Kompostierung von gespritzten Früchten

Hallo!

Disput in unserer WG-Küche heute morgen:
Ich meinte, es sei Quatsch, Mandarinenschalen in den Restmüll zu schmeißen. Ich denke die Pflanzenschutzmittel werden entweder abgebaut, oder sind dann in der Erde, die mit dem Kompost gedüngt wird, so gering konzentriert, dass das unerheblich sei. Auch im Vergleich dazu wieviel Pflanzenschutzmittel man über die Früchte selbst aufnimmt…

Mein WG Kollege (alternativer Mathematiker) meinte, man vergifte den Boden usw.

Hat jemand Informationen?

VG, Stefan

Hallo, Stefan,
Reste von Citrusfrüchten kann man schon kompostieren. Das Problem dabei ist, dass die Schalen von Früchten von Hause aus soviel Abwehrstoffe gegen Fraßfeinde und Mikroben enthalten, dass sie sehr lange fast unversehrt auf dem Kompost liegen. Dazu bedarf es gar keiner zusätzlichen Pestizide. Man kann die raschere Kompostierung fördern, indem man die Pflanzenreste (Apfelsinen/Mandarinen/Grapefruitschalen) zerkleinert.

Gruß
Eckard

Huhu!

Böden vergiften mit Pflanzenschutzresten kann man nur sehr bedingt, weil AFAIK die Produzenten gespritztes Obst und Gemüse erst in den Handel bringen dürfen, wenn ein gewisser Zeitraum überschritten ist, nach dem in Testversuchen nur noch so wenig Pflanzenschutzmittel auf den Früchten war, das es Menschen garantiert nicht gefährdet (oder so).

Auf jeden Fall zu wenig, um den Boden abseits der Plantagen/Felder zu vergiften.

Das Problem mit der Zersetzung von Zitrusfrüchten hat mein Vorschreiber schon genannt - zusätzlich sei noch gesagt, das das Zeug, was man in die Biotonne tut, Heißkompostiert und vorher geschreddert wird - das kriegt echt alles klein, was irgendwie organisch ist, auch mit Pestiziden mumifizierte Apfelsinenschalen.

(Aufn Hauskompost würde ich auch ungespritzte Zitrusfrüchte nicht tun, weil die wie gesagt jahrelang da rumliegen und unschön aussehen, und eh jedesmal wieder ausgesiebt werden.)

Viele Grüße!
Scrabz aka Philipp (aka Drache).

Hallo Stefan,

schick deinem WG-Kollegen mal diesen Link:
http://www.zeit.de/2001/05/200105_stimmts_orangens_xml

Wobei ich persönlich den Aspekt mit den Pestiziden eher vernachlässigbar finde. Zum einen haben diese auch nur eine gewisse „Haltbarkeit“, sprich im Laufe der Verweildauer im Kompost (sofern es sich nicht um Schnellkomposter handelt) sollte der größte Teil der Pestizide abgebaut sein. Zum zweiten besteht ja nicht der gesamte Kompost aus Citrusfruchtschalen, es kommt zu einem starken Verdünnungseffekt der eventuell noch vorhandenen Reste. Man gibt ja auch nur ca. 1-5 Liter fertigen Kompost auf einen qm Gartenboden. Und im übrigen ist es nicht in allen Fällen so, daß die Pestizide dann auch in die Pflanze aufgenommen werden (sind ja meist Kontaktmittel). Der weitere Abbau der Reste erfolgt dann im Lauf der Zeit im Boden.

Viele Grüße
Eva

[ot] Zitrusfrüchte und Wandersagen
Hi Scrabz,

(Aufn Hauskompost würde ich auch ungespritzte Zitrusfrüchte
nicht tun, weil die wie gesagt jahrelang da rumliegen und
unschön aussehen, und eh jedesmal wieder ausgesiebt werden.)

das ist ein Gerücht, von dessen Unsinigkeit sich jederfrau bei mir überzeugen kann. Wir essen mit 6 Personen über die Wintermonate etwa 25 kg Apfelsinen, Schalen fliegen in den Kompost, gefunden habe ich noch nie auch nur ein Fitzelchen davon. Vielleicht liegt’s ja an den Ostallgäuer Wilden Kompostwürmern, das sind die mit den Reißzähnen.

Gruß Ralf

Servus Ralf,

der Tennessee Wiggler ist halt ein Südstaatler: Man braucht ihm bloß sagen „Schlaa zua, 's wird Sonntig!“ und ruckzuck ist die Orangenschale weg.

Imernstjetzt, ich kann bloß bestätigen, dass ein normaler Wurmkompost mit den Schalen von Zitrusfrüchten keinerlei Probleme hat.

Die Metabolisierung der Fungizide, mit denen die Schalen behandelt werden (an andrer Stelle schon mal beschrieben: Es geht bei Zitrusfrüchten nicht um das vielbeschworene „Spritzen“, der Haken ist die Behandlung der Schale nach der Ernte), geht wohl nicht grad express: Immerhin wird Orthophenylphenol auch als Konservierungsmittel für Leder und Textilien angewendet, wo es eine Weile halten muss.

Dennoch darf man eine durch den Stoffwechsel von Assel oder Tennessee Wiggler gegangene Orangenschale wohl für gänzlich harmlos erachten.

So, und als Illustration am Rande noch eine schöne Arbeit, die beiläufig auch dazu dienen kann, einige Irrtümer über das Niveau österreichischer Schulausbildung zu beheben, die ich ein paar Bretter weiter schon gelesen hab:

http://66.249.93.104/search?q=cache:e6n_BSG1GhsJ:www…

Schöne Grüße

MM