Hallo!
Mit leichtem Heizöl, Gas oder Holzpellets kostet die kWh derzeit rund 5 Cent. Bei Deinem nicht gerade kleinen Gebäude schätze ich als grobe Hausnummer und bei Beheizung der Gesamtfläche den Jahresbedarf auf die Größenordnung von 100.000 kWh. Mit Heizöl wären das 10.000 l und bei 50 Cent/l 5.000 €. Tendenz steigend. Mit Gas ergibt sich die gleiche Größenordnung. Das ist jetzt aus der Hüfte geschossen, um zu einer Grundlage für die folgenden Überlegungen zu kommen.
Für Holzhackschnitzel kann man je nach Holzart und Trocknungsgrad mit rund 1.000 kWh/m³ rechnen. Ein paar Prozent mehr oder weniger spielen jetzt keine Rolle, es geht nur um Größenordnungen. Dabei haben Holzhackschnitzel auf das Volumen bezogen etwa ein Zehntel des Heizwertes von Heizöl. Zur Beheizung Deines Hauses brauchst Du danach rund 100 m³ Hackschnitzel p. a…
Um Holz für Heizzwecke benutzen zu dürfen, um ordentlichen Wirkungsgrad und ausreichend hohe Verbrennungstemperatur zu erreichen, muss Holz mindestens 2 Jahre lagern. Bei Scheitholz können 2 Jahre noch zu wenig sein, bei Hackschnitzeln reicht die Zeit. Bei selbst erzeugten Hackschnitzeln muss man demnach mindestens den Bedarf von 2 Jahren lagern und entsprechenden Lagerraum vorhalten. In Deinem Fall handelt es sich um ein Volumen von 200 m³. Das Holz muss trocken und gut durchlüftet lagern. Für Hackschnitzel wird man i. d. R. ein Silo verwenden, das innen glatte Wände hat und unten trichterförmig zulaufend in einer Förderschnecke endet. Dieser Behälter/dieses Bauwerk dient gleichzeitig der Trocknung und braucht deshalb eine Belüftungseinrichtung, z. B. perforierte Rohre. Andernfalls trocknet da nichts, sondern fault.
Damit aus einer Holzhackschnitzelheizung kein Arbeitsbeschaffungsprogramm für den Betreiber wird, sind wie bei jedem anderen Brennstoff Qualitätsanforderungen zu erfüllen. Die Holzhackschnitzel müssen eine halbwegs gleichmäßige Größe haben, auf geringe Restfeuchte getrocknet sein und es muss Holz sein, kein Grünzeug, keine Erde, keine oder nur wenig Rinden, kein Reisig und nichts, was schon jahrelang im Wald lag und im Zersetzungsprozess begriffen ist. Ungeeignetes Material verstopft die Förderschnecke, bringt nur Volumen, aber keinen nennenswerten Heizwert. Wer das alles als nicht so wichtig ansieht, kommt abends bei Minusgraden in die ausgekühlte Hütte und hat dann die freie Wahl, entweder zu frieren und das Gemaule der Familie zu ertragen oder die Förderschnecke zu demontieren und kubikmeterweise ungeeignetes Material aus dem Silo zu entfernen. Hackschnitzel für eine zeitgemäße, automatisch beschickte Heizungsanlage bestehen also nicht aus Gartenabfällen und auch ein Hektar Wald reicht nicht. Der wird nämlich nur alle paar Jahre durchforstet. Die Anforderungen an das Holz sind mit wenigen Abstrichen durchaus vergleichbar mit den Anforderungen für anderes Nutzholz, etwa zur Spanplattenherstellung. Die werden auch nicht aus Blättern und Borken gemacht. Wer die Durchforstung eigenhändig durchführt - und ich weiß, wovon ich rede - kommt nicht mehr auf die Idee, Holz als billigen Brennstoff zu bezeichnen. Wer mit gesunden Knochen jahrelang arbeitslos zu Hause hockt, kann das machen. Berufstätige Menschen werden aber sehr schnell merken, wie billig doch Heizöl und Gas sind. Mit anderen Worten: Holz läßt sich sinnvoll nutzen, wenn es quasi industriell mit schwerem Gerät geerntet wird. Per Hand liegt das Tun abseits jeder Wirtschaftlichkeit, selbst bei noch deutlich höheren Öl- und Gaspreisen.
Mit einem gefällten Baum hat man noch lange keine Hackschnitzel. Der entastete Baum ist in transportable Stücke zu zerlegen und nach Hause zu transportieren. Je kürzer die Stücke sind, desto mehr Arbeit ist damit verbunden. Man nimmt Stücke von 2 bis 3 m Länge und braucht einen Schredder, der die schweren Brocken schlucken kann. Das ist also kein Spielzeug aus dem Gartenmarkt, sondern eine ausgewachsene, tonnenschwere Maschine. So ein Ding ist nicht ganz billig, ist kaum unter 100 kW Anschlußwert zu betreiben und macht einen Höllenlärm.
Ich kürze ab: Der Aufwand rechnet sich für Deine Heizung nicht. Die Sache sieht anders aus, wenn man daraus ein Gewerbe macht und die Hackschnitzelerzeugung einschließlich deren Distribution ganzjährig betreibt. So etwas rechnete ich durch, als der Liter Heizöl 35 Cent kostete. Unter den Voraussetzungen des hiesigen niedrigen Lohnniveaus und einer bestimmten Anzahl von Abnehmern, die innerhalb etwa einer halben Stunde im Umkreis per Tankwagen erreichbar sind, ließe sich in meiner waldreichen Gegend ein rentabler Betrieb realisieren.
Dein Haus ist groß genug, damit sich der technische Aufwand für eine Holzhackschnitzelheizung rechnet, sofern die Versorgung mit Hackschnitzeln ortsnah gesichert ist. Die selbst erzeugten Holzhackschnitzel sind nach meiner Einschätzung kein gangbarer Weg.
Ich vermute, dass die Hackschnitzelheizung für Dich letztlich ausscheidet. In diese Richtung geht auch meine Empfehlung, denn der zu treibende technische Aufwand wird sich erst nach vielen Jahren amortisieren. Dabei bleibt aber das grundsätzliche Problem unverändert: Der hohe Energiebedarf Deines Hauses. Ich halte es daher für sinnvoller, den Energiebedarf zu senken. Eine erste Maßnahme könnte darin bestehen, die Heizungsanlage mit welchem Brennstoff auch immer nur während der Heizperiode zu betreiben, also die Warmwasserbereitung über Durchlauferhitzer zu realisieren. Strom ist zwar um etwa Faktor 3 teurer als Öl oder Gas, aber für die Warmwasserbereitung arbeitet die Heizungsanlage mit zu schlechtem Wirkungsgrad, um mit Strom konkurrieren zu können. Derzeit betreibst Du für WW einen separaten Gasbrenner. Das ist eine andere Welt als ein riesiger Heizkessel und kann auch zukünftig sinnvoll sein, wenn Du denn überhaupt bei Gas bleiben willst. Eine weitere Maßnahme besteht in individueller Regelung der Heizkörper in jedem Raum. Die üblichen Thermostatventile reichen dafür nicht, denn nicht alle Räume müssen 24 Stunden am Tag gleichmäßig beheizt werden. Zeitabhängig elektrisch gesteuerte Ventile machen sich deshalb schnell bezahlt. Der erste Teilbetrag läßt sich schon bei der Regelung am Heizkessel sparen. Wenn man die Räume individuell regelt und die WW-Bereitung von der Heizung abkoppelt, ist eine eierlegende Wollmilchsau mit Außentemperaturfühler und zig Programmen überflüssiger Spielkram. Die Regelung am Kessel muss nur noch für eine halbwegs konstante Vorlauftemperatur sorgen und mehr nicht. Gibts noch irgendwo Heizkörper, die knallheiß werden müssen, um den Raum warm zu bekommen? Dort sind großflächigere Heizkörper günstiger, die mit niedrigerer Vorlauftemperatur auskommen. Dabei läßt schon ein einziger Heizkörper, der eine höhere Vorlauftemperatur als der Rest braucht, den Wirkungsgrad der gesamten Anlage abstürzen und die Betriebskosten entsprechend steigen.
Etliche Wochen im Jahr sind heizungsmäßig nicht Fisch und nicht Fleisch. Für die Zentralheizung ist es noch zu warm und ganz ohne Heizung wird es ungemütlich. Für diese Zeiten ist ein moderner, mit Scheitholz manuell beschickter Kamin genau das Richtige. Geschickt im Haus plaziert, lassen sich damit mehrere Räume temperieren. Offene Kamine sind nur etwas fürs Auge, heizen in der Hauptsache zum Schornstein hinaus und bringen erhebliche Brandgefahr und eine Menge Dreck mit sich. Ein brauchbarer Kamin kann (muss aber nicht) eine sichtbare Flamme haben und hat stets einen hohen Brennraum, in dem Holzgas mit etwa 800°C verbrennt.
Wenn der Keller des Hauses ganzjährig nicht knochentrocken sein sollte, ist Abhilfe dringend anzuraten. Bei Feuchtigkeit im Gemäuer heizt Du Dich nämlich tot. Gibt es noch irgendwo windige Türen und Fenster im Haus? Mindestens die Wetterseite hat 3fach verglast zu sein. Sofern es die Fassade zuläßt, sollte gleichzeitig eine thermische Außenisolierung angebracht werden. Diese Arbeit gleichzeitig mit den Fenstern durchzuführen, ist sinnvoll, weil die Fenster in den Wandbereich des größten Temperaturgefälles montiert werden müssen. Bei thermischer Isolierung sind hauchdünne Verkleidungen mit aufgeschäumtem Rücken weitgehend nutzlos. Wenn es etwas bringen soll, muss man buchstäblich dick auftragen. Weil es gerade passt: Finger weg von ausnahmslos allen Innenisolierungen aus Styropor, Styrodur o. ä. . Auch hinter Heizkörpern hat das Zeugs nichts zu suchen. Damit produziert man üble Schimmelnester. Man kann und manchmal geht es nicht anders, von innen isolieren und dabei kommen auch die genannten aufgeschäumten Polystyrole zum Einsatz. Aber „Viel-hilft-viel“ ist dabei keine brauchbare Methode, man muss vielmehr penibel genau rechnen und aus der Ferne geht gar nichts. Das muss sich ein Bau-Ing. vor Ort ansehen. Solche Innenisolierung besteht immer aus dem Isolierstoff und zum Raum hin aus einer feuchtigkeitsaufnehmenden Schicht, damit man keine Tropfsteinhöhle baut.
Die Maßnahmen lassen sich nach und nach realisieren. Insgesamt wird sich damit der Energiebedarf des Hauses auf eine finanziell weniger schmerzhafte Größenordnung reduzieren lassen.
Zukunftsperspektive: Vielleicht findet sich auf der Südseite des Daches oder auf dem Grundstück ein sonniges Plätzchen für Sonnenkollektoren, die sich mit durchaus überschaubarem Aufwand selbst bauen lassen. Wenn man auf die allerletzten Prozente Wirkungsgrad verzichtet, ist der Selbstbau kein Hexenwerk und bringt rund 500 W/qm. Bei 1.500 Sonnenstunden p. a. und z. B. 50 qm Kollektorfläche kommt man auf immerhin 37.500 kWh. Wenn Du die vorgeschlagenen Maßnahmen realisierst, wirst Du damit in der Größenordnung Deines Jahresbedarfs liegen. Dummerweise scheint die Sonne in der Hauptsache gerade dann, wenn niemand heizen möchte. Aber Hilfe naht in Form chemischer Energiespeicher mit akzeptabler Energiedichte. Damit könnten Öl und Gas zum Verheizen zukünftig entbehrlich werden. Vermutlich dauert es noch ein paar Jahre, bis die ersten Speicher für viel Geld in den Handel kommen und bis das einschlägige Handwerk diese Technik akzeptiert, bei der es überhaupt keinen Brenner mehr gibt, wird wohl noch viel Zeit vergehen müssen. Für den ambitionierten Selbermacher mit der Bereitschaft, sich mit einigen chemischen Zusammenhängen zu beschäftigen, sehe ich aber schon zeitnah die Chance, einen brauchbaren Speicher zu realisieren.
Gruß
Wolfgang