran verästelt? Oder gehts um die Nerven in den Wurzeln? Aber werden die nicht auch gekappt bei der Resektion?
Danke für Eure Antworten.
Gruß
Sui

Hallo,

ich bin kein Fachmann, kann nur aus eigener Erfahrung sprechen:

bei mir wurde ein oberer Backenzahn (vermute mal der 5er, wenn ich die Zählweise der Zahnärzte richtig im Kopf habe)resektiert, nachdem er anderthalb Jahre zuvor wurzelbehandelt wurde.

Hatte nach 2,5 Jahren dann eine eitrige Entzündung, die sich aber mit Medikamenten wieder zurückbildete und seit einem Jahr keine Probleme mehr damit.

Mein Zahnarzt legt immer viel Wert auf Zahnerhaltung. Zumal die Frage ist, was passiert, wenn der Zahn gezogen wird: Implantat? TEUER! Brücke: schlecht, da andere Zähne in Mitleidenschaft gezogen werden, Lücke: natürlich auch schlecht.

Aber wie gesagt: ich bin kein Mediziner!

Gruß,
der Schwabe

Moin Sui,

ich kann dir fachlich nix sagen, aber ich hatte vor vielen Jahren eine Wurzelbehadlung in einem Oberkiefer-Backenzahn. Immer wieder hatte ich extreme Beschwerden, bis dann vor zwei Jahren der Zahnarzt eine Wurzelspitzenresektion vornahm und seitdem ist RUHE!! Von daher hat es bei mir den gewünschten Erfolg gebracht. Und schlimm ist der Eingriff nicht!! bin sogar drei Tage danach geflogen!

Grüße
Demenzia

Hallo,

auch ich kann Dir nur einen Erfahrungsbericht liefern. Nach kompletten Amalgamentfernung aus allen Zähnen, beschloß ein BAckenzahn unten, sich kurzerhand zu entzünden. Meine damalige Zahnärztin riet mir von der „Stillegung“ des Nervs ab, weil an diesen Stellen gerne Entzündungen entstehen, dieman kaum wahrnimmt, welche aber den gesamten Organismus belasten können. Ich habe mich damals zum Ziehen des Zahnes entschlossen. Mit der Lücke lebe ich nun wunderbar seit 5 Jahren. Übrigens mit den Glaszementprovisorien ebenfalls.

Grüße

Avera

Hallo,

bin auch kein Fachmann. Hatte selbst vor einigen Jahren eine Wurzelspiezenresektion bei einem entzündeten Backenzahn und bin seither absolut beschwerdefrei.

Ich persönlich würde es wieder machen.
Nur eines hat mir zu bedenken gegeben. Ich mußte im Zuge der Behandlung unterschreiben, dass ich mit dem was schief gehen kann einverstanden bin, und das war mal echt heftig. Da war die Rede von durchtrennten Nerven, teilweiser Gesichtslähmung etc.

Aber wie schon gesagt, bei mir hat alles geklappt war sofort nach der Behandlung und bin noch beschwerbefrei…

Gruß
Rudi

Guten Tag,

vor 7 Monaten hatte ich am 6er rechts oben eine
Wurzelbehandlung (nach meinem Verständnis wurden also die
Nerven des Zahnes entfernt, richtig?).

Richtig, aber nur die halbe Wahrheit!

Servus Sui,

nach Möglichkeit sollte alles organische, einschließlich Bakterien und ihrer Toxine, aus dem Zahninneren entfernt worden sein. Statt dessen sollte ein dichtes-, reizloses Material die Hohlräume ausfüllen. Damit Du Dir eine Vorstellung machst, wie diese Hohlräume ausschauen können (nämlich nicht wie eine konische-, glattwandige Plastikröhre) schau doch einen Moment da nach: (etwas nach unten scrollen, dann tauchen die Zahnschnitte auf)

http://www.doctorspiller.com/tooth_anatomy.htm

Jetzt erinnere Dich an die langen, spitzen, nadelartigen Kanalinstrumente, die in Deinen Zahn gesteckt wurden, um ihn auszufeilen. Dabei kommt es dann schon vor, daß Gewebe in irgendwelchen Verzweigungen und ‚toten Armen‘ liegenbleibt. Zusammen mit den Bakterien, die damals schon drin waren.

Vor 3 Wochen nun
entzündete sich die äußere Wurzel des Zahnes.
Frage 1: Was ist denn da jetzt entzündet? Nervenreste oder die
Zahnwurzel als solche, also das große weiße Ding?

Die ‚Nervenreste‘ sind jetzt Ursuppe mit Bakterieneinlage. Diese ‚Suppe‘ will jetzt aus der Wurzel raus in den Körper. Deine Körperabwehr wird dafür bezahlt, daß sie auf sowas losgeht. Wie? Blut hintransportieren, mit allem, was man für eine Entzündung braucht. Die nächste Bastion sind die feinen Blutgefäße zwischen Wurzel (hart!) und Knochen (auch hart). Die erweitern sich jetzt, drücken den Zahn etwas aus seinem Fach - Aufbeißschmerz! Hier hilft dann eine Antibiose - aber nur für die Bakterien, die schon in der Zahnumgebung sind. In der Wurzel erreicht man keine ausreichende Konzentration.

Die Resektion soll jetzt jenen Teil der Wurzel, wo die meisten Verzweigungen sind (‚apikales Delta‘), und wo die Kanalinstrumente das meiste übriggelassen haben, einfach eliminieren. Ob die Trennstelle richtig gewählt ist, ob ein dicker Seitenkanal voller Bakterien übrigbleibt? Keiner weiß es.

Momentan liegt eine Antibiotika-Drainage im Zahnfleisch, um
die akute Entzündung rauszubekommen. Meine Zahnchirurgin rät
mir, den Zahn zu ziehen. Auf meine Frage, ob man nicht eine
Wurzelspitzenresektion machen könnte, antwortete sie, dass ein
6er oberer Backenzahn so verästelte Spitzen hätte, dass
spätestens dann in 2 Jahren der Zahn sowieso gezogen werden
müsste, weil die Probleme weitergingen.

Da hat sie nicht unrecht :frowning: Dieser Zahn hat sicher drei Wurzeln, hat in 60% aller Fälle einen vierten (meist übersehenen) Wurzelkanal. Eine von den Wurzelspitzen liegt Richtung Gaumen. Wenn man ‚ehrlich‘ resezieren will, muß mann ALLE Wurzeln resezieren, sonst kann dasselbe ja in Kürze bei der nächsten Wurzel passieren. Also nicht nur da, wo jetzt die Drainage liegt, sondern am Gaumen auch. Also: nochmal einspritzen, schneiden, resezieren, nähen)

Hat jemand von Euch:
a) Fachwissen, ob die Wurzelspitzenresektionen an 6ern
wirklich so eine kurze Überlebensdauer haben?

die Zahlen, die ich kenne, schwanken sehr. Heute, wo man bei der Resektion den Wurzelkanal noch einmal von hinten (retrograde Wurzelfüllung) dicht verschließt, gehen die Erfolge gut über 90%. Voraussetzung: Erfahrung, arbeiten am Operationsmikroskop, Zeit. (Zeit heißt hier auch Geld - ‚auf Kasse‘ macht das niemand)

b) eigene Erfahrungen mit wurzelspitzenresektionierten
Oberkieferbackenzähnen?

nur bei jenen PatientInnen, die (von mir überwiesen) von guten Leuten behandelt worden sind. Da waren die Ergebnisse schon respektabel.

Außerdem kann ich mir folgendes nicht so ganz vorstellen:
Schaut man sich Bilder von 6er Backenzähnen an, dann sieht man
3 große Wurzeln. Was ist denn daran verästelt?

Hast Du ja jetzt gesehen.

Danke für Eure Antworten.

BTW: Wenn Du am Ammersee mal nach Westen rüber ‚kitest‘, kannst Du Dir das Ammerdelta von weitem anschauen. Der Resektionschnitt müßte irgendwo bei Raisting liegen :wink:. Wenn Du jetzt immer noch reseziert werden willst, kann ich Dir per PM schon Namen in München sagen.

Kai

An alle, die mir auf das o.g. Posting geantwortet haben:
Herzlichen Dank für die ausführlichen Antworten.
Ihr habt meine Entscheidungsfindung echt erleichtert. Und ein spezielles Danke an Kai, der auch meinen med. Horizont mit einem super-Link erweitert hat.
Nun möchte ich Euch nicht vorenthalten, dass ich gestern abend noch einen (schon lage ausgemachten) Termin bei einem zweiten Zahnchirurgen hatte, welcher mir von einer anderen Zahnärztin empfohlen wurde. Ich wollte eine Zweitmeinung. Kurz zusammengefasst: Er war der Ansicht, WSR auf alle Fälle probieren, wenn das nicht klappt, kann der Zahn in ein paar Jahren raus, aber in der Regel klappt es bei seinen Patienten zu 80 - 90%. Natürlich kann er mir nichts versprechen, aber er würde, vor allem da die anderen Zähne auch sehr gut sind, auf alle Fälle versuchen, den Zahn zu erhalten. Er arbeitet nach der Methode, welche Kai in seinem Posting beschreibt: Ortho (oder Retro-??)grader Zugang, OP-Mikroskop usw.
Tja, ich habs dann einfach sofort machen lassen. Erst hatte sich der Arzt ne 1/2 h Zeit fürs Gespräch genommen. Dann hab ich noch kurz die Röntgenbilder geholt und los gings. Er hat dann auch tatsächlich beide seitlichen Spitzen resektioniert und er hat auch tatsächlich in der einen einen zweiten Wurzelkanal gefunden. Übringens hatte ich schon eine dicke Knochenzyste, welche bis hoch zum sinus maxillaris (Kieferhöhle) den Knochen zerstört hatte. Die hat er rausgeschält, wobei ich wohl insofern Glück hatte, als die Schleimhaut der Höhle noch intakt ist.
Jetzt heißt es warten, ob sich der gewünschte Erfolg einstellt. Die Nacht habe ich zwar mit 2x Wechseln der Eiskompresse aber ohne Schmerzmittel ganz o.k. überstanden. War wirklich alles nicht so schlimm und ich bin froh, dass ich meinen Zahn noch ein wenig behalten kann.
Danke nochmals an Euch.
Gruß Sui

@Kai: Wenn Du magst, dann sende mir doch gerne per PM Deinen Tipp, denn vielleicht wars ja sogar der Doc, der’s jetzt gemacht hat? Schade, dass ich jetzt 4 Tage keinen Sport machen darf, heute nachmittag wär’s glaube ich ganz schön gut zum Kiten *seufz*.

hi,

hab´s hinter mir: erst langwierige wurzel-dingsda an 12 terminen, dann ein jahr später -crack!- zahn gebrochen und gezogen. „ist ja klar“ sagte der doc (bevor er in seinen luxuswagen stieg), ein wurzelbehandelter zahn wird durch das fehlen der nerven porös.

warum hat er mir das nicht vorher gesagt???

ICH sag´s DIR vorher!

was würde man wohl in amerika machen, wo man die rechnung selbst bezahlt hätte? mal vor seine luxus-karosse treten?

na lieber nicht!