Weltweit 70% aller Steuerliteratur aus der BRD?

Hallo!

Ich habe mal irgendwo gelesen dass 70% (-85%) der weltweit existierenden Steuerliteratur (oder waren es Steuergesetze) aus Deutschland (oder deutschsprachigen Ländern) kommt.

Meine Fragen dazu:
Kann jemand meine in Klammern gesetzten Angaben kommentieren? Wie verhält es sich genau?

Und was mir auch sehr helfen würde: Kann man diese Behauptungen auch von einer seriösen Quelle im Internet nachlesen (damit meine ich jetzt nicht, dass www.wer-weiss-was.de keine seriöse Seite ist ^^). Vielmehr meine ich eine Quelle wie eine bekannte Zeitung, eine Universität oder vll. sogar von eine staatlichen Behörde.

ICh würd ich auch über Kommentare freuen und über Ursachen dieses Zustands.

Liebe Grüsse, Biggi

Hallo

wie wäre es mit der grossen Kugel??? in0,38 Sekunden so an die 817 Ergebnisse
http://www.google.de/search?hl=de&q=70%25+Steuerlite…

warum das so ist, werden die Experten noch was dazu sagen. Der letzte Vorschlag mit dem Bierdeckel von dem Merz hätte schlagartig 10.000e Arbeitslose in der Steuerberatungsbranche gekostet, also nicht praktikabel. Vielleicht sollte man das als ABM des Staates betrachten?

LG
Mikesch

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Hallo,

Ich habe mal irgendwo gelesen dass 70% (-85%) der weltweit
existierenden Steuerliteratur (oder waren es Steuergesetze)
aus Deutschland (oder deutschsprachigen Ländern) kommt.

ja, das liest man ständig, leider ohne jeden Beleg. Angesichts der nicht unerheblichen Zahl der Staaten weltweit und der somit nicht unerheblichen Zahl der Steuersysteme, sollte man den Behauptungen zweifeln.

Wenn man sich darüber hinaus noch vor Augen führt, daß die Steuergesetzgebung im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in Deutschland weitgehend zentral stattfindet, wird schnell klar, daß die genannte Aussage entweder aus Frust oder anderweitig zielorientiert in die Welt gesetzt wurde.

Gruß
Christian

Hallo!

Ich habe mal irgendwo gelesen dass 70% (-85%) der weltweit
existierenden Steuerliteratur (oder waren es Steuergesetze)
aus Deutschland (oder deutschsprachigen Ländern) kommt.

70% der Welt sind doch deutschsprachig. Oder so ähnlich.
Deutschland, Schweiz, Österreich, Holland auch fast und der Rest ist Frankreich.
Sonst noch was?

Und was mir auch sehr helfen würde: Kann man diese
Behauptungen auch von einer seriösen Quelle im Internet
nachlesen (damit meine ich jetzt nicht, dass
www.wer-weiss-was.de keine seriöse Seite ist ^^). Vielmehr
meine ich eine Quelle wie eine bekannte Zeitung,

Morgen in der BILD.
Beruft sich auf eine nicht näher genannte Quelle im Internet :smile:))

Liebe Grüsse, Biggi

War nur Spaß

Servus Mikesch,

zur Illustration: Ich habe in den letzten Tagen einige Bierdeckel-Steuererklärungen gemacht, nämlich norwegische. Da sind so nette Fragen gestellt wie „Har du firmobil?“ (Hast Du ein Firmenauto?), und in diesem Stil wird die ganze Kiste zwar nicht auf einem Bierdeckel, aber auf zwei Blatt DIN A 4 abgehandelt.

Wer da auf die Barrikaden ginge, sind keineswegs die Steuerberater, sondern die Studienräte.

Und was man nicht vergessen darf: Die norwegischen Bierdeckel funktionieren deswegen so einfach, weil der Fiskus sowieso schon alles weiß: Wer in Norwegen geboren wird oder nach Norwegen zur Arbeit einreist, bekommt eine Foedselsnummer. Unter dieser Nummer wird zentral im Bronnoysundregister alles erfasst, was irgendwie von Belang ist: Wo Du wohnst, was Du besitzt, was Du verdienst, ob Du Deine Steuererklärungen abgegeben hast, ob Du arbeitest, wo und was, wie Dein Rentenversicherungskonto aussieht usw. Mit dem scharmanten Detail, dass Du mit der Foedselsnummer Deines Nachbarn, Kollegen, Vorgesetzten, Ministerpräsidenten etc. so gut wie alle dieser Daten online abrufen kannst: Sie sind öffentlich. Wenn Du die Foedselsnummer nicht hast, suchst Du über Namen, das geht auch.

Da brauchts dann in der Tat keine komplizierten Freistellungsaufträge, Quellensteuereinbehalte usw.: Die Bank meldet sowieso alles, was Dich angeht, an den großen Bruder. Und auch Dein Arbeitgeber hat ihm schon alles erzählt, Du musst es bloß noch pro Forma bestätigen und ggf. noch um die unehelichen Kinder ergänzen, die Du dem Arbeitgeber nicht sagen wolltest - nachher weiß ers dann auch.

Unter Streichung dieses oder jenes Artikels aus der Verfassung wäre das eine interessante Alternative, das ist wahr. Es wäre doch gleich alles viel angenehmer, wenn man so perfekt zentral verwaltet würde und sich um nichts mehr kümmern brauchte…

Schöne Grüße

MM

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Hallo!

Danke erstmal für das Engagement…

aber sehr glücklich bin ich mit den Antworten nicht.
Was diesen Dirk Bräutigam gebissen hat weiss ich nicht.

70% der Welt sind doch deutschsprachig. Oder so ähnlich.
Deutschland, Schweiz, Österreich, Holland auch fast und der Rest ist :Frankreich.
Sonst noch was?

@Dirk
Dass jemand eine Frage von mir so runtergemacht oder veräppelt hat ist mir noch nicht passiert in diesem Forum, schade. Wenn du das hier liest, lieber Dirk, wenn du nochmal ne Frage von mir irgendwo liest, verkneif dir leiber eine Antwort.

Und @Mikesch

gegooglet hab ich danach auch. Bis auf irgendwelche Blogs, Werbung für Anwälte oder Steuerberater und anderen Diskussionsforen hab ich da aber leider nichts gefunden. Wie exc schon erwähnt hat:

ja, das liest man ständig, leider ohne jeden Beleg.

Ich hab zwar um Kommentare gebeten, aber mit Ausflügen nach Norwegen und dem fehlenden Datenschutz dort habe ich dann doch nicht gerechnet.

und im Prinzip suche ich Hauptsächlich diesen Beleg auf einer seriösen Seite (Universität, Zeitung, Behörde)…eine Quelle die diese These widerlegt ist natürlich genauso willkommen.

Könnte es vllt. sein, dass mit dieser These lediglich gemeint ist, dass 70% aller Steuerliteratur der dtsch. sehr ähnlich, weil aus Deutschland übernommen (Bismarck, Beamtentum, etc.), ist?
Es wird ja behauptet, dass Japan um das 19. Jhdt. herum, als es schnell einen westlichen Wandel vollzogen hat, aus Deutschland die damals recht fortschrittliche Gesetzgebung (inkl. Steuerrecht) übernommen hat…die USA z.B. diente als Vorbild für das Militär…und die Gesetzgebung wurde seitdem auch nicht grossartig reformiert oder neu geordnet.
Dann wäre die These aber sehr unpräzise (ist deutsch - geht auf die deutsche zurück) formuliert.

Gruss, Biggi

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So…ich hab jez nach etlichen Seiten folgendes gefunden:

Deutschland stellt nur zwei Prozent aller Steuerzahler auf der Welt, :aber 70 Prozent aller Steuerliteratur erscheint in Deutsch.

Zitat nach dem Stern:
http://www.stern.de/politik/deutschland/index.html?i…

Der Stern gilt doch weithin als seriösen Magazin. Ich glaub eigentlich alles was ist an Zahlen und Statistiken im SPIEGEL, der ZEIT und der WELT steht. Eine Fehlerquote von einigen Prozent sind da zwar immer drin, aber das meine ich auch nicht.

Meine Frage ist (bin ich etwa naiv?): Warum schreibt der Stern sowas, wenn es sowieso nur die wenigsten glauben?

gruss, Biggi

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So…ich hab jez nach etlichen Seiten folgendes gefunden:

Deutschland stellt nur zwei Prozent aller Steuerzahler auf der Welt, :aber 70 Prozent aller Steuerliteratur erscheint in Deutsch.

Zitat nach dem Stern:
http://www.stern.de/politik/deutschland/index.html?i…

Der Stern gilt doch weithin als seriösen Magazin.

Der Stern gilt weithin als sensationsheischende Klatschpostille, die für ein paar Leser jeden Müll schreiben würde - und das seit Jahrzehnten auch schon so praktiziert.

Ich glaub
eigentlich alles was ist an Zahlen und Statistiken im SPIEGEL,
der ZEIT und der WELT steht.

Diese drei Presseerzeugnisse gleichwertig in einem Satz zu nennen, halte ich für sehr weitgehend.

Meine Frage ist (bin ich etwa naiv?): Warum schreibt der Stern
sowas, wenn es sowieso nur die wenigsten glauben?

Siehe oben.

Gruß,
Christian

Hallo Biggi,

die Aussage bezüglich der (über) 70 % ist schon nicht ganz abwegig. Ob es nun genau 70 oder mehr Prozent sind, kann natürlich keiner Sagen. Die Größenordnung ist aber richtig.

Man muss hier folgendes sehen:

Auch wenn die „moderne“ Steuer wie wir sie heute kennen, erstmals um 1780 durch William Pitt (damals zur Finanzierung der englischen Streitkräfte) eingeführt wurde, so ist es dennoch eine Tatsache, dass wesentliche Erkenntnisse auf dem Gebiet des modernen Steuerrechts (letzten 100 Jahre) in Deutschland gereift sind und publiziert wurden.
Was viele Leute nicht wissen ist, dass viele andere Staaten bei der Anlegung oder Modernisierung ihrer Steuersysteme (ganz aktuell die Staaten Osteuropas) auf die Beratung aus Deutschland gesetzt haben.
Auch wenn man es nicht glauben mag, aber Deutschland steht in der Welt nicht nur für Autos, sondern auch für Steuern und das -zumindest aus theoretischer Sicht- nicht immer zu seinem Nachteil.

Zu der Frage der Veröffentlichung von Literatur zu diesem Thema. Hier muss man sehen, dass man in so einem Fall von der gesamten zum Thema Steuern veröffentlichten Lit. ausgeht.
Es geht also um neue Steuergesetze, um Veränderungen von Steuergesetzen, um Steuerrichtlinien, um Verordnungen insb. die Durchführungsverordnungen die zu jedem einzelnen Steuergesetz existieren und auch diese können gerändert werden. Nicht zu vergessen natürlich die BMF-Schreiben oder aber auch solche Gesetze wie die Finanzgerichtsordnung und das Steuerverfahrensrecht bekennt noch eine Menge mehr.
Darüber hinaus muss unterschieden werden zw. den Verantwortlichkeiten von Bund und Ländern. Viele Steuern werden von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich behandelt. Nicht zu vergessen die verschiedenen kommunalen Steuern.

Auf der anderen Seite steht dann die Lit. die aus der Wissenschaft und der Lehre kommt. Wenn z.B. Lehrbücher zum Thema Steuern für Hochschulen verfasst werden oder aber für die Menschen, die eine Ausbildung in einem steuerberatenden Beruf ablegen.
Nicht zu vergessen die Lit. die für den „Normalo-Bürger“ veröffentlicht wird, damit sich dieser durch das Wirrwarr im Steuerrecht finden kann - was ihm aber nur selten gelingen wird.

Das Europarecht tut dann sein Übriges. Manches muss harmonisiert werden. Das wirkt dann natürlich in einem ohnehin schon überregulierten Land wie Deutschland verstärkt. Also muss man auch hier wieder fleißig schreiben, nämlich konkret auf Deutschland bezogen. ZIeht sich dann durch wie ein roter Faden.

Fakt ist, dass es wohl kaum ein anderes Steuersystem auf dieser Welt gibt, welches dermaßen komplex und verworren ist, wie das unsere. Wenn man sich etwas besser mit dem Thema auskennt und sich alleine nur einmal den Aufbau des Einkommensteuergesetzes ansieht, sieht man, wie oft schon nur zum Zwecke der Interessenbefriedigung seitens der fachlich nicht ausreichend gebildeten Politik dort herumgedoktert wurde.
Da alle unsere Einzelsteuergesetze mehr oder weniger darunter leiden, ganz besonders extrem ist es beim Außensteuergesetz, entschließt man sich eben auch künftig -anstatt komplett zu reformieren- weiter „Verbesserungen“ in kleinerem Umfange vorzunehmen. Das kann man sich wie mit den Straßen vorstellen. Anstatt sie komplett neu zu bauen, wird hier und da mal ein neues Stück geflickt. So fährt es sich dann auch (darüber).

All diese Probleme gibt es im Ausland überwiegend nicht. Dort sieht man dann auch, dass Einfachheit auch die Veröffentlichung von (erklärender bzw. begründender) Lit. limitiert.
Außerdem kommt hinzu, dass in Deutschland traditionell die Dinge gerne formal und „verwaltungstechnisch korrekt“ behandelt werden, sprich also, dass man gerne alles gesetzlich und bürokratisch fixiert. Immherin leben davon ja auch eine ganze Menge Menschen in diesem Lande :smile:)

Von daher ist die Aussage zu der Komplexität und der veröffentlichten Lit. schon gerechtfertigt.
Viele Experten, darunter insb. viele Steuerrechtler sind der Meinung, dass da jetzt dringend die Notbremse gezogen werden müsse. Allerdings wurde die letzte von der Regierung beauftrage Expertengruppe (von der Stiftung "Neue soziale Marktwirtschaft) die sich mit der Reform des Steuersystems im Allgemeinen und der Reform der Unternehmensteuer im Besonderen befasst hat, zwar gehört, ihre Ergebnisse dann aber abgelehnt.

VG
TraderS

Hallo,

Darüber hinaus muss unterschieden werden zw. den
Verantwortlichkeiten von Bund und Ländern. Viele Steuern
werden von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich behandelt.
Nicht zu vergessen die verschiedenen kommunalen Steuern.

Du tust gerade so, als wäre das ein weltweit einmaliges System. In den USA bspw. ist die Subsidiarität bei den Steuern viel stärker ausgeprägt als in Deutschland. Das geht soweit, daß nicht nur die einzelnen Bundesstaaten sondern sogar die einzelnen Counties ihre eigene Mehrwertsteuersätze festlegen können, wobei es je nach Bundesstaat verschiedene Ermittlungsansätze gibt (sales tax vs. VAT). Darüber hinaus gibt es in den USA statt Grundstücksabgaben für ver- und Entsorgung Steuern auf Grundbesitz.

Daß die Literatur zu dem Thema in Deutschland im Verhältnis zur Zahl der Steuerpflichtigen überproportional ausgeprägt ist, würde ich wohl noch glauben, daß aber ein Anteil > 10% auf deutsche Steuerliteratur entfällt, ist m.E. völlig unrealistisch.

Üwrijens: deutsche Steuergesetze waren ein Exportschlager, als die deutschen Steuergesetze - allen voran das EStG - nicht mehr als eine gute Handvoll Paragraphen enthielten und das ist so um die 80 Jahre her. Schon mit den Nazis wurden sie Gesetze so kompliziert, daß sich niemand mehr dafür interessierte - und das unabhängig davon, was das Motiv der Veranstaltung war.

Gruß,
Christian

Hi,

Du tust gerade so, als wäre das ein weltweit einmaliges
System. In den USA bspw. ist die Subsidiarität bei den Steuern
viel stärker ausgeprägt als in Deutschland. Das geht soweit,
daß nicht nur die einzelnen Bundesstaaten sondern sogar die
einzelnen Counties ihre eigene Mehrwertsteuersätze festlegen
können, wobei es je nach Bundesstaat verschiedene
Ermittlungsansätze gibt (sales tax vs. VAT).

Das ist zwar richtig, aber dennoch ist der damit verbundene Verwaltungsaufwand ob der starken Individualisierung immer noch geringer, als bei uns.
In den meisten Ländern, so auch den USA, gibt es ein oftmals recht knappes Gesetz und (!) und das ist noch viel wichtiger, viele Steuersachverhalte werden auch vor Gericht geklärt. Dies ist ja auch Ausdruck des stark in angelsächsischen Staaten vorherrschenden case law. Der einmal entschiedene Sachverhalt gilt dann für alle gleichartigen Sachverhalte entsprechend - ein Gedanke der unserem Steuersystem eigentlich (!) auch innewohnt aber nur schwerlich umgesetzt wird bzw. werden kann.

Daß die Literatur zu dem Thema in Deutschland im Verhältnis
zur Zahl der Steuerpflichtigen überproportional ausgeprägt
ist, würde ich wohl noch glauben, daß aber ein Anteil > 10%
auf deutsche Steuerliteratur entfällt, ist m.E. völlig
unrealistisch.

In vielen anderen Ländern wird zu dem Thema in der Tat weniger geschrieben - sei es von staatlicher oder sei es von der wissenschaftlichen Seite. Veränderungen an Steuergesetzen kommen in Deutschland mit Abstand am häufigsten vor. Viele Europäische Steuergesetze wurde erst vor kurzem zum ersten Mal reformiert, nämlich im Zuge der Harmonisierungsbestrebungen der EU.

Üwrijens: deutsche Steuergesetze waren ein Exportschlager, als
die deutschen Steuergesetze - allen voran das EStG - nicht
mehr als eine gute Handvoll Paragraphen enthielten und das ist
so um die 80 Jahre her.

Das stimmt nicht ganz. Vor drei Jahren hat eine Handvoll von Steuerrechtsprofessoren die russische Regierung beraten. In Litauen haben sis vor 4 Jahren sogar ein Steuergesetzbuch installiert.

Schon mit den Nazis wurden sie Gesetze
so kompliziert, daß sich niemand mehr dafür interessierte -
und das unabhängig davon, was das Motiv der Veranstaltung war.

Das stimmt zwar … ABER: Es kommt den „Importeuren“ dieser Gesetze auch nicht auf die einzelnen Paragraphen an, sondern auf das Wesen bzw. den Grundgedanken unseres Steuersystems.
Es kommt ja nicht auf einzelnen Normen an, sondern auf die Umsetzungen einer Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit mit all seinen das Fundamentalprinzip konkretisierenden Subprinzipien.
Außerdem scheint im Ausland sehrwohl bekannt zu sein, dass die Wissenschaft die richtigen Ansätze erkannt hat, diese aber nicht gegenüber der Politik durchsetzen bzw. anregen kann.
Von daher kann man das dt. Steuerrecht schon als eine Art „Laboratorium“ sehen, wo sich der Rest der Welt gerne neue Anregungen holt.

VG
TraderS

Servus,

Ich hab zwar um Kommentare gebeten, aber mit Ausflügen nach
Norwegen und dem fehlenden Datenschutz dort habe ich dann doch
nicht gerechnet.

Da Du mich persönlich ansprichst: Da gings um einen persönlichen Schlagabtausch mit Freund Mikesch, der sich halt auch gern bei seriösen Zeitungen über die Welt informiert, wie mir scheint.

Hiermit:

Könnte es vllt. sein, dass mit dieser These lediglich gemeint
ist, dass 70% aller Steuerliteratur der dtsch. sehr ähnlich,
weil aus Deutschland übernommen (Bismarck, Beamtentum, etc.),
ist?

machst Du Dir zu viel Mühe, deucht mir. Die legendären 70% sind sowas wie gefühlte 70%, was man daran erkennen kann, dass diese erstaunlich glatte Zahl schon seit Jahren die gleiche ist. Nie wird sie 72 oder 67%, es bleiben immer 70, und bezeichnenderweise immer ohne Angabe des Maßstabes: Anzahl der Titel? Normzeilen? Regalmeter (eher unwahrscheinlich, weil z.B. die Beckschen Ziegelsteine oder der Debatin/Wassermeyer auf extrem dünnem Papier gedruckt sind)? Ein Wechsel des Maßstabes müsste zwangsläufig die Zahl verändern, und man darf auch die Frage stellen, wie man das überhaupt halbwegs verlässlich ermitteln will. Wie viele Steuerpublikationen sind in den letzten zwanzig Stunden weltweit erschienen, von denen Du oder ein anderer fleißiger Zähler gar nichts wissen kann und auch nie etwas wissen wird? Wie will man da die 70% überhaupt unterfüttern?

Wieauchimmer: Die Aussage ist ungefähr so wertvoll wie die einer früheren Kollegin, die sicher war, die Steuerbelastung von ihr und ihrem Gatten (Fliesenleger und Hüpfburgenverleiher) sei 65%. Es ist nicht der Mühe wert, so einer Zahl nachzugehen, die ihren scheinbaren Gehalt bloß aus ständiger lauter Wiederholung bezieht.

Vor allem eine Behauptung widerlegen zu wollen, die durch nichts belegt oder begründet wird, sondern bloß ständig wiederholt wird, scheint mir systematisch nicht angezeigt: Derjenige, der eine These äußert, muss sie begründen. Sie wird nicht dadurch belegt, dass sie niemand widerlegt.

Wenn wir schon bei den Ausflügen über die Grenze sind: Unmittelbar neben Deutschland liegt ein Land, in dem per Gesetz jedes einzelne Sachkonto vorgeschrieben ist, das in einer ordnungsgemäßen Steuerbilanz und GuV auftauchen darf. Deutschland ist es nicht.

Und nicht direkt angrenzend, aber mit bloß einem relativ kleinen Land dazwischen liegt eins, in dem Du von der Finanzpolizei auf der Straße angehalten wirst und nach dem Kassenbeleg für die Schuhe gefragt wirst, die Du im Karton bei Dir trägst. Wenn Du keinen hast, zahlst Du nicht bloß eine Geldbuße, sondern auch die Umsatzsteuer auf den Kauf.

Kurz: Soo viel schlimmer als die anderen sind die Deutschen auch nicht, aber es mag sein, dass sie vielleicht ein bissel arg ausführlich davon reden, wie schlimm sie doch sind.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

In den meisten Ländern, so auch den USA, gibt es ein oftmals
recht knappes Gesetz und (!) und das ist noch viel wichtiger,
viele Steuersachverhalte werden auch vor Gericht geklärt. Dies
ist ja auch Ausdruck des stark in angelsächsischen Staaten
vorherrschenden case law. Der einmal entschiedene Sachverhalt
gilt dann für alle gleichartigen Sachverhalte entsprechend -

Du bist Dir anscheinend nicht darüber im Klaren, daß das genau gegen Deine Behauptung spricht. Jedes einzelne Urteil ist nämllich auch Teil der Steuerliteratur der USA und weil jedes Urteil nur für den entschiedenen Einzelfall gilt, wächst dieser Urteilswald ständig weiter. Nicht zuletzt aus diesem Grunde sind die US-GAAP, die ja auch irgendwie ein bißchen was mit Steuern zu tun haben, ungefähr tausend mal so umfangreich wie die Regelungen des HGB.

Üwrijens: deutsche Steuergesetze waren ein Exportschlager, als
die deutschen Steuergesetze - allen voran das EStG - nicht
mehr als eine gute Handvoll Paragraphen enthielten und das ist
so um die 80 Jahre her.

Das stimmt nicht ganz. Vor drei Jahren hat eine Handvoll von
Steuerrechtsprofessoren die russische Regierung beraten. In
Litauen haben sis vor 4 Jahren sogar ein Steuergesetzbuch
installiert.

Ja und? Daß die Berater aus Deutschland kommen, heißt doch nicht, daß die Letten und Russen deutsche Gesetze übernommen haben (sonst hätten sie ja auch kaum ein neues Gesetz geschrieben, sondern einfach das entsprechende deutsche kopiert). Das im übrigen genau das, was ich sagte: Der Grundansatz der deutschen Steuergesetzgebung ist an sich nicht schlecht, nur hat man in den letzten 80 Jahren soviel an neuen Regelungen hineingebastelt, daß sich insbesondere das EStG mittlerweile liest wie eine Novelle von Kafka.

Gruß,
Christian