Hallo Simon,
auch dir danke für deine Antwort.
Kurz zu mir: Ich studiere derzeit VWL an einer Uni auf Diplom
und bin nicht so recht glücklich damit. Zuvor habe ich u.a.
ein Semester Biologie studiert, was ich aus verschiedenen
Gründen (leider, im Nachhinein betrachtet) habe sein lassen.
Warum?
Nun, da kam vieles zusammen, auch eine ordentliche Portion Dummheit. Ich wurde von dem Pensum komplett überrollt, wollte den vorgeschlagenen Studienplan einhalten, zu wenig erfahren, um zu wissen, dass ich auch ohne weiteres einige Scheine auf spätere Semester verschieben kann. Als am Ende noch nicht unerhebliche persönliche Probleme hinzukamen, verlor ich komplett den Anschluss und blieb völlig resigniert zurück - nie wieder Bio, lautete mein fatalistischer Entschluss (nach dem heutigen Wissensstand hätte ich einfach im nächsten Semester von vorne begonnen).
Nun war es aber immer mein Traum Bio, oder anverwandtes zu
studieren, und ich trage mich erneut mit dem Gedanken, in dem
Sektor weiterzumachen. In Biologie werde ich vermutlich nicht
mehr rein kommen (in meiner Wahl-Uni), weshalb ich mit dem
Gedanken spiele Biotechnologie an einer FH zu studieren.
Das ist nicht ganz dasselbe, aber das kannst du ja in jeder
SPO einer beliebigen FH nachlesen, die das Fach anbietet.
Biologen sind wohl zu Hauf arbeitslos, von
Biotechnologen höre ich immer wieder widersprüchliches.
Nochmal, zwischen klassischer Biologie und Biotechnologie
besteht ein gewisser Unterschied. Der Anteil an Bio in meinem
Studium lag vielleicht bei max. 1/3, der Rest war eben die
Technik (Verfahrens-/Mess-/Steuer-/Regeltechnik, etc.). Daher
kannst du das nicht so ohne weiteres vergleichen.
Ja, das ist mir schon klar. Das Erkenntnisobjekt ist aber ähnlich, auch wenn sich dem aus verschiedenen Richtungen, mit verschiedenen Zielsetzungen genähert wird. Oder vielleicht besser - die Mengen der Erkenntnisobjekte haben wesentliche Schnittmengen.
Seiner Zeit, im Biostudium, echauvierte ich mich engagiert über die überkommenen Lehrinhalte der klassischen Biologie, die sich u.a. in den sog. „Schnipselkursen“ ausdrücken. Eine fokusiertere, zielführendere Lehre begrüße ich.
Mal kann der Bedarf nicht gedeckt werden, mal heißt es, die
Absolventen fänden schlicht keine Anstellung, und wenn, dann
eine schlechte (letzteres meist eben von Absolventen gehört).
Grundsätzlich werden Ingenieure auf dem Arbeitsmarkt mehr oder
weniger dringend gesucht. Da macht die Biotechnologie keine
Ausnahme. Wenn Absolventen eine „schlechte Anstellung“ finden,
hat das vielleicht auch mit ihrer Erwartungshaltung zu tun -
oder der Tatsache, dass nur wenige Firmen bevorzugt
Absolventen ohne Praxiserfahrung einstellen.
Nun, natürlich kann man sich jetzt trefflich darüber streiten, welche Erwartungen angemessen sind, und welche nicht. Tatsache ist, dass in einem mühevollen Studium ein gewisses Human Capital angehäuft wurde, woraus einfach auch ein gewisses Grundniveau an Verdienst und Position resultieren sollte. Ist dem i.a.R. nicht so, sollte man seine Zeit und Kraft womöglich anderweitig investieren.
Ob man nun Biotech-Ingenieure mit anderen solchen in Sachen Berufschancen über einen Kamm scheren kann, weiß ich nicht, wage ich aber zu bezweifeln, handelt es sich doch (vermutlich gerade an der FH) um ein recht spezialisiertes Studium. Ich vermute ein weniger weit gefächertes Einsatzfeld, als es sich ein Uniabsolvent der E-Technik oder des Maschinenbaus erschließt. Aber um das zu klären, zumindest Auszugsweise und für den gegenwärtigen Zeitpunkt, bin ich ja hier.
Was stimmt denn nun? Soll ich mit meinen 24 Jahren und
mittlerweile 7 Hochschulsemestern von dem zukunftsträchtigen
VWL-Studium absehen und nochmal komplett neu mit
Biotechnologie beginnen?
Warum solltest du das tun? Ein fünftes Studium beginnen, ohne
bisher eins zuende gebracht zu haben?
Weil ich diese Phase meines Lebens als einzigartige Chance und Privileg verstehe, einigermaßen zu steuern, in welche Richtung sich alle folgenden entwickeln werden. Ich mag das zu idealistisch oder verbissen sehen (auch darüber zu sprechen bin ich hier), aber ich halte es für wünschenswert, mir einen Berufsbereich zu erschließen, der soweit als möglich meinen Neigungen entspricht. Womöglich mache ich mir deshalb aber auch zuviele Gedanken…
Oder ist die Arbeitslosigkeit unter
diesen Voraussetzungen vorprogrammiert
Dass deine Studiengeschichte sich für einen Personaler etwas
wankelmütig anhört, ist dir vermutlich nichts neues - ohne dir
damit zu nahe treten zu wollen.
Ich muss mit meiner Vergangenheit bis hierher leben. Vermutlich lassen sich ein paar der vergangenen Semester geschickt unter „Orientierungsphase“ und „Neigungsbildung“ zusammenfassen. Je nachdem wie gut die Verhandlungspostion geraten ist, geht sowas durch, oder eben auch nicht, was wohl auch von den letztlich präsentierten Abschlussnoten abhängt. Eine wesentliche Bestimmungsgröße dieser Verhandlungsposition ist das Angebot gleich- oder höherwertiger Arbeit und wie sich eben dieses Angebot derzeit in Sachen Biotech gestaltet, würde ich gerne herausfinden.
Grüße,
Matthias